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Beyerdynamic Verio 200 im Test: Ist der Open-Ear-Hype gerechtfertigt?

Mit Beyerdynamic steigt ein weiteres Kopfhörer-Urgestein in den Open-Ear-Markt ein. Die Verio 200 sind designtechnisch keine Innovation, wollen aber hoch hinaus. Wir haben sie getestet.
HIFI.DE Test Titelbild | Beyerdynamic Verio 200
Bluetooth-Standard
5.3
Codecs
SBC, AAC, aptX Adaptive
Akku-Laufzeit
8 Std. / bis 35 Std. mit Ladecase
Schnellladefunktion
Ja (10 Min. laden für 1 Stunde Laufzeit)
Noise Cancelling
Nein
Wassergeschützt
IP54
Preis (UVP/Straßenpreis)
199 Euro
In Kürze
Die Beyerdynamic Verio 200 zeigen, wozu Open-Ears mit Ohrbügel in der Lage sein können. Der räumlich ansprechende und immersive Sound bietet eine ernsthafte Alternative zum klassischen In-Ear-Kopfhörer. Leider hemmt das leise Grundrauschen die Euphorie etwas.
Vorteile
  • Entspannter, breiter Klang
  • Neue App mit 5-Band-Equalizer
  • Sicherer und angenehmer Halt
Nachteile
  • Leises Grundrauschen
  • Empfindliche Touch-Oberfläche
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Im Open-Ear-Sektor haben sich mittlerweile zwei dominante Konzepte herauskristallisiert: Clip-On-Kopfhörer, die an die Ohrmuschel geklemmt werden, und vor dem Ohr hängende Bügelkopfhörer. Die Beyerdynamic Verio 200 gehören zur letzteren Gruppe und stehen damit in einer Reihe mit durchaus kompetenten Modellen von JBL, Shokz und Soundcore. Ob der deutsche Kopfhörer-Spezialist trotzdem neue Akzente setzen kann, finden wir hier heraus.

Hier gibt es die Beyerdynamic Verio 200:

Beyerdynamic Verio 200 im Klangtest

Egal, ob Open-, In- oder Over-Ear, ohne guten Klang lohnt sich das praktischste Konzept nicht. Deshalb steht der Sound-Check bei unseren Tests auch ganz oben auf der Liste. Die Erwartung ist klar: wegen der offenen Bauweise müssen die Verio 200 nicht unbedingt die Sterne vom Himmel spielen, ein solides Niveau erwarten wir aber auch bei Open-Ear-Kopfhörern. Die besten Open-Ears findest du in unserer Bestenliste:

Die Konkurrenz von JBL, namentlich Soundgear Sense, hat vorgemacht, was mit hängenden Treibern alles möglich sein kann. Ansprechende Räumlichkeit, ein breit aufspielender Bass und insgesamt ein sehr entspanntes Klangbild bekamen wir da geboten. Tugenden, nach denen sich auch die Verio 200 richten?

Beyerdynamic Verio 200 – Im Case
So sehen die Beyerdynamic Verio 200 im Case aus. Das Design wirkt von der Konkurrenz inspiriert.

Definitiv, wie wir direkt bei Matt Champions Dogfish bemerken. Auch wenn Champions Solo-Projekt nicht die Subwoofer deiner Anlage zum Beben bringen soll, bietet sein – scheinbar von Bon Iver inspirierter – Indie-Pop einen ansprechenden Bass, der stark in den Vordergrund drängt und die Melodie trägt. Das kommt hier gut im Ohr an, klingt voll und reißt viele Ebenen auf.

Räumlicher Sound

Der Klang ist äußerst räumlich, scheint sich durch die freiere Position der Treiber vor dem Ohr dabei aber noch etwas gelassener ausbreiten zu können, als es bei gewöhnlichen In-Ears mit Silikonaufsatz der Fall ist. Das macht nicht nur Spaß, sondern strengt auch kaum an. Für entspanntes Musikhören sind die Beyerdynamic Verio 200 also definitiv geeignet.

Beyerdynamic Verio 200 – Innen EInzeln
Hinter der glänzenden Kunststoffscheibe befinden sich die Lautsprecher. Diese hängen bei den Verio 200 vor dem Ohr.

An ihre Grenzen stoßen die Verio 200 dann eher, wenn sich ihnen etwa bei Rides Light in a Quiet Room eine buchstäbliche Klangmauer in den Weg stellt. Hier bringen sie den Bombast in der zweiten Hälfte des Songs zwar noch ins Ohr, tun sich aber zunehmend schwer mit den Details. Das ist bei Ride bis zu einem gewissen Grad sicher auch gewollt, hier driften Drums und Vocals allerdings auch in Bereiche ab, die bei längerem Hören etwas anstrengender sein dürften.

Viel Bass für Open-Ears

Auch bei Loyle Carner Mean It In The Morning stellen wir fest, dass der Bass teilweise mit etwas zu viel Vehemenz Luft pumpt und die Vocals dafür etwas mehr Körper vertragen könnten. Trotzdem macht auch Hip-Hop mit den Verio 200 wirklich einen guten Eindruck und rundet das durchweg positive Ersturteil ab. Ähnlich wie die JBL Soundgear Sense vermitteln die Beyerdynamic Verio 200 beim Hören beinahe etwas Live-Feeling, weil die Klangbühne so breit ist.

Beyerdynamic Verio 200 – Zwei Buds Nebeneinander
Die Beyerdynamic Verio 200 bieten einen wirklich breiten Sound – rauschen aber leider etwas.

Als etwas störend nehmen wir ein leises Grundrauschen wahr, dass wir auch im entkoppelten Zustand mit den Verio 200 hören. Umgeben von einer Geräuschkulisse mit einer gewissen Grundlautstärke fällt das überhaupt nicht auf, im stillen Zimmer nehmen wir die Verio 200 deshalb aber lieber ab, wenn nichts läuft. Du kannst die Kopfhörer natürlich auch ausschalten, dann ist das Rauschen weg. Leicht hörbar bleibt es aber zum Beispiel auch bei der Wiedergabe von Podcasts und Hörbüchern.

Beyerdynamic-App: Alles neu

Zeitgleich zum Launch der neuen Beyerdynamic Verio 200 hat Beyerdynamic eine neue App angekündigt und sowohl auf iOS als auch Android veröffentlicht. Die Beyerdynamic-App löst damit die MIY-App ab, die für ältere Modelle aber weiterhin verfügbar bleibt. Das Hauptmenü der App gestaltet sich sehr übersichtlich, du hast hier direkt Zugriff auf den Equalizer und diverse andere Einstellungsmöglichkeiten.

Neben einigen EQ-Presets ist bei den Verio 200 auch ein 5-Band-Equalizer an Bord, mit dem du die Wiedergabe ganz an deine Präferenzen anpassen kannst. Der ergibt bei den Verio 200 insofern Sinn, als du den prominenten Bass für bestimmte Genres etwas im Zaum halten kannst. Mit Open-Ears bietet sich ein EQ ohnehin an, um den Sound etwas besser ans eigene Ohr anzupassen. Schließlich ist ihr Sitzt stark von deiner Ohrform abhängig.

Ansonsten kannst du in der App auch eine automatische Abschaltung der Earbuds einstellen. Das hilft nicht nur dabei, Akku zu sparen, dank der Funktion kannst du die Kopfhörer auch problemlos am Kopf behalten, wenn du sie gerade mal nichts benutzt.

Verio 200: Überzeugt die Bedienung am Earbud?

Wenn du bei der Bedienung deiner Verio 200 nicht zum Smartphone greifen möchtest, kannst du auch direkt an den Earbuds Hand anlegen. An beiden Seiten befindet sich exakt auf dem Beyerdynamic-Logo eine Touch-Oberfläche, über die du die Wiedergabe steuern, Anrufe annehmen und den Sprachassistenten ansteuern kannst. Dabei sorgt ab Werk schon eine Berührung dafür, dass die aktuelle Wiedergabe pausiert.

Beyerdynamic Verio 200 – Detail Touch-Bedienung
Die Touch-Oberfläche der Verio 200 reagiert sehr empfindlich.

Die Touch-Oberflächen reagieren relativ empfindlich, weshalb auch das Richten der Ohrbügel bei einem falschen Griff schnell zu einer Eingabe führt. Andere Hersteller antizipieren dieses Problem und belegen nur die doppelte Berührung der Kopfhörer mit einer Funktion. Wenn dich die empfindliche Touch-Eingabe stört, kannst du aber einzelne Befehle in der App deaktivieren.

So kannst du zum Beispiel die einzelne Berührung der Buds funktionsfrei lassen, damit auch eine versehentliche Eingabe keinen Befehl auslöst. Leider kannst du die Lautstärker nicht direkt an den Buds regeln – und diese Funktion auch nicht per App nachrüsten. Hier musst du also zwingend das Handy in die Hand nehmen.

Freies Ohr: Die perfekten Sport-Kopfhörer?

Hauptsächliches Kaufargument ist und bleibt bei Open-Ear Kopfhörern das namensgebende offene Ohr. Die Earbuds verstopfen den Gehörgang nicht, was manche Nutzer:innen von In-Ears als unangenehm empfinden. Außerdem bleibt so die Umwelt hörbar. ANC ist dadurch zwar nicht möglich, Open-Ears bieten aber in der Regel deutlich mehr Transparenz, als es jeder Transparenz-Modus schaffen könnte.

Beyerdynamic Verio 200 – Am Ohr
Wer mit freiem Ohr im Fitness-Studio antreten will, ist mit dem Beyerdynamic Verio 200 gut bedient.

So sieht es auch bei den Beyerdynamic Verio 200 aus. Die Kopfhörer hängen zwar direkt vor dem Ohr, lassen aber trotzdem einen Großteil des Schalls durch. Sie sind dadurch nicht ganz so transparent wie Soundcores C30i oder die Huawei FreeClip, lassen sich aber ohne Probleme auch bei Gesprächen oder auf dem Fahrrad im Ohr behalten.

Das freie Ohr – und darauf scheint auch Beyerdynamics Marketing abzuzielen – bietet auch beim Sport einige Vorteile. So bleibst du im Fitness-Studio ansprechbar oder kannst beim Joggen den Verkehr im Ohr behalten. Dank IP54-Zertifizierung kommen die Kopfhörer auch mit sportbedingter Nässe gut zurecht. Zur Passform wollen wir später noch einige Worte verlieren, wir können aber schon vorwegnehmen, dass der Halt für sportliche Aktivitäten gerade so ausreicht.

Beyerdynamic Verio 200 – Case in der Hand
Das Case der Verio 200 ähnelt eher einem kleinen Brillenetui und liegt gut in der Hand.

Eine kleine Anmerkung: die Verio 200 sind auch in einer Sport-Version verfügbar. Diese bietet allerdings keine zusätzlichen Features, liegt preislich ebenfalls bei knapp 200 Euro und setzt auf knallige Orange-Akzente. Scheinbar will Beyerdynamic mit den Versionen hier nur unterschiedliche Zielgruppen ansprechen, damit sich junge Sportler:innen und geschäftige Unternehmer:innen gleichermaßen abgeholt fühlen und sich die unterschiedlichen “use cases” noch stärker an den Farben ablesen lassen.

Bluetooth 5.3, Multipoint und sogar aptX

Die Beyerdynamic Verio 200 spielen Bluetooth-technisch ordentlich auf. Mit der Bluetooth-Version 5.3, den Codecs SBC, AAC und aptX Adaptive für eine dynamische Anpassung der Kompressionsraten bieten die Verio 200 mehr als ein Großteil der Konkurrenz. Auch Multipoint für die parallele Verbindung mit bis zu zwei Geräten ist an Bord.

Beyerdynamic Verio 200: Richtig starker Akku

Du gehörst zu denjenigen, die die Kopfhörer zu gern mal in der Sporttasche vergessen, nur um beim nächsten Workout mit leerem Akku dazustehen? Dann fährst du mit den Beyerdynamic Verio 200 relativ sicher. Die Kopfhörer halten bis zu acht Stunden durch, was guter Durchschnitt ist. Das Case liefert allerdings satte 27 Stunden zusätzlich. Du kommst also insgesamt auf knapp 35 Stunden und damit locker mehrere Tage ohne Ladekabel aus.

Beyerdynamic Verio 200 – Case mit USB-C
Im dicken Case der Verio 200 steckt auch ein dicker Akku. Dieser lässt sich über USB-C laden.

Wenn es dann doch mal so weit ist, lädst du das Case über einen USB-C-Anschluss auf. Per Schnellladefunktion ist innerhalb von zehn Minuten eine ganze Stunde drin. Der starke Akku rechtfertigt damit jedenfalls auch das wirklich schwere und wuchtige Case, das noch mal deutlich größer als etwa bei den Soundcore AeroFit Pro ausfällt. Wie ein (sehr) kleines Brillenetui liegt es dafür aber sehr gut in der Hand und fühlt sich wertig an.

Design: Komfortable Schwergewichte

Apropos Brillenetui: Brillenträger:innen sollten die Verio 200 vorm Kauf definitiv erst anprobieren. Ein dickerer Brillenbügel kann die Earbuds leicht destabilisieren und auf Dauer unangenehm drücken. Dünne Brillenbügel vertragen sich trotzdem mit den Verio 200. Wer dickes Gestell und offenes Ohr vereinen will, greift lieber zu Clip-On-Alternativen wie den Soundcore C30i.

Beyerdynamic Verio 200 – Gegengewicht mit Logo
Auf dem Gegengewicht der Verio 200, das hinters Ohr geklemmt wird, prangt das Beyerdynamic-Logo.

Ansonsten hebt sich das Design kaum von der vergleichbaren Konkurrenz ab. Ein Gegengewicht wird hinter dem Ohr platziert, sodass der flexible Bügel möglichst gut am Ohr hält. Die Treiber hängen dadurch direkt vor dem Gehörgang und geben den Schall gezielt ab. Ein weiteres Scharnier, über das sich zum Beispiel bei den JBL Soundgear Sense die Treiber noch gezielter vor dem Ohr platzieren lassen, fehlt hier allerdings.

Auch ein optionaler Nackenbügel, auf den Soundcore und JBL bei ihren Entwürfen setzen, ist den Verio 200 nicht vergönnt. Sie halten zwar auch so wirklich gut, für intensiven Sport oder Brillenträger:innen wäre der zusätzliche Halt aber sicherlich nicht verkehrt.

Beyerdynamic Verio 200 – Buds vor Case
Die Dimensionen sind etwas größer als bei der Konkurrenz, Case und Buds sehen aber sehr hochwertig aus.

Das hohe Gewicht der Verio 200 – und insbesondere des Ladecases – haben wir schon angesprochen. Mit fast 100 Gramm ist letzteres ein echtes Schwergewicht und vielleicht eher ein Fall für die Hand- statt Hosentasche. Das mit 10.8 Gramm ebenfalls stolze Gewicht der Earbuds selbst fällt beim Tragen kaum auf, da es angenehm verteilt wird.

Fazit: Die Nische wächst – und reift

Beyerdynamic haben sich eine Nische ausgeguckt – und direkt einen echten Achtungserfolg hingelegt. Die Verio 200 spielen die Stärken des Open-Ear-Konzepts mit hängenden Treibern konsequent aus und können durchaus als Zweit-Kopfhörer und Ergänzung zu traditionellen In-Ears durchgehen. Dank der weiten Klangbühne ist das Musikhören ungewohnt entspannt und äußerst immersiv.

Gleichzeitig dürften kritische Hörer:innen sich besonders bei höheren Lautstärken an dem etwas unbalancierten Sound stören. Hier reichen Open-Ears bisher einfach nicht an traditionelle In-Ears heran. Leider sorgt das leise Grundrauschen außerdem dafür, dass wir die Verio 200 doch lieber zwischendurch abnehmen, wenn mal keine Musik läuft. Das ist bei vielen In-Ear-Kopfhörern auch so, nur möchte man diese ja ohnehin beizeiten abnehmen, um die Umwelt wahrzunehmen.

HIFI.DE Testsiegel Open-Ear-KOpfhörer Beyerdynamic Verio 200 8.1

Hier kannst du die Beyerdynamic Verio 200 bestellen:

Technische Daten
Bluetooth-Standard 5.3
Codecs SBC, AAC, aptX Adaptive
Akku-Laufzeit 8 Std. / bis 35 Std. mit Ladecase
Schnellladefunktion Ja (10 Min. laden für 1 Stunde Laufzeit)
Noise Cancelling Nein
Wassergeschützt IP54
Anschlüsse des Ladecase USB-C
Gewicht Hörer: 10,8g / Ladecase: 98g
Preis (UVP/Straßenpreis) 199 Euro

Du möchtest doch lieber In-Ear-Kopfhörer mit ANC? Dann wirst du in unserer Bestenliste fündig:

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