Startseite Kopfhörer Noise Cancelling Kopfhörer ANC – So funktioniert die aktive Geräuschunterdrückung deiner Kopfhörer

ANC – So funktioniert die aktive Geräuschunterdrückung deiner Kopfhörer

Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung liegen voll im Trend. Wir erklären dir ganz einfach, wie die geniale ANC-Technik funktioniert.
anc so funktioniert noise cancelling aktive geraeuschunterdrueckung Bild: Sonos

Solltest du nach einem neuen Kopfhörer suchen, dann bist du sicherlich schon auf das Feature „Active Noise Cancelling“ (ANC) gestoßen – also die aktive Geräuschunterdrückung. Aber was genau verbirgt sich dahinter, und wie funktioniert diese Technik? Wir erklären dir, was aktive Geräuschunterdrückung ist und wie du von ihr profitieren kannst.

Was ist ANC? Ruheort inmitten der Menge

Der Name verrät, was ANC kann: Umgebungsgeräusche unterdrücken. Während du Noise-Cancelling-Kopfhörer trägst, blendet die aktive Geräuschunterdrückung den Lärm um dich herum aus. Ursprünglich stammt diese Technologie aus der Luftfahrt und wird bis heute dort eingesetzt, um in Flugzeugen die Motorengeräusche zu übertünchen.

Rasch hat sich Active Noise Cancelling jedoch auch in Office-Headsets und regulären Bluetooth-Kopfhörern durchgesetzt. Es ist eben verführerisch, den Alltagslärm auszublenden und den Klängen der eigenen Wahl zu lauschen.

Auch TWS-Earbuds, wie die hier zu sehenden Jabra Elite 10, unterstützen häufig ANC.
Auch TWS-Earbuds, wie die hier zu sehenden Jabra Elite 10, unterstützen häufig ANC. | Bild: Jabra

ANC ist vielseitig einsetzbar und funktioniert unabhängig von der Kopfhörerform. Die Technologie gibt es nicht nur für Over- und On-Ear-Kopfhörer, sondern auch für In-Ears. Im Idealfall kombinierst du sogar aktive und passive Geräuschunterdrückung. Alle Kopfhörer mit Noise Cancelling, die wir über die Jahre getestet haben, findest du hier:

Aktive vs. passive Geräuschunterdrückung: So funktioniert ANC

Halt, es gibt neben der aktiven auch noch die passive Geräuschunterdrückung? Genau, du kannst sogar beides kombinieren. Passive Geräuschunterdrückung oder auch Passive Noise Cancelling (PNC) meint aber schlichtweg die Lärmisolierung, die deine Kopfhörer allein durch Design und Materialien mitbringen. Ganz simpel: Du setzt deine Kopfhörer auf bzw. ins Ohr und schon merkst du, wie die Geräusche in deiner Umgebung ein wenig gedämpft werden.

Dieser Effekt ist bei In-Ear-Kopfhörern mit einem guten Sitz besonders stark. Streng genommen unterdrücken die Kopfhörer aber keine Geräusche, sie dämpfen sie durch ihren Aufbau nur. Nichts anderes passiert auch, wenn du dir mit den Händen die Ohren zuhältst. So einfach funktioniert die passive Geräuschunterdrückung – kein Hexenwerk.

ANC reagiert auf Schallwellen (Lärm) aus der Umgebung und überlagert diese sozusagen mit Gegenschall. Dadurch flachen die Wellen ab.
ANC reagiert auf Schallwellen (Lärm) aus der Umgebung und überlagert diese sozusagen mit Gegenschall. Dadurch flachen die Wellen ab.| Bild: OnePlus

ANC ist da schon komplexer. Zumal es mehrere Abwandlungen der Technik gibt. Die Basis bleibt jedoch gleich: Aktive Geräuschunterdrückung kontert störende Umgebungsgeräusche mit entgegengesetzten Geräuschen bzw. Schallwellen, sodass sie sich gegenseitig quasi eliminieren. ANC-Systeme erkennen also die Geräusche bzw. Schallwellen in deiner Umgebung Anschließend schicken sie ihnen, noch bevor du sie hörst, ein passendes Gegenstück entgegen. Im Idealfall prallen die entgegensetzen Wellen aufeinander und flachen dadurch ab, fast so wie bei Wasser im Ozean. Ergebnis: Du nimmst nur noch Stille oder ein leichtes Rauschen wahr.

Klingt toll? Jetzt fragst du dich vermutlich, warum dieses Prinzip je nach Kopfhörermodell qualitativ unterschiedliche Ergebnisse liefert. Das liegt unter anderem daran, dass die Umgebungsgeräusche bzw. Schallwellen über Algorithmen erkannt werden. Und Bose, Jabra, Sony und Co. nutzen hier natürlich jeweils selbst entwickelte Software mit eigenen Stärken und Schwächen. Wichtig ist dabei zum einen, dass Geräusche via ANC möglichst schnell erkannt werden, nämlich bevor sie dein Ohr erreichen. Zum anderen müssen auch noch die exakt passenden Gegen-Schallwellen aufgebaut werden. Und die Balance zwischen Geschwindigkeit und Präzision hält jeder Hersteller anders.

Darum unterdrückt ANC Verkehrsgeräusche, aber keine Stimmen

Diese Balance aus Geschwindigkeit und Präzision ist es auch, warum die meisten ANC-Kopfhörer einige Geräusche richtig gut und andere eher schlecht unterdrücken können. Am besten funktioniert die Unterdrückung in der Regel bei lang anhaltenden und gleichbleibenden Lärmquellen. Klassische Beispiele sind monotone Motorengeräusche in Bus, Bahn und Flugzeugen, Straßenverkehr oder auch brummende, elektrische Anlagen. Obendrein können niedrige und mittlere Tonhöhen wesentlich besser unterdrückt werden als hohe.

ANC kann einige Geräusche besser ausblenden als andere - Motorenlärm zählt zu den Paradebeispielen.
ANC kann einige Geräusche besser ausblenden als andere – Motorenlärm zählt zu den Paradebeispielen. | Bild: Clem Onojeghuo via Unsplash

Das führt uns zu den Gegenbeispielen. ANC hilft dir kaum weiter, wenn es um hochfrequente Geräusche und plötzliche, kurze Töne geht. Die “Endgegner” von ANC sind unter anderem Kinderstimmen, Sirenen oder auch Autohupen. Weder laute Schreie noch Gespräche kann die aktive Geräuschunterdrückung gut kompensieren. Schreib deine brandneuen ANC-Kopfhörer also nicht vorschnell ab, wenn du im Bus immer noch das Telefonat deiner Sitznachbar:innen hören kannst. Die Technologie hat aktuell noch ihre Grenzen.

Was ist eigentlich adaptives oder hybrides ANC?

Jetzt, wo du weißt, wie die aktive Geräuschunterdrückung funktioniert, stellt sich dir vielleicht direkt die nächste Frage: Wo liegt denn der Unterschied zwischen normalem, “adaptivem” und “hybridem” ANC? Nun, wie wir schon erklärt haben, arbeitet Noise Cancelling im Grunde immer adaptiv, sonst würde es ja gar nicht funktionieren. Klar technisch definiert ist “Adaptive Noise Cancelling” daher nicht.

Unter adaptiver Geräuschunterdrückung verstehen die meisten Hersteller, dass die Kopfhörer die Art und Weise sowie die Intensität der Geräuschunterdrückung ohne dein Zutun anpassen. Dabei sollen neben der Art der Umgebungsgeräusche auch Faktoren wie der Sitz im Ohr Berücksichtigung finden. Im Ergebnis bewerben viele Hersteller hier also eine noch filigranere Geräuschunterdrückung. Wichtig ist aber, dass du „adaptiv“ nicht mit „anpassbar“ verwechselst. So bieten dir viele Hersteller in ihren mobilen Apps die Chance, die Intensität der Geräuschunterdrückung manuell anzupassen. So kannst du z. B. in ruhigeren Umgebungen eine niedrigere Stufe anlegen, als unterwegs beim Pendeln.

Der Philips Fidelio L4 unterstützt z. B. hybrides ANC.
Der Philips Fidelio L4 unterstützt z. B. hybrides ANC. | Bild: Philips

Einfache ANC-Systeme nutzen nur Mikrofone an der Innenseite der Kopfhörer. Warum innen? Weil sich die Frequenzen von Umgebungsgeräusche natürlich leicht verändern, wenn sie durch das Material der Kopfhörer dringen. Und diese Frequenzen möchte man möglichst präzise überlagern. Ein Nachteil: Da man die Geräusche so erst sehr nah am Ohr „abfängt“, kommt es leicht vor, dass du zumindest den Anfang eines Tons kurz hörst, bevor das ANC eingreift.

Genau das sollen hybride Systeme verhindern. Sie ergänzen nämlich auch an der Außenseite der Kopfhörer Mikrofone. Durch das Zusammenspiel von inneren und äußeren Mikrofonen kann hybrides ANC also noch schneller und genauer Umgebungsgeräusche unterdrücken. Da solche Systeme aber mehr Mikrofone und komplexere Algorithmen benötigen, sind entsprechende Kopfhörer wie z. B. der Philips Fidelio L4 für gewöhnlich auch etwas teurer.

Ein Tipp zum Schluss: ANC schont deine Ohren

ANC klingt angenehm, oder? Du kannst Musik, Podcasts und andere Medien hören, ohne von Umgebungsgeräuschen abgelenkt zu werden. Tatsächlich hat die aktive Geräuschunterdrückung aber noch einen anderen Vorteil. So kann die Technik deine Ohren schonen und langfristig der Hörgesundheit dienen. Warum? Vielleicht kommen bei diesem Szenario Erinnerungen auf: Du sitzt im Bus, willst deinen Lieblings-Podcast hören und das unentwegte Lärmen der übrigen Mitfahrenden in Verbindung mit dem Motorengeräusch sorgt dafür, dass du nur die Hälfe der Moderation verstehst. Also schraubst du die Lautstärke so weit nach oben, bis dein Podcast die Umgebung übertönt.

Dieses klassische Szenario kann deinen Ohren nachhaltig schaden, besonders, wenn du es öfter erlebst. Denn ohne es zu merken, erhöht man rasch die Lautstärke auf ein Level, das bei längerem Gebrauch dauerhafte Hörschäden verursachen kann. Mit ANC ist das Aufdrehen der Lautstärke aufgrund der Gegen-Schallwellen, welche die Umgebungsgeräusche überlagern, aber nicht notwendig. Du kannst also entspannter und gesünder unterwegs Musik, Podcasts und mehr lauschen.

zur Startseite Beitrag kommentieren
Für Links auf dieser Seite erhält HIFI.DE ggf. eine Provision vom Händler, z.B. für mit * oder gekennzeichnete. Mehr Infos.