Startseite HiFi Elektronik Endstufe Quad 303 im Test: Klassiker-Endstufe reloaded

Quad 303 im Test: Klassiker-Endstufe reloaded

Eine Quad 303 sieht zusammen mit ihrer Vorstufen-Partnerin 33 so gut aus, dass man sie vor dem Kauf fast nicht mehr anhören will. Das solltest du aber – vor allem, wenn dein Budget theoretisch noch für eine zweite 303 reicht.
HIFI.DE Test | Quad 303
Leistung
2x 50 W (8 Ω), 2x 70 W (4 Ω) | Bridge Mode: 1x 140 W (8 Ω), 1x 170 W (4 Ω)
Eingänge
1x XLR, 1x Cinch
Audio-Ausgänge
1x Lautsprecherpaar (ein Lautsprecher im Bridge Mode)
Abmessungen (BxHxT)
120 x 176 x 325 mm
Gewicht
8,4 kg
Preis
1.490 Euro | 2.980 Euro (Paar)
In Kürze
Zeitlos schönes Design trifft hier auf eine modern interpretierte, klassische Verstärkerschaltung und musikalischen, mitreißenden Klang. Die Quad 303 lohnt sich also auch, sollte dich der coole Retro-Look kaltlassen.
Vorteile
  • Musikalisch-sonorer Klang
  • Ikonisches Design, exzellente Verarbeitung
  • Mono-Brückenmodus mit deutlichem Leistungs- und Klanggewinn
Nachteile
  • Als Stereo-Endstufe schwächelt sie ein wenig im Tiefbass
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Dass ein HiFi-Verstärker eigentlich aus mehreren Komponenten besteht, die man auch einzeln kaufen kann, wissen außerhalb der eingeschworenen HiFi-Welt wohl nur wenige. Quad will das mit dem Revival der kompakten Classic-Line ändern. Wie schon in den 60er-Jahren will die Kombi aus Vorstufe 33 und der hier getesteten Endstufe Quad 303 nicht nur gut klingen, sondern auch optisch einiges hermachen. Erst recht, wenn dein Platz beschränkt, deine Klang-Erwartungen aber hoch sind. Wir haben den Endverstärker sowohl als Solokünstler als auch als doppelt so starkes Stereopaar getestet.

Hier kannst du die Quad 303 direkt bestellen:

Renaissance einer Ikone

Ganz auf sich allein gestellt ist die Quad 303 eher selten anzutreffen. Fast immer bildet die Endstufe mit ihrem Vorverstärker-Bruder Quad 33 ein technisch wie designmäßig perfekt abgestimmtes Ensemble. 1967, als die beiden HiFi-Klassiker erstmals auf den Markt kamen, hatten sie sogar eine gemeinsame Bedienungsanleitung. Die gleich zu Anfang versicherte, dass der Auf- und Zusammenbau „den intelligenten Enthusiasten vor keine größeren Schwierigkeiten stellen“ sollte. HiFi in Komponentenform war damals neu, fast noch avantgardistisch. Quad-Mastermind Peter Walker hatte die 303 primär als Antrieb für die hauseigenen elektrostatischen Lautsprecher entwickelt. Die stellten an den Verstärker, an dessen Stabilität und Verzerrungsarmut hohe Anforderungen, die kaum ein damaliger Amp erfüllte.

Quad 303 Testsituation mit Quad 33 und Monitor Audio Studio 89
In unserem Hörraum konnten die Quad 303 als Mono-Paar zur Höchstform auflaufen. Hier als Dream-Team mit der Quad 33 und den Monitor Audio Studio 89.

Die Schaltung der 303 war einer von Walkers vielen Geniestreichen: Eine statt auf Röhren auf Transistoren aufbauende Endstufe mit reichlich Leistung (2x 45 Watt an 8 Ohm), kühlem Dauerbetrieb und einer Klangqualität, die unabhängig von Last und Temperatur stets gleichbleibend hoch war. Das leuchtete auch den Verantwortlichen bei der BBC und anderen großen Studios ein, weshalb die 303 bei Soundprofis wie Musikliebhabern gleichermaßen Karriere machte.

Eine Neuauflage solch ikonischer Technik ist trotzdem kein Selbstläufer. Nostalgie und das bestechende Design allein reichen nicht aus, um heute ein 1.500-Euro-Gerät zum Erfolg zu machen. Weshalb Quad-Mutter IAG ein prominent besetztes Entwicklungsteam beauftragte, die 303 in der modernen HiFi-Welt konkurrenzfähig zu machen. Wie unser Hörtest zeigt, ist das voll und ganz gelungen. Und zwar mit der nahezu unveränderten Originalschaltung – wie du im Technikteil weiter unten nachlesen kannst.

Quad 303 Vorderseite schräg links
HiFi-Toaster oder Bauhaus-Kunstwerk? Das Design der Quad 303 trifft ins Schwarze und ist erfrischend anders.

Quad 303 im Hörtest: Im Alleingang romantisch-edel, als Monopaar souverän

Als Signallieferanten für unsere 303 engagierten wir natürlich die exzellente Neuauflage der Vorstufe Quad 33. Zur genauen Lagebestimmung haben wir aber auch eine AVM PAS 30.3 hinzugezogen, sowie den teuren, perfektionistischen Streamer-Vorverstärker Marantz Link 10n. Im weiteren Verlauf kam zudem noch eine zweite 303 ins Spiel. Bereits als Stereo-Endstufe gibt die 303 unserer Musik eine kraftvolle Präsenz. Grundton und untere Mitten wirken stabil und sonor, wovon vor allem Stimmen profitieren. Im Bass gibt sich die britische Endstufe agil, aber auch ganz dezent begrenzt: Kickbass und der normale Tonumfang akustischer Instrumente sind voll da.

Quad 303 Rückseite Anschlüsse
Als Stereo-Endstufe kannst du zwei Lautsprecher an der Quad 303 anschließen. Ihr Signal bekommt sie entweder per Cinch oder XLR.

Ganz unten dagegen bewegen die Membranen nicht ganz so viel Luft, wie das zum Beispiel ein als Endstufe angeschlossener Marantz Model 10 tut. Gut – der hat zehnmal so viel Leistung und kostet auch fast das Zehnfache. Aber man kann zumindest ahnen, wo der 303-Klang – wenn überhaupt – noch ausbaufähig sein könnte.

Traumpartner für detailverliebte Lautsprecher

Im direkten Vergleich mit den AVM-Monos MA 30.3 MkII wirkt eine einzelne Stereo-303 dann auch räumlich etwas kompakter. Sounds, Instrumente, Stimmen und Effekte lösen sich nicht ganz so schwerelos von den Lautsprechern, treten nicht ganz so weit in den Raum heraus. Aber die deutschen Vergleichs-Monos kosten ja auch das Doppelte.

Quad 303 Standby-Schalter
Der orangefarbene Standby-Schalter passt hervorragend zu den Bedienelementen der Quad-Vorstufe. Langes Drücken lässt dich die Zeit anpassen, nach der sich der 303 automatisch ausschaltet.

Tonal zeigt die Quad zudem schon jetzt Eigenschaften, die manchem Hörer fast wichtiger sind: Eine griffige, geschlossene Stimmigkeit, die jeden wiedergegebenen Ton vollständig und rund erscheinen lässt. Und eine gewisse Selbstbeschränkung in den allerhöchsten Registern, die den Ohren Ruhe schenkt, sich auf das Entscheidende zu fokussieren. Klassische Monitore in der englischen Tradition – etwa eine LS3/5A, aber auch die bei uns in dieser Rolle verwendete Tannoy Legacy Eaton – honorieren diese Abstimmung besonders. Auch die Monitor Audio Studio 89, mit ihrem über alle Maßen flinken AMT-Hochtöner profitierten von der Quad-Abstimmung.

Im Mono-Modus mehr als doppelt so stark

Im Doppelpack aus zwei 303 mutiert jede Stereo-Endstufe zum Monoblock. Denk- und machbar wäre auch Bi-Amping unter Erhalt der separaten Kanäle. Uns gefällt aber noch besser, was mit den 303 in Mono-Brückenschaltung passiert. Dabei erweitert sich die Übertragungsbandbreite subjektiv um locker eine Oktave an beiden Enden. Unten verschwindet die leichte Zurückhaltung im Tiefbass: Der Tiefton erhält mehr Struktur, wirkt definierter und reicht merklich tiefer. Obenrum scheinen viele zusätzliche Sterne am Hochton-Firmament aufzugehen.

Quad 303 Mono-Paar schräg rechts
Als Mono-Paar können die beiden Quad 303 klanglich noch freier spielen.

Der Klang wird dadurch nicht heller. Um im optischen Bild zu bleiben, werden die Sterne nur besser sichtbar, weil der Himmel um sie herum schwärzer wirkt, weniger durch diffuses Streulicht verschmutzt. Der Fortschritt von Stereo zu Doppel-Mono ist so offensichtlich und reproduzierbar, dass du ihn nur versuchen solltest, wenn du die nötigen 1.500 Euro auch wirklich entbehren kannst.

Auf Augenhöhe mit den Mitbewerbern

Der Vergleich mit der AVM-Kombi – Doppel-Mono gegen Doppel-Mono – ist jetzt tatsächlich so ausgeglichen, wie es der preisliche Gleichstand erhoffen lässt. Dabei nehmen die beiden Endstufen-Paare ganz unterschiedliche Positionen ein. Obenrum noch offener, fantastisch präzise aufgelöst und fast schwerelos musizieren die deutschen Amps. Auch im Tiefbass können die AVMs noch etwas markiger zuschlagen. Während die Quads die Aufmerksamkeit mehr in die Mitte lenken, wo der Korpus der Gitarre, der Brustkorb des Sängers oder der Kessel der Hängetom ihren natürlichen Lebensraum haben.

Quad 303 Rückseite Polklemmen
Gut beschriftet: Die beiden positiven Polklemmen werden im Brücken-Modus zum Plus- und Minuspol.

Die britisch-chinesischen Endstufen tun damit etwas fast klischeehaft Britisches: Sie intensivieren Rhythmus, Tempo, Phrasierung und Timing, musizieren straff und konzentriert, aber auch etwas schnörkelloser als die AVM. Im Idealfall hörst du dir die beiden gegensätzlichen Entwürfe selbst an. Falls nicht: glücklich kannst du mit beiden werden. Auch weil die hier beschriebene Differenzierung tatsächlich nur in Nuancen stattfindet, auf hier wie da bereits sehr hohem Grundniveau.

Alle von uns getesteten Endstufen findest du hier, in unserer Bestenliste:

Quad 303: Technischer Aufbau und Praxis

Bei der Vorstufe Quad 33 haben wir im perfekt nachempfundenen Vintage-Gehäuse einen modernen, gut gemachten Vorverstärker gefunden, der mit dem Original von 1967 aber kaum noch Gemeinsamkeiten hat. Die 303 ist äußerlich ebenfalls kaum von ihrer Vorfahrin zu unterscheiden. Design und Abmessungen stimmen weitestgehend überein, selbst das Gewicht unterscheidet sich kaum. Einen erheblichen Beitrag dazu leistet das Gehäuse aus dicken, passgenau gefrästen Aluplatten und dem gegossenen, ikonischen Rippenprofil, das zugleich als Frontplatte und Kühlkörper dient.

Quad 303 Kühlrippen von oben
Die Kühlrippen aus Gusseisen sind nicht bloß Zierrat, sondern nötig, damit die Transistoren nicht überhitzen. Ein enges Komodenfach ist daher kein geeigneter Ort für die Quad 303.

Schon der Formenbau für solche Teile kostet normalerweise viel Geld, noch bevor die Gießerei überhaupt den Schmelzofen hochfahren kann. IAG erodiert, fräst und gießt in Shenzhen dagegen einfach alles selbst, kauft praktisch nur Rohmetall und Elektronikbauteile zu. Am resultierenden „Made in China“ können sich ewig-gestrige Puristen stören. Alle anderen Musikfans freuen sich über die enorme Fertigungstiefe, weil die gleiche Endstufe sonst ein Vielfaches kosten würde.

Was auch alte Quad-Freunde zugestehen: Schaltungstechnisch entspricht die 303 – anders als die 33 – nahezu haargenau Peter Walkers Originalentwurf. In jedem Kanal besteht die Endstufe aus drei Paaren unterschiedlich starker Transistoren, den „symmetrical triples“. Das Arrangement sorgt für perfekte Symmetrie, die mit gewöhnlichen Komplementär-Paaren vor allem in den Sixties nicht zu erreichen war.

Quad 303 Innenansicht
Der Aufbau der Endstufe hat sich seit den 60ern nicht sonderlich verändert, die Güte der Komponenten hingegen sehr. | Bild: Quad

Die Endstufe stabilisiert sich zudem sehr wirksam selbst und zeigt praktisch keine Temperaturabhängigkeit ihres Ruhestroms. Heute gibt es natürlich viel bessere Bauteile als in der Transistor-Steinzeit der 60er Jahre. Weshalb die neue 303 nun deutlich mehr Strom liefern kann und – anders als die alte – auch uneingeschränkt mit 4-Ohm-Boxen funktioniert. Die heute schließlich über 90 Prozent der verkauften HiFi-Lautsprecher ausmachen.

Mono-Brücke: Symmetrie zum Quadrat

50 Watt pro Kanal an acht Ohm, 70 an vier Ohm kommen aus der neuen 303 heraus. Oder wahlweise 1x 140 W / 170 W an 8 bzw. 4 Ohm, dank Mono-Brückenschaltung. Diesen Modus gab es beim Original nicht. Kaufst du (sofort oder später) eine zweite 303, kannst du die Endstufen per Knopfdruck in Monoblöcke verwandeln. Der krasse Leistungszuwachs ist typisch für gebrückte Amps.

Quad 303 Mono-Paar mit Quad 33
Optisch, wie klanglich ist das Set aus Quad 33 und den beiden Quad 303 mehr als gelungen.

Beide Kanäle verstärken dabei das gleiche Signal (also nur rechts oder nur links), das für eine der beiden Hälften aber invertiert wird. So stehen sich an den beiden Plus-Ausgangsklemmen dann Bild und Spiegelbild gegenüber, mithin der doppelte Spannungshub. Da bei doppelter Spannung theoretisch auch der doppelte Strom fließt, vervierfacht sich auf dem Papier die Leistung. Grenzen setzt das Netzteil – in diesem Fall der wuchtige 200-VA-Ringkerntrafo der 303.

Klanggewinn per XLR-Kabel

Welches Kabel im Brücken-Modus wo eingesteckt wird, erklärt dir die Beschriftung des Anschlussfelds – und selbstverständlich auch die schöne, ausführliche Bedienungsanleitung. Über der „Bridge“-Taste gibt es am Heck noch einen zweiten Drücker, mit dem du zwischen den XLR- und den RCA-Eingängen wechseln kannst. Erstere klingen tatsächlich einen Tick besser – wohl weil die Endstufe auch intern symmetrisch arbeitet. Zudem ist die symmetrische Signalübertragung immun gegen eingestreute Störungen, was sie vor allem im Doppel-Mono-Fall zur ersten Wahl macht.

Quad 303 Rückseite Taster
Über diese beiden Taster kannst du die Quad 303 in den Brücken-Modus versetzen und den Eingang wählen. Wir raten dringend davon ab, die Knöpfe im laufenden Betrieb zu bedienen. Dafür liegen sie zu nahe beieinander. Eine Verwechslung hätte aber unangenehme Folgen für deine Anlage.

Die Amps können dann auch direkt neben oder hinter dem jeweiligen Lautsprecher stehen, mit kurzem Boxen- und entsprechend längerem XLR-Kabel. Zum Einschalten musst du trotzdem nicht zweimal quer durchs Zimmer laufen. Leg stattdessen einfach ein Trigger-Klinkenkäbelchen von der Vor- zur ersten Endstufe und von dort zur nächsten. Dann startet dein gesamtes Quad-Powertrio synchron.

Unser Fazit zur Quad 303

Vorzüglich verarbeitet, technisch wie stilistisch nah am Original, aber auf moderne, niederohmige Lautsprecher optimiert – und zudem fair kalkuliert: Die neue 303 macht alles richtig. Sie ist nicht völlig konkurrenzlos, gehört aber klar zu den attraktivsten Endstufen ihrer Preisklasse – und damit meinen wir nicht nur die Optik!

Hier findest du die Quad 303 im Angebot. Für ein Mono-Paar solltest du direkt zwei bestellen:

Technische Daten
Leistung 2x 50 W (8 Ω), 2x 70 W (4 Ω) | Bridge Mode: 1x 140 W (8 Ω), 1x 170 W (4 Ω)
Eingänge 1x XLR, 1x Cinch
Audio-Ausgänge 1x Lautsprecherpaar (ein Lautsprecher im Bridge Mode)
Abmessungen (BxHxT) 120 x 176 x 325 mm
Gewicht 8,4 kg
Mitgeliefertes Zubehör Netzkabel
Verfügbare Farben Grau
Preis 1.490 Euro | 2.980 Euro (Paar)

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