Startseite HiFi Elektronik All-in-One Systeme Ruark R410 im Test: All-In-One für verwöhnte Ohren und Augen

Ruark R410 im Test: All-In-One für verwöhnte Ohren und Augen

Scharfes Farbdisplay, Oldschool-Holzfront und dahinter eine komplette Streaming-Anlage samt Boxen: Der Ruark R410 gehört definitiv zu den schönsten All-In-One-Systemen. Im Hörtest finden wir heraus, ob er auch zu den besten gehört.
HIFI.DE Test | Ruark R410
Leistung
120 Watt
Eingänge
Phono-MM, HDMI-eARC, Cinch, Digital optisch, LAN, WLAN
HDMI ARC / eARC
Ja / Ja
Quellen kabellos
WLAN, Bluetooth aptX HD
Streaming
Spotify Connect, Tidal Connect, AirPlay 2, Chromecast, Internetradio, DLNA/UPnP
Abmessungen (BxHxT)
560 x 15 x 310 mm
Gewicht
9,5 kg
Preis
1.499 Euro
In Kürze
Mit neutraler Abstimmung und raumfüllendem Klang nimmt der Ruark R410 auch verwöhnte Hörer für sich ein. Er ist nicht das lauteste All-In-One-System, aber sicher eines der feinsten und schönsten.
Vorteile
  • Lebendiger, großformatiger Klang, gute Neutralität
  • Nach kurzer Gewöhnung sehr handliche Bluetooth-Fernbedienung
  • Hochauflösendes, scharfes Display
Nachteile
  • Keine (eigene) App
  • Kein Kopfhöreranschluss
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Musikquelle, Verstärker und Lautsprecher in einem gemeinsamen Gehäuse: Was einst schlicht „Radio“ hieß und in Omas Wohnzimmer zu finden war, hat durch moderne Streamingtechnik eine beeindruckende Renaissance erlebt. Der Ruark R410 ist solch ein neues Komplettsystemeine komplette Anlage, die da hinpasst, wo einst der oder das Radio stand: Aufs Sideboard, das großzügiges Regalbrett im Büro, ein schönes Beistelltischchen – oder auch auf die TV-Bank unter den Fernseher, HDMI-eARC sei Dank.

Schon überzeugt? Den Ruark R410 gibt es komplett in Walnuss-Furnier oder mit matt-grauem Gehäuse:

Für den Nachttisch oder die Küche ist der R410 meist zu groß. Aber auch für solche Orte hat der englische Hersteller eine große Auswahl passender „Radios“ – die in Wirklichkeit jeweils die gesamte Vielfalt moderner digitaler Medien enthalten. Du kannst mit dem R410 also Spotify oder Tidal streamen, Radio via Web oder DAB hören, deine Festplatten-Musiksammlung wiedergeben und sogar einen Plattenspieler daran anschließen. Fragt sich nur, ob die kompakte, gar nicht billige Kiste mit einer konventionellen HiFi-Anlage mit separaten Boxen mithalten kann.

Ruark R410 im Hörtest: Kiste? Welche Kiste?

All-In-Ones treten gegen separate HiFi-Komponenten mit einem Handicap an. Denn ihre Lautsprecher für den rechten und linken Kanal können nur so weit auseinander liegen, wie ihr Gehäuse breit ist. Das entspricht nicht der ursprünglichen Idee von Stereowiedergabe: Wenn du nicht sehr dicht vor dem Gerät sitzt, hörst du effektiv mono, auch wenn im Gehäuse separate Tief- und Hochtöner für beide Kanäle vorhanden sind.

Ruark R410 Fernbedienung und iPad
Das Ruark R410 sieht nicht nur schick aus, sondern soll auch noch gut klingen – und sich einfach bedienen lassen.

Das Handicap lässt sich aber mit elektronischer Hilfe verkleinern. Etwas Ähnliches kennen wir schon von einigen Soundbars, etwa der Teufel Cinebar 11. Mit trickreicher Filterung gaukelten sie dem Gehör eine viel größere Basisbreite vor, als ihnen physisch möglich war. Sinngemäß beherrscht auch der Ruark diesen Trick, der heute aber digital, viel präziser und klangneutraler funktioniert als früher.

Der Erfolg ist verblüffend: Der R410 füllt ein großzügiges Wohnzimmer ganz lässig mit Musik. Die Instrumente und Stimmen scheinen mit der Kiste, die da auf dem Sideboard steht, gar nichts mehr zu tun zu haben und breiten sich ganz selbstverständlich weit vor und neben ihrer eigentlichen Quelle aus. Von engem Kistensound keine Spur: Mit dem R410 bekommen Streicher realistisch feinen Schmelz, artikulieren Sängerinnen präzise und verständlich, peitschen spritzige Percussion-Details die Rhythmen voran.

Ruark R410 frontal schräg rechts
Hinter den Holzblenden verborgen sitzen die vier Treiber des R410 – und leisten extrem gute Arbeit.

Manchmal aus audiophiler Sicht schon fast zu spritzig. Das ist ein Kompromiss, den die Basisverbreiterung verlangt, um zu funktionieren: Manche Sounds, etwa bestimmte Schlagzeugbecken, zimbeln einen Tick zu silbrig. Ein kleiner Preis für die resultierende, raumfüllend prickelnde Performance.

Im Ton stimmig, im Bass beachtlich

Vor allem relativ leise gehört, leistet sich das Ruark-Komplettsystem keine nennenswerten Verfärbungen. Der R410 klingt grundsätzlich neutral, aber nicht auf müde, langweilige Art. Sondern knackig, lebendig und informativ. An seine Grenzen kommt das System mit sehr komplexen Produktionen und hoher Dynamik. Signal To Noise von Peter Gabriel (aus seinem Album Up) ist so ein Stück, das mit einer über sieben Minuten lang kontinuierlich anschwellenden Produktion versucht, den Ruark zu sprengen. Das gelingt ihm zwar nicht. Aber zwischen subsonischen Beats, einem kompletten Orchester und der Stimmakrobatik des großen, hier posthum zugemischten Nusrat Fateh Ali Khan verliert der R410 dann doch irgendwann die Übersicht.

Ruark R410 Bassreflexöffnungen
Auf der Unterseite verborgen sorgen zwei Bassreflex-Öffnungen für etwas mehr Kick im Tiefton.

Sehr erwachsen wirkt der Tiefton des kompakten Stereosystems. Wobei ein schlau ausgelegter, dynamischer Hochpassfilter bei niedrigen Pegeln mehr Tiefgang zulässt, diesen beim Aufdrehen dann aber sukzessive begrenzt. Der Elektro-Indierock von Fat John & Styrofoam auf deren Album The Same Channel vernebelt somit zwar nicht bei jeder Bassnote kurz den Blick, kommt aber untenrum mit einem durchaus spaßigen Kick.

Besonders hoch rechnen wir dem Ruark-„Radio“ an, dass es auch mit solchem Material seinen straffen, kultivierten Sound nicht vergisst und die Gesangsstimmen kaum unter der Basslast leiden. Was „echte“ HiFi-Anlagen noch besser können: reale Räume etwa bei Klassikaufnahmen glaubwürdig reproduzieren. Und alles, was wirklich dynamisch und komplex ist. Aber Ruark sieht den R410 ja auch nicht als das Ende der konventionellen HiFi-Anlage. Sondern eben als kompaktes HiFi-System für zu Hause, wo eine ausgewachsene Anlage nicht hinpasst.

Du hast schon zwei Lautsprecher? Vielleicht passt ein HiFi-Verstärker mit Phono-Eingang dann eher zu dir:

Ruark R410: Technischer Aufbau und Praxis

Als zweitgrößtes Ruark-Modell braucht der L410 schon ein wenig Platz im Regal: Mit ausreichend Raum hinterm Gerät für Netzstecker und eventuelle Anschlusskabel solltest du dem All-In-One knapp 40 Zentimeter in der Tiefe und 56 Zentimeter Breite zugestehen. Da sich sämtliche Bedienelemente auf der Oberseite befinden, wäre es auch schön, wenn der Ruark von oben zugänglich bleibt. Wobei sich alle hier vorhandenen Funktionen in identischer Anordnung auch auf der Fernbedienung finden.

Ruark R410 schräg frontal
Mit seinen recht kompakten Maßen passt der Ruark R410 in viele Regale. Willst du auf die Fernbedienung verzichten, solltest du ihm aber genug Platz nach oben lassen.

Hier wie da sind die Tasten um ein zentrales Volume-Drehrad herum in einem kreisrunden Steuer-UFO angeordnet. Das Remote-UFO arbeitet über Bluetooth, braucht also keine direkte Sichtverbindung zur Anlage und muss auch nicht auf sie gerichtet sein. Statt Batterien verwendet die Fernbedienung einen integrierten Akku, den du über ein mitgeliefertes USB-C-Kabel direkt am R410 aufladen kannst.

Das Drehrad hat neben der Lautstärkeregelung noch weitere Jobs. Es führt dich durch Einstellmenüs, und du kannst damit flugs auch durch längere Musiklisten kurbeln. Die Listen können vom riesigen Internetradio-Verzeichnis des Ruark oder von lokalen UPnP-Servern auf einem NAS oder PC stammen. Die Streamingdienste Spotify und Tidal stehen ebenfalls zur Verfügung, wollen aber jeweils von ihren eigenen Apps gesteuert werden. Andere Abodienste werden zwar nicht nativ unterstützt, gelangen aber auf dem Umweg über Airplay, Bluetooth oder Google Chromecast dann meist doch noch in den Ruark.

Ruark R410 R410 Display Quellen
Das Touch-Display sitzt hochkant im Gehäuse. Alle wichtigen Einstellungen und Quellen lassen sich hier auswählen.

Weshalb sich die Briten die Programmierung einer eigenen App kurzerhand gespart haben. Das hat die – verkraftbare – Konsequenz, dass du für Geräteeinstellungen oder zur Senderwahl nah genug ans Gerät musst, um das schöne, hochformatige Frontdisplay entziffern zu können. Mit dessen Ausrichtung setzt Ruark einen schönen Kontrast zu vielen anderen Herstellern. So erinnert die Bedienung schon fast ans eigene Smartphone – oder an den FiiO R7.

Fremdapps für vollen Komfort

Das oben Geschriebene gilt auch für die Musikauswahl von einem UPnP-Server. Wenn der bei dir sehr umfangreich ist und du doch lieber den Komfort einer App hättest, kannst du zu generischen UPnP-Steuerapps greifen. Auf dem iPhone haben wir mit dem Ruark etwa das kostenlose Mconnect Lite verwendet. Das hält die Trackliste auch im Hintergrund bei inaktivem (aber nicht abgeschaltetem) Handy vor, ermöglicht saubere Gapless-Übergänge zwischen zusammenhängenden Stücken und direktes Springen an beliebige Stellen im Stück. Letzteres eine Funktion, die dem R410 mit der eigenen Fernbedienung gar nicht zur Verfügung steht.

Ruark R410 Rückseite Anschlüsse
Neben den üblichen Anschlüssen, die du für Musikquellen brauchst, findet sich auf der Rückseite des R410 auch eine HDMI-eARC-Schnittstelle.

Neben den „virtuellen“ Streaming-Quellen, die alle über die Netzwerkbuchse oder das WLAN des Ruark ankommen, besitzt das System aber auch handfestere Anschlüsse. Zum Beispiel einen Eingang für MM-Tonabnehmer, einen weiteren für Linepegel, einen optischen Digitaleingang und daneben sogar einen HDMI-eARC-Port. Der macht aus dem Ruark einen perfekten TV-Assistenten, der sich zusammen mit dem Fernseher einschaltet und dessen Fernbedienung gehorcht. Am Sonoro Meisterstück findest du auch noch einen Pre-Out, mit dem du deine Aktivboxen oder Subwoofer füttern kannst. Auf dieses Feature verzichtet Ruark hier. Im Alltag wirst du das jedoch nur selten vermissen.

Den Phono-Vorverstärker haben wir mit einem Rega Planar 2 ausprobiert und für brauchbar, aber nicht überragend befunden. Gegen ernsthaftere Phono-Ambitionen spricht zum einen sein knapper Verstärkungsfaktor, der mit leiseren MMs die Maximallautstärke merklich begrenzt. Zum anderen wirkt der Ruark R410 über ihn bespielt auch klanglich enger und gebremster als über andere Quellen.

Ruark R410 Zubehör
Neben der Fernbedienung liegen auch ein USB-C-Kabel und eine Radio-Antenne samt Schlüssel mit im Karton.

Feiner Auftritt in Echtholz

Auch wenn die Firmenadresse Ruark als Nachbarn von Rega in Southend-on-Sea ausweist, wird der R410 nicht in der englischen Küstenstadt gebaut. Sondern in China, weil man wohl nur dort für 1.499 Euro – inklusive aller Abgaben, Zölle, Umwelt- und Verpackungsgebühren, Vertriebs- und Handelsspannen – eine so fein aufgebaute Technik-Schatulle bekommt. Unser Testgerät ist in sehr schönes, makellos aufgebrachtes Walnuss-Furnier gekleidet, unter dem Furnier liegt stabiles MDF.

Ruark R410 Standfüße
Zwei gepolsterte Metallschienen sorgen dafür, dass das Ruark R410 etwas Abstand von deinen Möbeln hält.

Das Gehäuse steht auf massiven Alukufen mit möbelschonenden Filzpads, und das hochauflösende Vertikaldisplay liegt hinter Echtglas. Rechts und links davon, verborgen hinter Textil und einem astreinen Seventies-Holzgrill, sind zwei Zwei-Wege-Lautsprecher montiert. Eigentlich sind die zu schön zum Verstecken. Denn aus den zwei 100-mm-Tiefmitteltönern und den beiden 20-mm-Hochtonkalotten könnte man auch eigenständige Miniboxen bauen, ohne sich zu schämen.

Insgesamt vier moderne Class-D-Endstufen – also für jeden Treiber eine eigene – versorgen die Lautsprecher mit Leistung. Für die Treiber passend aufgeteilt wird die Musik also schon vor der eigentlichen Verstärkung. Dieser „echte“ Aktivbetrieb erlaubt den Entwicklern eine präzisere Abstimmung mit weitreichenden Eingriffsmöglichkeiten. Nebenbei vermeidet dieser Aufbau Verluste durch passive Bauteile in der Frequenzweiche.

Ruark R410 Treiber
Jeweils ein Tiefmittel- und ein Hochtöner pro Kanal sorgen für ausgewogenen Klang im Ruark R410. | Bild: Ruark

Passend zur ambitionierten Lautsprecherkonstruktion erlaubt der integrierte Netzwerk-Player ganz nebenbei auch die Wiedergabe von Highres-Dateien – sofern diese von einer Festplatte in deinem Heimnetz kommen. Die hochauflösenden Tidal-Max-Streams dagegen mag der Ruark nicht und arbeitet stattdessen mit „High“-Auflösung, also in CD-Qualität. Das ist aber völlig okay. Denn einen All-In-One, der Unterschiede zwischen CD und Highres hörbar macht, ist uns noch nicht begegnet.

Fazit Ruark R410

Stabile Verarbeitung, starke Retro-Optik und ein feiner, offener Klang sprechen für den Ruark R410. Zum Partys Beschallen ist er nicht ideal und eigentlich auch zu schade. In einem nicht zu riesigen Wohnzimmer kann er aber durchaus kompetent die Hauptanlage spielen. Dass man aus dem Budget mit sehr sorgfältig ausgewählten Einzelkomponenten noch mehr Klang rausholen kann, ist kein wirkliches Gegenargument. Denn dann sieht es wieder nach Anlage – samt Kabelsalat – aus und hat garantiert nicht die geschlossene Eleganz des Ruark-Powerriegels.

HIFI.DE Testsiegel All-in-One-System Ruar R410 8.5

Hier geht es direkt zum Angebot des Ruark R410:

Technische Daten
Bauart Soundbar
Leistung 120 Watt
Eingänge Phono-MM, HDMI-eARC, Cinch, Digital optisch, LAN, WLAN
HDMI ARC / eARC Ja / Ja
Quellen kabellos WLAN, Bluetooth aptX HD
Ausgänge Subwoofer
Streaming Spotify Connect, Tidal Connect, AirPlay 2, Chromecast, Internetradio, DLNA/UPnP
Sprachassistenten
HiRes-Wiedergabe max. 384 kHz / 32 bit (via USB)
Bedienung Fernbedienung, Gerät
Abmessungen (BxHxT) 560 x 15 x 310 mm
Gewicht 9,5 kg
Verfügbare Farben Lack grau mit Walnuss-Front oder Walnussfurnier
Preis 1.499 Euro

Mit All-in-One-Systemen musst du zu viele Kompromisse eingehen? Vielleicht ist dann ein Paar Aktivboxen eine spannende Alternative für dich:

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