Lenco L-30BK im Test: Phono für Minimalisten

- Antrieb
- Riemen, autom. Abschaltung
- Tonabnehmer ab Werk
- Audio-Technica 3600L
- Motor
- DC
- 33 ⅓ / 45 / 78 RPM
- ja / ja / – (elektronische Umschaltung)
- Anti-Skating einstellbar
- nein (fest eingestellt)
- Integrierter Phono-Vorverstärker
- ja
- Preis
- 125 Euro
Mit USB-Ausgang und Phono-Preamp bietet dir der Lenco L-30 eine für den niedrigen Preis tolle Ausstattung. Dafür musst du Kompromisse in der Fertigung akzeptieren.
- satter, grooviger Klang bei nicht zu schwierigen Platten
- USB-Anschluss
- Automatische Endabschaltung
- Sehr günstig
- Spielt den Seitenanfang nur unvollständig
- Störgeräusche
- Sehr fummelige Bedienung
125 Euro kostet der L-30 im Lenco-Shop, im Handel fällt der Preis sogar deutlich unter 100 Euro: So schlecht kann ein Plattenspieler doch gar nicht sein, dass er zu diesem Tarif kein Schnäppchen wäre, oder? Zumal der L-30 mit vollwertiger Klapphaube, automatischer Endabschaltung und einem USB-Ausgang winkt, und zudem gar nicht mal so uncool aussieht. Nach unserem Hör- und Praxistest können wir die Frage mit einem entschiedenen „Jein“ beantworten.

Lenco L-30 im Hörtest: Aufs Wesentliche konzentriert
Wie nahezu alle Spieler um oder unter 200 Euro kommt auch unser L-30 mit einem Audio-Technica 3600L. Auf manchen Bildern scheint noch ein anderer Abtaster montiert zu sein, auch im Handbuch steht ein „Chuden MG-2590“. Doch der wurde offenbar durch den bewährten AT abgelöst. Der 3600L ist billig, beliebt und klanglich nicht zu unterschätzen. Er kann selbst unter widrigen Bedingungen saftigen, ausgewogenen Klang liefern. So auch im L-30 mit seinem windigen Plastik-Bananenarm, der dem System erstaunlich schwungvolle Musik mit guter Dynamik und sonorem Ton entlockt. Wenig echter Bass, aber warm und unaufdringlich, mit präsenten Vocals: Das ist definitiv nicht die schlechteste Performance eines 3600L.
Getrübt wird der Genuss in leisen Passagen durch hörbare Störgeräusche. Genauere Analyse identifiziert sie als eine Mischung aus mechanischen Motorvibrationen und elektrischen Einstreuungen, die sich summend und brummend hinter der Musik vermengen. Zudem ist der Gleichlauf recht instabil, wodurch Klavier- und Gitarrennoten eher blubbern, anstatt zu perlen. Die Stereobasis ist deutlich verengt – ein Nebeneffekt des biegefreudigen Plastikarms, der Übersprechen von einem auf den anderen Kanal bewirkt.
Du möchtest doch etwas mehr anlegen für deinen Vinyldreher anlegen? In unserer Bestenliste findest du alle von uns getesteten Plattenspieler im Vergleich:
Fehlkonstruierter Tonarm
Mit unkompliziertem Musikmaterial kann man sich über den Klang aber nicht wirklich beschweren. Unverzeihlich ist dagegen, dass man bei den meisten LPs eine halbe Minute am Seitenanfang schlicht verpasst. Der Tonarm unseres Testmodells lässt sich nicht weiter außen aufsetzen, weil ihm seine eigene Ablage im Weg ist. Erst etwa 9 Millimeter weiter innen (gemessen vom Plattenrand einer LP) schafft es die Nadel endlich, das Vinyl zu berühren. Zieht man den leeren Lead-In-Bereich ab, bleiben immer noch ein paar Millimeter Musik mit dem Lenco unerreichbar.

Lenco L-30: Technik, Aufbau und Praxis
Der L-30 ist ein riemengetriebenes Laufwerk mit automatischer Endabschaltung. Anders als auf lenco.de beschrieben kehrt der Arm aber nicht automatisch in die Parkposition zurück und hebt sich auch nicht automatisch an. Stattdessen schaltet am Ende der Seite einfach der Motor ab. Bei Singles eventuell auch schon kurz vorher, weil deren bespielter Bereich weiter nach innen geht, der Abschaltpunkt aber eher auf LPs eingestellt ist. Das Vinyl bleibt dann unter der Nadel stehen. Das ist kein Problem und besser als nichts. Zumal sich die Abschaltung abschalten lässt: Im manuellen Modus dreht sich der Teller einfach nonstop mit der gewählten Drehzahl.

