Bowers & Wilkins PI8 im Test: Sind das die besten In-Ear Kopfhörer?

- Akku-Laufzeit
- 6,5 Std. (mit ANC) / 13,5 Std. zusätzlich mit Ladecase
- Schnellladefunktion
- 15 Minuten Laden für 2 Stunden Wiedergabe
- Noise Cancelling
- Ja
- Preis
- 399 Euro
Die Bowers & Wilkins PI8 beweisen mit ihrem smarten BT-Ladecase und exzellentem Klang, dass sie ganz oben mitspielen können. Einzig in puncto Nutzerfreundlichkeit und ANC sehen wir immer noch Verbesserungspotenzial
- Hervorragender Klang
- Bluetooth-Sender im Ladecase
- Hochwertiges, zeitloses Design
- Mäßige Akkulaufzeit
- Könnten nutzerfreundlicher sein
Die Bowers & Wilkins PI8 schicken sich an, mit der In-Ear Konkurrenz aufzuräumen. Verbesserter Akku, stärkeres ANC und ein Bluetooth-Transmitter im Ladecase treffen auf zeitloses Design und ein Preisschild, das sich sehen lassen kann. Knapp 400 Euro werden für die neuen In-Ears von Bowers & Wilkins fällig. Dafür bekommst du andere, richtig gute In-Ear Kopfhörer mehr als zweimal. Ob sich der Premium-Preis lohnt? Wir haben den Praxistest gewagt und nachgehört.
Die Bowers & Wilkins Pi8 findest du hier:
Bowers & Wilkins PI8: Der beste In-Ear Sound?
Wenn es eine Disziplin gab, in der schon die Bowers & Wilkins PI7 S2 ganz oben mitspielen konnten, war das definitiv der Sound. Anstelle des Dual-Driver-Systems der Pi7 S2 bewegt hier ein 12-Millimeter-Treiber mit Kohlefaser-Membran den Schall. Das Ergebnis? Die PI8 klingen extrem energetisch, ohne dabei an Details einbüßen zu müssen. Justices Genesis drängt so mit einer Fülle und Breite in unseren Gehörgang, die wir von derartig nuancierten In-Ears nicht gewohnt sind.

Die Bowers & Wilkins PI8 bilden auch Metronomys Lately mit enorm viel Spannung, Dichte und Detailreichtum ab. Aus der fast schon dunstigen Atmosphäre zu Beginn des Tracks, samt schiebendem Bass und dynamischen Drums, löst sich die kristallklare Stimme sehr natürlich ab, klingt warm und besetzt den Vordergrund, ohne irgendwelche Instrumente zu verdrängen. Mit den PI8 bleiben Details hörbar, auch wenn sie in den Hintergrund wandern. Das macht das subtile Wabern im letzten Drittel noch schauriger, aber auch mitreißender.
Da fühlen wir uns herausgefordert und setzen als Nächstes Rides I Came to See the Wreck in die Playlist. Feinster Shoegaze also, der aus In-Ear Kopfhörern gerne mal etwas mehr als gewollt nach einer Wand aus Sound klingt. Die Bowers & Wilkins PI8 hingegen lassen auch hier wirklich kritisches Hören zu, eröffnen viele Ebenen und klingen deutlich voluminöser als ein großer Teil der Konkurrenz.

