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Was ist Auracast? Die neue Bluetooth-Technologie erklärt

Auracast soll verändern, wie du Audio an öffentlichen Orten hörst. Wir klären, was genau das bedeutet und was du benötigst, um für die Bluetooth-Technik bereit zu sein.
Auracast Bluetooth Was ist es Bild: Bluetooth SIG

Musik über Bluetooth zu hören, ist über die Jahre immer flexibler geworden. Nicht nur die Distanz, die zwischen Sender und Empfänger liegen kann, ist heute deutlich größer, als Anfang der 2000er. Auch immer bessere Codecs steigern Verbindungsqualität und -stabilität. Wirklich verändert hat sich die Art, wie wir Bluetooth nutzen, allerdings länger nicht. Die neue Funktion Auracast könnte das ändern. Als Teil der neuesten Bluetooth-Spezifikationen soll sie es ermöglichen, dass sich zahlreiche Bluetooth-Kopfhörer mit nur einem Sendegerät verbinden, um etwa einer Museumstour oder der Fußballübertragung in der Kneipe zu lauschen.

Wir erklären dir hier die neue Bluetooth-Technologie Auracast und wie du sie schon jetzt selbst ausprobieren kannst.

Was ist Auracast

Auracast wurde im Sommer 2022 von der Bluetooth Special Interest Group (Bluetooth SIG) als Teil von LE Audio eingeführt. Das Paket umfasst nicht nur Auracast, sondern auch Verbesserungen der Audio-Übertragungsqualität mittels des neuen Codecs LC3, sowie die Unterstützung von Hörhilfen. Nach einem schwerfälligen Start befinden wir uns aktuell in einer Phase, in der tröpfchenweise die ersten Smartphones, Bluetooth-Kopfhörer und -Lautsprecher LE Audio einsetzen. Speziell Auracast hat auf der Technik-Fachmesse CES im Januar 2024 einen Aufwind erlebt.

In Auracasts vollständigem Namen, Auracast Broadcast Audio, steckt das englische Wort für “Übertragung” oder “Ausstrahlung”, Broadcast. Du kannst dir Auracast tatsächlich ein wenig wie Radioübertragung vorstellen. Ein Auracast-Sender, etwa im Vorlesungssaal, strahlt ein Audiosignal über Bluetooth aus. Dieses kann von beliebig vielen Empfängern aufgenommen werden, also von allen Studierenden im Saal, die Bluetooth-Kopfhörer dabeihaben. Laut der Bluetooth SIG kann das Signal theoretisch in einem Bereich von fast 2.800 Quadratmeter aufgenommen werden – mehr als zehn Felder im Tennis-Doppel. Die Reichweite hängt allerdings von Sendeleistung und Antennendesign ab.

Auracast als Mitteilungssystem an öffentlichen Orten

Da Auracast es zahlreichen Menschen erlaubt, gleichzeitig ein Bluetooth-Signal aufzunehmen, liegt der Haupteinsatzort von Auracast auf der Hand: die Öffentlichkeit. Die Bluetooth SIG spricht davon, dass Auracast die Welt laut stellen wird – schwierig vorzustellen, da ja Bluetooth-Kopfhörer dazu da sind, die Welt auszusperren. Als Beispiel kann ein Fernseher am Flughafen dienen. In der Regel zeigen Bildschirme am Gate die Nachrichten mit Untertitel, der Ton ist stummgeschaltet. Wäre dieser Fernseher mit Auracast ausgestattet, könnten stattdessen alle interessierten Gäste sich mit ihren Kopfhörern verbinden und zuhören, ohne, dass schlafende Reisende gestört werden.

Bluetooth Auracast So funktioniert es
Drei Geräte sind wichtig, damit Auracast funktioniert: Der Transmitter sendet den Broadcast. Du nimmst ihn über einen Auracast-Assistenten, etwa dein Handy, an und leitest ihn von dort an mehrere Empfänger weiter. | Bild: Bluetooth SIG

Genauso könnten Fernseher in Fitnessstudios oder Bars angepasst werden. Oder, du verzichtest auf die veralteten Headsets, die Museen oft bereitstellen, und nutzt einfach deine eigenen Bluetooth-Kopfhörer, um einem Audioguide zu lauschen. Konferenzen und ähnliche Veranstaltungen, die in mehreren Sprachen übersetzt werden, könnten dir außerdem die Wahl geben, welcher Übersetzung du lauschen möchtest.

Auracast als Hörhilfe

Ebenso hat Auracast das Ziel, hörbeeinträchtigten Menschen zu helfen. So kannst du dich auch mit kompatiblen Hörgeräten in Auracast-Übertragungen einwählen. Weiterhin ist die Bluetooth SIG überzeugt, dass der hohe Verbreitungsgrad von Bluetooth diese Art der Hörhilfe für Menschen mit unterschiedlichsten Beeinträchtigungs-Graden insgesamt zugänglicher machen kann.