Der Teller besteht aus Kunststoff und wird von einer Filzmatte mit Lenco-Aufdruck gekrönt. In Bewegung setzt diesen Teller ein kleines Gleichstrom-Motörchen, das nicht etwa links hinten auf dem Chassis, sondern rechts mittig in direkter Nachbarschaft des Tonarms haust. Eine Platz sparende, aber traditionell heikle Position, weil dort Vibrationen und Streufeld des Antriebs maximalen Einfluss auf den Klang nehmen können.
Die Grenzen einer günstigen Konstruktion
Der Arm besteht komplett aus Kunststoff, ist ziemlich elastisch und zum Erreichen des nötigen Kröpfungswinkels bananenförmig gekrümmt. Das kann man so machen, und es gibt legendäre Studioarme mit ähnlicher Formgebung – allerdings größerer Steifigkeit. Verstellbar ist an dem Arm gar nichts: Die Auflagekraft ist fest und mit 4,00 Gramm (nachgemessen mit der Ortofon DS3) überraschend präzise vorgegeben. Wenn du den Wert aus Sicht bester Plattenschonung etwas hoch findest, hast du recht. Er liegt aber noch im zulässigen Bereich des 3600L und lässt das System sicher in der Rille reiten. Schonender geht da der IKEA Obegränsad Schallplattenspieler mit dem gleichen System um – und klingt gleich deutlich besser.
Für guten Vinylklang braucht man unter anderem ein leichtgängiges, spielarmes Tonarmlager. Die simple Kunststoffkonstruktion des L30 kann das leider nur bedingt leisten und ist sicherlich einer der Schwachpunkte des günstigen Spielers.

Fingerakrobatik: Die Bedienung des Lenco L-30
Kein Ruhmesblatt ist die Ergonomie des L-30 – selbst wenn man von der Unerreichbarkeit der ersten Musik-Minute einmal absieht. Es gibt an dem Spieler außer dem Netzschalter am Heck insgesamt vier Bedienelemente: Einen Schiebeschalter für die Drehzahlumschaltung, einen weiteren, um von automatischem Betrieb auf manuellen zu wechseln, ferner den Lifthebel und die Sicherungsklappe für den Tonarm. Alle vier tummeln sich beim Lenco ganz hinten am Armsockel. Etwas Fingerfertigkeit brauchst du also schon, willst du nicht aus Versehen den falschen Hebel betätigen.

USB funktioniert gut
Der USB-Anschluss ist ein guter Einfall. Du kannst damit den Spieler direkt an deinen PC oder Mac hängen und ihn in einem Aufnahmeprogramm dann als Quelle auswählen. Das ist praktisch, wenn du hin und wieder mal ein paar Scheiben digitalisieren willst – sei es, um potenziellen Käufern kurze Hörbeispiele zu schicken, oder um dir eine Kopie fürs Auto oder das Handy zu ziehen.

Der USB-Port am L-30 meldet sich beim Rechner als „USB Audio Device“ an und liefert Audiodaten mit bis zu 48 Kilohertz Samplingrate und 24 Bit Auflösung. Mach die Aufnahmen ruhig mit dieser maximalen Qualität. Das von Lenco und uns gleichermaßen empfohlene Aufnahmeprogramm Audacity hat damit beim späteren Export ins MP3- oder FLAC-Format keine Probleme.
Fazit Lenco L-30
Der Lenco L-30 hat einige unschöne Eigenheiten, mit denen du leben musst, wenn dein neuer Plattenspieler nur 100 Euro kosten darf. Für das Geld bekommst du jedoch mit USB und Phono-Preamp eine ansehnliche Ausstattung, und einen satten Sound bietet der Player auch. Eine bessere Alternative in diesem Preisbereich wirst du, wenn überhaupt, nur auf dem Gebrauchtmarkt finden. Für knapp 80 Euro mehr kannst du dir jedoch auch schon den großen – und um einiges besseren – Bruder Lenco LBT-188 besorgen.
Technische Daten | |
Antrieb | Riemen, autom. Abschaltung |
Tonabnehmer ab Werk | Audio-Technica 3600L |
Tonarm | 8,6", Kunststoff |
Teller | Kunststoff, ca. 300 g |
Motor | DC |
33 ⅓ / 45 / 78 RPM | ja / ja / – (elektronische Umschaltung) |
Anti-Skating einstellbar | nein (fest eingestellt) |
Höhenverstellbare Füße | nein |
Integrierter Phono-Vorverstärker | ja |
Preis | 125 Euro |
Alle von uns getesteten Plattenspieler findest du in unserer Bestenliste:
Was sagst du zum günstigen Einstieg von Lenco? Welche Kompromisse bist du für einen so niedrigen Preis bereit zu gehen? Schreib uns deine Meinung in den Kommentaren!
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