Startseite HiFi Elektronik Verstärker NAD C 3050 im Test: Moderner Vollverstärker im Retro-Look

NAD C 3050 im Test: Moderner Vollverstärker im Retro-Look

Das goldene Firmenjubiläum feiert NAD mit einem Blick zurück. Klanglich soll der Retro-Amp NAD C 3050 aber ein echter Schritt nach vorn sein. Ob das geklappt hat, haben wir getestet.
HIFI.DE Test | NAD C 3050
Leistung
2x 100W (8 & 4 Ohm)
Eingänge
1x Line Cinch, 1x Phono MM, 1x Digital Koax, 1x Digital optisch, 1x HDMI-eARC, 1x Main In
Audio-Ausgänge
2 Paar Lautsprecher (schaltbar), Kopfhörer 6,3mm, Pre Out
Quellen kabellos
Bluetooth aptX HD
Abmessungen (BxHxT)
435 x 110 x 355 mm
Gewicht
10 kg
Preis
1.499 Euro
In Kürze
Der NAD C 3050 ist mehr als ein Vollverstärker. Er ist eine klingende Hommage an über 50 Jahre HiFi-Know-how. Dank MDC-Erweiterungsslot und fein abgestimmter Verstärkertechnik wird er dir lange Freude bereiten.
Vorteile
  • Gelungener Retro-Look
  • Weicher Vintage-Sound
  • Zum Streaming-Verstärker erweiterbar
Nachteile
  • Klingt weniger dynamisch als andere NADs mit ähnlicher Technik
  • Lautstärkeregler am Gerät könnte sensibler ansprechen
Für Links auf dieser Seite erhält HIFI.DE evtl. eine Provision vom Shop. Weitere Infos

Mit dem NAD C 3050 feiert die kanadische HiFi-Größe NAD ihr 50-jähriges Jubiläum feiern. Der HiFi-Verstärker ist äußerlich ein Hommage an die Siebziger, innerlich laut Hersteller aber auf dem neuesten Stand. Die Ausstattung mit HDMI-eARC, Phono-Eingang und Platz für ein Streaming-Modul hört sich schon mal sehr zeitgemäß an. Wir haben den schicken Verstärker im Retro-Gewand getestet.

Den NAD C 3050 gibt pur oder mit eingepasstem Streaming-Modul:

NAD – Bekenntnis zu den Wurzeln

NAD ist auf seine Geschichte zu Recht stolz. Dass audiophile HiFi-Komponenten nicht automatisch zentnerschwer und teuer wie ein Auto sein müssen, stellte die damals noch junge Firma im Jahr 1978 eindrucksvoll unter Beweis. Da kam der Vollverstärker 3020 auf den Markt. Für kleine Mark (280, um genau zu sein), mit nur dem Nötigsten an Ausstattung und lächerlich geringen Leistungswerten im Datenblatt.

NAD C 3050 Front schräg rechts
Der NAD C 3050 versteckt seine moderne Technik im schicken Retro-Gewand. Ob die Kombi auch klingt, haben wir getestet.

Im Hörvergleich sägte er dann aber japanische Schwergewichte gleich reihenweise ab, wurde zur HiFi-Legende und zum meistverkauften HiFi-Verstärker aller Zeiten. Was macht man also, wenn die Firma 50 wird und man den runden Geburtstag mit einem Jubiläumsmodell feiern will? Genau: Man packt es voll mit Designverweisen auf den Übervater aller audiophilen Budget-Verstärker. Herausgekommen ist dabei der 3050 – wo das Jubiläum bereits im Namen beginnt.

Auf der Frontplatte geht es weiter: mit ausgeschriebenen Markennamen in Schnörkelschrift – New Acoustic Dimension. Und einem sehr ähnlichen Tasten- und Drehknopf-Layout wie beim alten 3020er. Wobei das eigentliche Designvorbild der weniger bekannte und noch etwas ältere 3030 ist. Von dem lässt sich der moderne Doppelgänger wirklich nur noch anhand der etwas geringeren Bauhöhe unterscheiden.

NAD C 3050 Name Detail
Nur selten verrät dir ein NAD-Produkt so einfach, wofür NAD denn nun eigentlich steht.

Selbst die wunderschönen, hinterleuchteten VU-Meter hat NAD übernommen (und dafür vermutlich extra nachfertigen lassen). Das Innenleben dagegen sieht bei einem ersten Blick durchs Lüftungsgitter hochmodern aus. Gespannt bauen wir den C 3050 im Hörraum auf: Haben die Entwickler den Jubiläums-Amp abgestimmt wie seine Geschwister aus der Standardserie, oder haben sie ihn auch soundmäßig auf Vintage getrimmt?

NAD C 3050 im Hörtest: Ein Hauch von Historie

Wir wissen nicht, ob es mit Absicht geschah, aber der 3050 klingt in unserem Hörraum tatsächlich eine Spur altmodischer als seine Geschwister aus dem aktuellen Line-up. Er klingt sogar altmodischer als der NAD C 316BEE V2, der rein technisch eigentlich als offizieller Urahn des 3020 gelten darf. Und ganz offen gesagt würden wir den 316, wenn es wirklich ausschließlich um den Klang mit analogen Quellen ginge, sogar dem 3050 vorziehen. Der Amp wirkt auch neben dem gleich teuren Streaming-Verstärker NAD C 700 distanzierter, etwas diffuser in der Abbildung und im Hochton merklich dunkler.

NAD C 3050 Equalizer
Inzwischen ein eher seltener Anblick: Regler für Bass- und Höhenanpassung. Ganz aus der Signalkette kannst du den Equalizer aber nicht nehmen. Der inzwischen etablierte Tone-Defeat-Schalter fehlt.

So haben wir gute, erschwingliche Transistor-Verstärker aus den 70er Jahren in Erinnerung. Aus heutiger Sicht – und mit heutigen technischen Möglichkeiten – geht aber mehr Auflösung und Unmittelbarkeit, ohne dass ein Verstärker gleich ins Lästige kippt. Diese fast übervorsichtige Abstimmung gibt dem Klang des 3050 tatsächlich eine gewisse Vintage-Note. Und die wird auch heute ohne Zweifel viele Freunde finden.

Wir hören den NAD natürlich nicht nur mit analogen Quellen, geben diesen aber zunächst den Vorzug. Schon weil es einfach unheimlich stimmig wirkt, den 3050 mit seinem Old-School-Holzgehäuse neben einem Rega Planar 2 aufzustellen. Der harmoniert vor allem in der neuen Holzoptik perfekt mit dem Verstärker. Und er klingt auch sehr gut.

NAD C 3050 Quellenauswahl
Deine Musikquelle wählst du ganz klassisch über die großen Taster an der Front des C 3050.

Trotz seines auch hier eher dunklen Tons macht der NAD bei Empire Builder von Laura Gibson augenblicklich klar, dass und wie genau sich das Tonabnehmer-Upgrade vom Rega Carbon zum Sumiko Wellfleet lohnt. Mit digitalen Quellen bleibt der leicht belegte Hochton erhalten, bei nun etwas kantigeren Mitten, die aber immer noch nicht an die klaren Strukturen etwa des C 700 heranreichen. Dafür wirkt der 3050 im Bass etwas fülliger und bei schlank produzierten Stücken gutmütiger.

Wie sich der NAD C 3050 im Vergleich mit anderen von uns getesteten HiFi-Verstärkern schlägt, verrät dir unsere Bestenliste:

NAD C 3050: Technischer Aufbau und Praxis

Passend zum Walnussimitat-Gehäuse hat NAD der Alu-Frontplatte des 3050 eine matte Lackierung im NAD-typischen Dunkelanthrazit verpasst. Das sieht sehr stimmig aus und fühlt sich beim Auspacken auch hochwertig an. Unter dem Holzmantel trägt der NAD natürlich noch ein abschirmendes Stahlblechkleid, mit einem großen Ausschnitt an der Oberseite, der durch ein feines Gitter den Blick auf das Innenleben freigibt.

NAD C 3050 Gehäuse schräg von oben
Die Holzfolie umschließt den NAD C 3050 seitlich und verleiht ihm seinen ikonischen Retro-Charme.

Dort geht’s strikt modern zu. Mit einer ausladenden Netzteilplatine, die NAD nicht zukauft, sondern selbst baut. Die eigentliche Endstufe dagegen stammt wie beim C 700 vom niederländischen Schaltverstärker-Spezialisten Hypex. Ihr Ausgang kann eigentlich ohne weitere Bauteile direkt mit den Lautsprechern Kontakt aufnehmen. Im 3050 dockt sie allerdings erst auf dem – nun wieder NAD-eigenen – Mainboard an.

Wo dann zum Beispiel mit dicken Relais die Auswahlmöglichkeit für zwei Boxenpaare realisiert wird. Was dort auch im Signalweg steht, ist je Kanal eine weitere Ausgangsfilterspule, die mit der auf dem Hypex-Board bereits vorhandenen Spule offenbar in Serie geschaltet ist. Das war uns bei anderen Hypex-basierten NADs bislang nicht aufgefallen.

NAD C 3050 Lautsprecherklemmen Rückseite
Theoretisch kannst du deine Lautsprecher auch direkt im Bi-Amping-Betrieb betreiben: Der NAD C 3050 hat die nötigen zwei Paar Lautsprecher-Klemmen.

Angesteuert werden die Hypex-Endstufen stets analog. Im 3050 übernimmt das ein hochwertiger vierkanaliger OP-Amp. Vierkanalig, weil die Endstufe differenziell-symmetrische Eingangssignale bevorzugt, man also zwei separate Signale pro Kanal benötigt. Etwas weiter stromaufwärts steht der Lautstärkeregler-Chip. Auch hier hat NAD nicht die billigste, sondern mit dem NJW1194 eine gute Lösung genommen – die nebenbei auch eine Klangregelung enthält. Da der NJW1194 nur zweikanalig arbeitet, muss das Signal da allerdings unsymmetrisch durch. Das hat NAD bei anderen Modellen, etwa dem überragenden NAD M10 V2, schon konsequenter realisiert.

Flexibel ausbaufähig dank MDC2

Die stilistischen Vorbilder aus den 70er Jahren hatten mehr analoge Eingänge als der C 3050. Klar – es gab ja auch nichts anderes. Heute kommst du mit einem MM-Phono- und einem Line-Eingang prima aus, weil deine Musik schon heute überwiegend digital vorliegt. Der 3050 kann sie auch direkt in digitaler Form entgegennehmen. Dafür gibt es an der Rückseite einen Koax- und einen optischen Digitaleingang, sowie einen HDMI-eARC-Anschluss.

NAD C 3050 Eingänge Rückseite
Nur zwei analoge Eingänge, dafür aber eine ganze Riege an digitalen Eingängen bietet der NAD C 3050.

Letzterer ist superpraktisch, wenn du über deine Anlage auch Fernsehton wiedergeben willst. Über HDMI an den TV gekoppelt, schaltet sich der NAD dann nämlich automatisch zusammen mit diesem ein und aus. Die Lautstärke des NAD folgt im TV-Modus der Einstellung des Fernsehers. Hast du dich daran mal gewöhnt, willst du deine Filme oder Serien nicht mehr anders schauen.

An den Koax-Eingang würde man typischerweise einen Streamer anschließen, der dir die ganze digitale Musikwelt eröffnet. Beim C 3050 kannst du auf ein separates Gerät aber auch verzichten – und den Streamer im Handumdrehen in den Amp einbauen. Denn der C 3050 folgt wie alle ausgewachsenen NADs dem genialen MDC-Konzept, das NAD 2007 zunächst bei seinen Heimkino-Receivern einführte: Ein analog-digitales Modulsystem, das es erlaubt, Schlüsselfeatures jederzeit auszutauschen, nachzurüsten oder upzugraden.

NAD C 3050 Modulschacht MDC2
Ganz links an der Rückseite, versteckt unter einem Blech, sitzt der Einschub für das MDC2-Modul. Mit ihm wird aus dem C 3050 ein Streaming-Verstärker.

Den C 3050 kannst du dank seines MDC2-Modulschachts ruckzuck in einen Streaming-Verstärker verwandeln. Dafür gibt es das topaktuelle MDC2-BluOS-Modul, das einen kompletten BluOS-Player enthält. Und das zudem ein Messmikrofon und die Raumakustik-Optimierung Dirac Live mitbringt.

Da externe Player gegen den mit technischem Heimvorteil spielenden MDC-BluOS-Streamer auch klanglich einen schweren Stand haben, ist das Modul eigentlich fast Pflicht – außer natürlich, du hast bereits einen guten Netzwerk-Player oder hörst eh nur Vinyl.

Power-Zeiger mit Lerneffekt

Ein schönes Showpiece sind die VU-Meter des NAD C 3050. Mit ihren grazilen Zeigern vor gleichmäßig hinterleuchteten Skalen sehen sie nicht nur toll aus, sondern sind auch sehr gut ablesbar. Nur: Was liest man da eigentlich ab? Beim C 3050 kannst du dich zwischen zwei Modi entscheiden: Entweder zeigen die Instrumente die abgegebene Leistung in Watt an, oder sie verraten dir den Eingangspegel.

NAD C 3050 VU-Meter Detail
Das VU-Meter könnte direkt vom berühmten Vorfahren des NAD C 3050 kommen. Schön zu erkennen: Die Magnetspule, die den Zeiger antreibt.

Beides ist interessant. Der Eingangspegel vor allem bei analogen Quellen, weil der 3050 diese generell digitalisiert und dabei nicht eklatant unter- und erst recht nicht übersteuert werden sollte. Die Leistungsanzeige wiederum gibt darüber Aufschluss, wie wenig Watt selbst bei gehobenen Lautstärken in Wirklichkeit fließen.

Der alte 3020 hatte die Leistungsanzeige lediglich als kleines LED-Band, übermittelte damit aber dieselbe Message: „Da, sieh her, du hörst gerade fünf Watt. Glaubst du jetzt immer noch, dass du dringend 500 brauchst?“

NAD C 3050 Lautstärke-Anzeige
Neben den VU-Metern gibt dir auch eine LED-Leiste Auskunft über die aktuelle Lautstärke.

Dem C 3050 wird mit seinen kraftvollen Schaltendstufen wahrscheinlich nie die Leistung ausgehen. Interessant ist es dennoch. Wobei du berücksichtigen musst, dass der angezeigte Wert nur bei Boxen mit genau acht Ohm Widerstand wirklich stimmt. An den üblichen 4Ω-Lautsprechern liegt der reale Wert deutlich über dem angezeigten.

Der NAD C 3050 ist übrigens nicht der einzige Verstärker, dem seine Schöpfer ein Retro-Kleid geschneidert haben. Auch der kleinere Leak Stereo 230 fällt in diese Schiene.

NAD C 3050 – Für Fans von Retro-Klang und moderner Technik

Beim C 3050 ist NAD sich selbst der stärkste Konkurrent. Denn das sehr empfehlenswerte BluOS-Streaming musst du beim 3050 erst noch zukaufen, während es beim gleich teuren C 700 bereits inklusive ist. Dem fehlt dann zwar wieder die DIRAC-Raumeinmessung, die du mit dem MDC-Modul automatisch bekommst. Wenn die Akustik es erlaubt, klingt der C 700 aber unterm Strich nicht schlechter, sondern je nach Hörgeschmack sogar eher besser. Vielleicht gibt letztlich auch die Optik den Ausschlag. Denn gegensätzlicher als der modern-minimalistische C 700 und der Seventies-nostalgische 3050 können Verstärker fast nicht aussehen.

HIFI.DE Testsiegel HiFi-Verstärker NAD C 3050 8.6

Hier findest du den NAD C 3050 mit und ohne Streaming-Modul:

Technische Daten
Leistung 2x 100W (8 & 4 Ohm)
Eingänge 1x Line Cinch, 1x Phono MM, 1x Digital Koax, 1x Digital optisch, 1x HDMI-eARC, 1x Main In
Audio-Ausgänge 2 Paar Lautsprecher (schaltbar), Kopfhörer 6,3mm, Pre Out
Quellen kabellos Bluetooth aptX HD
MQA Ja
Netzwerk (mit BluOS-Option)
Gehäuse-Ausführungen Dunkelgrau, Walnussholz-Vinyl
Abmessungen (BxHxT) 435 x 110 x 355 mm
Gewicht 10 kg
Mitgeliefertes Zubehör Fernbedienung
Preis 1.499 Euro

Du brauchst einen Verstärker, an dem dein Plattenspieler Platz findet? Hier findest du alle von uns getesteten HiFi-Verstärker mit Phono-Eingang:

Für Links auf dieser Seite erhält HIFI.DE evtl. eine Provision vom Shop. Weitere Infos
zur Startseite Beitrag kommentieren
Für Links auf dieser Seite erhält HIFI.DE ggf. eine Provision vom Händler, z.B. für mit * oder gekennzeichnete. Mehr Infos.