Wenn du also neben nuanciertem und dynamischem Sound, wie ihn etwa die Momentum True Wireless 4 bieten, noch etwas mehr Power gebrauchen kannst, sind die Treiber der PI8 genau das richtige für dich.
Wer jetzt fürchtet, dass die vielen Details samt kräftigem Bass auf Dauer ermüdend – oder bei gesprochenen Inhalten zu unnatürlich – wirken könntet, kann aufatmen. Wir haben auch in längeren Hörsessions nicht das Gefühl gehabt, dass uns der Klang der Pi8 übermäßig erschöpft oder bei Podcasts vom Gesprochenen ablenkt. Die Bowers & Wilkins PI8 halten sich nämlich auch an den richtigen Stellen zurück und schaffen freien Raum.
Als Nächstes werfen wir einen Blick auf die App. Wenn du dir vorher noch einen Überblick darüber verschaffen willst, was die Konkurrenz hier leistet, findest du in unserer Bestenliste alle In-Ear Kopfhörer, die wir bisher getestet haben.
Bowers & Wilkins Music: Die App im Praxistest
Ist das jetzt das Hauptmenü? Beim ersten Blick in die Bowers & Wilkins Music-App landen wir in einer Menü-Ansicht, die erstaunlich leer wirkt. Am oberen Rand lassen sich ANC und Transparenz-Modus steuern, oben rechts wird der Akkustand durchgegeben – aber wo sind EQ und sonstige Features zur Personalisierung? Diese verstecken sich etwas weiter unten, weil darüber noch eine native Einbindung diverser Musik-Streaming-Dienste möglich ist.
Qobuz, Tidal und Deezer lassen sich hier direkt dem App-Menü hinzufügen und daraus bedienen, sodass du dir das Öffnen einer zweiten App ersparen kannst. Sicherlich praktisch, wenn du Kund:in einer dieser Dienste bist. Alle anderen müssen auf dem Weg zu EQ und Co. deshalb nur leider durch etwas Ödland scrollen, ehe sie beim Feld „Klangregelung“ ankommen. Hier wäre es definitiv wünschenswert, wenn B&W eine Personalisierung des Starmenüs zuließe.
In der „Klangregelung“ angekommen offenbart sich schon eher das klassische Startmenü einer App, über die sich In-Ear Kopfhörer individualisieren lassen. Neben EQ- und ANC-Steuerung kannst du hier nämlich auch die Touch-Steuerung anpassen. Dass sich letzteres unter dem Schlagwort „Klangregelung“ verbirgt, ist leider auch nicht so ganz intuitiv.
Ein Fünf-Band-Equalizer hilft hier bei der Anpassung des Klangs an den eigenen Geschmack oder gehörte Genres, Presets können nicht abgespeichert oder angewählt werden. Zur Touch-Steuerung kommen wir etwas weiter unten – jetzt geht’s erst mal ans ANC.
ANC: Kein absolutes Top-Niveau
Über die App lässt sich auch die aktive Geräuschunterdrückung und der Transparenz-Modus steuern. Letzterer trägt den etwas unromantischen Namen „Umgebungsdurchschalt(ung?)“. Und wir nehmen unser Fazit hier schon mal vorweg: Bowers & Wilkins hat es leider auch mit den PI8 verpasst, zu den ganz Großen im Bereich der In-Ear Kopfhörer mit Noise Cancelling aufzuschließen. Apples AirPods Pro 2, Sonys WF-1000XM5 und auch Boses Quietcomfort Ultra Earbuds schirmen weiterhin deutlich effektiver gegen Umgebungsgeräusche ab.
Die Bowers & Wilkins PI8 federn Umgebungsgeräusche zwar merklich ab, der große „Aha-Effekt“, wie wir ihn bei der Konkurrenz teilweise erleben, bleibt aber aus. Gespräche, das schnelle Tippen auf einer Tastatur und das Fußwippen der Sitznachbar:innen blendest du damit nicht aus. Du merkst schon, wir haben den Praxistest im Großraumbüro gewagt. Wenn du wirklich in relativer Ruhe arbeiten möchtest, raten wir dir eher zu einem der obigen Modelle – oder zu kompetenten Over-Ear Kopfhörern.
Der Transparenz-Modus hingegen arbeitet angenehm dezent und setzt dich nicht allzu lautem Hintergrundrauschen aus. Damit nimmst du deine Umgebung wirklich unmittelbarer wahr, ohne dass eine allzu künstliche Verstärkung für Desorientierung sorgt.
Bedienung: Touch-Bedienung und Einrichtung
Die Bedienung der Bowers & Wilkins PI8 erfolgt – wenn du gerade mal nicht zum Smartphone greifen willst – über eine Touch-Fläche an den Earbuds. Diese ist ziemlich groß, gut zu erreichen und nicht zu empfindlich. Einfaches Tippen pausiert die Wiedergabe, zweifaches springt zum nächsten Song und dreifaches zum letzten. Auch Anrufe können über die Buds angenommen und beendet werden.

Ansonsten kannst du über längeres Berühren der Bedienfläche auch den Sprachassistenten anwählen, ANC regeln oder die Lautstärke regulieren. In der App kannst du dafür zwischen den zwei Bedien-Profilen „Lautstärkeregelung“ und „ANC & Sprachassistent“ wählen. Die Personalisierbarkeit der Befehle beschränkt sich allerdings auf diese beiden Profile, was bei dem Preispunkt der PI8 eher negativ auffällt. Hier bieten auch günstigere Modelle teils viel mehr Freiheit bei der Einrichtung deiner Earbuds.
Die Lautstärkeregelung der Earbuds erfolgt übrigens unabhängig von der Quell-Lautstärke. Du kannst die Lautstärke also separat noch über dein Endgerät steuern.
Praxis: Bluetooth-Case und Codec-Vielfalt
Kaum etwas zu meckern gibt es hingegen bei der Bluetooth-Ausstattung der Bowers & Wilkins PI8. Mit Bluetooth 5.4 setzt B&W auf den aktuellen Bluetooth-Standard, Auracast wird bisher aber leider bisher nicht unterstützt. Multipoint kannst du in der App aktivieren und einrichten. Dazu bieten die Bowers & Wilkins wirklich ausführlichen Codec-Support: Hier stehen AAC, SBC, aptX Classic, aptX Lossless und aptX Adaptive auf dem digitalen Speiseplan.

Codec-Connaisseur:innen kommen also auf ihre Kosten. Gleiches gilt für Vielreisende und Retro-Sammler:innen. Denn das Ladecase der Bowers & Wilkins PI8 setzt – wie wir es schon von den JBL Tour Pro 3 oder Jabras Elite 10 Gen 2 kennen – auf einen BT-Transmitter im Case. Verbindest du also das Ladecase per beigelegtem 3,5-Millimeter-Klinkenkabel mit dem An-Bord-Entertainment im Flugzeug, einem alten Game Boy oder etwa dem FiiO CP13 wird das Audiosignal direkt an deine Earbuds weitergeleitet.
Übrigens: Bowers & Wilkins ist hier keineswegs late to the party. Schon die Pi7 setzten auf einen BT-Transmitter im Ladecase. Leider funktionieren die Befehle zur Wiedergabesteuerung im Kabelbetrieb – bis auf die Lautstärkeregelung – nicht.

