Onkyo A-50 im Test: Gelingt das HiFi-Comeback?
- Leistung
- 2x 140 Watt / 8 Ohm, 2x 180 Watt / 4 Ohm
- Eingänge
- 3x Cinch, 1x Phono MM/MC, 1x Digital Optisch, 1x Digital Koax, 1x HDMI-ARC
- Quellen kabellos
- Bluetooth (AAC, aptX HD), AirPlay2
- Integrierte Streamingdienste
- Tidal Connect, Qobuz Connect, Spotify Connect, Amazon Music
- Roon ready
- Ja
- Gehäuse-Ausführungen
- Schwarz, Silber
- Abmessungen (BxHxT)
- 435 × 135 × 355 mm
- Gewicht
- 13 kg
- Preis
- 1.299 Euro
Hinter einer klassischen HiFi-Fassade verbirgt der A-50 aktuelle Streamingtechnik und ein stimmiges Ausstattungspaket. Musikhören macht damit dank seines dezenten, natürlichen Klangs einen Riesenspaß – egal, ob du gerade LPs oder Streams bevorzugst.
- Vornehm-kultivierter Klang, schöne Transparenz
- Puristisches Design
- Hochwertiger, MC/MM-fähiger Phonoeingang
- DIRAC-Raumeinmessung
- Lautsprecheranschlüsse unnötig eng nebeneinander
- "Net"-Lämpchen nicht deaktivierbar
Nur vier Modelle umfasst Onkyos neue „Icon“-Serie: einen Streaming-Vorverstärker, eine Endstufe, einen CD-Player und den hier getesteten Streaming-Vollverstärker Onkyo A-50. Diese Gerätegattung erlebt aktuell einen kleinen Boom, der uns gar nicht überrascht. Schließlich kommt man mit einem Streaming-Amp auf dem direktesten Weg, ganz ohne Gerätestapel und Verbindungskabel, zu einer richtig guten HiFi-Anlage. Anders als All-in-One-Systeme und Soundbars, die uns gleich noch Lautsprecher aufzwingen und diese in ein enges, gemeinsames Gehäuse zwängen, stellen uns Streaming-Amps die Boxenwahl komplett frei. Da sich Streamingtechnik fast beliebig miniaturisieren lässt, musst du nicht mal Qualitätseinbußen befürchten, wenn Verstärker und Player in ein gemeinsames Gehäuse einziehen.

Onkyo kommt mit dem A-50 recht spät zur Streamingparty, was auch an geschäftlichen Turbulenzen in den vergangenen Jahren liegt. Design und Ausstattung des A-50 verraten uns aber, dass seine Entwickler aktuelle Trends und Zielgruppen genau beobachtet und analysiert haben. Für audiophile Musikfans, die neben Streaming auch LPs nicht verachten, ist der HiFi-Verstärker eine Punktlandung. Einerseits kann er viel mehr, als seine minimalistische Frontplatte erahnen lässt. Andererseits geizt er mit unnötigen Spielereien und redundanten Anschlüssen – und weckt die Hoffnung, dass das hierbei gesparte Budget in hochwertige Bauteile und eine sorgfältige Klangabstimmung geflossen ist. Letztere überprüfen wir in diesem Test wie immer zuerst.
Den Onkyo A-50 kannst du hier in schwarzer oder silberner Ausführung bestellen:
Onkyo A-50 im Hörtest: Geschmeidige Eleganz
An unseren Tannoy-Monitoren fällt uns auf, dass der Onkyo trotz seiner neuen US-Konzernmutter Voxx eher einem klassisch japanischen Klangideal folgt. Sein Tiefton ist nicht so mächtig und fett wie bei manchem Konkurrenten, wirkt eher luftig-leicht, aber auch agil, tonhöhengenau und konturiert. Im kurzen Umschaltvergleich beim Händler könnte sich das je nach gewählter Musik als Hindernis erweisen. Nimmst du dir etwas mehr Zeit, stellst du aber fest, dass dieser etwas leichtere Bass Teil eines sehr stimmigen, hoch kultivierten Gesamtklangs ist. Denn im Mittelhochton wirkt der Onkyo wunderbar weich und verzerrungsarm. Weshalb die Gesamtbalance eben nicht zu dünn oder gar hell wirkt, sondern im besten Sinn neutral.

Als Vergleichsgerät bauen wir den Audiolab 6000A MkII auf. Der ist mit 900 Euro zwar etwas preiswerter, benötigt aber noch einen externen Streaming-Mitspieler. Diese Rolle übernimmt im Test der Wiim Pro, angeschlossen am Koax-Digitaleingang des Audiolab. So können wir in beiden Playern Qualm an den Start bringen, das auf Ninja Tunes erschienene Album der Hamburger DJ-Künstlerin Helena Hauff. Auch hier nimmt der Onkyo die Rolle des etwas schlankeren, hochfeinen, eher geistig als körperlich wirkenden Amps ein. Während der Audiolab sich auf die Basslines und Beats stürzt und diese lustvoll in die Lautsprecher pumpt, behält der Onkyo mehr die klangliche Gesamtheit im Fokus. Denn diese Tracks haben nicht nur Bassbums, sondern auch Atmosphäre. Und die kommt über den A-50 besser zur Geltung.
Feiner, fließender Klang – mit digitalen wie analogen Quellen
Nun wechseln wir vom internen zu einem sehr hochwertigen externen Streamer – in diesem Fall zum Aurender A1000. Und hören in den folgenden Stunden, dass die oben beschriebene Charakteristik über die verschiedenen Eingänge hinweg konsistent bleibt. Der edle, feine und farbenreiche Hochton ist also keine Spezialität der Onkyo-Digitalabteilung, sondern findet sich auch an den Cinch-Eingängen wieder. So erhält auch Moondust For My Diamond von Hayden Thorpe, das unser Linn LP12 über einen externen Phono-Preamp zuliefert, diese etwas kompaktere Räumlichkeit und die milde, vornehme Transparenz, die uns schon beim Vorspiel des A-50 als Streaming-Verstärker aufgefallen war.

Der Umweg über einen externen Phono-Vorverstärker ist aber eigentlich gar nicht nötig. Denn der Phonoeingang des A-50 ist nicht nur von MM auf MC umschaltbar und somit für praktisch jeden Tonabnehmer geeignet. Er überzeugt auch in beiden Betriebsarten und mit allen angeschlossenen Tonabnehmern. Phono klingt mit dem Onkyo weiträumig und duftig, in den Höhen mild und zugleich fein aufgelöst. Basswucht ist nach digitalen Medien generell keine Paradedisziplin von LPs. Sehr leise MCs, etwa das Transrotor Figaro mit 0,25mV Ausgangsspannung, verraten mit einem hörbaren Rauschen bei angehobenem Arm zudem, dass die technischen Grenzen der Phono-Stufe nicht mehr weit entfernt liegen. Aber selbst damit ist der Phono-Klang noch sehr gut genieß- und vorzeigbar.
Wie der Onkyo A-50 im Vergleich mit anderen Streaming-Verstärkern abschneidet, verrät dir ein Blick in unsere Bestenliste:
Onkyo A-50: Technischer Aufbau und Praxis
Reduziert und hochwertig: Der neue Look der Icon-Serie, die vom Voxx-Partner Sharp in Malaysia produziert wird, gefällt uns sehr gut. Auf der aufgeräumten Frontplatte dominiert der große Volume-Regler, der mit einem Motorpotentiometer für traditionelles Drehgefühl und direktes Ansprechen sorgt. Das Musiksignal muss sich aber nicht durch dessen Widerstands-Schleifbahnen quälen, die dem A-50 nur die aktuelle Reglerstellung verraten.

Tatsächlich geregelt wird in elektronisch kontrollierten IC-Widerstandsnetzwerken, die ihren Poti-Kollegen in puncto Kanalgleichlauf und Langlebigkeit überlegen sind. Die Reglerstellung erkennst du auch aus größerer Distanz und bei völliger Dunkelheit an einem langen, schmalen, warmorange leuchtenden LED-Strich. Das Leuchtstrich-Designelement wiederholt sich weiter rechts als runder Fächer um den Eingangswahlschalter, wo es mehrere Funktionen erfüllt. Wenn du Balance, Bass oder Höhen verstellst – was bequem per Fernbedienung oder App funktioniert –, stellen die Striche die jeweilige Einstellung dar. Läuft gerade ein Firmware-Update, zeigen die Balken den Fortschritt an, ansonsten verraten sie den gewählten Eingang.
Eingänge für jeden Zweck
Dabei kann es sich um einen von drei Cinch-Hochpegeleingängen handeln, um den Phono-Input, oder um eine der digitalen Optionen: eine Koax-, eine optische und eine HDMI-ARC-Buchse. Hinzu kommen Bluetooth und „Net“, das die Streaming-Modi zusammenfasst, die über den LAN- oder WLAN-Zugang des Amps hereinkommen.

Leider haben wir keine Möglichkeit gefunden, die Net-Leuchte an der Front auszuschalten. Ist das Gerät sicher mit dem Internet verbunden, ist das nicht weiter tragisch, planst du aber, den Onkyo als „dummen“ Verstärker zu betreiben, blinkt die Lampe pausenlos, weil sie panisch nach einem Netzzugang sucht. Kritik auf hohem Niveau, gerade bei einem dedizierten Streaming-Amp, das wissen wir. Verheimlichen wollen und können wir diesen Kritikpunkt aber nicht.
Komfortables Streaming auch ohne Display
Dass im A-50 ein vollwertiger Streamer steckt, übersieht man leicht. Denn auf der Frontplatte deutet nichts darauf hin. Eingebaute Displays, wenn sie nicht gerade riesig sind, haben je nach Aufstellort aber ohnehin nur eingeschränkten Wert. Onkyo hat beschlossen, ganz darauf zu verzichten, dem A-50 dafür aber eine übersichtliche App mit auf den Weg zu geben. Um Tidal, Qobuz oder Spotify zu nutzen, brauchst du nicht mal diese, sondern gehst über die Connect-Funktion der jeweiligen Dienst-eigenen App. Den „Onkyo Controller“ nutzt du zur Musikauswahl auf lokalen DLNA-Servern wie dem, der auf unserer Hörraum-NAS läuft. Oder auch, um die DIRAC-Raumeinmessung zu starten, die der Onkyo serienmäßig mitbringt.
Vielleicht hast du den A-50 ja genau wegen DIRAC bereits in deine Auswahl genommen. Dieses sehr leistungsfähige Akustik-Tool ist bei Streaming-Amps in der Preisklasse des Onkyo noch eher selten zu finden. Es verspricht eine merkliche Klangverbesserung, indem es deinen Raum mittels eines mitgelieferten Mikrofons akustisch vermisst und dann gezielt Korrekturfilter dafür berechnet. In unserem akustisch nicht perfekten, aber auch nicht übermäßig problematischen Hörraum überzeugt uns die Wirkung von DIRAC aber nicht wirklich. Ein Ersatz für ausgewogene Raumakustik und etwas Sorgfalt und Experimentierfreude bei der Boxenaufstellung kann und soll die Software ohnehin nicht sein. Zumal der Onkyo DIRAC mangels eigener Subwooferausgänge nicht im gleichen Umfang nutzen kann, wie es zum Beispiel der Arcam SA45 oder der NAD M10 V3 tun.
Traditionelles Schaltungsdesign in der Endstufe
Zum Glück haben die Entwickler bei Onkyo trotz Streaming und Raumkorrektur auch noch an die analog-elektronischen Grundlagen gedacht. Und vom Budget einen gesunden Anteil für Goodies wie die üppig und hochwertig bestückte Phono-Platine abgezwackt. Gesund dimensioniert ist auch das Netzteil mit seinem schweren, effizienten EI-Kern-Trafo und Audio-optimierten Low-Impedance-Elkos mit jeweils 10.000 Mikrofarad Kapazität. Großzügig ausgelegt ist der Guss-Kühlkörper der Endstufe: An so einem Gerippe drängen sich in AV-Receivern nicht zwei, sondern locker fünf oder mehr Transistorpaare. Die Halbleiter selbst – strompotente bipolare Transistoren des Typs 2SA1962 und 2SC5242 – sind alte, bewährte Bekannte aus zahllosen älteren Onkyo-Modellen.

Der feine, natürliche Klang des A-50 lässt sich aber nicht einfach mit irgendwelchen Bauteilen erzwingen. Entscheidend ist die Endstufenschaltung, die hier etwas komplexer ausfällt als etwa bei A/V-Receivern der Marke. Onkyo wählt hier einmal wieder eine dreistufige, invertierte Darlington-Anordnung von Vortreiber-, Treiber- und Endtransistoren. Weil diese Schaltung eine lokale Gegenkopplung erzeugt und sich damit ein Stück weit selbst kontrolliert, können die japanischen Entwickler das Ausmaß der klanglich heiklen Über-Alles-Gegenkopplung deutlich zurückfahren. Die feine, unspektakuläre Natürlichkeit dieses Amps überrascht vor diesem Hintergrund schon weniger: Genau so können gelockerte Gegenkopplungszügel im Idealfall wirken.
Unser Fazit zum Onkyo A-50
Trotz Eigentümerwechseln, schwierigem Markt und einer Vielzahl anderer Herausforderungen – die andere Hersteller natürlich auch nicht verschonen – kann Onkyo ganz offensichtlich immer noch exzellente audiophile Verstärker entwerfen und bauen. Der A-50 ist ein hoch kultivierter Gegenpol zu den kraftstrotzenden A/V-Haudegen der Marke: Sehr natürlich und vornehm abgestimmt, macht er Schallplatten und Streams gleichermaßen zu intensiven Genussmomenten.
Wohltuende Abwechslung bietet auch sein Design, das moderne Technologie ganz unauffällig in den Dienst der Musik stellt. Die Features sind trotzdem da, wenn du sie brauchst: HDMI-ARC für deinen Netflix-Abend, Bluetooth-Transmitter für deinen Wireless-Kopfhörer, Phono MC für deinen High-End-Plattenspieler – und ein DIRAC-Einmesssystem für problematische Räume.
Den Onkyo A-50 kannst du hier in schwarzer oder silberner Ausführung bestellen:
| Technische Daten | |
| Leistung | 2x 140 Watt / 8 Ohm, 2x 180 Watt / 4 Ohm |
| Eingänge | 3x Cinch, 1x Phono MM/MC, 1x Digital Optisch, 1x Digital Koax, 1x HDMI-ARC |
| Audio-Ausgänge | 1 Paar Lautsprecherklemmen, 1x Stereo Pre Out, 1x Kopfhörer 6,3 mm |
| Quellen kabellos | Bluetooth (AAC, aptX HD), AirPlay2 |
| Integrierte Streamingdienste | Tidal Connect, Qobuz Connect, Spotify Connect, Amazon Music |
| MQA | – |
| Roon ready | Ja |
| Multiroom | Ja |
| Raumeinmessung | DIRAC Live (limited bandwidth) |
| Netzwerk | WLAN, LAN |
| Gehäuse-Ausführungen | Schwarz, Silber |
| Abmessungen (BxHxT) | 435 × 135 × 355 mm |
| Gewicht | 13 kg |
| Mitgeliefertes Zubehör | Fernbedienung, Messmikrofon |
| Preis | 1.299 Euro |
Noch auf der Suche nach dem passenden Plattenspieler zum A-50? In unserer Bestenliste wirst du sicher fündig:

