LHDC und LLAC: Die Bluetooth-Codecs einfach erklärt

Du denkst über den Kauf neuer Bluetooth-Kopfhörer nach? Wenn dir verlustfreier, hochwertiger Klang wichtig ist, stößt du schnell auf den Bluetooth-Codec LHDC (Low Latency High Definition Audio Codec) und seinen Ableger LLAC. Über LHDC ist die verlustfreie Audioübertragung möglich. In diesem Ratgeber erklären wir dir ganz einfach, wie du davon profitieren kannst.
Was unterscheidet LHDC von anderen Bluetooth-Codecs?
Mit Bluetooth-Kopfhörern kannst du Musik besonders bequem hören. Die kabellose Übertragung hat aber auch Nachteile: Audiodateien werden oft stark komprimiert, da Bluetooth nur begrenzte Bandbreiten zu Verfügung stellt. Wie diese Komprimierung im Detail abläuft, bestimmt der verwendete Bluetooth-Codec. Stell es dir gerne so vor: Die Bluetooth-Verbindung ist wie ein Tunnel, durch welchen sich der Ton quetschen muss. Die spezifischen Codecs sind dabei die Fahrzeuge, die durch den Tunnel fahren und in denen das Audiosignal Platz nimmt. Falls du dich allgemein für Bluetooth-Codecs interessierst, empfehlen wir dir unseren ausführlichen Ratgeber zum Thema:
Um es an dieser Stelle kurz zu fassen: Die Basis-Codecs heißen SBC und AAC. Sie werden von den meisten Bluetooth-Geräten unterstützt, komprimieren allerdings auch stark. LHDC wiederum wurde als höherwertige Alternative zu SBC und AAC entwickelt – ähnlich wie aptX oder LDAC. Dank höherer Datenraten sollen diese Codecs die Audioqualität verbessern.
LHDC sorgt für Hi-Res Audio Wireless
Hinter LHDC steht das taiwanesische Unternehmen Savitech. Ähnlich wie bei Sonys LDAC fallen auch bei der Nutzung von LHDC Lizenzgebühren für die Hersteller an. Der Codec von Savitech unterstützt Datenraten bis zu 24 Bit und 192 kHz. Dies funktioniert allerdings erst ab der neuesten Version LHDC-V, welche auch Bluetooth LE Audio voraussetzt. Das reguläre LHDC unterstützt immerhin ebenfalls Datenraten bis zu 24 Bit bei 96 kHz; da dürfte eher dein Ohr die Grenzen der Wahrnehmung setzen, als der Bluetooth-Codec.
Um einen Codec zu nutzen, müssen sowohl der Sender (etwa dein Smartphone) als auch der Empfänger (deine Kopfhörer) ihn unterstützen. Viele Geräte, mit denen LHDC nutzbar ist, gibt es bisher nicht. 2023 kamen etwa die Xiaomi Buds 4 oder die Nothing Ear (2) auf den Markt.

LHDC gehört gemeinsam mit LDAC, SCL6, LC3plus, SHDC und aptX Adaptive zu den Codecs, welche die japanische Japan Audio Society (JAS) für Hi-Res Audio Wireless zertifiziert hat. Entsprechend ist der Codec unter hochpreisigen TWS-Kopfhörern immer verbreiteter. Etwa unterstützen ihn auch die von uns getesteten Xelento Wireless von Beyerdynamic.
LLAC als Alternative für Videos
LHDC hat mit LLAC (Low Latency Audio Codec) noch einen speziellen Ableger, der auch als LHDC LL bekannt ist. Hier sind die maximalen Bitraten geringer, die Kompression also potenziell höher. Auch der maximale Frequenzbereich schränkt sich auf 48 kHz ein. Dafür sinkt jedoch die Latenz deutlich: die Verzögerung, die bei der Audioübertragung entsteht. Bei zu hoher Latenz wirst du einen Versatz zwischen Bild und Ton bemerken, der den Video- und Gaming-Genuss trüben kann.
Steht LHDC bei einer recht hohen Latenz von 200 Millisekunden, sodass dieser Codec weder für Spiele noch Videos geeignet ist, so sind es bei der Low-Latency-Variante nur noch 30 Millisekunden. Dieser Wert ist immer noch merklich und für Games aus unserer Sicht nur bedingt geeignet, kann aber für die Videowiedergabe durchgehen.
Performance
LHDC | LHDC LL | |
Geringste Bitrate | 160 kbit/s | 400 kbit/s |
Max. Bitrate | 1.000 kbit/s | 600 kbit/s |
Klabngtiefe | 16-, 24-bit | 16-, 24-bit |
Max. Frequenz | 192 kHz | 48 kHz |
Sound | Am besten | Gut |
Latenz | Hoch (200 ms) | Mittel (30 ms) |
Verfügbar | 2018 | 2018 |
So nutzt du LHDC
Damit du LHDC bzw. LLAC nutzen kannst, müssen sowohl Sender als auch Empfänger den jeweiligen Codec unterstützen. Sonst fällst du wieder auf SBC bzw. AAC zurück. Weder LHDC und LLAC noch Sonys LDAC oder Qualcomms aptX spielen für dich bedauerlicherweise eine Rolle, wenn du ein Apple iPhone nutzt. Apple hat sich ganz AAC verschrieben.
Lohnt sich LHDC?
LHDC punktet mit adaptiven Bitraten, die bei schlechten Verbindungen ab der neuesten Version des Standards bis auf 160 kbit/s sinken bzw. bis auf 1.000 kbit/s steigen können. Potenziell holst du so also deutlich besseren Klang aus deinen Bluetooth-Kopfhörern, als mit SBC und AAC, den beiden Standard-Codecs. Allerdings wirst du nur von der hochwertigen Übertragung profitieren, wenn das Ausgangsmaterial entsprechende Qualität bietet. Bei Spotify oder YouTube Music limitieren etwa die Qualitätsoptionen. LHDC entfaltet zusätzlich nur sein Potenzial, wenn du besonders hochwertige Kopfhörer nutzt. Schließlich muss die Hardware auch in der Lage sein, die feinen Unterschiede darzustellen. Die besten Bluetooth-Kopfhörer, die wir getestet haben, findest du hier:
Für Gaming sind sowohl das reguläre LHDC als auch LLAC aus unserer Sicht mit zu hohen Latenzen behaftet. Ähnlich wie Sonys LDAC ist zudem auch der Codec von Savitech auf seinen höchsten Qualitätsstufen oft instabil, sodass es zu Verbindungsabbrüchen kommen kann, wenn du dich nur wenige Meter vom Abspielgerät entfernst.
Im Ergebnis eignet sich LHDC für dich, wenn du einen Musik-Streaming-Dienst mit Lossless-Audio wie Apple Music abonniert hast und Premium-Kopfhörer verwendest. Gibst du eine etwas höhere Summe für deine nächsten Kopfhörer aus, dann solltest du darauf achten, dass LHDC oder Alternativen wie aptX bzw. LDAC Unterstützung finden.