Auracast Beispielbild Vortrag
Die Bluetooth SIG sieht Auracast als ein Hörhilfesystem, das einfacher und kostengünstiger zu installieren ist, als bisherige Lösungen. | Bild: Bluetooth SIG

Auracast für private Musik-Sessions

Jetzt ist es allerdings nicht so, dass nur öffentliche Einrichtungen und Veranstalter Auracast-Sender einbauen können. Auch Smartphones und Laptops können Auracast-Sender sein. Theoretisch kannst du also in Zukunft einfach in der Bahn deine Spotify-Playlist mit allen teilen, die beitreten möchten. Falls du nur deine Freund:innen mithören lassen möchtest, erlaubt Auracast passwortgeschützte Übertragungen.

Auracast soll übrigens Audio in höherer Qualität und mit geringeren Latenzen liefern. Dabei baut die Funktion scheinbar auf den Errungenschaften von LE Audio auf, welches dank des LC3-Codecs bessere Soundqualität bei geringerem Energieverbrauch verspricht. Noch haben wir allerdings nicht testen können, ob LC3 bei Bluetooth-Kopfhörern wirklich einen hörbaren Unterschied macht, da weder LE Audio noch LC3 aktuell weitverbreitet sind. Mit unserem aktuellen In-Ear-Testsieger Sony WF-1000XM5 etwa kannst du LC3 bisher nur mit aktuellen Xperia-Handys nutzen.

Auracast für große Partys

Während es bei Bluetooth-Kopfhörern um privates, störungsfreies Hören geht, scheint Auracast bei Bluetooth-Lautsprechern auf maximalen Lärm abzuzielen. Zumindest ließen das die Ankündigungen auf der Fachmesse CES im Januar 2024 vermuten, auf der Auracast eins der unerwarteten Trendthemen war.

So hat JBL angekündigt, dass Auracast im Nachfolger des Xtreme 3 zum Einsatz kommt. Der Xtreme 4 soll dank der Technologie mit mehreren anderen Lautsprechern verbunden werden, um als große Einheit zu spielen, sowie mit einer weiteren Box im Stereo-Verbund spielen können.

CES 2024 Bluetooth Auracast Stand in Las Vegas
Auracast war auf der CES in Las Vegas ein großes Thema. Die Bluetooth SIG veranstaltete am eigenen Stand Demonstrationen, es gab aber auch einige Produktvorstellungen von Kopfhörer- und Lautsprecher-Herstellern.

Näher erklärt man die Funktion nicht und wir konnten den Xtreme 4 auch noch nicht testen. Allerdings hört es sich stark danach an, als würde JBL damit sowohl das Bluetooth-Feature True Wireless Stereo (TWS) als auch den JBL-PartyBoost ersetzen. Beide Funktionen dienen dazu, entweder zwei Lautsprecher als Stereo-Paar zu verwenden oder aber, im Fall des PartyBoosts, zusätzlich bis zu 99 kompatible JBL-Lautsprecher synchron spielen zu lassen. Wir können das hoffentlich im Test des Xtreme 4 überprüfen.

Auracast: Das brauchst du, um bereit für die neue Bluetooth-Welt zu sein

Einen Haken gibt es: Damit du Auracast nutzen kannst, müssen alle beteiligten Geräte die Technologie unterstützen. Das umfasst sowohl das vermittelnde Gerät, in der Regel dein Handy, als auch den Empfänger, also Kopfhörer oder Lautsprecher. Und natürlich müssen die entsprechenden Sender zunächst in Bars, Flughäfen und Wartesälen installiert werden.

Selbst, wenn der Sender vorhanden ist und deine Geräte LE Audio unterstützen, heißt das nicht, dass du mithören kannst. Denn genauso, wie LE Audio kein verpflichtender Teil der Bluetooth-Versionen 5.2 und 5.3 ist, muss Auracast nicht Teil von LE Audio sein. Du solltest also beim Kauf darauf achten, dass explizit Auracast unterstützt wird.

Zum Glück scheint es, als könnte Auracast per Software-Upgrade an Kopfhörer und Lautsprecher weitergereicht werden. Eventuell ist es also gar nicht nötig, neue Hardware zu kaufen. Allerdings scheint sich hier die Bluetooth SIG selbst nicht ganz sicher zu sein. Prinzipiell bestehe die Möglichkeit, Auracast nachzurüsten, dies hänge allerdings von den Bluetooth-Funktionen ab, die bereits in einem Gerät vorhanden sind – und natürlich davon, ob der Hersteller Auracast für wichtig erachtet.

Android und Qualcomm stehen in den Startlöchern

Auracast steckt allerdings jetzt schon in Android 13 und 14 sowie in Qualcomms neuesten Chips, die auch schon in die ersten Kopfhörer und Handys integriert sind. Apple hält sich aktuell noch zurück. Falls du die neusten Android-Geräte kaufst, hast du also zumindest eine Chance, darauf vorbereitet zu sein, wenn die ersten Fernseher mit Auracast-Sendern ausgestattet werden. Da die Voraussetzung für Auracast Bluetooth 5.2 oder höher sowie das im LE-Audio-Standard festgelegte Public Broadcast Profile (PBP) sind, kannst du auch hiernach ein Auge aufhalten, wenn du dich neu ausstattest.

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