Bluetooth Multipoint: Alles, was du darüber wissen musst

Egal, ob TWS-, Over-Ear oder sogar die im Trend liegenden Open-Ear-Kopfhörer: Immer wieder ist von der Funktion „Bluetooth Multipoint“ die Rede. Doch was ist diese Technik, mit der so viele Hersteller derart vollmundig werben? Steckt dahinter eine Standard-Funktion, ein wichtiges Kaufargument oder doch nur reines Marketing? In unserem Ratgeber verraten wir dir alles, was du über Bluetooth Multipoint wissen musst – und wie du davon profitieren kannst.
Das kann Bluetooth Multipoint
Vielleicht kennst du folgendes Szenario: Du nutzt deine Bluetooth-Kopfhörer an PC oder Spielekonsole, um Musik oder Gaming-Sound zu genießen. Dann klingelt aber dein Smartphone. Um den Anruf anzunehmen, müsstest du dir entweder die Kopfhörer von den Ohren reißen oder hektisch am Handy das verbundene Gerät in den Einstellungen wechseln. Da bleibt dann nur zu hoffen, dass der Anrufende in der Zeit nicht die Geduld verliert und auflegt. Genau hier setzt Bluetooth Multipoint an.

Im Grunde funktioniert die Technik so: Kopfhörer mit der Funktion speichern die Geräte, mit denen du sie bereits gekoppelt hast. Das allein wäre nichts Besonderes. Doch sie können auch gleichzeitig mit mehreren Geräten verbunden bleiben. Das bedeutet etwa für das obige Szenario: Auch wenn beim Zocken am Gaming-PC ein Telefonat auf deinem Smartphone eingeht, kommst du nicht in Bedrängnis. Ein Knopfdruck kann genügen, um vom PC zum Smartphone zu wechseln. An einigen Kopfhörern funktioniert das sogar ganz automatisch. Beendest du in dem Fall die Audiowiedergabe an deinem Notebook, schalten die Kopfhörer von allein zum Anruf auf dem Telefon um.
Bluetooth Multipoint: Mehrere Zuspieler, ein Wiedergabegerät
Dank Bluetooth Multipoint benötigst du also nur einen Kopfhörer, um den Ton von verschiedenen Audioquellen wiederzugeben oder zwischen ihnen zu wechseln. Dabei hat die Technik viele Namen. Beispielsweise bezeichnet Soundcore sie auch als „Multipoint Connection“, Xiaomi spricht gerne von „Dual-Device-Konnektivität“ und bei Beyerdynamic nennt sich das Ganze „Multi-Point-Betrieb“. Lass dich jedoch nicht täuschen. Alle Hersteller meinen am Ende die gleiche Technologie.
Multipoint-Implementierung: Apple und Samsung gehen Sonderwege
Wie so oft nimmt Apple hier im Übrigen einen Sonderweg. Der Hersteller aus Cupertino nennt seine Variante der Technik „Automatisch wechseln“ und bindet sie bereits seit iOS 14 ein. Apple setzt jedoch voraus, dass du auf allen Geräten mit derselben Apple-ID angemeldet bist. Samsung geht mit seinen Galaxy-Kopfhörern ähnlich vor – nur dass du eben ein Samsung-Konto benötigst.
Generell kann man aber festhalten, dass Bluetooth Multipoint inzwischen bereits bei Mittelklasse-Kopfhörern zum Standard gehört. Egal, ob du dich für neue In-Ears, TWS-Kopfhörer oder auch Over-Ear-Kopfhörer interessierst. Alle Bluetooth-Kopfhörer, die wir getestet haben, siehst du hier in der Übersicht:
Bluetooth Multipoint war dabei bis vor einigen Jahren eine Funktion, die vor allem Geschäftsleute interessiert hat. Denn diese nutzen regelmäßig für ihre Arbeit verschiedene Geräte parallel. Doch in Zeiten, in denen Klinkenanschlüsse nicht nur an Smartphones, sondern auch an Tablets und sogar Notebooks immer mehr zur Ausnahme werden, spielt die Funktion für immer mehr Menschen eine Rolle. Zumal sich kabellose Kopfhörer in den vergangenen Jahren immer stärker ausgebreitet haben und inzwischen weitestgehend Standard sind.
So unterscheidet sich Bluetooth Multipoint von Multiroom
Obacht: Verwechsle Bluetooth Multipoint bitte nicht mit Multiroom. Letzteres funktioniert nämlich genau umgekehrt. Bei Multipoint geht es darum, an einem Wiedergabegerät (klassischerweise einem Kopfhörer) mehrere Zuspieler parallel verfügbar zu halten. Bei Multiroom geht es umgekehrt darum, von einer einzigen Zuspielquelle (etwa Spotify am Smartphone) die Audiowiedergabe gleichzeitig auf mehrere Multiroom-Lautsprecher zu schieben.
Der vielleicht bekannteste Multiroom-Anbieter ist Sonos. Aber auch Bang & Olufsen oder Loewe sind in diesem Markt aktiv. Hier gibt es also ganz unterschiedliche Techniken und Systeme wie z. B. DTS Play-Fi. Das bedeutet bedauerlicherweise auch, dass die unterschiedlichen Multiroom-Systeme in aller Regel nicht zueinander kompatibel sind. Hast du dich also z. B. für ein Multiroom-System von Sonos entschieden, kannst du Lautsprecher mit DTS Play-Fi nicht in dieses einbinden – und umgekehrt.

Das verhält sich bei Bluetooth Multipoint ganz anders. Da genügt es, wenn dein Wiedergabegerät die Technologie einsetzt, um zwischen den verschiedenen Quellen zu wechseln. Es ist gar nicht explizit nötig, dass dein Smartphone, Tablet oder Notebook mit der Technik angepriesen werden.
Die Zukunft – Multi-Stream-Audio
Du hast vielleicht schon eine Schwäche herausgehört: Auch mit Bluetooth Multipoint ist es weiterhin nicht möglich, zwei Quellen parallel wiederzugeben. So wäre es für dich vielleicht ideal, wenn du das Gameplay am PC gar nicht erst unterbrechen müsstest, um einen Anruf am Handy anzunehmen. Wie wäre es, wenn du beides gleichzeitig hören könntest?
Aktuell funktioniert das nur mit einigen Gaming-Headsets wie dem Razer Kraken V4 Pro. Und auch hier nur, weil sie neben der Bluetooth- auch eine 2,4-GHz-Verbindung halten. Aushilfe schaffen könnte eine relativ neue Technik namens Multi-Stream-Audio. Diese setzt auf Bluetooth LE Audio und erlaubt es z. B. einem Gerät, von einer einzigen Audioquelle zwei parallele Bluetooth-Streams zu empfangen. Ein klassischer Anwendungsfall wäre ein Stream für den linken und einer für den rechten Kopfhörer.
Doch über Multi-Stream-Audio soll es auch möglich sein, dass du z. B. Ton von einem Fernseher und einem Smartphone gleichzeitig über deine Kopfhörer wiedergibst. Vorgestellt wurde diese Technik als Ergänzung zu Bluetooth Multipoint sogar bereits 2020. In der Praxis bleibt das Ganze aber bisher noch Zukunftsmusik.
Kopfhörer-Tipps mit Bluetooth Multipoint
Während Multi-Stream-Audio noch in den Kinderschuhen steckt und Multiroom eine andere Technik ist, welche du nicht mit Multipoint verwechseln solltest, kannst du schon jetzt von den Mehrfachverbindungen profitieren. Kopfhörer, die Bluetooth Multipoint unkompliziert einsetzen, sind z. B. der Bose Quiet Comfort Headphones oder die Jabra Elite 10 Gen 2.
Die Auswahl ist mittlerweile groß und wenn du über das Einstiegssegment hinausgehst, kannst du ziemlich fest damit rechnen, dass auch deine nächsten Kopfhörer Bluetooth Multipoint unterstützen werden. Den Komfort wirst du sicherlich schnell nicht mehr missen wollen. Wir raten dir daher, die Technik in deine Kaufentscheidung einzubeziehen.