Focal Clear Mg im Test: Das Comeback für Open Back?
- Preis
- 1.500 Euro
- Gewicht
- 450 g
- Kopfhörertyp
- Over-Ear / Offen
- Frequenzbereich
- 5 Hz – 28.000 Hz
- Mitgeliefertes Zubehör
- Kabel: 3,5-mm-Klinke (1,2 m + Adapter auf 6,3 mm)), 4-Pol-XLR-Kabel (3 m)
Der Clear MG klingt wie die großen Referenz-Lautsprecher von Focal. Er bietet höchste Transparenz und enormes Auflösungsvermögen, explosive Dynamik und tiefe kontrollierte Bässe. Unter den großen Focal-Kopfhörern ist der Clear MG der heimliche Star.
- Breite und weite Soundstage
- Hohe Dynamik
- Exzellente Auflösung
- Hervorragender Tragekomfort
- Überragende Verarbeitung
- Geringe Schallisolierung
- Relativ schwer
- Teuer
Mit dem Focal Clear Mg liefert das französische Traditionsunternehmen einen offenen HiFi-Kopfhörer mit großen Ambitionen ab. Die edle Optik und das stolze Preisschild – für den Focal Clear Mg werden 1.500 Euro fällig – tun da ihr Übriges. Wir haben die Kopfhörer ganz genau unter die Lupe genommen und verraten dir hier, wie sich der Focal Clear Mg im Praxistest schlägt.
Hier findest du den Focal Clear Mg direkt im Angebot:
Offen oder geschlossen?
Lange galten offene Kopfhörer klanglich als das Maß der Dinge. Da die Gehäuse nach „außen‟ offen sind, strahlen die Treiber den Schall gleichermaßen zu deinen Ohren wie auch in die andere Richtung ab, also in die Umgebung. Andersherum isolieren offene Kopfhörer auch nicht gegenüber Umgebungsgeräuschen. Außengeräusche gelangen durch einen offenen Kopfhörer ungedämmt an deine Ohren.
Mit dem Trend, Kopfhörer auch in der Öffentlichkeit zu tragen, kamen zunehmend geschlossene Kopfhörer in Mode. Hier sind die Gehäuse nach außen schallundurchlässig. Die Musik wird ausschließlich in Richtung Ohren abgestrahlt. Du hörst weniger von deiner Umgebung und deine Umgebung hört deine Musik nicht.
Für viele Kopfhörer-Fans haben mittlerweile geschlossene Kopfhörer die Nase vorn. Auch deshalb, weil sie meistens einen druckvolleren Bass bieten. Focal setzt bei seinem Spitzenmodell Utopia weiter auf eine offene Bauweise. Preislich ein ganzes Stück darunter kommt das geschlossene Spitzenmodell Stellia. Nochmals 2.000 Euro darunter ist der geschlossene Focal Celestee angesiedelt. Die preisliche Lücke zwischen den geschlossenen Modellen Stellia und Celestee hat Focal jetzt mit dem offen gebauten Clear Mg besetzt.
Wie der Focal Clear Mg im Vergleich mit den anderen von uns getesteten offenen Kopfhörern abschneidet, verrät dir ein Blick in unsere Bestenliste:
Focal Clear Mg: Weite Bühne, breiter Klang
Das Erste, was dir neben dem tollen Design und der beeindruckende Haptik des Focal Clear Mg auffallen wird, ist die breite Soundstage, die der HiFi-Kopfhörer aufbaut. Die weite Bühne nimmt dich klanglich sofort gefangen. Es ist beeindruckend, wie entspannt der Clear Mg Musik auf diese Weise transportiert. Das klingt sehr natürlich, authentisch und hat Live-Charakter.
Nehmen wir die Rolling Stones. Olle Kamellen? Weit gefehlt. Der Focal Clear Mg positioniert das seltsam verstimmt klingende Klavier in Sympathy for the Devil weit rechts. Auf der anderen Seite ist der Bass Bill Wymanns deutlich hörbar. Perkussion, Handtrommeln und Maracas scheinen explosiv die gesamte Breite auszufüllen, während dazwischen, klar und sehr präsent, die markante Stimme Jaggers zu hören ist.
Mick Jagger klingt dabei recht jung. Ok, als die Stones Sympathy for the Devil aufgenommen haben, war er circa 25 Jahre alt. Über den AudioQuest Night Owl kommt allerdings mehr vom speziellen, kratzigen Charakter der eigentümlichen Stimme Jaggers rüber. Die Stimme wirkt hier nicht ganz so jugendlich. Das dürfte vor allem daran liegen, dass der AudioQuest tendenziell dunkler und wärmer abgestimmt ist. Der Focal setzt dagegen einen Akzent auf den Präsenzbereich. Entsprechend wirkt die Stimme hier etwas heller und jünger.
Klare Ansage im Hochton
Ganz klar wird die tendenziell hellere Abstimmung des Focal Clear MG, wenn es weiter in Richtung Hochton geht. Passend zum Heimatland von Focal läuft bei uns die französische Sängerin Zaz. Der Titel Les Passants beginnt mit einem hart angeschlagenen Glockenspiel. Die hohen, harten Töne sind kurz vor der Schmerzgrenze, was in diesem Fall gut und richtig so ist. Der Clear Mg macht im Hochton klare Ansagen. Das macht sich auch in klaren, strahlenden Klangfarben bemerkbar.
Strahlen kann der Focal Clear Mg überhaupt ziemlich gut. Das gilt für seine tonale Abstimmung, das gilt noch einmal besonders in Verbindung mit seiner explosiven Dynamik. Die leichte Präsenzbetonung verstärkt dabei nochmal den dynamischen Eindruck. Insgesamt ist der Clear Mg ein ziemlicher Rennwagen.
Focal Clear Mg: Kristallklare Auflösung
Die hohe Dynamik kommt mit einer entsprechenden feindynamischen Auflösung daher. Die Detailwiedergabe ist extrem differenziert. Gerade bei dem erwähnten Zaz-Stück löst der Clear Mg auch die allerfeinsten Details der Stimme auf, bildet die präzise Aussprache der Französin akkurat ab. Vielleicht ahnst du es schon – der Clear Mg eignet sich auch hervorragend für klassische Musik. Die große Bühne, die ansatzlose Dynamik sowie das hohe Auflösungsvermögen kommen bei großem Orchester voll zum Tragen.
Selbst beim größten Gewimmel, das Edvard Griegs In der Halle des Bergkönigs (Peer Gynt-Suiten Nr.1 & 2, Berliner Philharmoniker, Herbert von Karajan) zu bieten hat, behält er den Überblick. Präzise stellt er Instrumente und Instrumentengruppen dar, platziert sie sauber im Raum und behält souverän den Überblick. Selbst heftigste Fortefortissimo schüttelt er dabei locker aus dem Ärmel. Das ist echt großes Kino!
So klingen die Bässe
Du fragst dich, wie der offene Kopfhörer im Bass klingt? Hier reicht er sehr tief runter. Gerade bei In der Halle des Bergkönigs macht sich das bemerkbar, wenn die tiefen Instrumente des Orchesters sich mächtig ins Zeug legen. Diesen Einsatz macht der Focal unmittelbar erfahrbar. Was er weniger macht, sind druckvolle Bässe, wie sie etwa Techno-Musik verlangt. Je nach Musik und Hörgeschmack geht deshalb ein wenig Spaßfaktor verloren.
Bei Pop und Dancefloor stößt der Focal Clear Mg an seine Grenzen. Im Vergleich mit den bassstarken In-Ear-Kopfhörern Campfire Audio Equinox haben die Tiefen weniger Nachdruck, dafür mehr Präzision. Zum Beispiel zeichnet er das Ausschwingen einer Kontrabasssaite sauber in allen Nuancen nach. Die Campfire dagegen vermitteln stärker die Energie, die der große Resonanzkörper in den Raum schiebt.
Sound mit Focal-Note
Summa summarum hat Focal es geschafft, die Klangsignatur der eigenen Lautsprecher, wie etwa der von uns getesteten Focal Sopra N°2, perfekt und auf höchsten Niveau im Clear Mg umzusetzen. Er zeichnet sich durch höchste Transparenz und enormes Auflösungsvermögen, explosive Dynamik und tiefe kontrollierte Bässe aus. Tonal ist er eher auf der helleren Seite. Suchst du einen eher euphorisch klingenden Kopfhörer, gibt es sicher andere Modelle, die dir mehr zusagen. Bist du ein Fan strenger Neutralität, wirst du den Clear Mg lieben.
Technisch setzt Focal beim Clear Mg auf 40-Millimeter-Treiber mit Membranen aus extrem leichtem und stabilem Magnesium – daher der Namenszusatz Mg. Die Membranen haben eine spezielle Form, die Focal als M-Form bezeichnet. Diese Form haben die Franzosen in aufwendigen Testverfahren entwickelt. Auffällig ist, dass Focal den Treibern so offenbar beste Manieren mitgegeben hat.
Viele Hersteller optimieren den Frequenzgang ihrer Treiber durch feine Lagen an Dämmmaterial, das vor den Treibern angeordnet ist. Die Magnesium-Membranen des Focal sitzen dagegen unmittelbar hinter recht grobmaschigen Abdeckgittern. Insofern gibt es hier auch keine dynamischen Bremsen.
Offen, offener, Clear Mg
Generell lässt Focal die Membranen des Clear Mg sehr frei arbeiten. Auch nach hinten gibt es kein erkennbares Dämmmaterial. Von innen kann man fast durch die Gehäuse gucken. Von außen ist das aufgrund der sehr feinmaschigen Abdeckgitter weniger möglich.
Auf jeden Fall folgen die Franzosen sehr konsequent der offenen Bauweise. Das ist vermutlich auch einer der Gründe für die weiträumige Abbildung sowie die enorme Dynamik des Focal Clear Mg.
Mobiles Hören und Anschlüsse
Der Focal Clear Mg hat eine Impedanz von 55 Ohm und einen Wirkungsgrad von 105 dB/mW. Damit kannst du ihn auch gut an einem hochwertigen mobilen Player, etwa dem Sony NW-WM1ZM2 betreiben. Focal hat das offenbar im Blick. Dem Kopfhörer liegt ein 1,2 Meter langes Anschlusskabel mit dem gängigen 3,5 Millimeter Stereoklinke samt Adapter auf 6,3 Millimeter bei. Am Kopfhörerverstärker iFi xDSD Gryphon läuft der Clear Mg auf jeden Fall zur Höchstform auf.
Die beeindruckende Performance kannst du sogar noch eine Nuance steigern, wenn du ihn symmetrisch an einen großen Kopfhörerverstärker anschießt. Dazu liegt ein zweites, 3 Meter langes Kabel mit 4-Pol-XLR-Stecker bei. Ein Röhren-Kopfhörerverstärker wie der Cayin HA-300MK2 ist zum Beispiel ein herrlicher Spielpartner für den Focal Clear Mg. Die 300B Röhren besänftigen die Tendenz des Clear MG, gelegentlich etwas analytisch zu klingen, um genau das richtige Maß – die perfekte Balance zwischen sehr genauem hinhören und genießen.
Edle Materialien – Perfekte Verarbeitung
Apropos Genuss: die Passform des Focal Clear Mg lässt keine Wünsche offen. Egal, wie groß dein Kopf oder deine Ohren sind, der Clear Mg wird dir passen. Die Ohrpolster bieten sowohl Komfort als auch sicheren Sitz. Da es keine Stoffabdeckung vor den Treibern gibt, herrscht in den Gehäusen viel Platz für große Ohren.
Der breite, gepolsterte Kopfbügel kaschiert das beachtliche Gewicht – 450 Gramm – sehr gut. Und dank der offenen Bauweise gibt es auch bei langen Hörsessions, die du mit dem Clear Mg sicher haben wirst, keine heißen Ohren.
Bilder lügen nicht. Das galt zumindest so lange, bis die künstliche Intelligenz mit genügend Überredungskunst nahezu jedes Bild erzeugen konnte. Unsere Bilder sind echt und lassen die hochwertige Haptik und Verarbeitung der Kopfhörer schon erahnen. Die Bügelkonstruktion besteht aus wunderschön bronzefarben eloxiertem Alu. Auch die Gehäuse bestehen zum großen Teil daraus.
Plastik findet man so gut wie gar nicht. Die Polster bestehen aus Leder und Mikrofaserstoff. Auch die Verarbeitung ist erstklassig. Der Clear Mg wird laut Focal tatsächlich in Frankreich gefertigt. Und das offenbar mit einem extrem hohen Qualitätsanspruch.
Unser Fazit zum Focal Clear MG
Der Focal Clear Mg ist ein Statement. Klanglich bietet er sämtliche Tugenden, die man bei Focal erwartet: ungebremste Dynamik, höchste Auflösung, abgrundtiefe Bässe. Wenn du auf den klaren Klang der Focal Top-Lautsprecher stehst, wirst du den Clear Mg lieben. Er macht klare Ansagen, klingt sehr neutral. Dabei geht er tendenziell eher ins Analytische, denn in eine schönfärberische Richtung. Technisch ist er leicht zu betreiben und kann auch sehr gut an hochwertigen mobilen Playern, DAPs oder Kopfhörerverstärkern benutzt werden.
Dank langem Kabel mit 4-Pol-XLR-Stecker kann man ihn genauso gut an stationäre Spitzen-Kopfhörerverstärker anschließen. Dabei holt man sogar noch ein Quäntchen mehr an Klang raus. Passform und Verarbeitung sind ohnehin über jeden Zweifel erhaben. So unter uns: Die Flaggschiffmodelle Utopia und Stellia mögen das in Sachen Kopfhörer bei Focal technisch machbare darstellen. Was Klang und Verarbeitung betrifft, ist der Clear Mg der heimliche Star. Er bietet für deutlich weniger Geld nahezu alles, was die Top-Modelle auszeichnet.
Hier geht’s direkt zum Angebot des Focal Clear Mg:
Technische Daten | |
Preis | 1.500 Euro |
Gewicht | 450 g |
Kopfhörertyp | Over-Ear / Offen |
Wandler | 40 mm, dynamisch |
Frequenzbereich | 5 Hz – 28.000 Hz |
Mitgeliefertes Zubehör | Kabel: 3,5-mm-Klinke (1,2 m + Adapter auf 6,3 mm)), 4-Pol-XLR-Kabel (3 m) |
Impedanz | 55 Ohm |
Alle von getesteten HiFi-Kopfhörer findest du hier in unserer Bestenliste: