Millionenstrafe für Sennheiser: Illegale Preisabsprachen beim Kopfhörer-Profi

Dass Händler ihre Preise anpassen, ist ihr gutes Recht – selbst, wenn der verlangte Preis weit unter der ursprünglichen UVP liegt. Dass die eigenen Kopfhörer teilweise zu günstig angeboten wurden, war Sennheiser aber anscheinend ein Dorn im Auge. Weshalb man in solchen Fällen bei Händlern eingegriffen und sie dazu gebracht hat, die Preise wieder anzuziehen. Eine solche Einschränkung der Preisbildung verstößt jedoch gegen das Kartellrecht. Jetzt müssen Sonova, Tochterfirma Sennheiser und drei Manager insgesamt knapp sechs Millionen Euro Strafe zahlen.
Knapp sechs Millionen Euro Strafe für Sennheiser
Das deutsche, familiengeführte Unternehmen hat mit seinen Kopfhörern, Mikrofonen – und in neuester Zeit auch Soundbars – Weltruhm erlangt. Doch hinter der Fassade hat man den Markt offenbar schon seit Jahren genau im Blick behalten – verständlich – und gegebenenfalls die Preise in die gewünschte Richtung gedrückt – bedenklich und illegal. Dabei soll Sennheiser neben öffentlichen Preisvergleichsportalen auch spezielle Software genutzt haben, um herauszufinden, welcher Händler die eigenen Produkte in den Augen Sennheisers zu günstig anbietet.
Schon 2015 soll es zu ersten Verstößen im Kartellrecht gekommen sein, als es neben erlaubten Einkaufsabsprachen zwischen Hersteller und Händler auch zu Vorgaben zu den Verkaufspreisen kam. Der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt, sagt dazu: „Bei illegalen Kartellen denkt man in erster Linie an Absprachen auf derselben Marktstufe, also etwa zwischen Herstellern oder zwischen Händlern. Der Preiswettbewerb wird aber auch dann zu Lasten von Verbraucherinnen und Verbrauchern erheblich beeinträchtigt, wenn ein Hersteller mit seinen Händlern Festlegungen über den Ladenpreis trifft.“
Razzia, Code-Sprache und Kartellschulungen
Damit diese Machenschaften nicht sofort auffliegen, soll man sich intern bei Sennheiser bestimmter Code-Wörter bedient haben. Auch hat man die Mitarbeitenden in speziellen Schulungen über das Kartellrecht aufgeklärt. Jedoch nicht, um dieses besser befolgen zu können, sondern um zu wissen, wie man das Recht unbemerkt umgehen kann. Im September 2022 kam es zu einer Razzia im Hauptsitz der Firma in Wedemark bei Hannover. Zu diesem Zeitpunkt war Sennheiser bereits von der Schweizer Hörakustik-Firma Sonova gekauft worden. Doch auch nach der Übernahme im März 2022 sollen die verbotenen Absprachen – in geringerem Umfang – fortgesetzt worden sein.
Dass es „nur“ bei knapp sechs Millionen Euro Strafe bleibt, liegt daran, dass sich Sonova und Sennheiser kooperativ gezeigt und mit der Bonner Bundesbehörde zusammengearbeitet haben. Die Summe ging daher aus einer „einvernehmlichen Verfahrensbeendigung (sog. Settlement)“ hervor. Die betroffenen Händler selbst bleiben straffrei.