aptX HD: Alles was du über den Bluetooth-Codec wissen musst

Die beste Kopfhörer-Hardware nutzt wenig, wenn über Bluetooth nur ein stark komprimiertes Musiksignal ankommt. Abhilfe schaffen höherwertige Bluetooth-Codecs, wie die der aptX-Familie. Deren Ableger aptX HD arbeitet mit vergleichsweise hohen Datenraten. Wir erklären dir hier alles, was du über den Bluetooth-Codec wissen musst.
Das macht aptX HD: Bluetooth-Codecs erklärt
Eine Bluetooth-Verbindung kannst du dir vereinfacht wie einen Tunnel vorstellen, durch den ein Musikstream schlüpfen muss. Je geräumiger und stabiler der Tunnel, desto besser die Qualität, die an deinen Ohren ankommt. Wie die Musik verpackt wird, um durch den Tunnel zu passen, bestimmt der Bluetooth-Codec. Verschiedene Codecs setzen dabei verschiedene Schwerpunkte, etwa eine geringe Latenz oder ein möglichst verlustfreies Komprimierungsverfahren.
Eine der wichtigsten Codec-Familien ist Qualcomm aptX. Sie umfasst mehrere Unterformen, eine davon aptX HD. Gegenüber der Standardversion von aptX erreicht die HD-Variante höhere Datenraten – 576 statt maximal 352 kbit/s. Obendrein kann bei diesem Bluetooth-Codec eine höhere Klangtiefe von 24 Bit bei 48 kHz anliegen, allerdings ist er wohlgemerkt verlustbehaftet. Im Ergebnis erhältst du – natürlich je nach Ausgangsmaterial und Wiedergabegerät – eine verbesserte Audioqualität.
Voraussetzungen: So nutzt du aptX HD
Um aptX HD zu nutzen, musst du einige Voraussetzungen erfüllen. Beispielsweise steht dir dieser Codec nicht an Apple-Geräten wie dem iPhone und iPad zur Verfügung. Unterwegs benötigst du also ein Android-Gerät mit einem Chipset von Qualcomm, um von aptX HD zu profitieren.

Das allein reicht allerdings nicht aus. Auch die Kopfhörer und Lautsprecher deiner Wahl müssen aptX HD explizit unterstützen. Blickst du auf die offizielle Liste kompatibler Geräte bei Qualcomm, wirkt die Auswahl etwa im Bereich der TWS-Kopfhörer überschaubar. Eher sind es Lautsprecher, Verstärker oder Over-Ear-Kopfhörer, die kompatibel sind.
Wir geben in unseren Tests immer an, welche Bluetooth-Codecs ein Bluetooth-Kopfhörer oder -Lautsprecher unterstützt. Einen Überblick über die besten Kopfhörer, die unser Testlabor passiert haben, kannst du dir hier machen:
aptX HD: Die goldene Mitte in Sachen Klangqualität?
Das reguläre aptX gibt es bereits seit mehr als 15 Jahren. Die Entwicklung der verwendeten Kompressionsalgorithmen begann sogar schon in den 1980er-Jahren an der Queen’s University Belfast in Nordirland – lange bevor sich Qualcomm die Rechte daran sicherte. Die HD-Version gibt es erst seit 2016, aber sie ist nicht die neueste. Auf sie folgten weitere Versionen wie aptX Lossless und aptX Adaptive. Das führt uns auch zu einer Zwickmühle.
So sitzt aptX HD eingequetscht in der Mitte zwischen dem schwächeren Standard-Codec sowie den nochmals höherwertigen Lossless- und Adaptive-Formaten. Entsprechend haben viele Hersteller die HD-Version schlichtweg übersprungen und widmen sich direkt der adaptiven Variante. Zumal letztere neben abermals höheren Bitrates noch den Vorteil mit sich bringt, dass dynamisch anpassbare Bitrates nutzbar sind. Dadurch kann etwa in herausfordernden Umgebungen mit vielen Störsignalen dennoch stabile Verbindungen gehalten werden.

Als Resultat hat aptX HD in Zukunft einen schweren Stand am Markt. Du wirst vermutlich im Laufe der Zeit immer weniger Bluetooth-Kopfhörer finden, die explizit auf diesen Bluetooth-Codec und nicht die reguläre Version oder das Adaptive-Format setzen. So handelt es sich hierum eine Zwischenstufe, die zumindest im Bereich der angesagten In-Ear-Kopfhörer bereits ein wenig in Vergessenheit geraten ist.
aptX HD vs. LDAC und Co.
aptX HD kann also nicht mit seinem Nachfolger aptX Adaptive mithalten. Doch wie steht es um Konkurrenzformate wie Sonys LDAC? Nun, LDAC ist tatsächlich effizienter als aptX HD und erlaubt eine höhere Datenrate von bis zu 990 kbit/s. Zudem sind hier bis zu 32 Bit Klangtiefe bei einer Samplingrate von 96 kHz möglich. Der Vergleich ist allerdings ein wenig unfair. Ein direkterer Kontrahent als aptX HD wäre aptX Adaptive. Und in diesem Vergleich macht Qualcomm wieder das Rennen – zumindest beim Direktvergleich der technischen Daten auf dem Papier.
So erreicht aptX Adaptive Datenraten von bis zu 1.200 kbit/s, weil die Lossless-Variante bereits integriert ist. Wobei der Name „Lossless“ immer noch etwas irreführend ist. Denn auch hier wirst du in den meisten Fällen Kompression erleben. Um etwa Qualcomms angestrebtes Ziel der CD-Qualität zu erreichen, wären eigentlich über 1.411,2 kbit/s bei Stereo-Sound notwendig. Hier muss man also ehrlich sein: Natürlich ist kabelloser Bluetooth-Sound unheimlich praktisch. Aber wer beste HiFi-Qualität genießen will, ist selbst 2024 weiterhin auf eine Kabelverbindung angewiesen.
Am Ende sind hochwertige Bluetooth-Codecs wie aptX HD jedoch ein Brückenschlag. Über das Format erhältst du auch unterwegs mit kabellosen Kopfhörern oder Bluetooth-Lautsprechern eine durchaus hochwertige Audioübertragung, die die Standard-Codecs SBC und AAC deutlich in den Schatten stellt. Ohnehin solltest du dich fragen, ob die Unterschiede am Ende für dich hörbar sind. Blindtests haben gezeigt, dass die meisten Menschen, gerade im mittleren und gehobenen Alter, nicht (mehr) über das Hörvermögen verfügen, um z. B. zwischen verlustbehaftetem und verlustfreiem Klang zu unterscheiden. Eventuell ist die goldene Mitte doch in vielen Fällen ein guter Weg.