Marshall Middleton II im Test: Mittelgroß und megagut?

- Akku-Laufzeit
- ca. 30 Std.
- Wassergeschützt
- IP67
- Verfügbare Farben
- Schwarz, Creme
- Maße
- 230 × 98 × 110 mm (BxHxT)
- Gewicht
- 1,8 kg
- Preis
- 299 Euro
In der zweiten Generation erhält der Middleton II einige sinnvolle Updates – etwa ein verbautes Mikrofon und Auracast-Support und einen stärkeren Akku. Wegen des stolzen Preises ist die Nische, die er im Marshall-Portfolio besetzt, trotzdem sehr schmal.
- Voller, warmer Sound
- Starker Akku
- Jetzt mit Mikrofon
- Auracast-Support via App
- Kein aptX
- Relativ teuer
Auf dem Papier überflügelt der Marshall Middleton II seinen direkten Vorgänger in so ziemlich allen Belangen – sei es beim Bluetooth-Support, in puncto Akkuleistung, mit integriertem Mikrofon und vermeintlichem 360-Grad-Sound. Wir haben im Test herausgefunden, ob sich dieser erste Eindruck im Praxiseinsatz bestätigt. Oder ist der Unterschied zur ersten Generation des mittelgroßen Middleton doch nicht so groß wie angenommen?
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Marshall Middleton II im Klangtest: So klingt die Box
Im Klangtest offenbart der Middleton II direkt sein enges Verwandtschaftsverhältnis zum Middleton der ersten Generation. Love Is Unkind von Banks etwa klingt zwar extrem voll und kräftig, überzeugt mit wuchtigen Tiefen und viel Wärme, lässt aber dafür in den Mitten und Höhen etwas liegen. Wir lassen zum Vergleich den größeren Kilburn II aufspielen, der auch in höheren Frequenzen mit deutlich stärkerer Akkuratesse vordringt. Hier klingt Banks‘ Stimme klar und nimmt Raum ein, während sie beim Middleton etwas im Hintergrund verschwindet und sich hinter einem Schleier aus wuchtigem Bass versteckt.

Lordes Shapeshifter verleiht diesem Klangbild aber sogar ein angenehmes und passendes Industrial-Feeling, mit der passenden Musik entfaltet also auch der Middleton II seine Stärken. So baut der Middleton eine Klangbühne, die für den temporeichen Beat, Streicher und Lordes lamentierende Stimme genügend Platz freiräumt. Gleiches gilt für Lordes Man Of The Year, wo das Zupfen des E-Basses sogar noch etwas organischer klingt als beim großen Bruder Kilburn.
Wir sind angetan und hören uns weiter durch die Test-Playlist. Auch Full of life von Christine and the Queens präsentiert sich mit dem Middleton II aufgeräumt genug, um sowohl der Stimme als auch dem eindrücklichen Bass, der etwa bei einer Minute und 30 Sekunden einsetzt, gerecht zu werden.

Zu guter Letzt darf natürlich auch etwas gitarrenlastigere Musik nicht fehlen. Schließlich entspringen auch die Lifestyle-Produkte von Marshall einer Tradition der Band-Musik und des Live-Bombasts. Zuerst stehen die Briten von Ride auf dem Programm, die mit I Came to See the Wreck eine anspruchsvolle wall of sound konstruieren, die wir dem Middleton II anvertrauen.
Irgendwann wird’s zu laut – und klingt trotzdem ordentlich
Dabei stößt der kleine Lautsprecher natürlich an seine Grenzen, spätestens in der zweiten Hälfte. Hier fängt es besonders bei höheren Lautstärken schon etwas an zu kratzen und einige Details bleiben auf der Strecke. Überrascht sind wir trotzdem, denn Spaß macht der Middleton II weiterhin. Auch wenn der Middleton II seine Balance verliert, bleibt ihm doch eine grundsätzliche Musikalität erhalten, die uns jedenfalls eine Restfreude an mitreißenden Bassläufen und eindringlichem Gesang beschert.

Gewollt rumpliger geht es bei den US-Amerikaner:innen von Geese zu, die in sich in Taxes mehr auf das Wesentliche besinnen. Auch damit kommt der Middleton II gut zurecht und bringt dabei genug Kraft mit, um auch im Freien eine kleine Runde zum Tanzen zu bringen. Für Podcasts und Hörbücher greifen wir lieber einmal zum Equalizer, weil der Tiefenfokus Stimmen zwar angenehm warm, aber auch etwas brummig klingen lässt.
Wie sich der Marshall Middleton II im Vergleich mit anderen Bluetooth-Boxen schlägt, erfährst du in der Bestenliste zum Thema:
Ab in die Marshall-App: Equalizer und mehr
Wer am Sound noch etwas Feintuning vornehmen will – so wie wir bei Podcasts und Co. – wird in der App fündig. Hier findet sich ein Fünf-Band-Equalizer, den du entweder ganz manuell oder anhand vorinstallierter Presets bedienen kannst. Eine „M“-Taste, die dich automatisch durch die EQ-Profile klicken lässt, fehlt beim Middleton II. Marshall hatte eine solche Bedienhilfe etwa beim Kilburn III verbaut.
Vom Kilburn III übernommen hat Marshall die Möglichkeit, in der App den Akku zu „schonen“. Was das bedeutet? Du kannst einen entsprechenden Regler aufdrehen und somit Features aktivieren, die deinen Akku auf Dauer entlasten sollen. Es geht hier also nicht um kurzzeitige Laufzeitverlängerungen, sondern um einen nachhaltigen Betrieb des Lautsprechers. Das gefällt uns gut – schließlich hat wohl jeder von uns schon mal Tipps zum schonenden Aufladen gelesen und sie konsequent nicht in die Tat umgesetzt. Marshall nimmt einem dieses Laster ab.
Auch gut gefällt uns, dass wir dem Middleton II befehlen können, sich nach einer bestimmten Zeit selbstständig auszuschalten. So spart man Akku und erspart sich ein versehentliches Verbinden mit dem paarungswilligen Bluetooth-Speaker, wenn man nach einem kurzen Einkaufstrip voll beladen durch die Tür stolpert.
Außerdem am Start – und darauf gehen wir weiter unten noch deutlich ausführlicher ein – ist ein Auracast-Menü. Der Middleton II kann nämlich Auracast-Broadcasts beitreten. Das wollen wir ausprobieren. Das Ergebnis findest du im nächsten Kapitel. Vorher verlieren wir noch ein paar Worte zur Bedienung am Gerät selbst, die wieder wirklich intuitiv ausfällt.
Bedienung am Gerät: Knöpfe, Regler und LEDs
Über den schwenkbaren Knopf, der mittig auf der Oberfläche platziert ist, regelst du Lautstärke, Wiedergabe und nimmst Anrufe an. Das ergibt mit dem neuen Middleton sogar Sinn, weil er jetzt über ein Mikrofon verfügt! Links vom Regler findest du eine Akkuanzeige und zwei Knöpfe. Diese sind zur Bluetooth-Kopplung und zum Einschalten des Speakers gedacht.

Rechts vom runden Regler sind zwei weitere Bedienleisten verbaut, über die du Bass und Treble regeln kannst. Das ist für einen Bluetooth-Lautsprecher in dieser Größenordnung nicht selbstverständlich, die Bedienung geht gut von der Hand. Übrigens: Wenn du Bass, Treble oder Lautstärke regulierst, zeigt die Akkuanzeige kurz die entsprechende Einstellung an – praktisch.
Middleton II im Praxistest: Akku-Upgrade und Bluetooth-Support
Schon der Middleton der ersten Generation brachte mit knapp 20 Stunden eine beachtliche Akkulaufzeit mit. Marshall scheint es sich in dieser Produktgeneration aber zum Ziel gesetzt zu haben, die Akkus aller Geräteklassen bis ans obere Limit auszureizen. So konnten schon Marshall Monitor III und Kilburn III mit bemerkenswert starken Laufzeiten beeindrucken. Gleiches gilt für den Middleton II.

Der legt nämlich noch mal knapp zehn Stunden obendrauf und soll über 30 Stunden schaffen. Dank Quick Charge ist er innerhalb von nur 20 Minuten für fünf Stunden Wiedergabe gerüstet – kann also auch mal ganz spontan für den Trip in den Park vorbereitet werden. Auch als Powerbank macht der Middleton II nach wie vor eine gute Figur, verkürzt damit aber natürlich seine Laufzeit.
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger – und sogar dem teureren Kilburn III – hat Marshall dem Middleton II ein Mikrofon spendiert. Das heißt, dass du den Bluetooth-Lautsprecher sogar als Freisprechanlage im Wohnzimmer nutzen kannst. Dabei solltest du qualitativ keine Höhenflüge erwarten, verständlich waren wir für unser Gegenüber aber trotzdem jederzeit.

Bluetooth-technisch hat der Middleton neben SBC und AAC noch LC3 als Codec zu bieten, schöpft die Möglichkeiten von Bluetooth 5.3 und LE Audio also voll aus. Denn auch Auracast ist an Bord und lässt sich über ein eigenes Untermenü in der App anwählen. Im Gegensatz zum Marshall Monitor III, der immer noch auf sein Auracast-Update wartet, ist diese Funktion beim Middleton II also schon freigeschaltet. Aber funktioniert sie auch?
Auracast im Praxistest: Marshall und JBL spielen zusammen?
Gerade weil die Funktion noch so neu und auf dem Papier nur schwerlich nachzuvollziehen ist, haben wir im Praxistest des Middleton II auch direkt noch einen ausführlichen Auracast-Test unternommen. Dafür haben wir drei weitere Auracast-fähige Geräte im Büro zusammengesucht und versucht, sie alle miteinander zu verbinden.
Unsere Wahl fiel dabei auf den JBL Charge 6, die JBL Partybox Encore 2 und die Sennheiser Momentum True Wireless 4, um direkt mehrere Marken und Produktkategorien abzuhaken. Was braucht man also, um eine Auracast-Session zu starten? Zuallererst muss ein Gerät einen Auracast-Broadcast starten, den dann wiederum andere Geräte empfangen können.
Einen solchen Broadcast kann man etwa mit einigen aktuellen Smartphones, einem entsprechenden Bluetooth-Dongle oder sogar den Abspielgeräten selbst starten. Der Charge 6 etwa kann auf Knopfdruck einen Auracast-Broadcast starten und stellt somit das, was er selbst aktuell abspielt, für andere Auracast-fähige Geräte zur Verfügung.
Also schnappen wir uns den Charge 6 und starten den Broadcast. Diesem können wir mit der JBL Partybox Encore 2 sogar ohne App und nur über den Auracast-Button beitreten, bei den Momentum True Wireless 4 und dem Middleton II müssen wir dafür zur App greifen.

Hier finden wir bei Marshall direkt den JBL Charge 6 als Auracast-Broadcast und können uns verbinden. Dabei fällt im Test ein leichter Versatz zwischen Middleton II und Charge 6 auf, den wir bei der Encore 2 und dem Charge 6 nicht bemerken. Das kann besonders zum aktuellen Zeitpunkt, an dem Auracast noch neu und der Support noch nicht ausgereift ist, auch herstellerseitige Gründe haben. Es muss hier also nicht unbedingt am Middleton II liegen, im Blick behalten wir es aber natürlich trotzdem.
Die Sennheiser Momentum True Wireless 4 verbinden sich nämlich auch umgehend via App mit dem Charge 6, weisen aber keine Verzögerung bei der Wiedergabe auf. Es scheint also auch nicht rein am JBL-bias des Charge 6 zu liegen.
Typisches Marshall-Design: Keine Überraschungen
Beim Design des Middleton II haben wir keine Überraschungen erwartet – warum auch? Marshall bleibt sich und der Verstärker-Optik beim Middleton II treu und übernimmt hier sogar das Button-Layout vom Vorgängermodell. Im Gegensatz zum Kilburn III, der im Vergleich zum Kilburn II zusätzliche Taster und hochwertigere Materialien spendiert bekommen hat, bleibt beim Middleton (fast) alles beim Alten. Fast, weil der Middleton ja nun über ein Mikrofon verfügt, was sichtbar auf der Oberseite des Lautsprechers markiert ist.

Der Middleton II sieht also weiterhin aus wie ein vergrößerter Emberton III, fühlt sich rundum robust und wertig an und hält dank IP67 auch ordentlich was aus. Die Trageschlaufe lässt sich nach Belieben montieren oder abnehmen und macht den Middleton II zum mobilen Begleiter – unterwegs oder von Zimmer zu Zimmer in der Wohnung. Außerdem ist der Middleton nach wie vor nach hinten nicht abgeschlossen, sodass „360-Grad-Sound“ möglich sein soll. Auch wenn 360-Grad hier vielleicht eher nach Marketing-Sprech klingt, können wir jedenfalls bestätigen: Der Middleton II klingt auch gut, wenn wir hinter ihm stehen.
Marshall Middleton: Lohnt sich das Upgrade?
Wie so häufig stellt sich auch beim Marshall Middleton II die Frage, ob sich das Upgrade vom Vorgängermodell lohnt. Und auch hier fällt die Antwort nicht eindeutig aus. Wenn du schon einen Marshall Middleton zu Hause stehen hast und grundsätzlich zufrieden bist, würden wir dir nicht zu einem Update raten. Schließlich liegt der Middleton II klanglich sehr nah an seinem Vorgänger.
Gerade der stärkere Akku, das Mikrofon und Auracast können als Kaufgrund herhalten, wenn du zwischen Middleton und Middleton II schwankst. Weil der Middleton der ersten Generation im Angebot schon für deutlich unter 200 Euro zu haben ist, zahlst du quasi knapp 100 Euro drauf für zehn Stunden Akku, zukunftstaugliches Bluetooth und subtile Verbesserungen. Keine einfache Entscheidung, wie sich auch im Fazit zeigt.
Unser Fazit zum Marshall Middleton II
Der Marshall Middleton behauptet sich in zweiter Generation erneut mit starkem Sound im kompakten Format und legt dabei sogar noch einige sinnvolle Updates drauf. Der stärkere Akku macht ihn zum noch teureren Begleiter, auch auf längeren Reisen, und das verbaute Mikrofon ist eine nette Ergänzung, die wir beim Kilburn III noch vermisst haben. Auracast steckt natürlich noch in den Kinderschuhen, hat aber im ersten Hands-On schon mal bewiesen, dass sich der Middleton II in Zukunft auch mit Bluetooth-Boxen anderer Hersteller verstehen wird.
Nach wie vor bleibt aber das Preisschild des Middleton ein Knackpunkt, an dem sich die Geister scheiden dürften. Mit knapp 300 Euro liegt er nur 50 Euro unter dem großformatigen Kilburn III, der nicht nur 20 Stunden mehr Akku, sondern auch mehr Details im Sound bietet. Wenn dir der warme und kräftige Sound des Middleton II aber zusagt und du auf der Suche nach einem schicken Lautsprecher bist, der noch entspannt Platz im Jutebeutel findet, ist der Middleton II definitiv die erste Wahl.
Hier ist der Middleton II zu haben:
Technische Daten | |
Akku-Laufzeit | ca. 30 Std. |
Schnellladefunktion | 20 Minuten laden für 5 Stunden Wiedergabe |
Wassergeschützt | IP67 |
Leistung | 30 Watt |
Frequenzbereich | 45 Hz – 20 kHz |
Anschlüsse / Schnittstellen | USB-C (für Ladegerät und Powerbank-Funktion), 3,5-mm-Klinke, Bluetooth 5.3 |
Mikrofon | Ja |
Multiroom-fähig | Nein (aber Auracast) |
Trage-Vorrichtung | Ja |
Verfügbare Farben | Schwarz, Creme |
Maße | 230 × 98 × 110 mm (BxHxT) |
Gewicht | 1,8 kg |
Preis | 299 Euro |
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