Was sind IEM-Kopfhörer und was unterscheidet sie von True-Wireless-Kopfhörern?

Wenn du zu den aufmerksamen Leser:innen von HIFI.DE gehörst, wird dir der Begriff IEM-Kopfhörer sicher an der ein oder anderen Stelle begegnet sein. Denn grundsätzlich wird damit eine ziemlich große Kopfhörersparte beschrieben. Doch während viele Leute ein grobes Bild haben, was sie unter dem Begriff verstehen können, wissen deutlich weniger Leute, was IEM-Kopfhörer genau machen. Deshalb erklären wir dir hier, was IEM-Kopfhörer sind, wie sie im Vergleich zu True-Wireless-Kopfhörern performen und was die Vor- und Nachteile beider Bauarten sind.
Was sind IEM-Kopfhörer?
Während sich die Funktion der True-Wireless-Kopfhörer von englischsprachigen Menschen relativ eindeutig anhand des Namen einordnen lässt, sieht das bei IEM-Kopfhörern vermeintlich schwerer aus. Dabei ist der Begriff IEM einfach nur eine Abkürzung für „In-Ear-Monitors“. Der Begriff setzt sich aus zwei zentralen Eigenschaften von besagten Kopfhörern zusammen. Das „In-Ear“ steht dabei für die Bauform der Kopfhörer, die in den Gehörgang eingesetzt werden.

Der Begriff Monitor bedeutet übersetzt aus dem Englischen „überwachen“ und beschreibt dabei die Funktion dieser Kopfhörer. Denn Musiker:innen, Tontechniker:innen etc. nutzen Monitore, um ihr Spiel oder das zu bearbeitende Material zu überwachen. Sprich, ein Monitor ist in diesem Fall ein Kopfhörer, der möglichst neutral spielt, um das Quellmaterial natürlich und unverfälscht an den Hörer weiterzureichen.
Denn im ursprünglichen Sinne ist ein In-Ear-Monitor weniger ein Gerät zum Musik genießen, als ein professionelles Arbeitsgerät für Musiker:innen und Tontechniker:innen. Ein richtiger In-Ear-Monitor ist oft eine Spezialanfertigung, die gut und gerne mehrere tausend Euro kosten kann und individuell auf deinen Gehörgang angepasst wird.

Du siehst also anhand des Namens, dass die ursprüngliche Charakteristik dieser In-Ears sehr kontrolliert und neutral ist. Zum Vergleich: Bei Lautsprechern, die in professionellen Studios eingesetzt werden, spricht man von Studiomonitoren. Auch hier ist die Abstimmung im Gegensatz zu klassischen HiFi-Lautsprechern sehr neutral. Denn eine neutrale Abstimmung ist nicht immer im Sinne des Klangvergnügens. Aber gerade beim Abmischen von Musik, ist ein neutrales Klangverhalten der Lautsprecher essenziell.
Mittlerweile hat sich der Begriff IEM-Kopfhörer etwas von seiner eigentlichen Bedeutung entfernt und beschreibt oft kabelgebundene In-Ear-Kopfhörer zum Musikhören, die hohe Klangqualität bieten. So nutzen auch wir bei HIFI.DE diesen Begriff.
IEMs vs. True-Wireless-Kopfhörer: Was unterscheidet die beiden Kategorien?
Die Frage, ob du lieber zu IEMs oder TWS-Kopfhörern greifen solltest, ist zu einem großen Teil auch die Frage „Bluetooth oder Kabel?„. Beide haben als oberste Ziel die Musikwiedergabe, setzen aber in vielen Bereichen komplett unterschiedliche Schwerpunkte. Deshalb widmen wir dem Thema gleich zwei separate Abschnitte, in denen wir auf die Vor- und Nachteile beider Konzepte eingehen.
IEM-Kopfhörer: Vor- und Nachteile
Ein zentrales Merkmal von IEM-Kopfhörern ist Fluch und Segen zugleich: das Kabel. Denn um die bestmögliche Klangqualität zu liefern und gleichzeitig möglichst latenzfrei zu spielen, ist ein Kabel unverzichtbar. Das sorgt dafür, dass du dir keine Gedanken um eine Akkulaufzeit machen musst und die Kopfhörer immer betriebsbereit sind. Dafür musst du dich mit Kabelsalat herumschlagen, was hauptsächlich auf Kosten der Alltagstauglichkeit geht.

Sollten deine IEM-Kopfhörer keine austauschbaren Kabel haben, könnte ein Kabelbruch für ein plötzliches Ableben der Kopfhörer sorgen. Denn gerade beim Transport in der Tasche kann das Kabel schnell zu Schaden kommen. Außerdem haben viele moderne Handys keinen Anschluss für einen Klinkenstecker, weshalb du oft einen zusätzlichen Adapter benutzen musst. Das bedeutet in der Praxis eine weitere potenzielle Fehlerquelle und zusätzliche Kosten.
Diese negativen Aspekte verblassen aber im Angesicht der fantastischen Klangqualität, die IEM-Kopfhörer bieten können, wenn Sie unter idealen Bedingungen spielen. Im Gegensatz zu TWS-Kopfhörern sind IEM-Kopfhörer in der Lage, das Maximum aus deinem Musik-Streaming-Dienst herauszuholen. Somit bist du sogar in der Lage, Lossless oder sogar Highres-Qualität über Tidal oder Apple Music abzuspielen, da hier keine Komprimierung über Bluetooth stattfindet. Das einzige Nadelöhr, das sich dem Sound hier in den Weg stellt, ist dein Handy selbst. Die hier verbauten DACs und Kopfhörerverstärker sind meistens billigster Bauart. Externe Lösungen, etwa ein Audioquest Dragonfly Cobalt können hier für Aha-Momente sorgen.

Natürlich klingt ein IEM-Kopfhörer nicht automatisch besser, da es auch hier qualitative Unterschiede gibt. 50 Euro IEM-Kopfhörer klingen wahrscheinlich nicht besser als 200 Euro teuer TWS-Kopfhörer. Aber grundsätzlich kann man sagen, dass du bei kabelgebundenen Kopfhörern deutlich besseren Klang für weniger Geld bekommst. Dennoch ist die Preisskala für IEM-Kopfhörer nach oben hin deutlich offener als bei TWS-Kopfhörern. Ein guter Kopfhörer-Monitor kann gut und gerne mehrere tausend Euro kosten. Ein Sennheiser IE 900 kostet etwa knapp 1.500 Euro, obwohl es sich dabei um keine Spezialanfertigung, sondern ein Serienmodell handelt.
TWS-Kopfhörer: Vor- und Nachteile
Der Klang von TWS-Kopfhörern wird dank neuer, verbesserter Bluetooth-Codecs immer besser, dennoch hinkt die Qualität dem Kabel immer noch hinterher. Neue Codecs versprechen etwa Lossless-Qualität, haben sich aber bisher auf dem Markt nicht durchgesetzt. Folglich können die wenigsten Bluetooth-Kopfhörer von sich behaupten, Musik verlustfrei wiedergeben zu können. Auf dem Weg zur Arbeit oder als Sport-Kopfhörer kann dir das egal sein. Willst du aber kein Detail deiner Musik verpassen, ist Bluetooth noch nicht der Weisheit letzter Schluss.

Der große Vorteil liegt daher eher bei der Alltagstauglichkeit. Denn bei TWS-Kopfhörern hast du kein störendes Kabel, dass im Weg ist. Zudem sind TWS-Kopfhörer auf die Nutzung mit deinem Handy ausgelegt. Fast alle haben ein Mikrofon an Bord, arbeiten mit den Sprachassistenten deines Handys zusammen und bieten oft praktische Funktionen, die deinen Alltag erleichter. Zudem sind immer mehr TWS-Kopfhörer wasserfest und lassen sich auch im Regen benutzen.

Und natürlich dürfen wir nicht den Star der Show vergessen: Noise Cancelling. Nichts sorgt für mehr Entspannung beim Pendeln in der Bahn, als den Alltagslärm mit einem Knopfdruck auszuschalten. Klar, viele IEM-Kopfhörer bieten auch eine solide passive Isolation, aber das ist nicht vergleichbar mit einem guten ANC. Es gibt zwar nur wenige wirklich günstige In-Ear-Kopfhörer mit Noise Cancelling, jenseits der 100-Euro-Marke ist es aber meistens dabei.
All diese Technik benötigt eine Menge Rechenleistung – und die verbraucht zusätzlichen Strom. Moderne TWS-Kopfhörer liefern mit dem Case Laufzeiten über 30 Stunden, aber wenn der Akku leer ist, ist Stille angesagt. Deshalb musst du für deine TWS-Kopfhörer ein gewisses Lademanagement an den Tag legen.
Lademanagement ist deine Spezialität und TWS-Kopfhörer klingen super für dich? In unserer Bestenliste aller je getesteten TWS-Kopfhörer wirst du sicher fündig:
Kopfhörerverstärker und DACs
True-Wireless-Kopfhörer sehen zwar von außen simpel und klein aus, verbergen in ihrem Inneren aber ein Heer an Bauteilen. Neben den logischen Schallwandlern sind das vor allen Verstärker, DAC, Bluetooth-Empfänger, Mikrofone und die Prozessoren für ANC, Sprachassistenten und andere Features. Alle Teile sind ideal aufeinander abgestimmt. Ein Feintuning einzelner Bauteile ist bei diesen Lifestyle-Produkten weder vorgesehen noch möglich. Schließlich sollen sie dir das Leben so einfach wie möglich gestalten. Den Klang kannst du höchstens in der App anpassen.
Anders sieht das bei IEM-Kopfhörern aus. Hier hängt der Klang nicht nur von der Güte der Kopfhörer, sondern auch von deinem Abspielgerät ab – und das kannst du frei wählen.

Das heißt für dich, dass du mit verschiedenen Kopfhörerverstärkern und DACs spielen kannst, die alle einen Einfluss auf den Klang haben. Vielleicht hast du schon mal von Leuten gehört, die viel Geld in ihre HiFi-Anlage investieren, indem sie wertigere Kabel oder bessere Verstärker an ihre Lautsprecher klemmen. Bei IEM-Kopfhörern ist das, wenn auch im etwas geringeren Maße, auch möglich.

Das eröffnet die viele Möglichkeiten, den Klang an deinen Geschmack anzupassen, oder sogar die Funktionalität deiner Kopfhörer zu erweitern. Mittlerweile gibt es sogar Bluetooth-Empfänger, die du an deine IEM-Kopfhörer anschließen kannst, um sie auf kabellosen Betrieb umzurüsten. Natürlich wird die Bluetooth-Verbindung dann wieder zum Flaschenhals für den Klang, die Möglichkeit besteht aber. Durch ihre Anpassbarkeit sind IEM-Kopfhörer für audiophile Menschen, die eindeutig bessere Wahl.
IEM-Kopfhörer vs. TWS-Kopfhörer: Wer hat die Nase vorn?
Am Ende des Tages gibt es natürlich keinen wirklichen Gewinner. Es kommt ganz darauf an, welche Ansprüche du an deine Kopfhörer stellst und wie dein Nutzerprofil aussieht. Wenn du Noise Cancelling nutzen und dir möglichst wenig Gedanken um die Konnektivität mit deinem Handy machen willst, führt kein Weg an ANC-Kopfhörern vorbei. Sollte aber bestmöglicher Klang, oder eine gewisse Modularität deine Priorität sein, solltest du eher zu IEM-Kopfhörern greifen.
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