PlayStation 5 vs. Xbox Series X|S: Features und Software

Spannend ist, wie unterschiedlich die beiden Rivalen vorgehen. Sony fokussiert sich auf sein Tempest 3D Audiotech. Das Ziel ist nichts Geringeres, als 3D Audio so gut wie allen Besitzern der PlayStation 5 zugänglich zu machen. Dabei schlägt man einen proprietären Kurs ein. Microsoft hingegen verlässt sich auf etablierte Techniken. So haben die Redmonder und Dolby eine enge Partnerschaft bestätigt. Die Xbox Series X|S sind daher die ersten beiden Konsolen, die für Spiele Dolby Vision und Dolby Atmos einbinden.
Beide Herangehensweisen haben ihre Vor- und Nachteile. Und natürlich ist da noch mehr. Microsoft plant längst über die Konsolen-Hardware an sich hinaus. Langfristig sieht man die Zukunft in seinem Xbox Game Pass. Ob man die Nutzer an einer Konsole, einem PC oder gar einem Smartphone einfängt, das spielt eine untergeordnete Rolle. Sony schottet das PlayStation-Ökosystem ab und will mit Exklusivtiteln im umzäunten Garten Kunden binden.

Sowohl die Xbox Series X|S als auch die PlayStation 5 bieten HDMI 2.1. Ebenfalls unterstützen beide Plattformen dadurch 4K bei 120 Hz aber auch 8K mit bis zu 60 Hz. Wer also eine der Next-Generation-Konsolen erwirbt, sollte schon einmal in unserem Gaming-TV-Ratgeber nach dem passenden Fernseher stöbern.
8K ist eher auf dem Papier beeindruckend. Denn den Konsolen fehlt die Leistung für aufwändigere Spiele in 8K-Auflösung. Viele der Launch-Titel arbeiten ohnehin mit dynamischen Auflösungen, die sich unter nativem 4K bewegen. Eine weitere Gemeinsamkeit: Beide Konsolen haben den optischen Anschluss gestrichen. Hingegen ein feiner Unterschied: Nur die PlayStation 5 beherrscht bereits das schnellere und stabilere Wi-Fi 6. Die Xbox Series X|S ist noch bei Wi-Fi 5 verhaftet.

Insgesamt überwiegen aber die technischen Ähnlichkeiten, wie wir bereits in unserem Hardware-Vergleich aufgeschlüsselt haben. Unterschiedlicher fallen jedoch die „weichen Faktoren“ aus. Denn Microsoft und Sony wenden für ihre frischen Konsolengenerationen sehr unterschiedliche Strategien an. Wägen wir Für und Wider doch einmal ab.
Xbox Series X|S: Keine Experimente
Die Strategie hinter den Xbox Series X|S wirkt auf den ersten Blick konventionell. Das fängt schon beim Controller der Konsolen an, welcher eine willkommene aber dezente Evolution des Xbox-One-Pads darstellt – mit Elementen der Elite-Controller. So haben die Redmonder etwa das D-Pad angepasst, das Design für kleinere Hände optimiert und den Grip der Trigger und Bumper verbessert. Das größte „Experiment“ ist der neue Share-Button. Doch der neue Controller der Xbox Series X funktioniert sogar an der Xbox One. Der Übergang ist also wahrlich sanft.

Neue Standards aus dem Boden stampfen? Microsoft verlässt sich, wie eingangs erwähnt, lieber auf Dolby Atmos und Dolby Vision. Dolby Atmos steht für Spiele der Xbox Series X|S zur Verfügung. Dolby Vision soll 2021 als Update folgen. Wie die Unterstützung für UHD Blu-rays ausfallen wird, ist jedoch noch offen. Die Xbox One X etwa konnte Videoinhalte Ultra HD Blu-rays nicht mit Dolby Vision wiedergeben. Dolby Atmos hat sie natürlich unterstützt.

Aber die Hardware ist für Microsoft gar nicht mehr das entscheidende. Der Xbox Game Pass ist Microsofts wichtigster Pfad in die Zukunft. Als Ultimate-Version integriert er sogar Cloud-Gaming. Das ermöglicht Abonnenten das Gaming über die Konsole hinaus. Via Gamestreaming lassen sich die Titel aus dem Game Pass dann sogar am Smartphone oder Tablet zocken. Zuletzt stieß außerdem noch EA Play hinzu. Die Redmonder schnüren hier also ein massives Paket zu einem fairen Preis. Der Xbox Game Pass Ultimate lässt sich sogar am PC nutzen und kostet monatlich 12,99 Euro.
Genau genommen ist die Xbox Series S deswegen auch Microsofts Game-Pass-Konsole. Der günstige Einstiegspreis von 299 Euro kombiniert mit dem Verzicht auf ein optisches Laufwerk prädestinieren die abgespeckte Xbox quasi als Anlaufstelle für Casual Gamer. Da wird dann einfach die Spiele-Flatrate abonniert. Und schon ist die Spieleversorgung für eine Konsolengeneration gesichert. Für weniger anspruchsvolle Gamer ist das eine naheliegende Lösung.
Sony: Alles neu macht die PlayStation 5
Schon der Controller der PlayStation 5 zeigt, dass Sony es hingegen auf frischen Wind abgesehen hat. Der DualSense ist einzig zur PS5 kompatibel, integriert ein neues Mikrofon und soll mit haptischem Feedback überzeugen. Doch schon hier wird klar, dass Sonys Strategie ein zweischneidiges Schwert ist. Man wagt viel Neues. Doch die Mehrwerte sind kurz vor dem Launch der PS5 noch unklar. So ist das „haptische Feedback“ in den Augen vieler Gamer nur eine andere Bezeichnung für leicht verbesserte Vibration.

Sonys Marketing widmet zudem der eingangs erwähnten Tempest 3D Audiotech viel Aufmerksamkeit. Im Kern handelt es sich dabei um eine proprietäre Technologie für simulierten 3D Sound an Kopfhörern. Ein besonderer Kniff ist, dass der Klang sich für die Ohren des Zuhörers individualisieren lassen soll. Später will Sony Tempest 3D Audiotech auch für TV-Lautsprecher adaptieren. Doch ähnliche Techniken gibt es im PC-Bereich seit Jahren. Wird Sonys Technologie es wirklich so revolutionär besser machen, als die Konkurrenz? Wir haben daran unsere Zweifel. Da denkt man unweigerlich an andere, proprietäre Liebschaften von Sony zurück – die UMD, die MiniDisc oder auch den „legendären“ Memory Stick.
Schon ein Blick auf das Touchpad oder die Lightbar des DualShock 4 verrät: Ein gutes Konzept reicht nicht. Die Spieleentwickler müssen die Techniken auch adoptieren. So verkommt das Touchpad des PS4-Controllers in so gut wie allen Spielen lediglich zu einem übergroßen Button. Da fällt der Blick folgerichtig jetzt auf das SSD der PlayStation 5. Es operiert pfeilschnell. Doch ob die Entwickler diese Geschwindigkeit wirklich ausnutzen werden? Wir rechnen damit, dass jenes nur bei First-Party-Titeln der Fall sein wird. Hier experimentiert Sony dann übrigens nicht: Man setzt auf exklusive Marken wie „Horizon Forbidden West“, um Spieler zum Kauf der PS5 zu locken.

Auch die Benutzeroberfläche der PlayStation 5 zeigt neue Wege auf. Sie bricht vollkommen mit dem UI der PS4. Sony setzt nun auf viele Kacheln. „Aktivitätkarten“ sollen etwa individuell durch Spiele gesetzt werden. Sie erlauben es etwa, direkt in ein Level zu starten. Generell lautet Sonys Credo bei dem UI der PS5: Den Spieler möglichst schnell zu seinen Lieblingsspielen führen. Das Systemmenü und die Optionen, stets nahtlos erreichbar und nur einen Knopfdruck entfernt, sind von Grund auf neu gestaltet worden. Dagegen wirkt Microsofts Dashboard der Xbox Series X noch immer in der letzten Generation verwurzelt.
Als Vorteil der PlayStation 5 könne sich zudem das leicht zu öffnende Gehäuse entpuppen. Es bietet einen Steckplatz für ein weiteres SSD bietet. Hier könnten die Japaner möglicherweise mehr Spielraum für Erweiterungen durch den Spieler offerieren als Microsoft mit ihrem proprietären Anschluss. Die abnehmbaren Flügel der PS5 dürften zudem Moddern bereits jetzt Kreativitätsschübe verleihen. Und ein Konter zum Xbox Game Pass? Eine derartige Spiele-Flatrate lässt Sony vermissen. Mit der PlayStation Plus Collection spendiert man Käufern der PS5 aber immerhin als Einstieg ein Spielepaket. Voraussetzung ist ein Abonnement von PlayStation Plus. Cloud-Gaming in Form von PlayStation Now gibt es ebenfalls bei Sony. Der Dienst ist jedoch seit Jahren für die Japaner eher eine Randnotiz.
Tradition vs. Innovation: Xbox Series X und PlayStation 5 verkörpern unterschiedliche Philosophien
Microsoft und Sony tauschen in der kommenden Konsolengeneration quasi die Rollen. Dieses Mal hat Microsoft die leistungsfähigere Konsole am Start. 2013 war es noch die PS4, welche die Xbox One deutlich übertrumpfte. Damals waren es Sony, die den Fokus auf klares Marketing, Kundenfreundlichkeit und die Spiele legten. 2020 hingegen ruft Microsoft eine Initiative wie Smart Delivery ins Leben, sorgt für erstklassige Abwärtskompatibilität und übernimmt eine ganze Palette von Entwicklerstudios, um Spielenachschub für sich und seine Kunden zu sichern. Sony sind es, die bei Next-Generation-Upgrades für bereits erschienene Spiele weitgehend mit den Achseln zucken und auch zur Abwärtskompatibilität generell noch viele Fragen offen lassen.

Natürlich handelt Microsoft nicht aus Altruismus: Sony ist Marktführer, man selbst der „Underdog“. Da will man die Gamer auf seine Seite ziehen. Doch es ist interessant, wie ein Führungswechsel in der Xbox-Sparte, hier zu einer 180°-Drehung geführt hat. Der Xbox-Chef, Phil Spencer, hat ein klares Ziel: Weg von Multimedia-Spielereien und möglichst nahe ran an die Gamer. Auch bei Sony halten heute andere Manager das PlayStation-Zepter in der Hand, doch die Distanz zu den Spielern scheint eher zu wachsen.
Das kann der Marktführer sich aktuell leisten. Starke Marken wie „Horizon Forbidden West“, „God of War: Ragnarok“ und „Spider-Man: Miles Morales“ werden viele Spieler zur PlayStation 5 ziehen. Eventuell könnten die Spiele aber deutlich experimenteller und frischer werden, als die Pendants von Microsofts. Wenn, wie in „Ratchet & Clank: Rift Apart“, das SSD zentral für das Gameplay verwendet wird.

Am Ende stehen Microsoft und Sony bzw. die Xbox Series X|S aktuell für sehr unterschiedliche Philosophien. Auf der einen Seite ist Microsoft konservativ, was die Hardware betrifft. Auf der anderen Seite bereitet man sich mit dem Xbox Game Pass jedoch bereits auf eine Post-Konsolen-Ära vor. Sony hingegen geht einerseits mit proprietärem 3D-Audio, seinem experimentelleren DualSense-Controller sowie dem Fokus auf das pfeilschnelle SSD unbeschrittene Wege. Andererseits hält man am traditionellen Konsolenmodell mit klaren Generationsbrüchen und einem möglichst geschlossenen Ökosystem mit exklusiven Titeln fest. Welche Herangehensweise auf Dauer mehr Gamer überzeugt, werden uns nicht nur die nächsten Wochen und Monate, sondern die nächsten Jahre dieser Konsolengeneration zeigen.
Habt ihr euch bereits für eine Next-Generation-Konsole entschieden? Oder wartet ihr ab, bis die Preise gefallen und sich das Spieleangebot verbreitert hat?
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