LC3plus: Das musst du über den Bluetooth-Codec wissen

LC3plus ist ein relativ neuer Bluetooth-Codec, den du auch als höherwertigen Ableger von LC3 verstehen kannst. LC3 soll langfristig den bisherigen Standard-Codec SBC ablösen und sowohl stabiler als auch qualitativ hochwertiger als dieser sein. LC3plus wiederum ist als unabhängiger Standard-Codec speziell für hochauflösende Musik gedacht, der in Zukunft Insellösungen wie Sonys LDAC oder LHDC ablösen könnte. Noch sind beide Codecs allerdings nicht allzu weitverbreitet.
Die neuen Bluetooth-Codecs: LC3 verbessert Energieeffizienz und Audioqualität
Die Abkürzung LC3 steht für „Low Complexity Communication Codec“. Entwickelt wurde die Technologie vom Fraunhofer IIS und Ericsson. Den Standard-Codec unterstützen bereits vereinzelte TWS-Kopfhörer wie die Huawei FreeBuds 5 oder die OnePlus Buds Pro 2, er ist aber noch weit davon entfernt, so allgegenwärtig wie SBC zu werden. LC3s Vorteil sind z. B. stabilere Verbindungen, da er bei der Übertragung besser mit Paketverlusten umgehen kann. Gleichzeitig ermöglicht LC3 bei niedrigerer Bitrate als SBC die gleiche Audioqualität, kann also effizienter komprimieren. Auf diese Weise ist es natürlich auch möglich, bei gleichbleibender Bitrate eine höhere Klangqualität zu erzielen.

LC3 bietet Bitrates von 160 bis 345 kbit/s und Samplingraten von bis zu 48 kHz. Obendrein ist die Latenz niedriger und die Effizienz höher als bei SBC. Das heißt, beim Einsatz von LC3 können deine Geräte bei höherer Audioqualität auch noch Strom sparen. Doch was verbessert sich konkret durch LC3plus?
LC3plus bringt Hi-Res Audio Wireless ins Spiel
Wo schon LC3 bislang nicht weitverbreitet ist, besetzt LC3plus eine noch kleinere Nische. Es könnte sich hier aber um den Bluetooth-Codec der Zukunft handeln. Denn: LC3plus ist sozusagen die Premium-Variante von LC3. Er erlaubt noch höhere Bitrates von bis zu 500 kbit/s pro Kanal und ermöglicht eine Klangtiefe von 24 Bit bei Samplingraten von bis zu 96 kHz. Um einmal über die Zahlen hinauszugehen: Damit ist extrem hochauflösender und hochwertiger Sound möglich.
2022 hat LC3plus daher auch die offizielle Zertifizierung für Hi-Res Audio Wireless erhalten. Das heißt, dass Hersteller von Bluetooth-Kopfhörern und -Lautsprechern ihre Produkte mit dem „Hi-Res Audio Wireless“-Logo schmücken dürfen, wenn sie LC3plus verwenden. Doch es geht hier nicht nur um hochwertigen Sound an sich. Denn da gibt es ja bereits weiter verbreitete Alternativen wie Qualcomm aptX, Sonys LDAC oder auch LHDC.

So ist es das Ziel, mit LC3plus einen übergreifenden Standard-Codec für hochauflösende Musik anzubieten. Er soll eine unabhängige Alternative zu den weiter oben genannten Insellösungen darstellen. Allerdings ist hier wichtig zu beachten: Auch LC3plus kostet die Hersteller Lizenzgebühren. Das dürfte auch einer der Gründe sein, aus denen sich dieser Codec bislang nicht ausbreiten konnte.
Prädestiniert für den Gaming-Bereich?
LC3plus könnte zwar einerseits Audiophile befriedigen, hat aber noch ein anderes, potenzielles Einsatzgebiet: Gaming. Denn der Codec bietet auch eine deutlich niedrigere Audioverzögerung als LC3 oder gar SBC. So gibt das Fraunhofer IIS an, dass LC3plus die Latenz im direkten Vergleich mit LC3 um ein Drittel reduziere. Das heißt, dass Bild und Ton auch bei schnellen Gameplay-Szenen noch synchron bleiben sollen.
In konkreten Zahlen geben die Entwickler:innen an, dass mit LC3plus die Latenz auf 5 Millisekunden sinken könne. Zum Vergleich: Mit LC3 sind es noch 7,5 Millisekunden. Das kann beim Spielen durchaus einen Unterschied machen und kann nicht nur bei kabellosen Gaming-Headsets, sondern auch Wireless-Speakern relevant sein. Deswegen setzt z. B. Bang & Olufsen den Codec für seine kabellosen Beolab-Lautsprecher und seine Streaming-Box Beoconnect Core ein. So kann die Technologie dabei helfen, dass auch komplexere Wireless-Systeme synchron laufen.

Als „Bonus“ beinhaltet LC3plus auch eine sogenannte Fallback-Option. Diese ist wichtig, wenn du dich in einer Umgebung bewegst, in der sehr viele Bluetooth-Geräte auf engem Raum aktiv sind – z. B. in einem vollen Bus oder an einem Flughafen. Die kabellose Verbindung kann selbst in extremen Szenarien stabil gehalten werden und dann auf 64 kbit/s pro Kanal zurückgreifen. Durch die reduzierte Bitrate minimiert man Paketverluste und stellt sicher, dass du ungestört weiter Musik hören oder telefonieren kannst.
LC3plus: Die Zukunft ist ungewiss
Auch wenn schon einige High-End-Lautsprecher und -Systeme auf LC3plus setzen, ist die Zukunft des hochwertigen Bluetooth-Codecs mit Hi-Res Audio Wireless ungewiss. Dies hat mehrere Gründe. Grundsätzlich dauert es immer einige Jahre, bis sich neue Audio-Technologien durchsetzen. Das liegt daran, dass eben alle Glieder einer Kette kompatibel sein müssen. Schließlich nützt es dir nichts, wenn etwa dein Smartphone LC3 oder LC3plus beherrscht, dein Bluetooth-Lautsprecher oder -Kopfhörer jedoch nicht.
Dazu kommt, dass für die Verwendung von LC3plus Lizenzgebühren anfallen. Dies trifft zwar auch auf andere, hochwertige Codecs wie Qualcomm aptX, LDAC oder LHDC zu, doch diese sind bereits etabliert. Sie finden also bereits breitere Unterstützung, was für Hersteller ein größerer Anreiz ist, auf sie zurückzugreifen. Schließlich können sie am Ende potenziell mehr Kund:innen nutzen.
LC3plus könnte dennoch, vielleicht sogar nicht nur im High-End-Bereich, eine größere Zukunft gehören. Du kannst ja beim nächsten Kopfhörer-Kauf einmal darauf achten, ob LC3 oder auch LC3plus im Datenblatt auftauchen. Alle von uns getesteten Bluetooth-Modelle findest du hier in der Übersicht: