Electrocompaniet Tana SL2 im Test: Streaming-Speaker mit Stil

WLAN-Lautsprecher sind spätestens seit Sonos für viele ein fester Bestandteil ihrer Wohnung. Einfach die App starten, die Musik in deinem Streamingdienst auswählen und der Speaker übernimmt den Rest. Auch die norwegische Highend-Schmiede Electrocompaniet hat einen WLAN-Speaker im Angebot. Mit seinen knapp 1.700 Euro liegt der Electrocompaniet Tana SL2 ein Vielfaches über dem Preis der Sonos-Lautsprecher, verspricht aber auch deutlich besseren Sound.

Wir haben bereits etliche WLAN-Speaker in unserer Redaktion testen können und verraten dir, was der Tana SL2 taugt und wann er das Richtige für dich ist.

Der Electrocompaniet Tana SL2 im Detail

Normalerweise bewegt sich Electrocompaniet in HiFi- und Highend-Gewässern. Mit dem Tana SL2 – und dem Zusatzlautsprecher Tana L2 – wagt sich die Firma jedoch auch ins Lifestyle-Revier. Schließlich soll deine Musik auch ohne große HiFi-Anlage gut klingen.

Als WLAN-Lautsprecher kann der Tana SL2 selbstständig Musik von Streamingdiensten streamen und wiedergeben. Du hast die Wahl zwischen Spotify Connect, Tidal und Qobuz. Dazu gesellen sich Apples AirPlay 2, Bluetooth und UPnP/DLNA als weitere Verbindungsmöglichkeiten. Kabellos gibt es also kaum etwas, das du missen musst. Denn selbst, wenn dein Streamingdienst nicht direkt vom Lautsprecher angesteuert werden kann, kannst du ihn via Bluetooth mit deinem Handy zu verbinden.

Und natürlich sind auch physische Eingänge vorhanden. Du hast die Wahl zwischen koaxialem und optischen Digitalquellen. Auch eine USB-Festplatte findet Platz. Auf analoge Eingänge und HDMI-ARC musst du jedoch leider verzichten.

Treiber an drei Seiten

Ohne die schwarze Stoffhülle sieht der Electrocompaniet Tana SL2 schon sehr nach einer Aktivbox aus dem HiFi-Regal aus. Hier sitzen nämlich ein Tiefmitteltöner und ein Hochtöner übereinander und teilen das hörbare Frequenzspektrum untereinander auf. Seitlich sorgen zwei rechteckige Passivradiatoren für noch mal mehr Basspower. Deren Prinzip kann dir beispielsweise von Bluetooth-Lautsprechern wie der JBL Charge 5 bekannt sein.

Für den Antrieb ist ein Class A/B Verstärker verantwortlich. Diese Art der Verstärkerschaltung hat unter den von uns getesteten WLAN-Lautsprechern durchaus Seltenheitswert und ist eher HiFi-Verstärkern oder edlen Aktivboxen vorbehalten. Die allermeisten Streaming-Lautsprecher setzen stattdessen auf die deutlich kleineren Class-D-Bauteile. Selbst die um einiges größere – und schwerere – Cabasse The Pearl zieht ihre enorme Leistung aus Class-D-Endstufen.

Electrocompaniet verspricht sich von der Class-A/B-Technik jedoch einen klanglichen Vorsprung, und 150 Watt Leistung sind schließlich auch nicht zu verachten. Auch beim Thema Highres ließ man sich nicht lumpen: 192 kHz bei 24 Bit kann der Klangwürfel verarbeiten. Jetzt wird es aber Zeit, den Electrocompaniet Tana SL2 im Klangtest zu bewerten.

Tana SL2: Entspannter Klang mit HiFi-Genen

Wir starten mit einem alten Bekannten: Nick Cave, allein im Alexandra Palace in London. Die emotionale Nähe, die Caves Stimme auf diesem Album entfaltet, hat uns schon bei so manchem Test den Atem geraubt. Klar, überlebensgroß erscheint seine Stimme dieses Mal nicht. Aber doch verleiht der Tana SL2 Caves Stimme die nötige Gravität. Auch beim Titelsong von Push the Sky away wird sofort klar: Das ist tatsächlich Nick Cave, der da großvolumig, mit rauen Untertönen und stärker, als man es dem kleinen Würfel zugetraut hätte, singt.

Durch verschiedene Alben und Genres hindurch zeigt sich der Electrocompaniet Tana SL2 immer wieder eher von der entspannten Seite. Überkandidelte Höheneffekte sind ihm fremd, stattdessen beschränkt er sich auf – für einen WLAN-Lautsprecher – realistische Effekte und Details.

Klanglich und stilistisch durchaus vergleichbar ist zum Beispiel der Braun LE01. Klanglich profitiert der Braun LE01 jedoch von seiner Ausstattung mit mehr Treibern, er baut einfach etwas mehr Druck auf. Der Tana löst hingegen zarte Details etwas feiner auf. Dass dabei nichts nervt, zeigt Amon Amarth. Die Musik der schwedischen Metaller kommen klar und unangestrengt aus dem schwarzen Kasten, auch wenn diese brachiale Wikinger-Power eigentlich über ausgewachsene Standboxen genossen werden sollte.

Für noch mehr Wumms als Tana und Braun zusammen sorgt dann der Devialet Phantom I 103 dB. Der französische Ausnahme-Speaker mit seinen seitlich abstrahlenden Basstreibern liegt preislich noch mal 200 Euro über dem Tana SL2, bietet dafür jedoch auch jede Menge Show fürs Auge und mehr Bass für angemessene Partystimmung. Ausgeglichener klingt’s trotzdem bei Electrocompaniet.

Wenn du wissen willst, wie der Tana SL2 im Vergleich mit allen anderen von uns getesteten WLAN-Lautsprechern abschneidet, findest du hier unsere Bestenliste:

Teurer Stereospaß

Noch besser klingt der Tana SL2 übrigens, wenn du ihn mit dem passenden Partner Tana L2 zum Stereo-Set ausbaust. Denn erst dann kannst du echten Stereo-Sound genießen. Wenn sich die Soundeffekte und klackernden Drum Sticks vor dir ausbreiten, klingt Every Other Freckle von alt-J deutlich interessanter.

Ein Gedanke lässt sich jedoch nicht aus unseren Köpfen verbannen, während wir einen Track nach dem anderen feiern. Als aktives Boxenpaar werden für die Tana SL2 und L2 knapp 3.200 Euro fällig. Und damit muss sich das Electrocompaniet-System den Vergleich mit wirklich guten Aktiv-Lautsprechern wie der KEF LS50 Wireless II, der Q Active 200 von Q Acoustics oder der Elac Navis ARB-51 gefallen lassen, die bei ähnlichem Funktionsumfang und günstigeren Preisen klanglich nochmal auf einem ganz anderen Level liegen.

Praxis: Übersichtliche App und praktische Einstellungen

Für die Inbetriebnahme des Electrocompaniet Tana SL2 brauchst du ein Smartphone oder Tablet und die EC Play App. Letztere gibt es kostenlos im App Store und im Google Play Store. Mit ihr lassen sich alle Produkte der EC-Living-Reihe steuern. Also Tana SL2, L2 und der Subwoofer Sira L-1.

Am Gerät gibt man sich spartanisch – aber mit Stil. Einzig anschalten und die Lautstärke anpassen, kannst du auf dem Glasdeckel. Dafür leuchten die drei entsprechende Symbole erst auf, wenn du dich ihnen mit deiner Hand näherst. Eine Fernbedienung liegt nicht bei.

Die App macht die Inbetriebnahme dankbar einfach. Einmal mit deinem WLAN verbunden, ist auch die Einbindung deiner Streamingdienste ein Kinderspiel. Nur nach den Einstellungen zum Koppeln mit der zweiten Box Tana L2 haben wir etwas suchen müssen. Einmal gefunden, ist aber auch die Ausrichtung spielend leicht. Zumal die Lautsprecher auf Wunsch ein Testsignal ausstoßen.

Ein besonderes Lob gilt der Darstellung des aktuell gespielten Titels. Hier wird dir die aktuelle Musikqualität nicht bloß in Bit- und Hertzzahlen angezeigt, sondern auch in kbps. Viele Hersteller schaffen weder das eine, noch das andere.

Als Stereopaar nur noch 96 kHz

Apropos Musikqualität: Wie gesagt, kann der Tana SL2 bis zu 192 kHz verarbeiten. Als Stereopaar mit dem Tana L2 reduziert sich diese Zahl jedoch auf 96 kHz. Die Funkverbindung zwischen beiden Lautsprechern stellt hier den Flaschenhals dar. In der Praxis wirst du das aber vermutlich nie bemerken. Die Qualität der Aufnahme, dein Hörraum – selbst deine Laune werden den Klang mehr beeinflussen, als die etwas geschmälerte Auflösung.

Schwerer wiegt da dann doch die fehlende HDMI-Buchse. Zwar kannst du deinen Fernseher dennoch via optischem Kabel mit dem Tana verbinden, du musst dann aber weiterhin zur App greifen, wenn du die Lautstärke anpassen möchtest. Per HDMI und CEC geht das nämlich sonst über die TV-Fernbedienung.

Design: Skandinavisch-schlicht

Auf den ersten Blick wirkt der Electrocompaniet Tana SL2 fast unscheinbar. Einen Blick später bemerkst du jedoch, dass sich dahinter eine schlichte Eleganz verbirgt. Glänzendes Schwarz inklusive, wie wir es von Electrocompaniet gewohnt sind. Ein gebürstetes Aluband, das den Sockel umwindet, hellt den Lautsprecher deutlich auf. Gleichzeitig wirkt der Tana SL2 so edler. Du kannst dich bei den Bändern zwischen den Varianten Natur, Schwarz und Kupfer entscheiden.

Mit einer Höhe von 25 Zentimetern und 180 Zentimetern Breite und Tiefe überragt der Tana SL2 die Konkurrenz von Bluesound oder Sonos deutlich. Dein Sideboard oder Schreibtisch sollte also entsprechen viel Platz bieten. Einmal aufgestellt, sollte der kleine Electrocompaniet mit den meisten Inneneinrichtungen verschmelzen.

Unser Fazit zum Electrocompaniet Tana SL2

Electrocompaniet will mit seiner EC-Living-Serie Komfort mit gutem Sound kombinieren. Das ist definitiv gelungen. Klanglich macht dem Tana SL2 in seiner Größenklasse so schnell keiner etwas vor. Allerdings gibt es andere hochwertige Aktivlautsprecher – teilweise ebenfalls mit Streaming-Optionen – die mindestens ebenso genial klingen.

Andersherum kannst du viele von uns getestete Aktivlautsprecher nicht einzeln kaufen. Und auch wenn 1.700 Euro für einen Solo-Player eine ganze Menge Geld sind, bekommst du mit dem Tana SL2 doch einiges geboten. Nämlich einen hervorragenden WLAN-Lautsprecher, an dem du überall deine Freude haben wirst. Egal, ob beim Abendessen mit Freunden oder beim entspannten Musikhören.

Ein einzelner Lautsprecher ist dir zu wenig? Wir haben auch viele Aktivlautsprecher getestet: