aptX Adaptive: Das musst du über den Bluetooth-Codec wissen
Bild: Cambridge AudioSolltest du über den Kauf neuer Bluetooth-Kopfhörer nachdenken, stößt du schnell auf eine Flut unterschiedlicher Bluetooth-Codecs. Sie sind sozusagen das Transportmittel, das deine Musik vom Handy an die Kopfhörer trägt. Dabei legen die verschiedenen Codecs unterschiedlichen Wert auf Aspekte wie Tonqualität, Stabilität oder Latenz.
Ein besonders hochwertiger Bluetooth-Codec ist Qualcomms aptX Adaptive. Wir klären, was genau es mit dem Codec auf sich hat und wie du ihn nutzt.
aptX Adaptive: Das musst du wissen, um loszulegen
„aptX“ ist der Familienname einer ganzen Reihe einzelner Bluetooth-Codecs. Da wäre die „Standardvariante“, schlicht aptX. Schon seit 2015 gehört diese zu Qualcomm. Auch wenn der Hersteller dir möglicherweise nichts sagt, ist die Wahrscheinlichkeit aber groß, dass du seine Produkte schon benutzt hast. Denn Qualcomm stellt Chips für Smartphones und Tablets her, die von renommierten Herstellern wie Samsung, Sony, Xiaomi und vielen mehr genutzt werden.
Zur klassischen aptX-Variante sind inzwischen Ableger wie aptX HD, aptX LL (Low-Latency) oder eben aptX Adaptive hinzugestoßen.

Um loszulegen, musst du eins wissen: Damit du einen Bluetooh-Codec nutzen kannst, müssen ihn sowohl Sender als auch Empfänger unterstützen. Es reicht also nicht, wenn du dir die Bowers & Wilkins Pi8 zulegst – auch dein Handy muss sich auf aptX Adaptive verstehen. Besitzt du ein iPhone, müssen wir dich leider enttäuschen: Apples iPhones und iPads unterstützen aptX Adaptive ausdrücklich nicht. Der Hersteller aus Cupertino hat sich auf den Codec AAC eingeschworen. Willst du den adaptiven Bluetooth-Codec also unterwegs nutzen, wirst du dich nach einem Android-Smartphone oder -Tablet umsehen müssen.
aptX Adaptive: So funktioniert der adaptive Bluetooth-Codec
Die aptX-Codecs übertragen Musik in unterschiedlicher Qualität. Basis-aptX unterstützt z. B. Datenraten bis zu 352 kbit/s bei 16 Bit Klangtiefe und 48 kHz Sampling-Rate. aptX HD unterstützt bis zu 576 kbit/s bei 24 Bit und 48 kHz.
Die Adaptive-Version ist schwerer vergleichbar, da es sie in mehreren Varianten gibt. Bei 24 Bit und 48 kHz ist die maximale Datenrate 420 kbit/s. Bei Einsatz von 16 Bit/44,1 kHz sind sogar bis zu 1,2 Mbit/s möglich.
Allerdings reicht es für aptX Adaptive ohnehin nicht aus, die reinen Datenraten zu vergleichen. Denn das würde den allergrößten Vorteil von aptX Adaptive vernachlässigen: seine Anpassungsfähigkeit.

Die meisten Bluetooth-Codecs – auch aptX und aptX HD – setzen auf konstante Bitraten. Das hat Vor- und Nachteile. Einerseits kannst du dich grundsätzlich auf gleichbleibende Audioqualität verlassen. Dafür kann die Verbindung aber in belebten Umgebungen instabiler sein – z. B. an einem Bahnhof, wo sehr viele Bluetooth-Geräte auf engem Raum aktiv sind. aptX Adaptive hingegen setzt eine variable, also adaptive Bitrate ein.
Das sind die Stärken des Codecs
Für aptX Adaptive ist nicht nur die maximale Bitrate interessant, sondern auch das untere Ende der Spanne: Der Codec kann die Übertragungsrate auf bis zu 140 kbit/s absenken. Das klingt nach einem Nachteil? Nein, denn wenn kurzfristig die Stabilität der Verbindung in Gefahr ist – wie am vollen Bahngleis – kann dies eine nahtlose Audioübertragung ermöglichen. Statt eines kompletten Verbindungsverlustes wird einfach kurz die Qualität reduziert. Gerade in lauten Umgebungen wirst du das vielleicht nicht einmal bemerken.
Neben den möglichen Bitrates hat auch das Komprimierungsverfahren Einfluss darauf, wie gut ein Bluetooth-Codec klingt. Qualcomm gibt an, aptX Adaptive codiere deutlich effizienter als etwa aptX HD. Das heißt, selbst bei einer etwas niedrigeren Bitrate soll die Klangqualität am Ende zur HD-Version des Bluetooth-Codecs vergleichbar sein. Ein weiterer Vorteil: Eine Low-Latency-Komponente ist hier bereits eingearbeitet. aptX Low Latency wird also eigentlich nicht mehr separat benötigt und verschwindet aus diesem Grund auch langsam vom Markt.

aptX Adaptive soll eine Latenz von weniger als 90 ms bieten. Das kommt zwar an die LL-Variante nicht heran, die auf bis 40 ms heruntergehen konnte, stellt aber immer noch die Konkurrenz in den Schatten. Andere Bluetooth-Codecs wie SBC und AAC liegen z. B. bei 200 ms. Für Gamer:innen ist der Codec von Qualcomm also immer noch eine hervorragende Wahl.
aptX Adaptive: Verschiedene Versionen machen dir das Leben schwer
Wenn du etwas tiefer gehen willst, dann gibt es aber rund um Qualcomm aptX Adaptive auch ein paar Probleme. Diese liegen weniger am Codec an sich, sondern daran, dass der Hersteller sehr intransparent vorgeht. Vereinfacht gesagt, hat Qualcomm über die Jahre im Hintergrund mehrere Versionen veröffentlicht – 2.0, 2.1 und 2.2. Deswegen findest du, solltest du weiter recherchieren, je nach Quelle auch unterschiedliche Angaben zur maximalen Sampling- und Bitrate. Etwa war Version 2.0 noch auf eine Sampling-Rate von 48 KHz und eine Bitrate von maximal 420 kbit/s eingeschränkt.
Erst ab der dritten Revision von aptX Adaptive, also Version 2.2, sind z. B. bis zu 1,2 Mbit/s als Bitrate möglich. Auch 96 KHz kann genutzt werden. Damit du also die volle Qualität auskosten kannst, müssen sowohl dein Zuspieler, etwa ein Smartphone, als auch der Empfänger, also z. B. deine Bluetooth-Kopfhörer, die neueste Version unterstützen. Noch heute setzen aber gerade viele Earbuds auf ältere Revisionen. Leider weisen die Hersteller solche Einzelheiten selten klar aus. Für dich bedeutet das Glücksspiel beim Einkauf.

Im Ergebnis wird aptX Adaptive seinem Namen also auch auf ungewollte Weise gerecht. Denn welche Qualität du am Ende erhältst, hängt stark von deinen verwendeten Audio-Produkten ab. Möchtest du absolut sichergehen, dass du einen bestimmten Qualitätsstandard erhältst, kann LDAC oder LHDC die bessere Wahl sein. Zumindest, bis sich die Revision 2.2 gänzlich durchgesetzt hat.
aptX Adaptive – Ein Fazit
Im Ergebnis soll Qualcomms aptX Adaptive durch seine Flexibilität bei der Bitrate punkten. Der Bluetooth-Codec erlaubt sowohl hochwertige Audioqualität als auch besonders stabile Verbindungen in herausfordernden Szenarien. Bei alldem bleibt auch noch die Latenz niedriger als bei vielen anderen Codecs, sodass du dem Gaming frönen kannst und Bild und Ton synchron bleiben. Dank der variablen Bitrate steigt potenziell sogar die Energieeffizienz.
Nachteile gibt es allerdings auch: Potenziell kann die Audioqualität bei aptX Adaptive im Direktvergleich mit z. B. LDAC stärker schwanken. Das liegt auch daran, dass es eine hohe Intransparenz bezüglich der verschiedenen Revisionen gibt. Wir sehen den Bluetooth-Codec allerdings insgesamt als Qualitätsmerkmal, das du beim Kopfhörer-Kauf berücksichtigen kannst, wenn es dir auf eine stabile und hochwertige Audiowiedergabe ankommt. Auch wir weisen in unseren Tests immer auf die verwendeten Codecs hin. Alle Bluetooth-Kopfhörer, die wir getestet haben, siehst du hier in der Übersicht: