Startseite Heimkino Hinter den Kulissen von JBL: Das wusstest du noch nicht über die beliebte Audiomarke!

Hinter den Kulissen von JBL: Das wusstest du noch nicht über die beliebte Audiomarke!

JBL ist für seine Bluetooth-Lautsprecher bekannt. Aber wusstest du auch, dass die Firma ihren Ursprung in Musikstudios und Kinos hat? HIFI.DE zu Besuch bei JBL.
JBL Harman Los Angeles Experience Center Center of Acoustic Excellence Tour

Wer nicht professionell mit Audio arbeitet, der kennt JBL wahrscheinlich für seine Bluetooth-Lautsprecher und das unverkennbar knallige Orange, das sich in Logo und Produktdesign wiederfindet. Das eigentliche Geschäft baute sich die US-Firma aber seit Mitte der 40er-Jahre mit Lautsprechern auf, die nicht nur in heimischen HiFi-Anlagen, sondern auch in Kino-Systemen und sogar in Gitarrenverstärkern von Fender zum Einsatz kamen.

Seit 1969 gehört JBL (benannt nach Gründer James B. Lansing) zu Harman International, einer Tochtergesellschaft von Samsung. Und Harman ist es, welche die HIFI.DE Redaktion jüngst nach Los Angeles eingeladen haben. Denn auf einem Areal im Stadtteil Northridge, welches JBL 1976 erwarb, befindet sich heute Harmans Hauptsitz. Hinter den Kulissen von Harman und JBL konnten wir nicht nur JBLs Geschichte nachverfolgen – vom Lansing Iconic bis zu den neuen JBL Authentics – sondern auch Einblicke in Harmans akustische Forschung und Lautsprecherentwicklung gewinnen. Falls dich schon immer interessiert hat, wie Lautsprecher entwickelt werden, findest du hier unsere Eindrücke – und natürlich Fotos!

JBL Professional: Wurzeln in der Musikindustrie

Der Stadtteil Northridge liegt im Nordwesten von Los Angeles, mit dem Auto nur etwa 30 Minuten vom Hollywood Boulevard entfernt. Bevor der Campus, den wir besuchen, in den 70ern von JBL erworben wurde, war er eine RCA-Fertigungsanlage; noch davor, ein Zitronenhain. Heute befindet sich auf einem Teil des stark gewachsenen Areals das Harman Center of Acoustic Excellence und das Harman Experience Center.

Harman Experience Center LA
Am grauen LA-Morgen sieht das Experience Center ganz unscheinbar aus. Folgst du der Gebäudewand nach rechts, gelangst du in wenigen Metern zum Center of Acoustic Excellence.

Das Experience Center stellt primär die Produktlösungen von Harman Professional Solutions vor – und wird auch genutzt, um Konzertveranstalter und Entertainment-Organisatoren in Live-Vorführungen von den eigenen Audio- und Lichtinstallationen zu überzeugen. Speziell JBL ist eng mit der US-Unterhaltungsbranche verbunden – und das nicht nur über Marketing-Aktionen wie Testimonial Doja Cats Red-Carpet-Auftritt mit einem JBL Clip 4 als Handtasche. Die Firma ist auch „Sound Partner“ und Sponsor der Grammy Awards. Mit JBL, Lexicon und AKG haben gleich drei Harman-Marken  Technical Grammy Awards erhalten.

JBL Grammy
Die drei Grammys präsentiert man natürlich stolz im Eingang des Harman Experience Centers.

Harman Center of Acoustic Excellence: Forschung für JBL, Harman Kardon und Co.

Spannender war für uns aber das Harman Center of Acoustic Excellence. Auch hier liegt der Fokus auf Harman Professional Solutions, in dem Komplex sind aber weitaus mehr Abteilungen auf die ein oder andere Weise vertreten. Darunter auch Harman Embedded Audio, wobei hier in den USA ganz neu Lovesac dabei ist: Die Couch der Marke im Eingangsbereich ist nicht nur eine Couch, sondern auch ein 5.1 Surround-System.

Harman Center of Acoustic Excellence
Kaum sind wir durch die Tür, stolpern wir über das erste Audiosystem – in Form eines Sofas.

Im Center of Acoustic Excellence betreibt Harman einen Großteil seiner Forschung und Entwicklung. Dabei geht es nicht nur um Ideen für konkrete Produkten, sondern auch um die Erforschung allgemeiner Konzepte, die für alle Marken relevant sein könnten, ob JBL, Harman Kardon, AKG oder Mark Levinson.

Ein Beispiel ist die sogenannte Harman Curve, entwickelt von einem Forschungsteam unter der Leitung von Harman Acoustic Research Fellow Dr. Sean Olive. In einer mehrjährigen Experimentreihe versuchten die Forscher ein Kopfhörer-Tuning zu entwickeln, welches der größten Masse an Zuhörer:innen gefällt. Heute wird die Harman Curve von Herstellern von innerhalb und außerhalb des Harman-Kreises als Referenz eingesetzt. Die Implementierung variiert dabei: Laut Olive dreht JBL für seine Kopfhörer zum Beispiel den Bass auf.

