WiFi 7: Wer braucht den neuen WLAN Standard?

Ob beim Medienstreaming, Gaming oder auch „nur“ dem Download großer Daten: Die WLAN-Geschwindigkeit und Stabilität bestimmt, wie viel Spaß die moderne Mediennutzung macht. Das Industriekonsortium Wi-Fi-Alliance und das Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) arbeiten derzeit an der Finalisierung des WiFi-Standards WiFI 7, der für die Nutzer*innen jede Menge Vorteile bringen soll.
WiFi 7, technisch als „802.11be Extremely High Throughput (EHT)“ bezeichnet, ist die nächste Evolutionsstufe für die drahtlose Datenübertragung. Wie bereits WiFi 6E arbeitet WiFI 7 über drei Frequenzbänder (2,4 GHz, 5 GHz und 6 GHz), bietet aber noch eine Reihe weiter Neuerungen. Die Kombination von WiFi-7-fähigen Routern und Endgeräten soll nicht nur höhere Downloadgeschwindigkeiten ermöglichen, sondern auch die Reaktionsfähigkeit und Zuverlässigkeit in deinem drahtlosen Netzwerk erhöhen.
Kurios: Offiziell könnte es noch bis Ende 2023 oder sogar Anfang 2024 dauern, bis der neue Standard final fertiggestellt ist. Dennoch sind bereits einige WiFI-7-fähige Geräte auf den Markt oder sollen demnächst erscheinen. Wir erklären dir, ob sich das Warten auf die nächste WLAN-Evolution lohnt.

Diese Vorteile soll WiFi 7 bringen
Wie es sich für einen neuen WLAN-Standard gehört, bringt WiFi 7 eine Reihe von Verbesserungen gegenüber den früheren Generationen. Es soll nicht nur Downloads im WLAN deutlich beschleunigen, sondern vor allem Latenzen reduzieren und WLAN-Verbindungen ganz allgemein deutlich stabiler machen. Dabei haben die Macher*innen vor allem Aspekte wie Gaming, Streaming oder Virtual-Reality-Anwendungen berücksichtigt, die bislang nur über eine Kabelverbindung so richtig Spaß machten. Geht es nach der Wi-Fi Alliance, soll dies künftig anders werden.
Höhere WLAN-Geschwindigkeit
Gegenüber WiFi 6 und WiFi 6E ist WiFi 7 erwartungsgemäß für wesentlich schnellere Übertragungsgeschwindigkeiten ausgelegt. Die WLAN-Kanäle sind im neuen Standard mit 320 MHz doppelt so breit wie bei WiFi 6E. Außerdem wechselt WiFi 7 von 1K auf 4K QAM (Quadratur-Amplituden-Modulation). QAM ist ein Verfahren zum Senden und Empfangen von Daten über Hochfrequenzwellen. Beide Neuerungen erlauben es, deutlich mehr Daten mit einem WLAN-Signal zu übertragen.
Hinzu kommt ein neues Feature namens Multi-Link Operation (MLO). Es ermöglicht erstmals, dass ein Gerät gleichzeitig mehrere WLAN-Frequenzbänder nutzen kann – zum Beispiel sowohl das 5-GHz- als auch das 6-GHz-Band – um die Bandbreite zu erhöhen und Störungen zu vermeiden.

Was das in der Praxis bedeutet, wird sich noch zeigen müssen. Das Potenzial von WiFi 7 scheint jedoch groß. Intel gibt an, dass ein Laptop mit dem neuen Standard Daten mit bis zu 5,8 Gb/s übertragen kann, was gegenüber einem schnellen WiFI 6E-Download mehr als doppelt so flott ist. Zum Vergleich: Damit könntest du eine riesige 15-GB-Datei in etwa 25 Sekunden herunterladen. Auch das Streaming von unkomprimierten 8K-Material wäre bei einer solchen Geschwindigkeit problemlos möglich.
Die theoretische Gesamtbandbreite von WiFI-7-Netzwerken liegt bei rund 36 Gbps, der Standard ist sogar bis 41 Gigabit pro Sekunde spezifiziert. Während solche Werte erfahrungsgemäß theoretischer Natur sind, dürfte ein Geschwindigkeitsschub in deinem WLAN garantiert sein.
Höhere Stabilität und geringere Latenz
Neben der reinen Übertragungsgechwindigkeit verbessert WiFi 7 auch das sogenannte Multi-User MIMO (MU-MIMO). MU-MIMO ermöglicht es mehreren Geräten gleichzeitig, auf das Netzwerk zuzugreifen. WiFi 7 ermöglicht 16×16 MU-MIMO, was die Anzahl der Datenbahnen von bisher 8 (WiFi 6E) auf 16 verdoppelt und zu deutlich mehr Stabilität vor allem in gut besuchten Netzwerken sorgen soll.
Außerdem führt WiFi 7 ein neues Latenz-Management ein, das vor allem bei zeitkritischen Anwendungen wie Online-Gaming, Video- und Spielestreaming oder kabellosen Virtual-Reality-Anwendungen Verzögerungen deutlich reduzieren soll.
Optimierung von Mesh-Netzwerken
Mesh-Netzwerke, bei denen WLAN-Geräte automatisch zwischen verteilten Access-Points wechseln, gelten seit einigen Jahren als Ideallösung dafür, WLAN flächendeckend in Häuser zu integrieren. Mit WiFI 7 soll die Zuverlässigkeit solcher Netzwerke verbessert werden. Dafür beinhaltet der Standard die sogenannte Multi-AP-Koordination.
Sie zielt darauf ab, die Kanalauswahl zu optimieren und die Lasten zwischen den einzelnen Access Points anzupassen. Dabei kommen Lösungen wie Orthogonal Frequency Division Multiple Access (E-OFDMA), Enhanced Spatial Reuse (ESR) und Enhanced Beamforming (EBF) zum Einsatz, die jetzt Hersteller-übergreifend vereinheitlicht sind.
Von WiFi 6E zu WiFi 7: Ein großer Schritt
WiFi 7 nutzt dieselben drei Frequenzbänder (2,4 GHz, 5 GHz und 6 GHz) wie WiFi 6E. Daher liegt die Frage nahe, was die neue Technologie besser macht. Darauf gibt es gleich mehrere Antworten.
So erlaubt WiFi 7 eine Verdoppelung der maximale Kanalbreite von 160 MHz auf 320 MHz. Das sorgt im Idealfall für eine doppelt so hohe Durchsatzrate mit theoretischen Datenraten von etwa 30 Gbit/s. Ursprünglich sollte die Kanalbreite schon mit WiFi 6E vergrößert werden, die Spezifikation hat es aber nicht rechtzeitig geschafft.

Auch die bereits angesprochene Option, Geräte gleichzeitig mit mehreren Bändern zu verbinden und so Latenzen zu reduzieren und die Ausfallsicherheit zu erhöhen, ist ein Mehrwert von WiFi 7 gegenüber seinen Vorgängern. Aus regulatorischen Gründen darf das 6-GHz-Band nur mit einer vergleichsweise geringen Reichweite funken. Nutzt du aktuell WiFi 6E, kann das ein Nachteil sein, wenn du dich mit den Empfängern weiter weg vom Router bewegst.
Mit dem Wechsel auf WiFi 7 dürften die damit verbundenen Verbindungsabbrüche der Vergangenheit angehören, da die Geräte gleichzeitig das 5GHz-Band verwenden, das deutlich weiter reicht. Mögliche Verbindungsunterbrechungen beim Wechsel zwischen den Bändern dürftest du dann gar nicht mehr bemerken.
Neue Hardware ist Pflicht
Du ahnst es schon: Um von den Vorteilen eines potenziell pfeilschnellen WiFi-7-Netzwerks zu profitieren, musst du in neue Geräte investieren. Das gilt natürlich in erster Linie für neue Router. Ein
Im Rahmen der CES und des Mobile World Congress 2023 haben eine Reihe von Herstellern Router mit WiFi-7-Unterstützung angekündigt. So wird beispielsweise AVM mit den Fritzbox-Modellen 5690 Pro, XGS & 6860 5G bereits auf WiFi 7 setzen. Die Router sollen im Laufe des Jahres im Handel erscheinen.
Auf der Client-Seite ist das Angebot an Geräten, die auf den WLAN-Standard von morgen setzen, ebenfalls noch überschaubar. Erste Smartphones, etwa das Xiaomi 13 Pro, unterstützen den Funkstandard ebenfalls schon.

Bedenke, dass die Spezifikationen von WiFi 7 noch nicht endgültig in Stein gemeißelt sind. Die Hersteller gehen hier also gewissermaßen in Vorleistung. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die genannten Modelle nachträglich offiziell für WiFI 7 zertifiziert werden.
Ein Vorteil des WiFi-Standards bleibt aber auch beim Sprung auf Nummer 7 bestehen: Sämtliche Geräte sind abwärtskomptaibel. Du wirst also problemlos ein für WiFi 7 ausgelegtes Gerät mit einem WiFi-6(e)- oder WiFi-WLAN verbinden können. Genauso kann natürlich jeder WiFi-7-Router oder Access-Point Geräte mit den älteren Funkstandards vernetzen.
WiFi 7 nachrüsten: Streaming-Clients als Option
Die nächste WLAN-Generation könnte vor allem beim Gaming und beim Streaming von Videos echte Vorteile mit sich bringen. Doch dafür brauchst du natürlich auch neue Hardware. Während sich ein Router noch vergleichsweise einfach austauschen oder durch einen WiFi-7-Access-Point ersetzen lässt, ist die Situation bei Fernsehern natürlich etwas komplizierter.

Doch du musst nicht gleich in einen neuen TV investieren, um die Vorteile des neuen WLANs zu genießen. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis auch Streaming-Clients wie Apple TV, Fire TV und Co. WiFi 7 integrieren.
Damit könntest du dann relativ einfach einen vorhandenen Fernseher oder Beamer mit den Vorteilen der neuen Funktechnologie versorgen.
WiFi 7: Warten oder nicht?
Die alles entscheidende Frage rund um WiFi 7 dürfte aktuell lauten: Sollst du Warten, bis der Standard die Marktreife erreicht, oder lieber jetzt schon in neue Netzwerk-Hardware investieren?
Wie so oft entscheidet hier vor allem dein persönlicher Bedarf, ob sich eine Investition jetzt schon lohnt. Bist du mit der WLAN-Situation in deinem Zuhause unzufrieden, ist es eher kontraproduktiv, Monate oder gar Jahre mit einem Wechsel zu warten. Hier lohnt sich eventuell die Investition in einen neuen Router oder zusätzliche Access-Points, um die WLAN-Stabilität zu erhöhen.
Interessant dabei ist derzeit wohl eher, ob du dabei auf die geläufigen WiFi-6- oder auf die modernere WiFi-6E-Modelle setzt. Letztere sind derzeit noch seltener und oft deutlich teurer. Hast du aber bereits Geräte im Einsatz, die das 6-GHz-WLAN ausnutzen, kann sich der Mehrpreis durchaus lohnen. Das gilt auch vor dem Hintergrund, dass die größere Bandbreite erst mit kommenden WiFi-7-Routern voll ausgeschöpft werden kann.
So oder so gilt: Bis sich der neue WLAN-Standard auf einer relevanten Breite durchsetzt, dürfte noch einige Zeit vergehen. Zyniker könnten wohl zu recht darauf verweisen, dass bislang jeder WLAN-Technologiewechsel mit ähnlichen Versprechen einher gegangen ist.
Spannend könnte in diesem Zusammenhang auch noch sein, was die Regulierungsbehörden erlauben. WiFI 6E scheiterte in einigen Ländern daran, dass es im 6-GHz-Band zu Überschneidungen mit anderen Funknutzern kam. Aus diesem Grund musste die Reichweite des WiFI-6E-WLANs teils drastisch reduziert werden. Man darf daher gespannt sein, wie viele seiner hehren Versprechen WiFi 7 in der Praxis wahr machen wird.