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JBL MP350 Classic im Test: Stabiler Sound im Retro-Look

Der Netzwerk-Player MP350 Classic bildet mit Verstärker und Plattenspieler JBLs HiFi-Trio im klassischen Design. Wie gut er klingt, musste er in unserem Test beweisen.
HIFI.DE Test | JBL MP350 Classic
Eingänge
LAN, USB-A
Audio-Ausgänge
1x Cinch (fix / regelbar), 1x digital Koax, 1x digital optisch
Quellen kabellos
AirPlay 2, Spotify Connect, Tidal Connect
Integrierte Streamingdienste
Qobuz, Amazon Music
Gehäuse-Ausführungen
Silber / Nussbaum
Abmessungen (BxHxT)
448 x 58 x 285 mm
Preis
999 Euro
In Kürze
Der JBL bietet wenig Spielereien, aber stabiles Streaming und einen ebensolchen Klang. Mit seinem kantigen Retrodesign schließt er auf jeden Fall eine Lücke im Streamerangebot.
Vorteile
  • Unaufgeregter, seidiger Klang
  • Roon- und Highres-fähig
  • Schicke Retro-Optik
Nachteile
  • Etwas spröde App
  • Wenig informatives Display
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Wer einen hochwertigen Netzwerk-Player sucht, denkt vielleicht nicht zuerst an JBL. Die US-Firma ist eher für ihre Lautsprecher berühmt, baut aber auch eine kleine, feine Serie von HiFi-Komponenten: Verstärker, CD-Player – und eben den JBL MP350 Classic, einen vollformatigen Netzwerk-Player. Der liegt schwer, breit und kantig in der Hand, wie man es von klassischem HiFi erwartet. Und würde mit seinen Walnuss-furnierten Seitenwangen problemlos auch als 70er-Jahre-Tuner durchgehen. Wir haben getestet, ob sich der MP350 auch im Hier und Jetzt beweisen kann.

Hier findest du den JBL MP350 Classic aktuell im Angebot:

JBL MP350 Classic im Hörtest: smooth und musikalisch

Je länger wir den MP350 an unserer Referenzanlage hören, desto mehr mögen wir ihn. Peter Gabriels überragend aufgenommenes Album I/O gleitet damit anmutig und fein strukturiert in den Hörraum. An den schwierigen, fast überladenen Stellen des Albums, wo ein Bluesound Node zum Beispiel schon etwas angestrengt wirkt, hält der JBL den Klang angenehm, unkompliziert und ganzheitlich. Das schafft er, ohne Übersicht und Durchblick zu verlieren: Die XXL-formatigen Soundscapes etwa auf dem Titelsong liegen offen und weit aufgefächert vor dir, glaubwürdig und keine Spur künstlich.

JBL MP350 Classic mit Verstärker
Zusammen mit dem passenden Verstärker JBL SA550 Classic bildet der MP350 Classic ein schickes Retro-Türmchen.

Das ist eine beachtliche Leistung, die selbst unser Linn-Altmeister Sneaky Music DS so nicht hinbekommt. Er wählt einen anderen Ansatz, der auch seinen Reiz hat: Attacke und Dynamik wirken hier betont, die Abbildung springt weiter vor die Boxenebene und wirkt unmittelbarer, dafür mit etwas weniger Bühnenbreite.

Leichte Probleme mit Tidal

Knifflig wird der Vergleich, wenn Tidal Max als Musikquelle dient. Das teuerste Tidal-Abo liefert Musik in Highres, also mit 24 Bit Wortbreite und Abtastraten bis 192 kHz. Zumindest größere Produktionen – wie etwa die von Peter Gabriel – hält der Streamingdienst dabei gleich in mehreren hochauflösenden Audioformaten bereit. Welches du zu hören bekommst, entscheidet der Player. So erhält der Linn vom Tidal-Server die Highres-FLAC-Version des Albums, während der JBL MQA-codierte Files streamt.

JBL MP350 Classic frontal Display Internetradio
Der Bildschirm des Netzwerk-Players zeigt zwar an, welchen Radiosender – oder Streamingdienst er gerade anzapft, Track-Informationen findest du jedoch nur in der App.

Die werden im Player zwar auf die nominell gleiche Auflösung auseinandergefaltet – in diesem Fall 24 bit / 96 kHz wie beim normalen FLAC. Sie klingen erfahrungsgemäß aber anders, weil der MQA-Prozess die Daten nicht 1:1 einpackt und zudem mit Filtern und Korrekturen arbeitet. Was dabei genau passiert, ist nicht wirklich transparent dokumentiert, aber Peter Gabriel scheint davon tatsächlich zu profitieren: Smooth, vollmundig, zugleich sehr informativ und farbenreich.

(Noch) kein Highres-FLAC via Tidal

Bei Piano Is Evil der Songwriterin (und einstigen Dresden-Dolls-Gründerin) Amanda Palmer ziehen wir dann wieder den dynamischeren, plastischeren Klang des Linn vor. Hier zeigt sich ein kleiner Haken an der aktuellen Tidal-Implementierung des JBL. Denn auch hier spielen die beiden Player unterschiedliche Files: Das Palmer-Album steht als Highres-FLAC-Version in 96/24 bereit, nicht aber als MQA. Der JBL bekommt stattdessen den „normalen“ Lossless-Stream in CD-Auflösung, weil er mit reinen Highres-FLACs via Tidal nicht umgehen kann. Bei vielen neueren Alben verhält es sich grundsätzlich ähnlich, wenn auch nicht immer mit hörbaren Konsequenzen. JBL sollte hier dennoch auf jeden Fall an einem Update arbeiten, denn die Zukunft bei Tidal ist FLAC, und zwar ohne MQA.

Tadellos funktioniert das Streaming vom lokalen Server, wo dann auch DSD-Streams willkommen sind – jedenfalls in den beiden populärsten Abtastraten 2,8 und 5,6 MHz, also als DSD64 und DSD128. Da müssen dann nicht nur alte Linns, sondern auch preiswerte aktuelle Highlights wie der Bluesound Node oder der Wiim Pro passen. Mit kompatiblem Material – etwa Highres-FLAC von unserem Hörraumserver – spielen auch diese Streamer makellos und preisbezogen verblüffend gut. Sie machen aber keine Punkte gegen den stabilen, breitbandigen Sound des JBL MP350 Classic.

Wie sich der JBL MP350 Classic im Vergleich mit anderen Netzwerk-Playern schlägt, verrät dir unsere Bestenliste:

JBL MP350: Technischer Aufbau und Praxis

Tidal und Spotify steuerst du beim JBL jeweils über deren eigene App mit der Connect-Funktion. Mit der JBL-eigenen App kommst du dann praktisch nicht mehr in Berührung, und das ist auch nicht schade. Denn die „Premium Audio“-Applikation für iOS und Android funktioniert zwar grundsätzlich. Um Radiosender und Podcasts zu finden oder im Streamingangebot von Qobuz (für das es keine Connect-Funktion gibt) zu stöbern, erfüllt die Software ihren Zweck. Die Darstellung ist aber recht dröge und der Umgang mit lokalen UPnP-Servern zäh.

Da kann es bei einer dicken NAS voller Musik schon mal vorkommen, dass du unnötig lange scrollen musst, um in langen Listen Richtung Ende zu kommen. Bei modernen UPnP-Servern kannst du mit der „Search“-Funktion der App abkürzen. Aber nicht alle funktionieren damit gleich gut – oder liefern überhaupt Ergebnisse.

Bekanntes App-Design

Die JBL-App sieht abgesehen vom Marken-Branding identisch aus wie die des Arcam Radia ST5. Das ist kein Zufall, denn beide Marken gehören zum Harman-Konzern und teilen sich eine gemeinsame, offenbar Harman-eigene Streamingplattform. Die Ähnlichkeiten gehen so weit, dass in der Bedienungsanleitung des Arcam an manchen Stellen noch „MP350“ steht. Hier wie dort ist die Anleitung eher knapp gehalten und geht auf manche Feinheiten gar nicht erst ein.

JBL MP350 Classic Logo schräg
Mit seinen Holzwangen und der hellen, gebürsteten Alu-Front ist der JBL MP350 Classic definitiv ein Hingucker.

Etwa, was es mit den beiden wählbaren Digitalfiltern im Setup-Menu genau auf sich hat. Aber das kannst du ja leicht selbst herausfinden. Hör dir einfach beide Settings an und bleibe bei „sharp“ oder „slow“, je nachdem, was sich besser anhört. Die Unterschiede sind nicht groß und letztlich Geschmackssache.

Das Streaming-Handwerkszeug des MP350 Classic ist betont einfach gehalten. Das ist nicht immer ein Nachteil, gerade wenn du einen Player suchst, der sich möglichst ähnlich wie ein CD-Player verhält. Also: Album raussuchen, Track antippen, dann spielt das ganze Album ab dem gewählten Track. Suchst du ein neues Album raus, fliegt das andere automatisch aus der Abspielliste. Die Musik läuft in allen Lossless-Formaten zuverlässig gapless, also mit unterbrechungsfreien Trackübergängen, wo Künstler:Innen das so vorgesehen haben.

JBL MP350 Classic schräg von rechts
Im JBL MP350 Classic steckt mehr, als du denkst. Eine Lautstärke-Regelung etwa.

Umso schöner finden wir, dass du den Netzwerk-Player theoretisch auch als Vorverstärker benutzen kannst. Auf Wunsch ist sein analoges Ausgangs-Signal nämlich per Fernbedienung regelbar. Nur noch mit passenden Endstufen – oder Aktivlautsprechern – verbinden und du sparst dir den Vollverstärker.

Technisch verwandt, aber nicht identisch

Die Menüstruktur erreichst du nur via Fernbedienung und Frontdisplay, nicht per App. Auch hier gibt es deutliche Parallelen zum Arcam-Streamer. Ebenso in der Bestückung des Geräts mit Ein- und Ausgängen, die hier wie da aufs Wesentliche reduziert sind: Rein geht’s per LAN oder WLAN, wobei du auch USB-Sticks mit Musik direkt einstecken kannst.

JBL MP350 Classic Fernbedienung
Die Fernbedienung ist neben der App die einzige Möglichkeit, den JBL MP350 Classic zu bedienen. Diese Aufgabe erledigt sie allerdings reibungslos.

Raus geht’s analog per Cinch, sowie digital per Koax oder optischem TOSlink. Wobei der JBL, etwas ungewöhnlich, immer nur entweder oder kann: Ist der Digitalausgang an, schweigt der analoge und umgekehrt. Auch das kennen wir schon vom Arcam. Umso gespannter haben wir dem JBL unter seine dickwandige Stahlblechhaube geschaut: Sind die beiden Player womöglich Zwillinge in unterschiedlichen Anzügen?

Die unterschiedliche Klangcharakteristik deutet in eine andere Richtung, die sich dann auch bestätigt: Die beiden Modelle sind verwandt, aber doch unterschiedlich. Die Prozessoren für WLAN und Streaming sind gleich, ebenso der digitale Input-Receiver. Dann aber trennen sich die Wege: Während Arcam einen ESS-Sabre-Chip als DAC einsetzt, arbeitet im JBL ein Burr-Brown PCM1796. Dieser zudem, anders als im Arcam, mit der analogen Ausgangsstufe auf einem eigenen, separaten Board haust.

JBL MP350 Classic Rückseite Anschlüsse
In seinen Anschlüssen unterscheidet sich der MP350 Classic nicht von seinem Arcam-Verwandten. Daran ist aber auch nichts verwerflich.

Welche Lösung überlegen ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Rein klanglich sagt uns der JBL mehr zu, aber das kann viele Gründe haben. Etwa auch das größere Schaltnetzteil des MP350, das die verschiedenen Schaltungsbereiche mit jeweils eigenen Leitungen versorgt. Die mechanisch stabile Verarbeitung des MP350 gefällt uns gut, auch wenn der elektronische Schaltungsaufwand für den Preis eher keine neuen Maßstäbe setzt.

Unser Testfazit zum JBL MP350 Classic

Im Alltag hat sich der Spieler als angenehm musikalisch klingender, zuverlässiger Musiklieferant bewährt. Tidal-Abonnent:innen warten eventuell lieber auf das Update, das dem MP350 hoffentlich bald Tidal Max in Highres-FLAC beschert.

Etwas schade ist am MP350 Classic, dass sein breites, zweizeiliges OLED-Display nur wenig Interessantes anzeigen kann: Betriebsart und Auflösung sind zwar auch mal spannend – etwa wenn der Wandler bei DSD-Wiedergabe 352.8 kHz Abtastrate meldet. Andererseits schweigt sich die Leuchttafel zu Titel, Künstler und Spielzeit aus, doch immerhin zeigt die App diese Infos an. Meist sitzt du aber ohnehin zu weit weg vom Spieler, um an der Frontplatte viel erkennen zu können. Ja, ein paar Dinge gibt es am JBL MP350 Classic zu kritisieren. Aber eigentlich finden wir ihn ziemlich gut – was er vor allem seinem sympathischen Klang zu verdanken hat.

HIFI.DE Testsiegel Netzwerk-Player JBL MP350 Classic

Hier findest du den JBL MP350 Classic aktuell im Angebot:

Technische Daten
Eingänge LAN, USB-A
Audio-Ausgänge 1x Cinch (fix / regelbar), 1x digital Koax, 1x digital optisch
Chromecast Built-In Ja
Quellen kabellos AirPlay 2, Spotify Connect, Tidal Connect
Integrierte Streamingdienste Qobuz, Amazon Music
MQA Ja
Roon ready Ja
Multiroom-fähig Ja (via Chromecast)
Raumeinmessung
Netzwerk LAN, WiFi
Gehäuse-Ausführungen Silber / Nussbaum
Abmessungen (BxHxT) 448 x 58 x 285 mm
Mitgeliefertes Zubehör Fernbedienung
Gewicht 4,5 kg
Preis 999 Euro

Ein separater Netzwerk-Player ist dir zu aufwendig? Vielleicht ist dann ein Streaming-Verstärker eher etwas für dich:

 

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