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Spatial Audio: Was ist das und wie kannst du es ausprobieren?

Immersive Sound, 3D-Audio und insbesondere Dolby Atmos sind nicht nur im Heimkino, sondern auch auf Musik-Streamingdiensten allgegenwärtig. Wir erklären, was Spatial Audio ist und was du darüber wissen musst.
Spatial Audio Was ist es und wie bekomme ich es Titelbild Bild: Sony

Im Heimkino ist Spatial Audio schon längst etabliert. Mittlerweile drängen aber auch Musik-Streamingdienste auf den breiteren Einsatz der Technik. Apple Music bezahlt Künstler:innen sogar besser, wenn sie ihre Songs auch als Spatial-Audio-Mixe anbieten. Stets heißt es, Dolby Atmos und Co. glänzten mit einem hohen Maß an Immersion – aber was bedeutet das überhaupt? Wir klären, was Spatial Audio bzw. 3D-Audio eigentlich ist, was es bringt und wie du es ausprobieren kannst.

Spatial Audio: Was ist das?

Spatial Audio, Immersive Audio oder 3D-Audio begegnet dir nicht nur auf deinem Musik-Streamingdienst, sondern auch beim Kauf eines Gaming-Headsets oder einer Soundbar. Musik-Alben, Videospiele, Filme und Serien – sie alles soll von 3D-Audio profitieren.

Dabei ist es egal, ob der englische Begriff spatial audio oder die deutsche Übersetzung 3D-Audio bzw. 3D-Klang verwendet wird: Das zugrundeliegende Prinzip ist dasselbe. Wenn Ton „3D“ ist, dann erreicht er dich aus allen Richtungen – auch von oben. Die Höhendimension hebt 3D-Audio von 5.1 oder 7.1 Surround-Formaten ab. Das akustische Geschehen soll dich so komplett umhüllen und du darin eintauchen können – daher stammt der weitere Alternativ-Begriff vom „immersiven“ Sound.

3D-Inhalte sind das Ergebnis einer bestimmten Art der Tonproduktion. Während in Stereo gemixte Lieder zwei Kanäle aufweisen – also eine Tonspur für den linken, eine für den rechten Lautsprecher – sind Lieder in Dolby Atmos und Co. „objektbasiert“. Die Tontechniker:innen weisen einzelnen Objekten – also beispielsweise einem sirrenden Synth – Positionen in einem virtuellen, dreidimensionalen Raum zu. Das sind die gängigen, objektbasierten 3D-Audioformate:

  • Dolby Atmos
  • DTS:X
  • Sony 360 Reality Audio
  • Auro 3D

Hardware und Software: Alles muss stimmen

Fütterst du deine Regallautsprecher mit einem Stereo-Song von Tidal ist automatisch klar, welcher Lautsprecher welche Aufgabe übernimmt. Schließlich sind die Kanäle fest zugewiesen. Was aber sollen die Boxen mit wild umher schwirrenden Objekten anfangen?

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Bei der Produktion in Dolby Atmos werden einzelne Geräusche als Objekte im virtuellen, dreidimensionalen Raum interpretiert. | Bild: Dolby

Hier kommt Software ins Spiel. Ein Glied in der Kette zwischen Quelle und Lautsprecher muss das Signal interpretieren und festlegen, welche Box im Setup welchen Ton ausgibt. Dolby-Atmos-Tonspuren enthalten dafür Metadaten, die von kompatiblen Audio-Geräten interpretiert werden können.

Auf diese Weise ist Dolby Atmos flexibler als Surround-Tonspuren mit genau 5.1 oder 7.1 Kanälen. Denn im Heimkino kann Position und Stärke der einzelnen Lautsprecher dramatisch variieren. Dolby Atmos kann auf diese Zustände besser reagieren.

So orten wir Geräusche

Damit du den Hubschrauber im Action-Film genau orten kannst, sind also zwei Dinge nötig: die richtigen Lautsprecher und die entsprechende Software. Die Hersteller bedienen sich dabei den Grundprinzipien des menschlichen Hörens: Da du zwei Ohren hast, erreichen Geräusche von deiner linken Seite zunächst das linke, dann mit kurzer Verzögerung das rechte Ohr. So interpretiert dein Gehirn die Richtung, aus der ein Geräusch kommt. Aber auch, aus welchem Winkel Geräusche auf die Ohrmuschel treffen, hilft bei der Lokalisierung. Wie unsere Ohren, unser Kopf und sogar der Rest unseres Körpers mit Schall interagiert, ist im Prinzip der Head-Related Transfer Function (HRTF) zusammengefasst.

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Sony lässt dich über die App deine Ohren vermessen, um den 3D-Sound auf dich anzupassen. | Bild: Sony

Besonders gut lässt sich das Lokalisierungsprinzip anwenden, um Tracks für Kopfhörer zu mischen. Schließlich ist hier immer gesichert, wie viele Lautsprecher du verwendest und wo sie im Verhältnis zu deinen Ohren ungefähr sitzen. Die Tracks, die du mit deinen Bluetooth-Kopfhörern von Musik-Streamingdiensten abspielst, verfügen deshalb in der Regel über Extra-Informationen für Kopfhörer. Auf der Hardware-Seite hat z. B. Harman für den 3D-Audio-Algorithmus seiner Quantum Gaming-Headsets in seinem Forschungszentrum in Los Angeles eigene Daten zur HRTF gesammelt. Und die In-Ear-Kopfhörer Sony WF-1000XM5 nutzen ein Foto deines Ohrs, um Spatial Audio individuell auf dich anzupassen.

Bringt das was?

Spatial Audio hat sich bisher vor allem in Kino und Heimkino durchgesetzt. Hier sind die Vorteile von allumfassendem Sound auch am offensichtlichsten. Blitzschnelle Verfolgungsjagden auf der Autobahn oder epische Fantasy-Schlachten bieten einfach viele Möglichkeiten, einzelne Geräusche gezielt zu platzieren.

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Soundbars verzichten auf Deckenlautsprecher und reflektieren stattdessen Sound von der Decke zu deinem Sitzplatz. | Bild: Samsung

Mittlerweile ist Dolby Atmos im Heimkino auch vergleichsweise einfach zu realisieren. Dolby-Atmos-Soundbars mit Upfiring-Speakern gibt es zuhauf, und zu vergleichsweise niedrigen Preisen. Top-Modelle wie die Samsung HW-Q995GC konnten sich in unseren Tests als echte Alternative zu aufwendigen Sets mit AV-Receiver, Stand-, Rear- und Deckenlautsprechern erweisen.

3D-Audio: Lohnt es sich für Musik?

Zu Anfang war vor allem Dolby Atmos auch nur fürs (Heim-)Kino gedacht, Dolby Atmos Music folgte später. Viele Lautsprecher-Hersteller und Software-Anbieter bemühen sich aber aktuell stark, um aufzuholen. So ist zum Beispiel Apple voll überzeugt von Spatial Audio und zahlt Künstler:innen sogar mehr, wenn sie ihre Songs auch als Spatial-Audio-Mixe auf Apple Music anbieten. Auch Bose hat für seine neuen ANC-Kopfhörer QuietComfort Ultra Headphones und QuietComfort Ultra Earbuds einen eigenen Algorithmus entwickelt, der aus Stereo 3D zaubert. Und Sonos hat mit dem Era 300 einen WLAN-Lautsprecher im Angebot, der Dolby Atmos von Amazon Music oder Apple Music abspielt.

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Der Sonos Era 300 kann als einzelner Lautsprecher Dolby-Atmos-Musik abspielen, eignet sich aber auch als Rear-Lautsprecher im Heimkino. | Bild: Sonos

Daran, ob Spatial Audio für Musik wirklich Vorteile bringt, scheiden sich allerdings die Geiser. Das liegt einerseits daran, dass die Qualität der in Atmos verfügbaren Songs stark variiert. Auf der anderen Seite stehen ganz pragmatische Bedenken. Während Soundbar-Surround-Sets aus mehreren Lautsprechern bequem gute Ergebnisse liefern, hören die meisten Menschen Musik auf einem einzigen WLAN- oder Bluetooth-Lautsprecher. Und ein einsamer Era 300 schafft zwar ein subtiles Gefühl der Weite und Tiefe, kann aber kaum die Raketen in Elton Johns Rocket Man über dich hinwegziehen lassen.

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Für Konzertfilme wie Billie Eilishs Happier Than Ever: Ein Liebesbrief an Los Angeles eignen sich 3D-Tonformate besonders. | Bild: Dolby

Bluetooth-Kopfhörer fanden wir in unseren Tests meist überzeugender. Wahrscheinlich, weil die Tontechniker:innen auf dieses Setup viel präziser hinarbeiten können, als auf frei im Raum platzierbare Lautsprecher. Sie sind auch mehr Menschen zugänglich. Ein Era 300 oder Apple HomePod ist teuer, ein Paar gute Bluetooth-Kopfhörer hingegen gibt es schon für 50 Euro. Prinzipiell kann außerdem jeder Bluetooth-Kopfhörer Dolby Atmos wiedergeben, sofern du den richtigen Musik-Streamingdienst nutzt.

So probierst du Spatial Audio jetzt selbst aus

Am Ende ist es natürlich Geschmackssache, ob Spatial Audio gefällt oder nicht. Willst du dir selbst eine Meinung bilden, stehst du vor zwei Fragen:

  • Woher willst du entsprechende Inhalte beziehen?
  • Welche Hardware benötigst du?

Inhalte in Dolby Atmos sind am einfachsten zu finden. So gibt es entsprechende Filme entweder auf Blu-ray-Disks oder auf ausgewählten Video-Streamingdiensten wie Netflix. Musik-Streamingdienste mit Dolby Atmos sind Amazon Music oder Tidal. Auch Apple Spatial Audio, welches du bei Apple Music findest, basiert auf Dolby Atmos. Tidal und Amazon Music bieten zusätzlich das Sony-Format 360 Reality Audio an. Bei Qobuz findest du THX Spatial Audio. Viele Videospiele und -Konsolen unterstützen auch 3D-Audio.

Um Filme in Dolby Atmos zu schauen, benötigst du entweder einen Dolby-Atmos-fähigen AV-Receiver plus Lautsprecher, oder eine Dolby-Atmos-Soundbar. Dolby-Atmos-Musik lässt sich am einfachsten mit deinem Smartphone und Bluetooth-Kopfhörern erleben. Auch Videospiele können in Spatial Audio wiedergegeben werden, hier benötigst du aber gegebenenfalls noch ein kompatibles Headset oder zusätzliche Software.

Nichts überstürzen

Einen Musik-Streamingdienst und Bluetooth-Kopfhörer zu finden, ist einfach. Leider ist Spatial Audio aber komplizierter zu erreichen, je länger die Kette wird. Selbst die Anschlüsse deines Fernsehers können zum Ausfallpunkt werden – Dolby Atmos erfordert eine HDMI-Schnittstelle, in einigen Fällen sogar speziell HDMI-eARC.

Wir empfehlen dir deshalb, dich ausführlich zu informieren, bevor du dir Spatial-Audiogeräte zulegst. Ein guter Startpunkt sind wie erwähnt Bluetooth-Kopfhörer, aber auch Dolby-Atmos-Soundbars. Alle Modelle, die wir getestet haben, findest du hier:

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