Jabra Elite 10 Gen 2 im Test: Ein letztes Hurra?

- Bluetooth-Standard
- 5.3
- Akku-Kapazität / Laufzeit
- Hörer: ca. 6 Std. (mit ANC) / mit Case: ca. 27 Std. (Mit ANC)
- Schnellladefunktion
- 5 min Ladezeit für 1 Std. Wiedergabezeit
- Noise Cancelling
- Ja
- Codecs
- AAC, SBC
- Preis (UVP/Straßenpreis)
- 279 Euro
Die Jabra Elite 10 Gen 2 heben sich besonders durch ihr Ladecase von ihren direkten Vorgängern – und der Konkurrenz – ab. Dieses lädt nicht nur den Akku, sondern verbindet die Earbuds via Kabel auch mit Geräten, die kein Bluetooth unterstützen. Damit zieht Jabra einen innovativen Schlussstrich unter die Elite-Marke.
- Dynamischer und detaillierter Klang
- Dank Ladecase auch kabelgebunden nutzbar
- Ansprechende Haptik und Optik
- Gutes Mikrofon für Telefonie
- Kein aptX
- Leichte Ungenauigkeiten in höheren Lautstärken
Es fühlt sich schon etwas an wie ein Déjà-vu. Vor wenigen Monaten noch lagen die damals neuen Jabra Elite 10 auf unserem Schreibtisch und wollten getestet werden. Das wurden sie auch, mit durchweg positivem Urteil. Jetzt klopfen die direkten Nachfolger, die Jabra Elite 10 Gen 2 an die Tür, und wir machen natürlich auf. Denn bei den Elite 10 Gen 2 handelt es sich nicht einfach nur um die direkten Nachfolger wirklich kompetenter In-Ears, sondern auch um die letzten Elite-Kopfhörer von Jabra. Ein letztes Hurra also, oder ein überschaubares Upgrade, um die letzten Ideen der Entwickler:innen noch auf den Markt zu bringen?
Die Jabra Elite 10 Gen 2 kannst du bei Hifi Klubben bestellen:
In-Ears von Jabra: Deshalb ist jetzt Schluss
Parallel zur Ankündigung der Jabra Elite 10 Gen 2 und Jabra Elite 8 Active Gen 2 verkündete das dänische Unternehmen das Ende der Elite- und Talk-Reihe. Man wolle sich in Zukunft stärker auf Gaming, Hörakustik und Lösungen für Unternehmen konzentrieren. Grund dafür sei der umkämpfte Markt der In-Ear Kopfhörer mit Noise Cancelling, in den Jabra mit der Elite-Reihe zwar eingedrungen sei, aber auf Dauer keine profitable Zukunft sehe.

Was das für die Jabra Elite 10 Gen 2 und ihre kaum älteren Vorgänger bedeutet? Jabra möchte bis zum Ende des Jahres die Bestände der Kopfhörer-Reihen ausverkaufen, der Support für die In-Ears bleibt aber bestehen. Für unseren Test bedeutet das erst mal nichts und wir starten wie gewohnt in den Praxistest der Jabra Elite 10 Gen 2.
Klangtest: Gewohnt hohe Qualität
Jedenfalls beim Sound können wir uns hier wirklich kurzfassen: die Jabra Elite 10 Gen 2 klingen ihren direkten Vorgängern zum Verwechseln ähnlich. Und das ist auch gut so. Denn schon den Jabra Elite 10 attestierten wir einen äußerst akkuraten und angenehm neutralen Sound, der sich genau an den richtigen Stellen zurückhält. Wo andere In-Ears bei Loyle Carners Hate dem pulsierenden Bass zu viel Raum geben würden, balancieren die Elite 10 Gen 2 die Frequenzen angenehm aus.
Zwischen Drums, dynamischem Bass und hallendem Gesang verlieren wir uns beim Hören dann förmlich in Loyle Carners politischem Hip-Hop, folgen im Echo seinen wandernden Gedanken und haben das Gefühl, hier wirklich nichts zu verpassen. In höheren Lautstärken zischen die Drums zwar etwas, der Gesamteindruck bleibt aber positiv.

Generell gelingt es den Elite 10 Gen 2 sehr gut, auch akustischen Stücken viel Breite zu verleihen. So klingt etwa Lordes sanfter 2000er-Nostalgie-Pop in Mood Ring direkt immersiv und mitreißend zugleich. Mal tönt das Glockenspiel, mal wabert Lordes verzerrte Stimme um das rechte Ohr herum, die Elite 10 Gen 2 bilden es akkurat ab.
Ab Werk attestieren wir also auch den Elite 10 Gen 2 das Urteil: ausgeglichener, detailreicher Klang ab Werk; angenehm zurückhaltender Bass. Die leichten Ungenauigkeiten bei hohen Lautstärken, wenn es um Drums und Plosivlaute geht, merken wir uns für die Sound-Personalisierung vor.

Zu guter Letzt und für alle, die ihre In-Ears besonders für gesprochene Inhalte benutzen wollen, noch ein paar Worte zu Podcasts und Hörbüchern. Auch hier kommt den Elite 10 Gen 2 ihr natürlicher Sound zu Gute. Stimmen klingen angenehm – und das auch bei längeren Hörsessions.
Du suchst den Vergleich mit anderen In-Ear-Kopfhörern? Dann kannst du einen Blick in unsere Bestenliste werfen. Hier findest du alles In-Ear-Kopfhörer mit Noise Cancelling, die wir bisher getestet haben:
Sound+: Gleiche Features, neue Möglichkeiten
In puncto App bieten die Elite 10 Gen 2 dasselbe Paket, wie die Jabra Elite 10. Ein manueller 5-Band-Equalizer wird in der Sound+-App durch diverse Presets ergänzt. Außerdem kannst du eigene Presets benennen und anlegen. Hier ergibt es durchaus Sinn, ein wenig Zeit zu investieren, um für unterschiedliche Genres angenehme Sound-Profile parat zu haben. Presets wie „Verstärkte Bässe“ und „Sanft“ erledigen ihren Job aber auch schon mehr als passabel und machen den Sound noch gefälliger.
Mittels der Spotify-Tap-Funktion kannst du außerdem direkt über die Earbuds Spotify ansteuern. Falls du dich unter den Musik-Streaming-Diensten für Spotify entschieden hast, kannst du die Wiedergabe hier also sogar bei geschlossener App ganz ohne Griff zum Smartphone starten. Zu den weiteren Bedienelementen verraten wir dir später mehr. Jetzt bleiben wir erst mal noch beim Sound.
Aus Stereo wird 3D-Audio
Erwähnenswert ist hier nämlich noch der 3D-Sound-Modus, den du in der App anwählen kannst. Dieser bereitet Stereo-Signale räumlich auf – das Signal muss also nicht in Dolby Atmos verfügbar sein. Bei eingeschaltetem 3D-Sound gehen einige Details im Klang verloren und auch die Balance gerät etwas aus dem Gleichgewicht. Loyle Carners Hate klingt dann gleich deutlich weniger komplex.
Gut funktioniert hingegen das Head-Tracking, welches du optional aktivieren kannst. Ist es eingeschaltet, wird die Wiedergabe virtuell auf einer Bühne vor dir platziert, die sich an deine Bewegungen anpasst. Das erzeugt teilweise wirklich eine angenehme Nähe. Die Bühne wird jedes Mal neu arrangiert, wenn du die Wiedergabe pausierst und wiederaufnimmst. So kannst du die Bühne wieder frontal vor dich „ziehen“.
Innovation im Ladecase: In-Ears als Soundbar-Ersatz?
Das Feature boten auch schon die Jabra Elite 10. Eine weitere – und womöglich die letzte – Innovation aus dem Hause Jabra versteckt sich aber im Ladecase. Dieses lässt sich nämlich per 3,5-Millimeter-Klinke oder USB-C mit einem Quellgerät verbinden und gibt das Signal dann über Bluetooth LE an deine Elite 10 Gen 2 weiter. Das haben wir so bisher nur bei den Bowers & Wilkins PI7 S2 gesehen, mit Jabras 3D-Sound ergeben sich hier aber ganz neue Möglichkeiten.

So kannst du etwa das Ladecase mit deinem Fernseher verbinden und erhältst so räumlichen Klang direkt auf deine Bluetooth-Kopfhörer. Durch das Headtracking bleibt der Sound auf den Fernseher zentriert. Das Konzept erinnert sogar etwas an den ersten Sonos-Kopfhörer, Sonos Ace. Hier übernimmt die Soundbar Sonos Arc bei der „TV-Swap“-Funktion die 3D-Aufbereitung des Signals. Willst du also abends schnell auf mobilen Sound wechseln, um Nachbar:innen oder Familie nicht zu stören, ergibt diese Funktion durchaus Sinn.
Jabra selbst bewirbt das neue Case außerdem als praktisch für das On-Board-Entertainment eines Flugzeugs, bei dem du mit True-Wireless-Kopfhörern gern mal in die Röhre schaust. Auch eine alte Handheld-Konsole oder ein klassischer iPod wird mit den Elite 10 Gen 2 zum modernen Gadget. Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht und einen Game Boy Micro samt Metroid Fusion an die Elite 10 Gen 2 angeschlossen.

Das Experiment glückt und wir erfreuen uns am schaurig schönen Soundtrack samt Headtracking. Hier gilt wirklich: Plug and Play. Bei der Funktion ist nämlich keinerlei weitere Einrichtung notwendig, ehe das Signal bei den Earbuds ankommt. Langsam verstehen wir, warum Jabra mit den Elite 10 Gen 2 trotz der ungewissen Zukunft doch noch auf den Markt drängen wollte.
Noise Cancelling: Minimale Verbesserungen
Beim Noise Cancelling fassen wir uns wieder etwas kürzer. Hier hat Jabra Besserung versprochen, die war aber auch nur teilweise notwendig. Schon das ANC der Jabra Elite 10 war wirklich gut, besonders, um dumpfe Geräusche abzufedern. An die Branchengrößen von Sony und Bose kommen die Jabra Elite 10 Gen 2 zwar auch noch nicht heran, das ANC arbeitet aber noch etwas stärker als beim Vorgänger.
Unterstützend wirken beim Noise Cancelling die sogenannten Soundscapes. Hier kannst du etwa Regen oder Gewitter als Soundkulisse aktivieren, wenn du gerade mal keine Musik hören möchtest oder Geräusche zur Konzentration brauchst. Das ANC arbeitet nämlich wie gewohnt etwas effektiver bei gleichzeitiger Wiedergabe. Eine ähnliche Geräusch-Datenbank bietet dir auch der Soundcore Space One.
Ansonsten ist bei den Elite 10 Gen 2 noch ein vierstufiger Transparenz-Modus an Bord, der Umgebungsgeräusche verstärken soll. So dringen besonders Gespräche und Fahrradklingeln viel besser zu dir durch und du bleibst ansprechbar. Bei eingeschaltetem HearThrough – so hat Jabra die Transparenz getauft – ist ein leises Rauschen hörbar.
Um den ANC-Modus zu wechseln, musst du nicht zwingend zum Smartphone greifen. Über die Einstellungen in der App lässt sich festlegen, dass du die Soundmodi auch mittels direkter Eingaben an den Buds ansteuern kannst. Wo wir auch schon beim nächsten Themenblock wären.
Bedienung und Praxis – App und Earbuds
Da die Elite 10 Gen 2 weitestgehend das Design der Vorgänger übernommen haben, erfolgt die Bedienung an den Buds auch hier über große Druckflächen. Das ist weitaus weniger fehleranfällig als eine Touch-Oberfläche und funktioniert dank der großzügigen Fläche auch sehr gut. Hier kannst du etwa die Wiedergabe von Musik und Anrufe steuern.

Über „MyControls“ in der App lässt sich die Bedienung der Earbuds dann weiter anpassen. Auch ein Sprachassistent lässt sich einzelnen Kommandos zuordnen. Wenn dir die Anordnung der Widgets im Startmenü der App nicht gefällt, kannst du auch diese individualisieren. Dafür scrollst du einfach ganz nach unten und wählst „Widgets bearbeiten“ an. Ein kleines Plus, was Nutzer:innen-Freundlichkeit angeht.
Alles beim Alten: Akku, Wasserschutz, Telefonie
Sechs Stunden bei eingeschaltetem ANC, zusätzliche 21 mit Ladecase und eine IP57-Zertifizierung. Jabra behält die hohen Standards der Elite 10 bei der zweiten Generation bei, was die Elite 10 Gen 2 zu idealen Sport-Kopfhörern macht. Dank Schnellladefunktion und kabellosem Laden gestaltet sich auch der Ladevorgang recht unkompliziert. Ähnlich wie die Elite 10 eignet sich die zweite Generation übrigens wirklich gut zum Telefonieren, bringt Stimmen sogar noch etwas klarer zur Geltung.

Bluetooth: 5.3, Multipoint und Basic-Codecs
Die Bluetooth-Standards bleiben die gleichen wie beim Vorgänger-Modell. Bluetooth 5.3 ist ebenso wie die Codecs SBC und AAC dabei. Zusätzlich bietet das Ladecase Bluetooth LE und kann im effizienten Codec LC3 Signale an die Earbuds weitergeben. Höherauflösende Codecs bieten aber auch die Elite 10 Gen 2 nicht. Ansonsten erfolgt die Einrichtung aber reibungslos, sowohl direkt über die Buds als auch über das verkabelte Ladecase. Mittels Multipoint kannst du die Jabra Elite 10 Gen 2 außerdem mit zwei Geräten gleichzeitig verbinden.
Design: Schwereres Case, gleicher Komfort
Bei den Earbuds übernimmt Jabra das Design der ersten Generation – und das ist auch gut so. Die Kopfhörer fühlen sich dank äußerer Gummierung wirklich gut an und sitzen sehr angenehm. Dank der flachen Bauform verschwinden die Hörer förmlich im Ohr und stehen kaum ab. Die Bedienflächen sind groß und grenzen sich visuell durch eine mattierte Oberfläche vom Rest der Buds ab.

Veränderungen gibt es dafür beim Ladecase. Dieses ist etwas schwerer als beim Vorgänger, fungiert dafür aber ja auch als Bluetooth-Sender. Ein zusätzlicher Knopf an der Frontseite koppelt die entnommenen Earbuds mit dem Case, wenn dieses per 3,5-Millimeter-Klinke oder USB-C mit einem Endgerät verbunden ist. Dementsprechend ist im Lieferumgang auch ein 3,5-Millimeter-Klinken-Adapter für das beigelegte USB-C-Kabel enthalten.
Unser Testfazit zu den Jabra Elite 10 Gen 2
Wir können es zugeben: Wir waren eher skeptisch, ob sich Nachfolger für die Elite 10 nach so kurzer Zeit schon lohnen würden. Mit dieser Skepsis haben die Elite 10 Gen 2 aufgeräumt. Während die Elite 10 Gen 2 in einzelnen Disziplinen auf dem Niveau der Vorgänger oder nur knapp darüber performen, bietet das aktualisierte Ladecase einen wirklichen Mehrwert.
Ob als flexibler Bluetooth-Sender für ältere Geräte, spontaner Soundbar-Ersatz oder Begleiter im Flugzeug, das Ladecase ist definitiv mehr als eine Spielerei. Und baut nebenher eine Brücke zwischen kabelgebundenen und Bluetooth-Kopfhörern. Dazu klingen die Elite 10 Gen 2 wirklich gut und brillieren mit aktueller Ausstattung. Da Jabra die Elite-Reihe noch in diesem Jahr ausverkaufen will, dürften Elite 10 und Elite 10 Gen 2 in diesem Jahr noch dazu wirklich attraktive Preise erzielen. Wir tendieren, auch bei einem mäßigen Aufpreis, zu letzteren.
Die Jabra Elite 10 Gen 2 findest du bei HiFi Klubben:
Technische Daten | |
Bluetooth-Standard | 5.3 |
Akku-Kapazität / Laufzeit | Hörer: ca. 6 Std. (mit ANC) / mit Case: ca. 27 Std. (Mit ANC) |
Schnellladefunktion | 5 min Ladezeit für 1 Std. Wiedergabezeit |
Noise Cancelling | Ja |
Codecs | AAC, SBC |
Wasser- und Staubschutz | IP57 |
Anschlüsse des Ladecase | USB-C |
Gewicht | Hörer: je 5,5g / Case: 46,6g |
Maße | 65,4 x 24,4 x 46,9mm |
Preis (UVP/Straßenpreis) | 279 Euro |
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