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Matter: Alles, was du über den neuen Smart-Home-Standard wissen musst

Geräte einfach kombinieren und zusammen steuern. Das soll bald möglich sein – dank einer gemeinsamen Sprache, auf die sich viele Hersteller geeinigt haben.
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Wer sich für das Thema Smart Home interessiert, hat vielleicht schon von Matter gehört. Der Name wird in Zukunft noch öfter vorkommen. Er bezeichnet einen neuen Standard, der die geräteübergreifende Kommunikation im Smart Home verbessern soll. Das klingt irgendwie bekannt. Und es stimmt, dass es schon mehrere Versuche in dieser Richtung gab. Deshalb konkurrieren so viele Funksysteme und Standards miteinander. Aber diesmal könnte es besser laufen. Warum, erklären wir dir hier.

Was ist Matter und wofür benötige ich es?

Bislang scheiterte der Traum vom Smart Home oft am Durcheinander der Systeme. Viele Produkte sind unvereinbar. So hört ein Gerät, das die Sprachsteuerung von Amazon oder Google nutzt, nicht zwangsläufig auf Siri von Apple. Steckdosen, Lampen oder Thermostate von verschiedenen Anbietern lassen sich kaum miteinander kombinieren.

HomeKit-Produkte
Was passt zusammen? Eine wichtige Frage im Smart Home, die der kommende Matter-Standard beantworten soll. (Bild: digitalzimer.de)

Auch herstellerübergreifende Lösungen wie HomeKit von Apple beseitigen das Problem nur zum Teil. Aus Geräteinseln werden Inselstaaten, die zwar nebeneinander existieren, aber keinen Kontakt zueinander haben. Typisches Beispiel: Ein Android-Smartphone kann das HomeKit-Zuhause des iPhone oder iPad gar nicht erreichen. Der Amazon Echo hat keinen Zugriff auf die Smart-Home-Installationen von Google.

Mit der Kleinstaaterei soll nun Schluss sein, wenn es nach den Erfindern von Matter geht. Amazon, Apple, Google und weitere Anbieter haben sich 2019 entschieden, diplomatische Verbindungen aufzunehmen. Sie arbeiten seither gemeinsam an einem Smart-Home-Standard, der 2021 den Namen Matter bekam. Das Ziel: Eine Sprache, mit der Geräte über Hersteller- und Systemgrenzen hinweg kommunizieren können. Alles passt zusammen und funktioniert miteinander – das klingt fast zu schön, um wahr zu sein.

Project CHIP
2019 begann die Entwicklung des Matter-Standards – damals noch unter dem Namen Connected Home over IP, kurz CHIP. (Bild: Zigbee Alliance)

Um sein Ziel zu erreichen, definiert Matter nicht nur Übertragungswege, sondern kümmert sich auch um die Verständigung. Der Standard legt einen Grundwortschatz fest, den Smart-Home-Produkte beherrschen müssen – damit ihre Befehle richtig erkannt und interpretiert werden. Obendrein sorgt er für abhörsichere Verbindungen: Die Kommunikation zwischen den Geräten ist komplett verschlüsselt, was Angriffe erschwert und das Smart Home zu einem unattraktiven Ziel für Hacker machen soll.

Mit anderen Worten: Matter wird gleich mehrere Probleme auf einmal lösen, wenn es sich durchsetzt. Die Chancen stehen nicht schlecht, weil mittlerweile über 200 Firmen das Projekt unterstützen. Allerdings ist die Entwicklung alles andere als trivial, wie Verschiebungen im Zeitplan zeigen: Ursprünglich sollten die Spezifikationen 2020 fertig sein, dann 2021 und zuletzt Herbst 2022. Mittlerweile wurde der Standard eingeführt, die ersten neuen Produkt unterstützen ihn, andere erhalten Matter per Update. Wir haben dir eine Übersicht bisher kompatibler Matter-Geräte zusammengestellt. 

Amazon Echo
Alexa von Amazon zählt zu den Smart-Home-Plattformen, die Matter-Produkte integrieren und steuern können. (Bild: Amazon)

Was ändert sich durch Matter?

Die Suche nach Produkten wird einfacher. Bislang musst du aufpassen, ob ein Sensor, Regler oder Zwischenstecker zu deinem Smart-Home-System passt. Logos wie „Works with Alexa“ oder „Works with Google Home“ helfen dabei. Künftig soll es genügen, auf den neuen Standard zu achten. Jedes Produkt, das Matter-fähig ist, funktioniert in allen Steuersystemen, die ebenfalls Matter unterstützen. Zum Start sind das voraussichtlich:

Ob noch weitere dazukommen, wird sich zeigen, wenn die ersten Geräte auf dem Markt sind. Denkbar wäre es, weil der Software-Code von Matter offen liegt (Open Source). Jedes Unternehmen kann ihn aus dem Internet herunterladen und Produkte damit entwickeln. Langfristig dürfte auch die Geräteauswahl steigen, da die Hersteller weniger Aufwand haben. Die Anpassung an verschiedene Steuerungssysteme entfällt.

HomePod mini
Apple hat Technologie von HomeKit in den Standard eingebracht – und wird mit seinen Produkten auch Matter-Geräte steuern (Bild: Apple)

Eine Funktion namens „Multi-Admin“ erlaubt es Nutzerinnen und Nutzern, ihre Matter-Produkte mit mehreren Systemen gleichzeitig zu verbinden. So erscheinen die Geräte nicht nur in der App, die sie installiert hat, sondern auch in anderen Umgebungen. Eine Lampe etwa soll sich abwechselnd mit Alexa, dem Google Assistant oder Siri bedienen lassen. Die Grenzen zwischen Apple- und Android-Welt verschwimmen, weil – sofern gewünscht – jede Matter-fähige Steuerung das Smart Home kontrollieren kann.

Was bleibt, sind Funktionsunterschiede zwischen den Systemen. Matter bedeutet nicht, dass Amazon, Apple, Google & Co. in Zukunft dasselbe machen. Wie sie ihre Steuerung gestalten und ob Extras darin enthalten sind, die es bei der Konkurrenz nicht gibt, bleibt ihnen überlassen.

Ähnliches gilt für angeschlossene Produkte. Der Matter-Standard definiert grundlegende Eigenschaften, etwa wie sich eine Lampe dimmen und schalten lässt oder welche Farbe sie darstellt. Der Hersteller kann über diesen Grundumfang aber hinausgehen und Funktionen anbieten, die nur in seiner eigenen App zur Verfügung stehen. So wie Philips Hue das heute schon tut: Bestimmte Funktionen behält das drahtlose Lichtsystem für sich und gibt sie nicht an Amazon, Apple oder Google weiter.

Philips Hue
Das drahtlose Lichtsystem Philips Hue wird zu den ersten gehören, die bereits zum Start den Matter-Standard unterstützen. (Bild: Signify)

Wer unterstützt den Standard?

Neben den großen US-Konzernen, die zu den Gründungsvätern gehören, haben sich weltweit rund 240 Unternehmen der Matter-Initiative angeschlossen – darunter viele bekannte Namen wie Bosch, Huawei, Ikea, LG, und Somfy. Die offiziellen Unterstützer sind Mitglieder in der Connectivity Standards Alliance (CSA), einem Dachverband, der die Entwicklung koordiniert und überwacht. 

Nicht alle Teilnehmer haben auch Geräte angekündigt oder entwickeln schon welche. Sonos zum Beispiel wartet ab und beobachtet das Geschehen. Bei neuen Standards ist das häufig so. Die Zahl der Unterstützer auf dem Papier sagt noch nichts über das tatsächliche Produktangebot aus.

Ikea Dirigera
Bei der Entwicklung seines neuen Smart-Home Gateways Dirigera hat Ikea den Matter-Standard gleich mitberücksichtigt. (Bild: Ikea)

Die CSA kommt außerdem ins Spiel, wenn Hersteller ihre Geräte zertifizieren lassen möchten. Mitglieder der Allianz können Produkte bei autorisierten Testzentren zur Überprüfung einreichen. Die Labore an verschiedenen Standorten in der Welt kontrollieren, ob alle Spezifikationen des Standards eingehalten werden. Nach erfolgreicher Prüfung erhält das Gerät ein offizielles Zertifikat und darf das Matter-Logo tragen.

Worauf muss ich beim Kauf achten?

Der Matter-Schriftzug wird nach Start des Standards als Orientierungshilfe dienen. Ähnlich wie die Logos von Alexa, Google Home, HomeKit und SmartThings kann er an verschiedenen Stellen erscheinen: auf Gerätekartons ebenso wie im Handbuch oder in der Produktbeschreibung. Das neue Emblem wird die Kennzeichen von Amazon, Google & Co. aber wahrscheinlich nicht ersetzen. Denn wie gesagt gibt es weiterhin Funktionsunterschiede – und damit Gründe, warum Nutzer sich für das eine oder andere Smart-Home-Ökosystem entscheiden.

Matter Logo
Das offizielle Matter-Logo wird aller Voraussicht nach als Kennzeichen für Standard-konforme Geräte dienen. (Bild: CSA)

Zu Beginn umfasst der Standard auch nur ausgewählte Gerätekategorien. Für die übrigen Produktgruppen muss es andere Erkennungsmerkmale geben. Das betrifft zum Beispiel Kameras: Die Anzeige von Überwachungsvideos auf dem Display eines Amazon Echo Show 10 etwa oder dem Nest Hub 2 von Google setzt bestimmte Kameramodelle voraus. Apple verlangt für sein HomeKit Secure Video wieder andere Hardware. Unwahrscheinlich, dass Matter daran so schnell etwas ändert.

Wenn du vorbereitet sein willst, kannst Du heute schon Geräte finden, die Update-fähig sind. Philips Hue und Wiz haben angekündigt, ihre Lichtsysteme kompatibel mit Matter zu machen. Eve Systems will ein gutes Dutzend Produkte aus seinem Programm mit entsprechenden Software-Updates versorgen. Grundsätzlich sollte die Kaufentscheidung aber vom Gerät abhängen. Nicht jede Lampe oder Steckdose ist gleich, nur weil sie den Matter-Standard unterstützt. Auf einer Straße fahren ja auch verschiedene Autos – günstige und teure, solche mit einfacher und luxuriöser Ausstattung.

Eve Motion Thread
Eve-Produkte wie der aktuelle Bewegungsmelder Eve Motion sollen zum Start von Matter ein Software-Update bekommen. (Bild: Eve Systems)

Mit welchen Geräten funktioniert Matter?

Für die erste Runde der Standardisierung hat das Herstellergremium gängige Produktgruppen auserkoren: Unter anderem soll es Lampen, Sensoren, Thermostate und Steckdosen geben, aber auch Lösungen für die Rollladen- und Jalousiesteuerung, smarte Türschlösser (Smartlocks) und Garagentorantriebe. Der genaue Umfang kann sich bis zum Starttermin immer noch ändern, weil die Entwicklung ein laufender Prozess ist. Google sprach zuletzt von 130 Produkten, die bis Ende 2022 erhältlich sein sollen.

Um Matter-kompatibel zu sein, müssen Smart-Home-Geräte eine von drei Verbindungstechnologien nutzen: WLAN, LAN-Kabel (Ethernet) oder das vergleichsweise junge Funkprotokoll Thread, einer Alternative zum etablierten Zigbee. Letzteres eignet sich gut für batteriebetriebene Produkte wie Sensoren und Heizungsregler – weil es wenig Energie benötigt und mit stromversorgten Thread-Komponenten, etwa Steckdosen, ein flächendeckendes Funknetz in der Wohnung aufbaut.

Netatmo Oeffnungskontakt
Für Batteriesensoren wie Tür- und Fensterkontakte empfiehlt sich in Matter der stromsparende Funkstandard Thread. (Bild: Netatmo)

In der Praxis können darüber hinaus aber auch andere Funkstandards zum Einsatz kommen: Philips Hue und Smart-Home-Lösungen wie die von Aqara, Ikea Smart Home, Bosch Smart Home und die Ubisys-Lösung behalten ihr bisheriges Protokoll bei. Sie arbeiten mit einer Funk-Bridge oder Zentrale, die per LAN-Kabel an den Router angeschlossen wird. Die LAN-Verbindung ermöglicht es ihnen, Matter zu unterstützen, obwohl sie intern Zigbee oder einen anderen drahtlosen Übertragungsstandard verwenden. Das Ergebnis bleibt dasselbe: Ihre Geräte tauchen genauso in einer Matter-Umgebung auf wie Thread– oder WLAN-Produkte und lassen sich gemeinsam mit diesen steuern.

Hue Bridge LAN-Kabel
Produkte mit anderen als den zugelassenen Funkstandards finden über ihre Bridge oder Zentrale den Anschluss an Matter. (Bild: digitalzimmer.de)

Die Kontrolle solcher Endgeräte übernimmt zu Hause eine Matter-Zentrale. Dabei wird es sich in erster Linie um Produkte der vier großen Gründungsmitglieder handeln: Amazon, Apple, Google und SmartThings. Die vierte Generation des Amazon Echo ist für diesen Zweck ebenso im Gespräch wie Googles Nest Hub der zweiten Generation. Auch ein HomePod Mini und der Hub von SmartThings kommen prinzipiell infrage. Über die App der Zentrale kannst du neue Geräte zu deinem Smart Home hinzufügen, das Zuhause verwalten und Abläufe im Alltag automatisieren.

Nest Hub
Google will seinem Nest Hub der 2. Generation ein Software-Update für den Matter-Standard spendieren. (Bild: Google)

In allen genannten Fällen lassen sich die Geräte nachträglich per Software-Update fit für den Matter-Standard machen. So musst du kein Geld für neue Produkte ausgeben. Das wird allerdings nicht immer funktionieren. Mit seiner Verschlüsselung stellt Matter recht hohe Anforderungen an die Hardware. Manche ältere Gerätegenerationen sind damit überfordert. Ihr Speicher ist zu klein für den Software-Download oder der Prozessor hat zu wenig Leistung. Funkchips müssen die technischen Vorgaben erfüllen. Deshalb werden etliche Hersteller den Matter-Standard nur mit aktuellen Modellen unterstützen – oder gleich eine neue Produktversion auf den Markt bringen.

Was ist eure Meinung zum neuen Matter-Standard? Sagt es uns in den Kommentaren!

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