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EarFun Clip im Test: Ein Ohrring, der gut klingt?

Die EarFun Clip sind – der Name gibt's schon preis – Clip-On-Kopfhörer. Wie viel Qualität in den günstigen Open-Ears steckt, erfährst du hier.
EarFun Clip | HIFI.DE Titelbild Test

Mit den OpenJump feierte EarFun ein beachtliches Debüt im Open-Ear-Sektor. Jetzt folgen die EarFun Clip und damit EarFuns erste Clip-Ons. Das Preisschild fällt – wie wir es von EarFun gewohnt sind – moderat aus. Ob die EarFun Clip trotzdem mit der Konkurrenz mithalten können? Wir haben den ausführlichen Praxistest gewagt.

Hier kannst du die EarFun Clip kaufen:

Open-Ear vs. In-Ear: Immer noch ein Kompromiss?

In der Regel musst du beim Kauf von Open-Ear-Kopfhörern einen klanglichen Kompromiss im direkten Vergleich mit ähnlich bepreisten In-Ear-Kopfhörern eingehen. Während letztere den Gehörgang effektiv abriegeln und effizienter bespielen können, muss der Schall bei ersteren erst noch die Distanz zum Ohr zurücklegen. Dabei gehen gern Details verloren und auch ein kräftiger Bass wirkt dumpfer und gröber, als es bei guten In-Ears der Fall ist.

EarFun Clip – Am Ohr
Die EarFun Clip sind zwar nicht so poppig designt wie Huaweis FreeClip, einem Ohrring kommen sie aber trotzdem nahe.

Besonders schwer haben es Clip-On-Kopfhörer, zu denen auch die EarFun Clip zählen. Der Treiber fällt hier in der Regel kleiner aus als bei Open-Ears mit Ohrbügel. Gleichzeitig wird dein Gehörgang aus einem recht spitzen Winkel bespielt, bei dem schon leichte Abweichungen zu starken Schwankungen in der wahrgenommenen Soundqualität führen können.

So klingen die EarFun Clip

Das gilt zum großen Teil auch für die EarFun Clip. In Djos End of Beginning zum Beispiel drängen zwar die Bassläufe in angenehmer Fülle in unser Ohr und auch die Vocals können sich bis auf einige unangenehme Plosivlaute hören lassen, dazwischen verschwimmen allerdings viele Details in einem akustischen Einheitsbrei.

EarFun Clip – Paar nebeneinander
Die EarFun Clip haben klangtechnisch mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie die Konkurrenz. Dafür klingen sie wirklich solide.

So klingen Pop-Tracks wie Charli XCX‘ 360, Caroline Polacheks So Hot You’re Hurting My Feelings und Banks Guillotine zwar ordentlich, machen Spaß, lassen letzte Details aber vermissen. Die EarFun Clip sind klanglich durchaus kompetente Alltagsbegleiter, laden aber nicht unbedingt zum kritischen Hören auf dem heimischen Ohrensessel ein.

Weniger Spaß bringen die EarFun Clip bei rockigeren, mittenlastigen Produktionen. Das fällt etwa beim – zugegebenermaßen ohnehin etwas groben – Fuckin‘ in the Bushes von Oasis auf, dem mit den Clip ein großer Teil des imposanten Drucks verloren geht. Gut gefällt uns dafür die Performance bei Podcasts und Hörbüchern. Die Stimmen wirken nah, natürlich, klar und strengen auch nach längerem Zuhören nicht an.

Die EarFun Clip leiden also klanglich unter ähnlichen Problemen wie die Konkurrenz, eignen sich aber trotzdem für Gelegenheits-Hörer:innen oder als offene Zweit-Kopfhörer. In unserer Bestenliste zum Thema kannst du nachlesen, wo die Schwächen und Stärken der konkurrierenden Modelle liegen:

Alles da, in der EarFun-App

Die EarFun-App bietet alles, was man für unter 100 Euro erwarten kann – und noch etwas mehr. Besonders der ausführliche Equalizer samt manuellem Menü gefällt sehr gut. Gerade Open-Ear-Kopfhörer können hier regelmäßig etwas Feintuning gebrauchen und die EarFun Clip machen da keine Ausnahme.

Die Mitten werden mit dem Equalizer zwar nicht zum detailgetreuen Klangfeuerwerk, bei der Balance der Frequenzen hilft der Regler dann aber doch aus. So klingen die EarFun Clip nach etwas EQ-Korrektur direkt weniger streng und dumpf. Hier hilft übrigens auch ein interaktiver Hörtest dabei, die passenden Einstellungen für dich zu finden.

Ansonsten hat die App noch diverse Sound-Einstellungen (Spiel-Modus, Theater-Modus) zu bieten, die entweder die Latenz oder die Räumlichkeit des Sounds positiv beeinflussen sollen. Die EarFun Clip sind natürlich keine prädestinierten Gaming-Kopfhörer – dafür ist das Mikrofon auch zu mittelmäßig – für die schnelle Runde Fortnite am Smartphone ist der Gaming-Modus aber sicherlich nicht zu verachten. Wir können hier schon bei Videos eine geringfügig niedrigere Latenz feststellen.

Vom Theater-Modus hingegen lassen wir nach einem erstmaligen Hörversuch eher die Hände. Der Sound wird hier künstlich nach außen verlagert, was die Stereo-Abbildung etwas zerschießt. Die Stimme scheint gleichzeitig von rechts und links zu kommen, statt aus der simulierten Mitte, das Verfolgen einzelner Instrumente kostet hier noch mehr Energie und wir sind schnell ermüdet.

Nicht weltbewegend, aber definitiv sinnvoll, ist die Möglichkeit der automatischen Abschaltung. Gerade Open-Ears bleiben gern mal unbemerkt am Ohr hängen, eine automatische Abschaltung spart den Akku dann für Momente auf, in denen die Kopfhörer wirklich gebraucht werden. Eine Trageerkennung gibt es nicht. Du musst also selbst die Wiedergabe pausieren, wenn du die Kopfhörer nur ablegen, nicht aber ins Case zurücklegen willst.

EarFun Clip – Bedienung am Bud
Im Test müssen wir nicht selten zweimal zugreifen, um den Knopf der EarFun Clip auch wirklich zu treffen.

Dafür kannst du entweder den Weg über das Smartphone wählen oder die Bedienelemente direkt an den Kopfhörern benutzen. Soundcore setzt hier auf haptische Knöpfe statt Touch-Bedienung, was wir im Prinzip befürworten. Open-Ears wollen gern mal im Sitz korrigiert werden, sodass Touch-Felder auch als Einladung für Fehleingaben wirken. Leider fällt der Taster im Fall der EarFun Clip relativ klein aus, sodass die Bedienung sich etwas unnatürlich anfühlt. Das haben die Soundcore C40i mit einem großen Druckfeld am äußeren Teil der Buds zum Beispiel besser gelöst.

Bluetooth 6.0 – Bringt das was?

Schon beim Blick auf die Verpackung der EarFun Clip sticht eine Kennziffer ganz besonders heraus: Bluetooth 6.0. Während wir bei den meisten In-Ears und Open-Ears noch Bluetooth 5.4 sehen, setzt EarFun hier schon auf den aktuellsten Bluetooth-Standard. Aber was für Vorteile bringt Bluetooth 6.0 überhaupt mit sich?

EarFun Clip – Ladecase in der Hand
Aus der Zukunft? Bisher hielten wir noch keine Kopfhörer mit Bluetooth 6.0 in der Hand. Die EarFun Clip sind die Premiere.

Einen ausführlichen Überblick kannst du dir in unserem Ratgeber zum Thema Bluetooth 6.0 verschaffen. Kurz gefasst: Die neue Technologie soll geringere Latenzen und eine genauere Ortung ermöglichen. Jedenfalls spielt letzteres bei den EarFun Clip nicht wirklich eine Rolle – eine Ortung via App ist nämlich nicht möglich. Wenn du die EarFun Clip verloren hast, kannst du lediglich einen lauten Ton wiedergeben lassen.

EarFun Clip – Detailaufnahme einzeln
Leider schöpfen die EarFun Clip das Potenzial neuer Bluetooth-Technologien nicht vollends aus.

Auch Features, die theoretisch schon ab Bluetooth 5.2 möglich sind – Auracast und LC3 – sind bei den EarFun Clip nicht an Bord. Multipoint schon. Das ist besonders deshalb schade, weil EarFun Auracast bei den EarFun Air Pro 4 softwareseitig schon integriert hatte. Ordentlich ist die Ausstattung mit Bluetooth-Codecs dennoch. Neben SBC und AAC ist noch LDAC an Bord. Der Codec kann, mit dem richtigen Endgerät, für eine bessere Wiedergabequalität sorgen. Ob man beim etwas gröberen Sound der EarFun Clip überhaupt einen Unterschied hören würde, ist eine andere Frage.

EarFun Clip: Starker Akku und Sport-Tauglichkeit

Wie gewohnt geht EarFun beim Akku keine Kompromisse ein. Die Kopfhörer sollen zehn Stunden am Stück laufen können, das Ladecase versorgt sie mit drei zusätzlichen Aufladungen. Das ist eine Menge und empfiehlt die Open-Ears auch als Zweit-Kopfhörer, die immer einsatzbereit sein sollen. Dank IP55 ist auch der Einsatz als Sport-Kopfhörer unbedenklich.

EarFun Clip – Ladecase geschlossen
Die EarFun Clip sind nach IP55 staub- und wasserfest. Einen Jogging-Trip überstehen sie also ohne Murren.

Beim Joggen kann die transparente Bauweise auch dabei helfen, deine Umgebung – etwa herannahende Fahrräder oder Autos – im Ohr zu behalten. Im Fitness-Studio dringt dafür auch die Kakofonie von Musik, Gesprächen und angestrengtem Gestöhne zu dir durch. Hier eignen sich In-Ears mit Noise Cancelling dann vielleicht doch etwas besser.

Durchdachtes Design und Ohrschmuck in einem

Im Gegensatz zu den Huawei FreeClip, die ansonsten auf ein ähnliches Design setzen, sind die EarFun Clip nicht symmetrisch aufgebaut. Das heißt, dass du rechten und linken Bud besser nicht verwechseln solltest – der Sound leidet darunter ziemlich stark. Glücklicherweise sorgt EarFun gleich selbst dafür, dass dir dieses Missgeschick nur selten unterlaufen dürfte. Der rechte Hörer ist mit roten Akzenten versehen, die ihn stark vom Linken abheben. Ein schickes Detail, das gleichzeitig noch wirklich praktisch ist.

EarFun Clip – Rote Akzente im Case
Rote Akzente zeigen an, welcher Bud der Rechte ist. Das sieht charmant aus und ist echt praktisch.

Ansonsten fällt das Design der EarFun Clip im besten Sinne unscheinbar aus. Wenn wir es nicht besser wüssten, würden wir nicht vermuten, dass zwischen EarFun Clip und Huawei FreeClip knapp 100 Euro UVP liegen. Das Case wirkt stabil und schließt sicher, die Kanten sind nicht unangenehm scharf, wie es uns bei einigen günstigen In-Ears von Soundcore aufgefallen war.

Außerdem sitzen, beziehungsweise hängen, die EarFun Clip wirklich angenehm am Ohr. Der sehr flexible Bügel macht’s möglich und sorgt dafür, dass wir auch bei längeren Hörsessions kaum unangenehmen Druck verspüren. Das war bei den starren Soundcore C30i, die in einer ähnlichen Preisklasse auflaufen, anders.

Unser Fazit zu den EarFun Clip

Die EarFun Clip dürften allein schon wegen ihres fairen Preises – der sich sicherlich schnell in Richtung der 50-Euro-Marke entwickeln dürfte – ihre Zielgruppe finden. Und das zu Recht. Die Open-Ear-Kopfhörer sind durchdacht designt, klingen in Ordnung und lassen App-seitig keine Wünsche offen. Gerade als Zweit-Kopfhörer, die nicht allzu viel kosten sollen, machen die EarFun Clip dank des hohen Tragekomforts wirklich etwas her. Und genau dort könnte ja die Nische liegen, auf die Open-Ears gewartet haben.

HIFI.DE Testsiegel Open-Ear Kopfhörer EarFun Clip 7.7

Die EarFun Clip erhältst du bei Amazon:

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Du möchtest nicht auf Noise Cancelling verzichten? Dann sind Open-Ear-Kopfhörer vielleicht doch nichts für dich. Hier findest du die besten In-Ear-Kopfhörer mit ANC, die wir bisher testen konnten:

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