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Gefälschte Schallplatten: So erkennst du Counterfeits und Bootlegs

Du hast eine neue Platte gekauft, aber etwas scheint nicht zu stimmen? Vielleicht handelt es sich um eine Fälschung. Hier erklären wir dir, wie du dich vor Fake-Vinyl schützen kannst.
Vinyl-Fälschung Titelbild Bild: Julio Rionaldo @ Unsplash

Der Schallplatten-Markt boomt, sowohl was Neuwaren als auch gebrauchtes Vinyl angeht. Kein Wunder also, dass mit der wachsenden Nachfrage auch Betrüger:innen die Chance auf das Geschäft ihres Lebens wittern. Damit du ihnen nicht in die Falle tappst, haben wir die gängigsten Arten von Fälschungen im Vinyl-Sektor für dich zusammengefasst. Außerdem verraten dir, warum inoffizielle Pressungen bei Schallplatten nicht immer verpönt sind und berichten von einem ganz brisanten Fall der Plattenfälschung.

Gefälschte Schallplatten: Ein Millionengeschäft

Ein Geschäft der ganz besonders lukrativen Art – das könnte auch Richard Hutter gewittert haben, der laut Guardian-Bericht mehr als eine Million Pfund durch den Verkauf gefälschter Schallplatten umgesetzt haben soll. Als Online-Händler soll er seine Waren nach ganz Europa verkauft haben. Der Grund für sein Auffliegen? Schlechter Kundenservice. Ein unzufriedener The Clash-Fans soll wegen mangelhafter Qualität seiner bestellten Platte um eine Retoure gebeten haben.

Weil diese Bitte von Hutton nicht erfüllt wurde, wendete der Käufer sich ans zuständige Amt. Diese orderten selbst bei Hutter und stellten – auch ganz ohne Hörprobe – fest, dass es sich dabei um Fälschungen handelte. Der Rest ist Geschichte: Hutter musste für einige Monate ins Gefängnis und eine happige Geldstrafe zahlen.

Auf gängigen Reseller-Plattformen wie etwa Discogs und eBay bist du vor derartigen Betrüger:innen kaum geschützt, im örtlichen Plattenladen kannst du die Platte jedenfalls inspizieren und womöglich kurz reinhören. Bevor wir dir verraten, wie du offizielle von inoffiziellen Pressungen unterscheiden kannst, wollen wir aber kurz auf die unterschiedlichen Arten von vermeintlichen Fälschungen eingehen: Bootlegs und Counterfeits.

Counterfeit oder Bootleg: Das sind die Unterschiede

Dabei ist ein Counterfeit vermutlich noch einfacher zu erklären, weil hier schon die einfache deutsche Übersetzung Aufschluss gibt. Bei einem Counterfeit handelt es sich schlicht und einfach um die Fälschung einer Schallplatte, die auch als offizielle Pressung existiert. Händler:innen geben hier vor, echte Veröffentlichungen zu verkaufen, bieten aber eigentlich ein möglichst akkurates Plagiat an.

Solche Platten sind in keinem Fall gern gesehen und dürften dir in einem gut sortierten Plattenladen nicht begegnen. In niedriger Auflage gepresste Platten, wie etwa Frank Oceans Blonde, sind bei Betrüger:innen beliebt, da Fans händeringend nach ihnen suchen.

Gefälschte Schallplatten
Beim Second-Hand-Shoppen dürftest du schon häufiger Bootlegs begegnet sein. | Bild: Edu Grande @ Unsplash

Anders sieht es hingegen bei Bootlegs aus. Hier bietet die deutsche Übersetzung (“Stiefelschaft”) keinen Aufschluss über die Bedeutung – jedenfalls auf den ersten Blick. Während der Prohibition in den USA diente der Stiefelschaft als beliebtes Transportmittel für illegalen, möglicherweise sogar selbst gebrannten, Alkohol. Mit der Zeit entwickelte sich das Wort Bootleg – in feinster Teekesselchen-Manier – zu einem Synonym für das Schmuggeln von Waren.

In der Plattenwelt bezeichnen Bootlegs solche Aufnahmen, die eigentlich nicht zur Veröffentlichung gedacht waren oder auf unlauterem Weg an die Öffentlichkeit gelangt sind. Das können Konzert-Mitschnitte (vom Veranstalter oder Privatpersonen), aber auch Studio-Aufnahmen sein, die aus dem Archiv geschmuggelt wurden. Ein Stiefelschaft dürfte hier nur in den seltensten Fällen beteiligt gewesen sein, der Name hat sich trotzdem behauptet.

Das steckt also hinter den beiden Begriffen:

  • Counterfeit: Ein Counterfeit ist ein möglichst identisches Duplikat einer regulären Veröffentlichung. Es existiert also auch eine originale Pressung der Platte.
  • Bootleg: Ein Bootleg ist eine Vinyl-Pressung einer Aufnahme, die nicht für die Veröffentlichung gedacht war oder einfach noch nicht veröffentlicht wurde.

Weil einige Bootleg-Releases nun aber Live-Auftritte der Öffentlichkeit zugänglich machen, die eigentlich nicht auf den Markt gekommen wären, ist ihr Status – sowohl rechtlich als auch moralisch – nicht eindeutig. Bei einigen Plattenläden wirst du problemlos den Live-Auftritt der Stone Roses in Blackpool, 1989, auf Vinyl erwerben können, obwohl dieser nie offiziell gepresst wurde, andere wiederum möchten sich von dieser rechtlichen Grauzone fernhalten.

Vinyl: So erkennst du Fälschungen

Egal, ob Counterfeit oder Bootleg, die meisten inoffiziellen Pressungen lassen sich relativ schnell als solche enttarnen. Im Fall von Richard Hutter schien die Qualität der Fälschungen aber jedenfalls so nah an das Original heranzukommen, dass die meisten Kund:innen mit ihrem Einkauf zufrieden waren und niemals an einen Betrug gedacht hätten.

Weil Vinyl heutzutage immer mehr zum Sammlerstück mit Kultfaktor avanciert, das bei einigen Käufer:innen gar nicht auf dem Plattenspieler, sondern zur Dekoration genutzt wird, haben Betrüger:innen immer leichteres Spiel.

Wenn du auf diese Faktoren achtest, minimierst du das Risiko, dir gefälschtes Vinyl ins Haus zu holen:

  • Verfügbarkeit: Ob es sich bei einer Schallplatte um ein Bootleg handelt, kannst du relativ schnell durch einen Online-Check überprüfen. Gibt es die Schallplatte überhaupt im regulären Verkauf und ist sie in der Diskografie der Künstler:innen gelistet? Dann ist es vermutlich kein Bootleg.
  • Matrixnummer: In der Auslaufrille der Schallplatte findest du bei den meisten Pressungen eine Nummer, die vom jeweiligen Presswerk eingeritzt wird. Unter Sammler:innen sind authentische Matrixnummern für die jeweilige Pressung ein wichtiges Indiz dafür, dass es sich nicht um ein Counterfeit handelt. Begib dich hier also auch am besten online auf die Suche nach der korrekten Matrixnummer, die auf der Platte deiner Wahl stehen müsste.
  • Sound: Beim Schallplatten abspielen solltest du dich immer auch auf dein Ohr verlassen. Bei wirklich guten Counterfeits sind die Unterschiede in der Regel aber so minimal, dass nur kritische Hörer:innen eine Fälschung wirklich enttarnen können.
  • Cover: Viele Counterfeits setzen für die LP-Cover auf matte Kopien des Originals, die bei genauerem Hinsehen schnell Verdacht wecken. Besonders vorsichtig solltest du sein, wenn sich alle Cover eines Händlers identisch anfühlen, obwohl sie von unterschiedlichsten Künstler:innen und Labels stammen sollen. Betrüger:innen setzen beim Druck selten auf Variation und verzichten häufig auch auf Gatefold-Cover.
  • Haptik: Sogar die Haptik einer Schallplatte kann Aufschluss über ihre Authentizität geben. Inoffizielle Pressungen zeichnen sich nicht selten durch scharfe Kanten und Ungenauigkeiten am Rand der Platte aus. Fährst du mit dem Finger über den äußeren Rand der Schallplatte und entdeckst dabei Unebenheiten, kann es sich um ein Counterfeit handeln.
  • Lieferumfang: Das Beilegeheft fehlt? Das Original ist eigentlich auch innen bedruckt? Wenn es nicht daran liegen kann, dass du die Schallplatte gebraucht gekauft hast, ist wahrscheinlich ein Counterfeit in deiner Einkaufstasche gelandet.
Gefälschte Vinyl Matrixnummer
Sticht nur bei ganz genauem Hinsehen ins Auge – die Matrixnummer auf der Auslaufrille (Hier auf dem Kopf, beginnend mit “XSM”) | Bild: Joe Vasquez @ Unsplash

Fazit: Vorsicht beim Second-Hand-Kauf

Richard Hutters Beispiel hat es vorgemacht, besonders der Online-Kauf von privaten Verkäufer:innen birgt bei Schallplatten immer ein gewisses Risiko. Mit den Hilfestellungen, die wir dir oben an die Hand gegeben haben, solltest du aber ziemlich schnell erkennen, ob es sich um eine Fälschung handelt. Sicherer ist da natürlich der Einkauf im Plattenladen oder auf der Plattenbörse.

Hier kannst du das Vinyl nicht nur persönlich inspizieren, sondern womöglich noch andere Vinyl-Enthusiast:innen um ihre Enschätzung beten. Dich reizt ein Bootleg-Release sehr, du willst aber keine inoffizielle Pressung erwerben? Zu Aktionstagen wie dem Record Store Day veröffentlichen viele Künstler:innen Archivaufnahmen ihrer Live-Auftritte erstmals auf Vinyl – vermutlich auch, um Bootlegs zuvorzukommen oder sie obsolet zu machen. Behalte hier also Jahr für Jahr die Release-Listen im Blick.

Wenn du noch auf der Suche nach dem passenden Plattenspieler bist, um deine Schallplatten ganz genau unter die Lupe nehmen zu können, empfehlen wir dir einen Blick in unsere Bestenliste. Dort findest du alle Plattenspieler, die wir bisher getestet haben und garantiert ein Modell, das zu dir passt:

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