JBL Harman Vortraege
Das Programm umfasst auch einige Vorträge über Harmans Forschungsarbeit. Aber was macht der große rote Knopf …?

Vom Studio-Monitor JBL M2 zum WLAN-Lautsprechern JBL Authentics 500: Der Trickle-Down-Effekt

Genauso, wie es Inspirationen zwischen einzelnen Marken gibt, werden Technologien auch innerhalb von JBL in verschiedenen Bereichen eingesetzt. Wie bei vielen Unternehmen, die sowohl Premium- als auch preiswertere Segmente bedienen, kommt es zu Trickle Down-Effekten – zuletzt gesehen bei Bowers & Wilkins 700-Serie: Technologien, die zuerst in den Flaggschiffen zur Anwendung kommen, finden sich nach und nach auch in günstigeren Produkten.

JBL BMO Stadium
JBL Professional liefert auch Audiosysteme für ein ganzes Stadion – wie hier im BMO Stadium, Heimat des Los Angeles FC.

Bei JBL heißt das, dass Entwicklungen für den professionellen Geschäftsbereich nach einiger Zeit häufig den Weg in Produkte für alltägliche Verbraucher:innen finden. Ein Beispiel dafür findet sich in den neuen Smart Speakern der Authentics-Reihe, die sicher die Liste der besten von uns getesteten WLAN-Lautsprecher aufmischen werden:

Die Authentics 200, 300 und 500 sind die allerersten Smart Speaker, die gleichzeitig auf Befehle für den Google Assistant und Amazon Alexa horchen können. Wie sie klingen, testen wir bald für dich. Der wuchtige Authentics 500 verspricht aber nicht nur wegen seiner Größe, die kleineren Brüder zu übertrumpfen. Er hat nämlich den SlipStream-Bassport spendiert bekommen, der auch im Highend-Studiomonitor JBL M2 Verzerrungen und Vibrationen minimieren und für eine klare Wiedergabe im Bassbereich und in den tiefen Mitten sorgen soll.

JBL M2 Bassport
Der JBL M2 hat einen sogenannten Slipstream-Bassport, den in ähnlicher Form auch der Authentics 500 erhält. | Bild: JBL Professional

Apropos „Experience“: Heimkino Deluxe und gigantische Hyperion Sphere

Der Einblick in die Forschung war vielleicht der inhaltlich spannendste Teil der Führung – aber nicht der eindrucksvollste. Natürlich hat JBL nicht gescheut, auch seine teuersten, beeindruckendsten Projekte vorzuführen. Eins davon war sogar ein persönliches Highlight für die Autorin als Fan von Film-Musicals: Es ging ins John Eargle Theatre, wo sich JBL Synthesis präsentiert.

JBL Synthesis: Heimkino Deluxe

Gut möglich, dass du den Namen noch nie gehört hast – der Geschäftsbereich ist nicht so präsent in der Öffentlichkeit, wie JBLs Hauptsparte. Seinen Anfang nahm Synthesis 1983, als JBL von Lucasfilm beauftragt wurde, das erste THX-lizensierte Kino-Lautsprechersystem zu entwickeln. Anschließend entwickelte man verschiedene Heimkino-Lautsprecher-Serien, die seit 1992 als fertiges Heimkinosystem unter dem Namen „JBL Synthesis“ angeboten werden. Und so eins konnten wir im John Eargle Theatre erleben.

Mit den mehrstufig angeordneten Ledersesseln und dem Sternenhimmel können wir uns das Heimkino von JBL Signature auch gut in einer Villa in den Hollywood Hills vorstellen.

13 Lautsprecher auf der unteren Raumebene, 13 in der Höhe, zehn Subwoofer und eine ganze Palette Verstärker (ebenfalls von JBL Synthesis), die außerhalb des Saals in einem schmalen Glaskasten aufgetürmt sind. Als musikalische Beispiele dienten die emotionale Performance von Never Enough aus dem Film The Greatest Showman sowie der Song Boom von Tiësto und Sevenn. Letzterer kommt definitiv auf die Liste der Dolby-Atmos-Tracks, die wir in unseren Tests verwenden. Im Synthesis warfen die Lautsprecher die verschiedenen Boom-Vokalisierungen, die einen Großteil der Lyrics ausmachen, locker-leicht wie einen Tennisball zwischen sich hin und her.

Schon hier war der Bass außerdem so gewaltig, dass wir im dunklen Saal fest damit rechneten, der Boden würde uns entgegenkommen. Noch besser kam der Tieftonbereich aber in einer Szene aus Top Gun: Maverick zur Geltung. Wir hätten es Global Product Line Manager Kevin Kent geglaubt, wenn er uns nach der Vorführung erzählt hätte, die Sessel wären motorisiert und könnten sich bewegen.

Insgesamt empfanden wir das System als knackig, präzise und mitreißend – das sollte man für 250.000 Euro aber auch erwarten. Eigenen Aussagen zufolge verkauft sich ein solches System etwa fünfmal pro Jahr. Es gibt zwar auch kleinere Systeme, JBL Synthesis bleibt aber ein überaus teurer Spaß.

Die Hyperion Sphere und 3D-Audio mit dem Quantum One Gaming-Headset

Ein weiteres Highlight unserer Tour durchs Harman-Entwicklungszentrum war die Hyperion Sphere – allein schon ihrer Größe geschuldet. Das Projekt, dem Harman uns gegenüber ein Investment von einer Million US-Dollar zuschreibt, widmet sich der Erforschung der „Head Related Transfer Function“, kurz: HRTF. Dabei geht es um das akustische Ortungsvermögen des Menschen. Wenn Schall auf deinen Körper trifft, wird er durch Faktoren wie die Größe deines Kopfs oder der Form deiner Ohren verändert. Das beeinflusst wiederum, wie du den Klang wahrnimmst.

JBL Harman Quantum One
Die Forschung mit der Hyperion Sphere ist die Grundlage des 3D-Klangs des JBL Quantum One. | Bild: JBL

Zurück zur Hyperion Sphere: In einer reflexionsarmen Halle in Northridge steht ein gewaltiger, kugelrunder Käfig aus schwarzem Metall, dessen vertikale Streben mit insgesamt 34 JBL-Lautsprechern bestückt sind – und in der Mitte ein Sessel, in dem auf Bildern auch öfters mal ein Test-Dummy Platz nimmt. Ist die Hyperion Sphere in Aktion, spielt sie Testtöne, während die Person in der Mitte in 45-Grad-Schritten um die eigene Achse gedreht wird. So sammelte Harman HRTF-Datensätze und konnte testen, wie gut die Testpersonen Quellen, die vom hauseigenen Virtualisierungsalgorithmus erzeugt wurden, orten konnten – im Vergleich zu realen Quellen.

JBL Hyperion Sphere
Mithilfe der Hyperion Sphere hat Harman erforscht, wie das menschliche Gehör Geräusche ortet.

Besagter Algorithmus verleiht etwa dem Gaming-Headset JBL Quantum One 3D-Audio-Fähigkeiten, inklusive dynamischem Headtracking. Während Headtracking (welches den Game-Sound am Bildschirm verankert, auch wenn du den Kopf abwendest), nicht jedermanns Sache ist, ist 3D-Audio definitiv im Mainstream angekommen. Wir konnten in Northridge auch heraushören, dass JBL hier noch weiterführende Pläne hat. Denn aktuell hat nur ein persönliches HRTF-Profil, wer schon mal in der Sphere saß. Langfristig sollst du aber scheinbar deinen Kopf scannen und das Handy dein individuelles Profil berechnen lassen. Das erinnert uns an das Personalized Spatial Audio der AirPods Pro 2.

JBL Quantum Engine
Aktuell ist die Quantum Engine begrenzt, was ihre Personalisierungsmöglichkeiten angeht. | Screenshot: JBL

JBL ist übrigens nicht der einzige Hersteller, der seinen eigenen 3D-Audio-Algorithmus entwickelt hat. Sonys sogenannte Tempest Engine konnten wir schon mit dem Inzone H9 erleben. Auch Dolby Atmos for Headphones ist eigentlich nichts anderes.

Bye bye LA: Das war unser Tag bei JBL

Am Ende unserer Reise bleibt der Eindruck einer vielfältigen Marke mit beachtlichen Wurzeln und hohen Zielen. Ob die Smart Speaker Authentics, die JBL Tour Pro 2 mit ihrem Display im Case oder der Einstieg in die Gaming-Sparte: In jüngster Zeit scheint die ohnehin etablierte Marke bei seinen Produkten für den Massenmarkt abermals zusätzlich Gas zu geben.

JBL Harman Experience Center Produkte
Auch wenn der Fokus im Experience Center auf professionellen Anwendungen liegt, erhalten die beliebten Bluetooth-Lautsprecher und Partyboxen einen Ehrenplatz direkt beim Eingang.

So wie wir das Zentrum während unserer Tour erlebt haben – natürlich von seiner besten Seite präsentiert und damit nicht unbedingt repräsentativ für den Alltag – ist die Entwicklung dort von einer gewissen Spontanität gekennzeichnet. Da werden Prototypen schnell 3D-gedruckt und ausprobiert. Und auch, wenn zwischen einem Studiomonitor und einem Bluetooth-Lautsprecher Welten liegen: Es ist spannend zu erfahren, wo viele der Technologien, die jeden Sommer Picknicks und Grillpartys begleiten, ihren Ursprung haben.

An dieser Stelle bedanken wir uns noch einmal bei Harman für die Einladung. Falls du noch nicht genug gesehen hast, solltest du unseren Youtube-Kanal im Blick behalten: Wir haben während der Tour natürlich fleißig die Kamera draufgehalten und zeigen dir bald auch Videoaufnahmen aus Los Angeles. Dann klären wir auf, was passiert ist, als wir endlich den mysteriösen roten Button drücken durften …

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