Musical Fidelity MX-Stream im Test: Streaming pur, rein digital

- Eingänge
- 1x USB-B (PC-Audio), 2x USB-A (für Speicher)
- Audio-Ausgänge
- 1x USB-A
- Quellen kabellos
- AirPlay2, Bluetooth
- Integrierte Streamingdienste
- Tidal, Spotify Connect, Qobuz, Highresaudio
- Gehäuse-Ausführungen
- Silber, Schwarz
- Abmessungen (BxHxT)
- 220 x 56 x 215 mm
- Preis
- 999 Euro
Unter den puristischen, rein digitalen Streamern ist der Musical Fidelity der bislang Bestklingende. Dafür finden sich gestandene Digital-Audiophile gerne mit dem etwas spröden Handling ab.
- Exzellenter Klang über USB-DAC
- Zusätzliche USB-Eingänge für PC und Festplatten
- Bildschirm anschließbar via HDMI
- Betriebssystem könnte geschmeidiger laufen
- Kein Display, Kein Indikator zur gestreamten Musikqualität
Der Mucial Fidelity MX-Stream gehört zu einer relativ neuen Gerätegattung. „Netzwerk-Player“ mit ausschließlich digitalen Ausgängen, von uns bei HIFI.DE „Streamer“ genannt, sind überall da sinnvoll, wo ein moderner, hochwertiger D/A-Wandler bereits vorhanden ist. Der könnte zum Beispiel in Aktivboxen stecken, findet sich in vielen modernen Vollverstärkern oder natürlich als DAC-Einzelgerät. Mit dem MX-Stream kannst du also deine bestehende HiFi-Anlage ganz einfach streamingfähig machen. Wie gut das funktioniert, haben wir für dich getestet.
Den Musical Fidelity MX-Stream gibt es hier in den Ausführungen Silber und Schwarz:
Der MX-Stream hakt alle Kästchen in der obigen Beschreibung ab, bringt dabei aber kein bisschen Ballast mit. Musical Fidelity – in England gegründet, inzwischen in österreichischer Hand – geht dabei sogar besonders konsequent vor: Der einzige Ausgang an diesem Player ist eine USB-B-Buchse. Damit tragen die Entwickler zwei Umständen Rechnung: Erstens ist USB bei modernen DACs meist der bestklingende Eingang – prinzipbedingt. Das liegt an der asynchronen Arbeitsweise, die dem DAC uneingeschränkte Hoheit über seinen Arbeitstakt gewährt. Und zweitens soll die Konzentration auf diesen einen Ausgang eine besonders konsequente Qualitätsoptimierung ermöglicht haben. Klingen unsere DACs und HiFi-Verstärker mit USB-Eingang nun besser als je zuvor? Gespannt haben wir den MX-Stream in unserem Hörraum installiert.

Musical Fidelity MX-Stream im Hörtest: Saubere Sache
Am einfachsten fielen uns die Hörvergleiche, wenn wir den MX-Stream mit unserem Burson Audio Conductor V2+ hörten. Der australische DAC verbindet feinste Wandlertechnik direkt mit einem fantastisch klingenden Kopfhörerverstärker, an den wir den Sennheiser HD 800 S anschlossen. Mehr Auflösung bei gleichzeitig stimmiger Tonalität ist kaum vorstellbar. Als Vergleichs-Zuspieler bauten wir den iFi audio Zen Stream auf, der ein ganz ähnliches Konzept verfolgt wie der Musical Fidelity, aber nur die Hälfte kostet.

Um ehrlich zu sein: Wir haben keine großen Unterschiede erwartet. Technisch betrachtet dürfen die beiden Player sich eigentlich nicht unterscheiden. Und beim Aufbau und Setup mussten wir uns mit beiden Streamern gleichermaßen herumärgern. Denn iFi audio und Musical Fidelity sind beide OEM-Kunden bei Volumio, verwenden also im Grunde das gleiche Betriebssystem. Das kennen wir schon vom Volumio Integro und kann gelegentlich für Verdruss sorgen.
Es kam, wie es so oft kommt, wenn man Sachen nicht am Schreibtisch entscheidet, sondern sich im Hörraum überraschen lässt: Musical Fidelity und iFi klingen definitiv nicht gleich. Trotz gleichem Musikstück vom gleichen Server, gleichem Kabel, gleichem DAC. Der Unterschied ist nicht riesig, aber viel größer als erwartet. Und er ist zugunsten des Musical Fidelity MX-Stream. Gehört haben wir zum Beispiel I Inside The Old Year Dying, das neue Album von PJ Harvey, am Veröffentlichungstag als Tidal-Stream. Ein sehr eigenwilliger Sound, mit nur angedeuteten, tranceartigen Grooves und der klaren Stimme der Sängerin fast allein auf einer weiten Bühne.

Eindrucksvoller Raum, griffige Strukturen
Was beim Vergleich zuerst auffällt: Der (Studio-)Raum dieses Albums wirkt mit dem MX-Stream größer und besser ausgeleuchtet. Dadurch kannst du der Rhythmik leichter folgen, die beim iFi einen Tick früher im Schatten zu verschwimmen scheint. Harveys Stimme wirkt mit dem Musical einen Hauch intensiver, zugleich schlanker und konturierter. Die Abstände zwischen den einzelnen Spuren im Stereopanorama wirken generell etwas größer. Verblüffend für zwei Streamer an einer Schnittstelle, die Übertragungsfehler auf ein Minimum reduzieren sollte.
In der Tat ist der Unterschied in einer ganz anderen Größenordnung, wenn wir die beiden USB-Streamer mit einem normalen Netzwerk-Player am Koax-Eingang des Burson vergleichen. So angeschlossen, zieht zum Beispiel auch der eigentlich sehr gute Linn Sneaky gegen jeden der beiden den Kürzeren.
Keine Lust auf rein-digitale Streamer? Netzwerk-Player kannst du auch analog an deine Anlage anschließen:
Musical Fidelity MX-Stream: Technischer Aufbau und Praxis
Netzwerk-Player und Streamer sind im Grunde kleine Computer, auf denen mehr oder weniger ausgefuchste Abspielsoftware läuft. Beim Musical Fidelity MX-Stream merkt man das besonders deutlich, weil der Streamer auf der auch separat erhältlichen Software Volumio basiert. Den reinen Streaming-Teil des Musical Fidelity könntest du dir also ganz ähnlich nachbauen, zum Beispiel aus einem Raspberry Pi 4 mit etwas Peripherie und einer Volumio-Lizenz.

Auch Musical Fidelity nutzt einen Minirechner als Basis. Allerdings nicht in Form eines Standardmoduls, sondern auf einer großen, proprietären Platine mit umfangreicher Zusatz-Signalverarbeitung im Bereich vor den USB-Buchsen. Ein weiteres Board beherbergt luxuriöse Reinigungs- und Stabilisierungsstufen für die Versorgungsspannung. Was der MX-Stream genau (besser) macht, wird nicht im Detail erklärt. Leitmotiv in diesem Player scheinen aber hochgenaue Takt-Clocks zu sein, sowohl an der CPU selbst als auch in einer Reclocking-Stufe direkt vor dem Ausgang.
Drei Eingänge, viele Möglichkeiten
Die Clock steht nicht nur dem internen Streamer, sondern auch externen USB-Audioquellen zur Verfügung. Zu diesem Zweck verfügt der MX-Stream über einen zusätzlichen USB-B-Eingang, den du mit einem Schalter an der Frontplatte anwählen kannst. Das bringt klangliche Vorteile, weil der PC nun auch von der Signalaufbereitung im Musical Fidelity profitiert. Es ist aber auch ganz einfach praktisch, weil du auf diesem Weg den USB-Eingang deines DACs ohne Umstöpseln mit beiden Quellen verwenden kannst.

Zusätzlich gibt es noch zwei weitere USB-A-Eingänge für Festplatten, USB-Sticks – oder sogar Plattenspieler mit Vorverstärker und USB-Ausgang wie den Thorens TD 202. Auch hier kannst du dir also weitere Eingänge an deinem Verstärker sparen. Auch Tastatur und Maus können hier Platz finden, denn über einen HDMI-Ausgang kannst du auch einen Monitor anschließen und so wichtige Einstellungen direkt vornehmen. Auf die ARC-Funktion verzichtet Musical Fidelity hier. Eine Soundbar kannst du so also nicht anschließen.
Streaming-Betriebssystem für Fortgeschrittene
Musical Fidelity verwendet für den MX-Stream eine auf den Player angepasste OEM-Version der Open-Source-Software Volumio. Das ist einerseits ein Segen: Dass der Player irgendwann in einer Entwicklungs-Sackgasse landet, ist damit weitgehend ausgeschlossen. Und Musical Fidelity befindet sich in guter Gesellschaft: Auch iFi, Kii, Pro-Ject und mbl vertrauen der italienischen Software. Andererseits laufen Einrichtung und Bedienung des Players deutlich weniger geschmeidig als zum Beispiel mit dem Bluesound Node X via BluOS oder Linn, und sind teilweise frustrierend bis ärgerlich.
Das geht mit der App los, einer MF-gebrandeten Version der Volumio-App. Die tut letztlich nicht viel mehr, als eine Kopie des ohnehin stets zugänglichen Webinterface auf den Touchscreen zu holen. Sie verliert dabei aber penetrant häufig den Kontakt zum Player. Manchmal findet sie ihn von selbst wieder, oft jedoch musst du die App neu starten, damit sie sich wieder mit dem aktuellen Status des Players synchronisiert.
Der Player an sich spielt, einmal mit Aufträgen gefüttert, unbeirrt durch beliebig zusammenstellbare Titel- oder Albenlisten. Und schickt dabei auch exotische High-End-Formate wie DSD256 oder PCM352.8/24 stabil an den Wandler. Deine Musik findet auf verschiedene Arten ihren Weg in die Playlist. Hast du einen vorhandenen DLNA-Mediaserver, etwa auf einer NAS, kannst du über Volumio direkt darauf zugreifen – meistens jedenfalls. Denn der DLNA-Browser in Volumio scheint etwas wählerisch zu sein. Mit einem aktuellen MinimServer hat er zum Beispiel kein Problem. Ein älterer Twonkymedia-Build auf unserem Hörraum-NAS dagegen wird zwar angezeigt, liefert aber „No Results“, wenn wir darauf klicken.
Integrierte Serverfunktion mit Sortierproblemen
Ein anderer Weg, deine Festplattenbibliothek zu erschließen, ist die integrierte Serverfunktion des MX-Stream: Du gibst dem Streamer via Webinterface die Netzwerkadresse deiner NAS. Oder du steckst einen USB-Speicher an einen der beiden dafür vorgesehenen Ports. Dann sortiert der Musical deren Inhalt selbsttätig nach den üblichen Kriterien. Das entspricht dem Ansatz, den zum Beispiel auch Sonos oder BluOS verfolgen. Allerdings weniger überzeugend: Der Komplettscan der NAS dauert deutlich länger als bei den Mitbewerbern. Am besten, du lässt ihn bei großen Sammlungen über Nacht laufen.

Allerdings hilft auch mehr Zeit nicht gegen die falsche Albumsortierung: Rufst du unter „Musikbibliothek“ den Punkt „Alben“ auf, findest du diese nicht nach Albumtitel, sondern nach Interpret sortiert. Solche Sachen sind per Update eigentlich leicht zu beheben. Hier wäre eines überfällig, denn die im Test aktuelle Firmware kam schon vor einem Jahr heraus.
Bei den Streamingdiensten ist die Auswahl nicht riesig, aber konsequent hochwertig. Neben dem Marktführer Spotify unterstützt der Player Tidal, Qobuz und Highresaudio.com – quasi die Dreifaltigkeit des Cloud-Streamings in Highres. Wie es sich gehört, gibt es auch ein Radioverzeichnis (via TuneIn) mit gut funktionierender Suchfunktion. Am exklusiveren Ende der Qualitäts- und Preisskala kann der MX-Stream aber auch als Endpoint für Roon dienen. Um nicht als arroganter Sonderling zu gelten, hält der Musical Fidelity zu guter Letzt noch Bluetooth und Airplay bereit – letzteres über die Emulation Shairport, aber funktionsgleich.

Unser Fazit zum Musical Fidelity MX-Stream
Der MX-Stream ist nicht der Player, den wir unserem streamingskeptischen und -unerfahrenen Freund:innen als Einstieg mitgeben würden. Dafür gibt es Streamer, die klarer mit ihrem Nutzer kommunizieren, und die geschliffenere, reifere Alltagsmanieren mitbringen – und ganz nebenbei auch günstiger sind. Geht es darum, einen sehr guten USB-DAC noch einen Tick weiter auszureizen, gehört der Musical Fidelity ganz oben auf deine Anhören-Liste.
Hier kannst du den Musical Fidelity MX-Stream direkt bestellen:
Technische Daten | |
Eingänge | 1x USB-B (PC-Audio), 2x USB-A (für Speicher) |
Audio-Ausgänge | 1x USB-A |
Chromecast Built-In | – |
Quellen kabellos | AirPlay2, Bluetooth |
Integrierte Streamingdienste | Tidal, Spotify Connect, Qobuz, Highresaudio |
MQA | Ja |
Roon ready | Ja |
Multiroom-fähig | – |
Raumeinmessung | – |
Netzwerk | LAN, WiFi |
Gehäuse-Ausführungen | Silber, Schwarz |
Abmessungen (BxHxT) | 220 x 56 x 215 mm |
Mitgeliefertes Zubehör | Netzteil |
Gewicht | 2 kg |
Preis | 999 Euro |
Keine Lust auf zusätzliche Geräte? Streaming-Verstärker haben den Streamer bereits eingebaut: