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Bluetooth LE Audio: Das musst du zum Bluetooth-Update wissen

LE Audio gilt als die Zukunft von Bluetooth: Das Update verspricht weniger Energieverbrauch, mehr Reichweite und bessere Audioqualität. Was ist Bluetooth LE Audio und wo steht die Technologie aktuell?
Bluetooth LE Audio LC3 Fidelio T2 Lifestyle-Bild Bild: TP Vision

Bluetooth-Kopfhörer habe sich längst durchgesetzt und die meisten Smartphones haben schon gar keinen Kopfhörerausgang mehr. Und auch viele Lautsprecher und Anlagen empfangen ihre Signale meist per Bluetooth. Doch der erfolgreiche Standard ist auch schon recht betagt und hat deshalb auch einige Nachteile. Dazu gehören etwa ein recht hoher Energiebedarf und Grenzen bei der Audio-Qualität.

Mit LE Audio hat die Bluetooth Special Interest Group (SIG) 2020 die vermeintliche Lösung angekündigt. Bluetooth LE Audio soll Bluetooth-Kopfhörern helfen, Strom zu sparen und bessere Audioqualität zu liefern. Die genauen Spezifikationen konnten dann aber erst 2022 finalisiert werden. So stehen wir knapp drei Jahre nach der Ankündigung erst am Anfang der LE-Audio-Ära. Der Begriff vereint dabei eine bunte Mischung an neuen Funktionen, die wir erst nach und nach in der Praxis erleben werden.

Generelle Informationen zu Bluetooth, den verschiedenen Versionen und Profilen haben wir dir hier zusammengestellt:

Bluetooth LE Audio und LC3: Besseres Audio, weniger Energieverbrauch

Bluetooth LE Audio ist Teil der Bluetooth-Version 5.2. Es basiert auf Bluetooth Low Energy, welches unter anderem für Geräte im Internet der Dinge gedacht ist – z.B. einen Temperatur-Sensor im Smart Home, der  nur punktuell kleine Datenmengen sendet. An Audiodateien, die kontinuierlich hohe Datenraten erfordern, war mit Low Energy gar nicht zu denken – bis jetzt.

Das Kernversprechen von Bluetooth LE Audio ist, dass es bessere Audioqualität bei geringerem Energieverbrauch liefert. Dazu musste ein neuer Codec her: Mit LE Audio soll LC3 (Low Complexity Communication Codec) den Codec SBC ablösen. Letzterer ist gemeinhin als kleinster gemeinsamer Nenner bekannt, da er der einzige Codec ist, den wirklich jeder Bluetooth-Kopfhörer und Bluetooth-Lautsprecher an Bord haben muss. Er liefert aber auch die schlechteste Audioqualität. Für eine Erklärung, was ein Bluetooth-Codec ist und welche es am Markt gibt, kannst du in unseren Ratgeber schauen:

SBC könnte unter den richtigen Bedingungen auch gut klingen, bräuchte dafür aber eine hohe Bitrate und würde entsprechend mehr Energie verbrauchen. Das ist vor allem für kleine In-Ear-Kopfhörer mit wenig Platz für den Akku problematisch. Der Trick von LC3 ist es, dass der Codec selbst bei deutlich geringeren Datenraten bessere Qualität als SBC schaffen soll. Wie sich das anhört, stellt die Bluetooth SIG auf ihrer Website vor, du kannst hier einfach reinhören. In der Praxis könnte LC3 deshalb besser klingen als SBC, bisher konnten wir das aber in keinem Produkt ausprobieren.

Bluetooth LE Audio LC3 SBC Vergleich
Die Grafik zeigt, wie Proband*innen in Tests der Bluetooth SIG die Audioqualität von SBC vs. LC3 im Verhältnis zur Datenrate bewertet haben. | Bild: Bluetooth SIG

Was heißt bessere Audioqualität wirklich?

Vielleicht hast du es dir das Beispiel oben schon angehört und kannst für dich bestätigen, dass sich LC3 tatsächlich besser anhört als SBC. Hier enthüllt sich allerdings der große Haken von LE Audio: Mit dem Codec LC3 soll die Audioqualität besser als SBC werden. Versprechen für die Audioqualität von Bluetooth-Übertragungen allgemein macht LE Audio erst einmal nicht. Dass mit LE Audio endlich verlustfreies Highres-Streaming möglich wird, scheint nicht der Fall zu sein. Diese Einschätzung ist aber mit Vorsicht zu genießen, schließlich befinden wir uns am Anfang des Rollouts und es gibt noch wenig Praxisbeispiele.

Bluetooth LE Audio LDAC
Sony hat mit LDAC einen der Codecs am Start, der beste Audioqualität verspricht – wenn denn die Verbindung mitspielt. | Bild: Sony

Auracast Broadcast Audio: Vernetzte Welt

Das Augenmerk lenkt die Bluetooth SIG aktuell denn auch auf ein ganz anderes Feature von LE Audio: Auracast. Das ermöglicht es, ein Gerät mit mehreren Bluetooth-Empfängern zu verbinden. Das heißt auch, dass dein Smartphone in Zukunft nicht mehr nur an einen Earbud streamt. Das war bisher der Fall: Dein Handy schickt die Musik an einen Earbud, der dann die Musik an den zweiten weitersendet. Bei LE Audio entfällt der Zwischenschritt – „Multi-Stream“ nennt die Bluetooth SIG das. Dadurch soll die Latenz zwischen den Kopfhörern auf ein Minimum reduziert werden und ein Earbud soll sich nicht mehr schneller entladen, als der andere – wobei moderne Kopfhörer beide Probleme schon gut im Griff hatten.

Du kannst also eine Quelle mit mehreren Bluetooth-Empfängern verbinden. Das erinnert an Bluetooth Multipoint, nur eben in die andere Richtung. Daraus ergeben sich drei große Anwendungsszenarien:

Musik mit dienen Freunden teilen

Auracast erlaubt es, zwei Bluetooth-Kopfhörer mit einem Endgerät – etwa deinem Laptop oder deinem Smartphone – zu verbinden. Wenn also du und ein*e Freund*in auf langen Zugfahrten dieselbe Musik hören wollt, musst du nicht mehr einen deiner Earbuds verleihen. Stattdessen könnt ihr euch einfach beide über eure Kopfhörer mit deinem Handy verbinden und die Roadtrip-Playlist auf Spotify anwerfen.

Bluetooth LE Audio Auracast
Mit Auracast sollst du ganz einfach mit Freund*innen Musik teilen. | Bild: Bluetooth SIG

Stumme Anzeigetafeln und öffentliche Fernsehgeräte

Durchsagen an Flughäfen oder Bahnhöfen gehen gerne im Lärm der Menge unter. Die Bluetooth SIG hat hier eine Vision für die Zukunft: Öffentliche Fernsehgeräte und Anzeigetafeln laufen prinzipiell ohne Ton. Wer reinhören möchte, verbindet sich einfach über Bluetooth und hört so die Audiospur ganz privat.

Als Beispiel denkt die Bluetooth SIG an Fernseher im Fitnessstudio. Wer seine eigene Musik oder Podcasts hören will, kann das ungestört tun. Wer die Sportübertragung auf dem Fernseher verfolgen möchte, kann sich mit seinen Kopfhörern verbinden.

Bessere Leistung von Hörgeräten

Auracast soll sich auch auf die Leistung von Hörhilfesystemen auswirken. In einem Video erklärt die Bluetooth SIG, dass die neuen Broadcast-Möglichkeiten Hörhilfen zugänglicher machen und normalisieren können.

Bluetooth LE Audio Auracast Hörhilfesysteme
Auracast Broadcasting lässt sich leichter installieren als ältere Technologien für Hörhilfesysteme und soll deren Verwendung so bequemer und zugänglicher machen. | Bild: Bluetooth SIG

LE Audio: Wann geht’s los?

Wann wirst du das Ganze also ausprobieren können? Aktuell sieht es so aus, als müssten wir uns noch etwas gedulden. Durch die Corona-Pandemie haben sich die Pläne für LE Audio deutlich verzögert, sodass wir Anfang 2023 immer noch kein Gerät mit LE Audio und LC3 im Testlabor hatten. Einzelne Modelle wurden schon angekündigt, wie etwa der Kopfhörer Sennheiser RS 120-W. An anderer Stelle sieht es düsterer aus: So meinte zum Beispiel Samsung, die Galaxy Buds2 Pro nachträglich per Update mit LE Audio auszustatten, dazu ist es aber noch nicht gekommen. Wir rechnen damit, dass wir in der zweiten Hälfte 2023 mehr Modelle sehen.

Bluetooth LE Audio Galaxy Buds2 Pro
Die Samsung Galaxy Buds2 Pro sollten Bluetooth LE Audio erhalten, das Versprechen hat Samsung aber bisher nicht eingelöst. | Bild: Bluetooth SIG

Erschwerend kommt hinzu, dass du für Bluetooth LE Audio nicht nur einen kompatiblen Empfänger, sondern auch einen kompatiblen Sender brauchst. Sowohl Kopfhörer als auch Smartphone müssen also LE Audio und den Codec LC3 mitbringen. Zumindest erhält LE Audio Einzug in Android 13. Die Bluetooth SIG meint auch, dass es möglich sein könnte, einzelne alte Geräte nachträglich mit LE Audio auszustatten, die Aussage kommt aber mit einem großen Fragezeichen. Wahrscheinlich musst du also erst mal ganz neue Hardware anschaffen, bevor du LE Audio wirklich ausprobieren kannst.

Die Zukunft von Bluetooth

Die Bluetooth SIG ist nicht der einzige Player, der mit großen Bluetooth-Entwicklungen aufwartet. In der letzten Zeit sind immer mehr Hersteller auf den Zug aufgesprungen und haben ihre eigenen Codecs vorgestellt, die (verlustbehaftetes) Highres-Audio versprechen. Da wäre zum Beispiel MQair von MQA, der Firma hinter dem gleichnamigen Dateiformat bei Tidal. Auch Oppo stellt scheinbar bald einen eigenen Codec vor.

Das Problem all dieser Codecs ist, dass sie zwar nach der Komprimierung und Übertragung hohe Auflösungen liefern, die theoretisch Highres-Qualität entsprechen. Sprich: Deine Musik wird mit einer höheren Auflösung ausgespielt, als eine CD mit 44,1 kHz / 16 Bit. Die Komprimierung ist hier bisher aber immer verlustbehaftet und nicht “lossless”, es geht also unweigerlich Information verloren. Bluetooth bietet bisher einfach nicht die nötige Datenrate und Verbindungsstabilität, um Daten dieser Größe zuverlässig durch den Flaschenhals vom Smartphone zum Kopfhörer zu drücken.

Wir gehen darauf auch in unserem Ratgeber rund um Highres und seine Mythen ein. Zumindest verlustfreie CD-Qualität scheint mit Qualcomms aptX Lossless in greifbarer Nähe zu sein, was für das alltägliche Hören mehr als genug ist. Verlustfreie Highres-Versprechen von Codecs wie LDAC, LHDC oder eben auch LC3plus bleiben aber mit Vorsicht zu genießen – trotz LE Audio.

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