Akkutechnisch legen die PI8 im direkten Vergleich mit den Pi7 S2 immerhin 1,5 Stunden obendrauf, kommen mit ANC also auf 6,5 Stunden im Dauerbetrieb. Das Ladecase steuert dann noch mal 13,5 Stunden bei, sodass du insgesamt auf knapp 20 Stunden kommen dürftest. Das ist nicht unterirdisch, kann aber mit der Konkurrenz von Sony, Bose und besonders Sennheiser immer noch nicht mithalten.
Design: Aus dem obersten Regal
Beim Design setzt sich Bowers & Wilkins wie gewohnt etwas vom Gros der In-Ear Kopfhörer ab. Anstatt möglichst kompakt zu bauen oder sich mit möglichst futuristischen Details von der Masse abzusetzen – wie es Samsung jüngst mit den Galaxy Buds3 Pro versuchte – sehen die PI8 schlicht, schick und hochwertig aus. Das Ladecase kommt in mattem Schwarz daher. Ein gräulicher Streifen, auf dem das B&W-Logo prangt, hebt sich farblich und haptisch leicht vom Rest ab.

Auch die kleinen Earbuds ziert das recht lange B&W-Logo – Beobachter:innen sollen also bloß nicht übersehen, was da im Ohr steckt. Leider befindet sich die Touch-Fläche ausgerechnet an der einzigen Stelle der Buds, die auf einen glänzenden Finish setzt. Fingerabdrücken auf der Oberfläche wirst du also kaum entgehen können.
Ansonsten spiegeln die Earbuds das Design des Cases im Kleinformat wider. Verschiedene, matte Grau- und Schwarz-Töne verleihen den PI8 einen seriösen Look, der sich so auch in den Nuller- und Zehner-Jahren wohlgefühlt hätte. Man setzt hier auf Beständigkeit und spricht klar eine Zielgruppe an, die von optischem Firlefanz nicht viel hält.

Diese Zielgruppe kann sich bei den PI8 aber exzellenten Tragekomfort freuen. Obwohl die Earbuds in der Hand noch recht klobig aussehen, sitzen sie im Ohr erstaunlich unauffällig und angenehm. Dafür sorgt unter anderem mit Sicherheit auch die kleine Ausbuchtung an beiden Buds, die sich in die Ohrmuschel fügen. Und natürlich ist Design ohnehin eine Frage des Geschmacks – Bowers & Wilkins bietet die PI8 jedenfalls gleich in vier verschiedenen Farbausführungen an, um auch jüngere Nutzer:innen anzusprechen.
Fazit zu den Bowers & Wilkins PI8: Hervorragend, aber nicht uneingeschränkt empfehlenswert
Wenn es ein Argument für die Bowers & Wilkins PI8 gibt, das uns wirklich vom Kauf überzeugen könnte, dann ist es der Sound. Mit hervorragender Kontrolle und Balance müssen sich die Bowers & Wilkins PI8 wirklich vor keinem Kontrahenten verstecken. Mit ihrem BT-Case bieten die Earbuds zudem einen Komfortfaktor, den (aktuell) sonst nur JBL und Jabra bieten können.
Falls deine In-Ear Kopfhörer aber möglichst smarte, ausdauerstarke und flexible Begleiter für den Alltag sein sollen, liefern andere Hersteller deutlich mehr. Sennheisers App ist zwar auch nicht die übersichtlichste, bietet aber so viel Freiheit bei der Personalisierung, dass sich die In-Ears schnell wirklich wie die eigenen anfühlen. Sonys ANC auf der anderen Seite verschafft dir auch in lärmendem Umfeld deutlich mehr Ruhe.
Den Spagat zwischen audophilem Top-Hörer und alltagstauglichem Lifestyle-Produkt, den die Over-Ears von B&W schon längst gemeistert haben, schaffen die PI8 also nicht uneingeschränkt. Trotzdem gehören die PI8 definitiv in die obere Schublade.
Die Bowers & Wilkins Pi8 findest du bei HiFi Klubben:
Technische Daten | |
Bluetooth-Standard | 5.4 |
Akku-Laufzeit | 6,5 Std. (mit ANC) / 13,5 Std. zusätzlich mit Ladecase |
Schnellladefunktion | 15 Minuten Laden für 2 Stunden Wiedergabe |
Noise Cancelling | Ja |
Codecs | SBC, AAC, aptX Adaptive, aptX Lossless, aptX Classic |
Wassergeschützt | IP54 |
Anschlüsse des Ladecase | USB-C |
Gewicht | 7 Gramm (je Earbud) / 46 Gramm (Ladecase) |
Maße | 65 x 29 x 52 mm |
Preis | 399 Euro |
Doch nicht die richtigen Kopfhörer für dich? Alle In-Ears, die wir getestet haben, findest du hier: