Pro-Ject T2 W im Test: Wireless-Plattenspieler nicht nur für Sonos

- Antrieb
- Riemen, manuell
- Tonabnehmer ab Werk
- Sumiko Rainier
- Motor
- AC
- 33 ⅓ / 45 / 78 RPM
- Ja / Ja / Nein (elektronische Umschaltung, 78 manuell)
- Anti-Skating einstellbar
- Ja
- Integrierter Phono-Vorverstärker
- Ja
- Preis
- 999 Euro
Du suchst einen Plattenspieler, den du per Netzwerk mit Streaming-Playern im ganzen Haus verbinden kannst? Der Pro-Ject T2 W erfüllt dir diesen Wunsch. Da nicht nur die Netzwerkfähigkeit, sondern der gesamte Spieler sehr hochwertig umgesetzt ist, kommt auch der Klang nicht zu kurz.
- Hochwertiger Serien-Tonabnehmer
- Ausgewogener, seidiger Klang, gute Laufruhe
- Kann Musik in hoher Qualität an nahezu beliebige Streaming-Geräte senden
- Tonarm nicht höhenverstellbar
Das W lässt es bereits erahnen. Hier soll es „wireless“ zugehen. Der Pro-Ject T2 W soll deine Schallplatten nicht nur abtasten und deine Musik per Kabel an deinen Verstärker schicken. Durchs WLAN soll deine Musik hochaufgelöst durchs ganze Haus transportiert werden. Das macht ihn potenziell zum idealen Partner für Sonos und Co. Wie gut die Kombi aus alter und neuer Technik funktioniert – und wie der T2 W klingt, haben wir für euch getestet.
Hier findest du den Pro-Ject T2 W in drei Ausführungen:
Pro-Ject T2 W – Mach Platz, Bluetooth.
Ein Plattenspieler mit Netzwerkzugang? Das leuchtet nicht unbedingt auf Anhieb ein. Dabei geht Pro-Ject mit dem T2 W einen logischen und sinnvollen Schritt weiter als die inzwischen sehr verbreiteten Plattenspieler mit Bluetooth. Sofern der zugrunde liegende Spieler etwas taugt, ist auch Bluetooth wirklich praktisch. Etwa, wenn man mit dem Stellplatz des Spielers flexibel sein will. Dann überbrückt die Funkstrecke die Distanz zwischen Spieler und BT-fähigem HiFi-Verstärker.

Gut gemachte Exemplare – etwa der Cambridge Audio Alva ST – koppeln einen sauber aufgebauten Analogspieler mit verlustarmem aptX-HD-Bluetooth. Da musst du dann auch keine Angst haben, der Klang könnte auf der Wireless-Strecke bleiben: Die Übertragung ist so transparent, dass der limitierende Faktor meist die elektromechanische Abtastung des Signals ist und nicht sein digitaler Weitertransport.
Unterm Strich ist Bluetooth aber immer ein Kompromiss: datenreduziert, und damit von vielen Musikfans a priori abgelehnt. Zudem eher als Punkt-zu-Punkt-Datenverbindung denn als echte Vernetzung entwickelt. Mit begrenzter Reichweite und Einschränkungen in der Zahl verbundener Empfänger. Mit einer Netzwerkverbindung und dem UPnP-Protokoll kann die Musik von deinen LPs dagegen praktisch beliebige Strecken zurücklegen.

Zur Wiedergabe bieten sich nahezu alle streamingfähigen Geräte in deinem Haushalt an – einzeln oder auch synchron in Gruppen. Stichwort: WLAN-Lautsprecher. Die Möglichkeiten, die sich dabei auftun, lernst du schnell schätzen. Zumal Pro-Ject nicht vergessen hat, dem T2 W eine solide technische Basis mitzugeben. Mit dem Spieler kannst du bequem Küche, Arbeitszimmer oder Keller beschallen, aber auch konzentriert an deiner Hauptanlage hören. Was wir dann als Allererstes auch tun.
Pro-Ject T2 W im Hörtest: Seidiger Sound auch mit schwierigen Platten
Um die klanglichen Grenzen des T2 W auszuloten, hören wir ihn in seinem rein analogen Modus, angeschlossen via Cinch an unseren Hörraum-Referenzamp T+A R 2500 R. Einen Phono-Eingang brauchen wir nicht, da der T2 W über einen integrierten Phono-Vorverstärker verfügt. Und der klingt ganz exzellent, wie wir nach den ersten paar LPs notieren: Seidig und großformatig lässt der Plattenspieler mit Vorverstärker die Musik aus unseren Boxen strömen.

Schwierige Klavieranschläge – etwa auf den vielen tollen ECM-Alben des Keith Jarrett Trios – haben genau die richtige Kombination aus Härte, singendem Ton und harmonischem Ausklingen. Gesangsstimmen überzeugen mit cremigen S-Lauten, schön kräftigem Körper und präziser Lokalisierung im Raum. Das klingt alles nicht mehr nach kleinem Einstiegs-Plattenspieler, sondern deutet schon Größe und Dynamik an, wie sie in dieser Preisklasse auch Spielern ohne WiFi-Mehrwert hoch angerechnet werden.
Guter Klang durch hohe Fertigungsqualität
Wie immer bei Plattenspielern gibt es einen engen Zusammenhang zwischen der haptisch spürbaren mechanischen Qualität und Klang. Dass sich das Alu-Armrohr weich und spielfrei in seinem Lager bewegt, hat eigentlich nichts im Hörtest zu suchen. Die stabile Räumlichkeit und das gute Abtastverhalten bei heiklen, hochausgesteuerten Stücken dagegen umso mehr.

Wer etwas Erfahrung mitbringt, fasst den Arm an und ahnt augenblicklich, welches Potenzial der Spieler mitbringt. Hier schon recht viel, und der serienmäßige Tonabnehmer bringt erfreulich viel davon rüber. Das Sumiko Rainier ist ein eher mild und vollmundig musizierendes System. Wenn du es wirklich streng vergleichst, wirst du seine Grenzen zum Beispiel in der Konturenschärfe der Abbildung oder der Bassdynamik finden. Mit noch höherwertigen Nadeln aus der gleichen Serie – etwa der des Sumiko Wellfleet – kannst du den Sound jederzeit per Nadeltausch upgraden. Aber auch in seiner Grundausstattung muss sich der T2 W nicht in unserer Bestenliste verstecken:
Technischer Aufbau: HiFi-Know-how trifft Streaming
Pro-Ject wurde Anfang der 90er Jahre mit erschwinglichen, gut klingenden Plattenspielern groß. Am T2 W finden wir Teile, die auf diese Anfangsjahre verweisen, und ganz neue Baugruppen, in denen sich die lange Erfahrung der Entwickler konzentriert. Ein Pro-Ject-Klassiker ist zum Beispiel das Armrohr des T2 W, das aus Alu besteht und am vorderen Ende ganz pragmatisch platt gepresst wird. So entsteht ohne großen Aufwand ein Headshell, das wünschenswert steif mit dem eigentlichen Rohr verbunden ist und dem Tonabnehmer gute Arbeitsbedingungen garantiert.

Gelagert ist der Arm kardanisch in kleinen, akkurat justierten Kugellagern. Deren genaue Einstellung wird, weil sie zeitraubend ist, anderswo gerne eingespart. Nicht so bei Pro-Ject, wo selbst noch preiswertere Arme ausnahmslos spielfrei und leichtgängig über die Platte schwenken.
Unter die Platte kommt zunächst eine dämpfende Filzmatte und darunter ein sehr schöner, klarer Glasteller. Das Material eignet sich für Plattenteller sehr gut, es ist hart und von hoher, homogener Dichte. Der Glasteller ruht auf einem kleinen Subteller aus faserverstärktem Kunststoff mit zentral eingepresster Stahl-Lagerachse. Diese Art Plastik-Innenteller wirkt zwar nicht so edel wie teurere Pendants aus Aluminium oder Zinklegierung.

Sie funktioniert aber praktisch genauso gut und ist seit Jahrzehnten bewährt – unter anderem auf legendären Spielern von Thorens, Rega und natürlich Pro-Ject selbst. Angetrieben wird der Innenteller per Flachriemen von Pro-Jects eigenem Synchronmotor. Die Drehzahlumschaltung erfolgt elektronisch, den zugehörigen Kippschalter findest du am linken Rand der furniert oder lackiert erhältlichen MDF-Zarge.
Feiner Phono-Preamp, leistungsfähiger Netzwerk-Prozessor
Rechts hinten unter dem Chassis ist die Elektronik untergebracht. Beim T2 W ist diese naturgemäß etwas umfangreicher. Zunächst kümmert sich ein sehr sorgfältig konstruierter, mehrstufiger Phono-Vorverstärker um die sensiblen Signale des MM-Systems. Das vorverstärkte und entzerrte Analogsignal kannst du an einem Paar Cinchbuchsen abzapfen und über einen beliebigen Line-Eingang deiner HiFi-Anlage zuführen. Parallel gelangt der Output des Preamps aber auch in einen A/D-Wandler, der daraus ein hochaufgelöstes Digitalsignal macht.

Ein schneller Dualcore-Prozessor erledigt die nächsten Schritte: Er packt den digitalen Stream mit seinen vollen 24 Bit und 48 kHz Auflösung in netzwerktaugliche FLAC-Pakete und bietet diese via UPnP jedem interessierten Gerät im heimischen Netz an. Dabei kann es sich um Streamer, Smart Speaker, TV-Geräte, Webradios oder beliebige andere Audiogeräte mit UPnP- oder DLNA-Kenntnissen handeln.
Nach kompatiblen Partnern musst du nicht lange suchen. Das übernimmt die „Pro-Ject Control“-App für dich. Nach einem kurzen Netzwerk-Scan präsentiert sie dir alle aktiven T2 Ws – normalerweise also einen. Und sie listet empfangsbereite UPnP-Geräte auf, die du mit einem Tipp zur Wiedergabe des Plattenspielersignals bringst – und genauso schnell auch wieder abschaltest. Der Prozessor im T2 W ist auch leistungsfähig genug, um mehrere Streams parallel ins Netz zu schicken.

So kann der Plattenspieler, der physisch im Hobbyraum steht, parallel an den Sonos Era 100 in der Küche und den NAD M10 v2 im Wohnzimmer streamen. Das Ganze funktioniert überraschend intuitiv und ohne große Konfiguration. Ins Netz bringst du den frisch ausgepackten Spieler über die AirPort-Anmeldefunktion deines iPhones nahezu vollautomatisch. Alternativ zum schnellen 2×2-MIMO-WiFi kannst du zudem jederzeit auch ein LAN-Kabel verwenden.
Auch auf Sonderfälle bestens vorbereitet
In der App gibt es einige Optionen, die im Standardbetrieb oft erst mal unnötig erscheinen. So kannst du zwischen verlustfreien und datenreduzierten Streams umschalten, oder eine sekundäre Stream-URL abfragen und in deine Zwischenablage kopieren. Mit diesen Funktionen erschließt der T2 W Wiedergabegeräte, die sich außerhalb der UPnP-Standards bewegen, oder die schlicht etwas älter sind.
So laufen in vielen Haushalten noch Webradios der ersten Generation, die sich zwar auf UPnP verstehen, aber keine Lossless-Streams im FLAC-Format decodieren können. Für sie fertigt der T2 W daher auf Wunsch MP3-Streams mit festen 256 kbps Datenrate an. Das ist dann wirklich universell kompatibel und klingt kaum schlechter als FLAC.
Die URL ist hilfreich, wenn deine Streamer kein UPnP sprechen. Etwa, wenn du ein Multiroom-System von Sonos oder Bluesound betreibst. Beide haben in ihren Menüs eine Option versteckt, eigene Stream-URLs einzugeben. Etwa um Internetradios zu hören, die nicht in den Senderlisten des jeweiligen Anbieters aufgeführt sind. Hier trägst du die URL ein, die du von der App bekommen hast, nennst den neu angelegten „Sender“ einfach „Plattenspieler“ oder „T2 W“ – und kannst ihn fortan per Fingertipp abrufen.

Ein weiterer Weg – auch den haben wir ausprobiert – führt über deinen TuneIn-Account, auf den du auch online mit dem Browser zugreifen kannst. Auch da kannst du eine Wunsch-URL zu deinen Favoriten hinzufügen. Sie wird dann in jedem deiner Geräte mit TuneIn-Webradio automatisch geladen.
Testfazit Pro-Ject T2 W: Reibungslos kabellos
Normalerweise brauchst du aber keine der beschriebenen Schleichwege. Wir haben zum Testbeginn noch bezweifelt, ob die Streamingfähigkeit einen wirklichen praktischen Mehrwert liefert. Dann hatten wir mit dem T2 W aber ziemlich schnell ziemlich viel Spaß. Zumal der Spieler auch und gerade direkt an der HiFi-Anlage wirklich exzellent klingt. Du bezahlst den modernen Komfort also nicht mit Kompromissen beim Sound. Sondern nur mit einem kleinen Mehrpreis, der uns angesichts der reibungslosen Funktion des T2 W mehr als fair erscheint.
Hier findest du den Pro-Ject T2 W im Angebot:
Alle von uns bereits getesteten Plattenspieler mit eingebautem Phono-Vorverstärker findest du in unserer Bestenliste: