Marshall MID A.N.C.: Noise Cancelling-Kopfhörer im Test

- Sehr guter Klang
- Gute Verarbeitung
- Durchdachtes Bedienkonzept
- Etwas hoher Anpressdruck auf den Ohren
Der Marshall MID A.N.C. im HIFI.DE-Test
Rock‘n’Roll-Legenden von Jimi Hendrix über AC/DC und Deep Purple bis Metallica wären ohne die seit den 1960er Jahren berühmten Verstärkerwände von Marshall kaum vorstellbar. Dass ein Hersteller, dessen Legende sich auf schwere und laute Röhren-Gitarrenverstärker stützt, allerdings mit einem – zwangsläufig digitalen – Bluetooth-Kopfhörer um die Ecke kommt, ist dann doch ein wenig überraschend. Wir haben untersucht, ob der MID A.N.C., dessen Design durchaus als augenzwinkernde Reminiszenz an Marshalls Verstärkertürme gemeint ist, auch mit Musikstilen abseits des Rock‘n‘Roll zurechtkommt.

Wie der Marshall MID A.N.C. im Vergleich zu anderen Noise Cancelling Kopfhörern abgeschnitten hat, findest du in unserer Bestenliste:
Klang
Als gestandener HiFi-Enthusiast ist man geneigt, edles Design mit ebenso edlem Klang zu assoziieren – ein Bowers und Wilkins PX beispielsweise weckt schon optisch höchste Erwartungen. Aber zwei Miniatur-Gitarrenboxen mit Kopfbügel? Kann man das ernst nehmen? Um es kurz zu machen: Man kann!
Wir starten unseren Hörtest mit Toni Braxtons „Come On Over Here“ und sind vom Fleck weg begeistert. Der Bass klingt satt und tief, aber niemals dröhnend oder überbetont. Die Stimme bleibt brillant und stabil in der Mitte des Stereobildes. Die Höhen werden sauber und feingezeichnet wiedergegeben, ohne eine Spur von Aggressivität. Das ist wirklich großes Kino.
Auch Paul O’Briens „Misty Mountain“ (Stockfish Records) tönt wohlklingend und aufgeräumt, die Stimme klingt wie sie soll, der bundlose E-Bass und die Gitarren werden genau im richtigen Mischungsverhältnis wiedergegeben. Bei Esbjörn Svenssons „The Goldhearted Miner“ (ACT music) kommt der Kontrabass natürlich und kraftvoll, das Piano ohne Verfärbungen. Und auch die mit Besen spielende Snaredrum bringt ihren ganz eigenen Groove überzeugend herüber.

Einzig bei Lars Danielssons „Libera Me“ (Act music) fällt auf, dass das letzte Quäntchen Luftigkeit fehlt und der Kopfhörer in der Auflösung und Höhenwiedergabe nicht etwa an einen KEF Space One heranreicht. Hier macht sich sicherlich die im ansonsten für einen Noise Cancelling Kopfhörer wirklich außergewöhnlich linearen Frequenzgang erkennbare Senke bei 9,5 Kilohertz bemerkbar. Zudem muss man in der Schnelligkeit der Ansprache gegenüber echten High-End-Hörern noch minimale Abstriche machen.
Gleiches gilt für die Räumlichkeit: Die Stereoabbildung ist beim MID A.N.C. erstaunlich gut, in der Tiefenstaffelung muss er sich jedoch unseren Referenzhörern AKG N700 NC und KEF Space One geschlagen geben. Insgesamt ist das klangliche Ergebnis des Marshall-Kopfhörers jedoch mehr als erstaunlich und in der Lage, der Konkurrenz nicht nur in seinem Preissegment das Fürchten zu lehren.
Technologie
Der MID A.N.C. ist ein ohraufliegender Kopfhörer, dessen Ohrmuscheln mit ihrer nahezu viereckigen Form und genarbter Lederoptik bewusst an die traditionellen Verstärker aus gleichem Hause erinnern. Dabei ist die Ausstattung mit nur einer schaltbaren A.N.C.-Stufe ohne Talk-Thru-Funktion durchaus überschaubar.
Auch eine Steuerung via App ist nicht vorgesehen. Dafür punktet Marshalls Erstling mit einem innovativen und praxisgerechten Bedienkonzept. Und dort, wo es klanglich wichtig ist, hat man ganz offensichtlich seine Hausaufgaben gemacht: Immerhin ist Bluetooth mit aptX an Bord – und laut Hersteller sind die verwendeten Treiber speziell für den MID A.N.C. entwickelt worden.
Design, Verarbeitung und Komfort
Das Design des MID A.N.C. ist in allen Punkten eine Reminiszenz an Marshall-Gitarrenverstärker, die traditionellerweise mit schwarzem, genarbtem Kunstlederüberzug und goldenen Frontplatten daherkommen.
Das beginnt mit der viereckigen Aufbewahrungsbox in genarbtem Leder, die auf der Frontseite einen goldenen Marshall-Schriftzug trägt und in ihrem Design an einen Gitarrenlautsprecher erinnert. Innen ist sie mit rotem Plüsch ausgekleidet. Die Box, die dem Kopfhörer sicherlich ausreichend Schutz bietet, lässt sich bei Nichtbenutzung flach zusammenlegen und benötigt dann kaum Platz im Reisegepäck.
Auch die Ohrmuscheln sind viereckig. Ihre Oberfläche ist mit genarbtem Lederimitat ausgeführt und in der Mitte prangt auch hier ein goldener Marshall-Schriftzug. Das Polster des metallenen Kopfbügels ist oben aus genarbtem Kunstleder und unten aus Wildleder gefertigt. Beide Hälften sind elegant vernäht. Als besonderes Gimmick sind die Zuleitungen der beiden Ohrmuscheln mit kurzen Spiralkabeln realisiert, die an E-Gitarrenkabel erinnern.
Der Tragekomfort des knapp 210 Gramm leichten Hörers ist gut und die Stabilität am Kopf sogar sehr gut – was allerdings wohl auch am leider etwas hohen Anpressdruck liegt, der bei längerem Betrieb durchaus störend sein kann. Auch die Belüftung am Ohr ist für einen ohraufliegenden Hörer nur mittelmäßig. Man kann wohl nicht alles haben.
Praxis
Der Marshall MID A.N.C. kommt mit lediglich zwei Bedienelementen aus: An der rechten Ohrmuschel befindet sich ein Schiebeschalter, der das aktive Noise-Cancelling aktiviert, während am linken Hörer ein im Marshall-Stil gehaltener, messingfarbener Button zu finden ist, hinter dem sich eine erstaunliche Funktionsvielfalt verbirgt.
Nicht nur reagiert dieser Knopf auf Druck von oben, was den Hörer einschaltet (fünf Sekunden drücken) und für Start und Stopp sowie Telefonie zuständig ist, auch lässt er sich seitlich schieben. Eine vertikale Bewegung regelt dabei die Lautstärke, während ein horizontaler Druck den vorherigen oder nächsten Titel aufruft. Hält man den Knopf bei horizontalem Druck fest, so spult der Hörer innerhalb des Titels.

Das ist eine Funktionalität, die bei Bluetooth-Kopfhörern alles andere als gewöhnlich ist. Die Bedienung ist nach kurzer Eingewöhnung äußerst intuitiv und sehr praxisgerecht. Die Active-Noise-Cancelling-Funktion ist nicht ganz so wirkungsvoll wie etwa beim Sony WH-1000XM3, dürfte aber für die meisten Anwendungen ausreichen. Sehr angenehm fällt dabei auf, dass das A.N.C.-System des Marshall-Kopfhörers erstaunlich wenig rauscht.
Die Bluetooth-Verbindung war im Test stets unproblematisch und die Sprachverständlichkeit beim Telefonieren gut, wenn auch ein klein wenig windempfindlich.
Aktuelles Angebot
Fazit
Das eigenwillige Design des Marshall-Kopfhörers mag anfangs etwas befremdlich wirken, es darf jedoch nicht über die Qualitäten des MID A.N.C. hinwegtäuschen: Das Gerät liefert ein äußerst ausgewogenes Klangbild, das fast schon zur audiophilen Klasse aufschließen kann.
Dabei ist die Bedienung durchdacht und funktional. Das Noise-Cancelling schließt zwar nicht zur Spitzenklasse auf, ist für die meisten Situationen jedoch funktional und praxisgerecht. Angesichts seiner Preisklasse ist der Marshall-Hörer fast schon eine kleine Sensation.
Technische Daten | |
Preis (UVP/Straßenpreis) | 189,00 €/165,00 € |
Garantie | k.A. |
Kopfhörertyp | ohraufliegend |
Bauart | geschlossen |
Wandler | dynamisch, 40mm |
Gewicht | ca. 210 g |
Kabellos | ja, Bluetooth aptX |
Spielzeit/ Ladezeit | 20 Std. mit A.N.C.; 30 Std. ohne A.N.C. / 3 Std. |
Noise Cancelling | ja |
Mikrofon | ja |
Tasten | on/off, Multifunktions-Schaltwippe |
Steuerungs-App | nein |
Faltbar | ja |
Mitgeliefertes Zubehör | Tasche, Kopfhörerkabel, USB-Kabel |
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Hast du schon Erfahrungen mit dem Marshall MID A.N.C. Kopfhörer gesammelt? Oder überlegst du vielleicht bereits, dir den Kopfhörer zuzulegen? Teile deine Meinung gerne in den Kommentaren!
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