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Audeze LCD-2 im Test: Die Referenz im Studio?

Unzählige Masteringstudios vertrauen auf Kopfhörer von Audeze. Wir verraten dir, wohin dich die magnetostatische Klangreise des LCD-2 Closed Back entführt.
Audeze LCD-2 im Test | HIFI.DE
Kopfhörertyp
Over-Ear / Geschlossen
Gewicht
612 g
Frequenzbereich
10–50 kHz
Mitgeliefertes Zubehör
1,9 m Kabel mit 1/4" Klinke und doppelt 4-pol. Mini XLR Stecker
Paarpreis (UVP/Straßenpreis)
899 € / um 899 €
In Kürze
Mit dem LCD-2 Closed Back gelingt es Audeze, die klanglichen Vorzüge seiner Planartreiber-Technologie auch bei einem geschlossenen Kopfhörer überzeugend umzusetzen. Dadurch wird auch in lauten Umgebungen ein ungestörter Klang-Genuss auf höchstem Niveau möglich.
Vorteile
  • Vorbildliche Feinauflösung und Detailtreue
  • Gute Frequenzlinearität
  • Herausragende Räumlichkeit
  • Gute Materialanmutung und Verarbeitung
Nachteile
  • Hohes Gewicht
  • Nicht für Mobilbetrieb geeignet
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Der Audeze LCD-2 Closed Back ist die geschlossene Variante des LCD-2 Classic. Der Hersteller Audeze wird wie das deutsche Wort „Odyssee“ ausgesprochen, und dieser Name ist wohl augenzwinkernd Programm. Basierend auf elektromagnetischen Treibern will uns der US-amerikanische Hersteller in völlig neuartige Klangwelten entführen.

Dass dies ganz offensichtlich gelingt, beweisen umfangreiche Referenzen in Form von unzähligen internationalen Top-Masteringstudios, die auf den unbestechlichen Sound von Audeze setzen. In den meisten Fällen dürften dort allerdings offene Modelle wie der LCD-X zum Einsatz kommen. Wir haben für dich getestet, was der mit circa 900 Euro für Audeze Verhältnisse eher preisgünstige LCD-2 Closed Back zu bieten hat.

Auch den Audeze LCD-2 Closed Back gibt es natürlich beim Musik-Profi Thomann:

Der Audeze LCD-2 kann stehen
Der Audeze ist ein wahrer Highend Studio-Kopfhörer, dessen Bauweise auf die Arbeit im Studio ausgelegt ist. Was kann das Schwergewicht von über 600 Gramm?

Planar-Technik des Audeze LCD-2

Audeze ist bekannt für elektromagnetische Kopfhörer. Der LCD-2 Closed Back macht hier keine Ausnahme. Um ihn zu verstehen, müssen wir uns also zunächst ein wenig mit dieser Technologie beschäftigen.

Herkömmliche dynamische Kopfhörer-Treiber bestehen wie auch Lautsprecher-Chassis aus einer runden Membran, die in ihrem Zentrum von einer Schwingspule angetrieben wird. Obschon millionenfach bewährt, bringt dieses Prinzip einige grundlegende Probleme mit sich: Für tiefe Bässe muss die Membran groß sein. Dadurch würde sie allerdings tendenziell zu träge werden, um Höhen und Transienten akkurat zu reproduzieren. Der mittig verortete Antrieb sorgt zudem für Verfärbungen durch Partialschwingungen der Membran.

Der Audeze LCD-2 ist nichts für dich? Wir haben zahlreiche weitere Modelle getestet:

Das Ideal wäre also eine relativ große, aber gleichzeitig leichte Membran, die auf ihrer gesamten Fläche gleichmäßig angetrieben wird. Einer der ersten Hersteller, die ein solches Konzept erfolgreich realisieren konnten, war die Firma Stax mit ihren berühmten elektrostatischen Kopfhörern. Hier bewegt sich eine elektrostatisch geladene Metallfolie zwischen zwei Statoren. Allerdings benötigt dieser Antrieb eine sehr hohe Vorspannung auf der Membran und ist technisch dementsprechend aufwändig. Stax Kopfhörer sind deshalb nur mit einem eigenen Netzteil zu betreiben.

Der Audeze LCD-2 ist mit einem magnetostatischen Lautsprecher, auch Planartreiber genannt, ausgestattet. Dieser kombiniert den klassischen magnetischen Antrieb mit einer gleichmäßig angesteuerten Membran.

Hauchdünne Klangfolie

Magnetostatische Lautsprecher, auch Planartreiber genannt, stellen quasi das Beste aus beiden Welten dar und verbinden den klassischen magnetischen Antrieb mit einer gleichmäßig angesteuerten flachen Membran. Diese besteht aus einer hauchdünnen Kunststoff-Folie, die mit Leiterbahnen beschichtet ist und in einem starken Magnetfeld schwingt. Dabei haben auch die Entwickler von Planartreibern mit ganz besonderen Herausforderungen zu kämpfen. So muss die Folie sehr dünn, leicht und stabil sein, gleichzeitig bringen die notwendigen starken Magnete ein hohes Gewicht mit sich. Im ersteren Fall hat Audeze inzwischen ausreichend Expertise und realisiert Membran-Folien, die mit 0,5 Mikrometern zehnmal dünner sind als ein rotes Blutkörperchen.

Gegen das Gewicht der Magnete ist allerdings auch diesem Hersteller noch kein Geheimrezept eingefallen: Mit 613 Gramm ohne Kabel gehört der LCD-2 Closed Back definitiv zu den Schwergewichten unter den Kopfhörern. Ob der Klang dafür entschädigt, zeigt unser Hörtest.

Ohrmuscheln Design der Audeze LCD-2
Auf den Seiten der Ohrmuschel sieht man das dezente A für Audeze.

Überwältigender Klang

Es klingt total abgegriffen, aber tatsächlich hat der erste Klang-Eindruck des LCD-2 Closed Back etwas Magisches, das ihn grundlegend von anderen Kopfhörern unterscheidet. Die Ohrmuscheln und auch die Ohrpolster sind sehr groß geraten, sodass man wirklich das Gefühl von viel Platz hat.

Und dieser Eindruck setzt sich im Hörerlebnis unmittelbar fort. Die Stereobühne entfaltet sich völlig selbstverständlich und mit faszinierender Räumlichkeit im Kopf, während die beiden Treiber akustisch praktisch nicht in Erscheinung treten. Two Feets I Feel Like I‘m Drowning kam unglaublich smooth und elegant zu Gehör. Die Bässe sind abgrundtief und wirklich mächtig, dabei aber stets sauber und niemals zu vordergründig. Einzig bei der Lokalisation der Stimme in der Phantom-Mitte hatte unser Referenz-Hörer Austrian Audio Hi-X65 die Nase leicht vorne. Ähnliches zeigt sich bei den einzelnen Klavier-Anschlägen von Esbjörn Svenssons Goldhearted Miner, die vom Austrian Audio Kopfhörer etwas schärfer positioniert werden. Bezüglich der Darstellung des Aufnahmeraumes, der Obertonvielfalt von Piano und Bass und insbesondere der mit Besen gespielten Snaredrum muss sich der deutlich günstigere österreichische Hörer allerdings klar geschlagen geben. Die Auflösung des Audeze Planartreibers ist hier einfach überwältigend.

Kabel des Audeze LCD-2
Im Gegensatz zu vielen Studio-Kopfhörern verfügt das Kabel der LCD-2 über keinen schraubbaren Klinken-Adapter, sondern hat schlichtweg kein Miniklinken-Kabel.

Auch Tony Braxtons Secrets wurde mit kaum einem bisher getesteten Hörer derart wohlklingend dargestellt, ohne dass durch eine zu weiche Abstimmung wichtige Details verloren gehen würden. Der Hochtonbereich ist fein ziseliert und geht sehr weit nach oben, lässt dabei aber jede Spur von Aggressivität vermissen. Bei Paul O‘Briens Misty Mountain ist der Vergleich zwischen Austrian Audios Flaggschiff und dem Planartreiber-Modell besonders spannend. Auch hier glänzt der LCD-2 durch eine akribische Auflösung aller Obertonstrukturen und auch die verschiedenen Hallräume waren deutlicher erlebbar als mit dem Hi-X65, der mit einem direkteren Klangbild auftritt und die Phantommitte sauberer positionierte.

Es fällt schwer zu beurteilen, wo hier die Wahrheit liegt: Eventuell sind Mixing-Eingriffe von Kompressoren und Equalizern mit dem österreichischen Hörer noch unmittelbarer zu verifizieren, andererseits entspricht die Darstellung des Audeze Kopfhörers mit einiger Sicherheit eher der klanglichen Intention des Produzenten Günther Pauler von Stockfisch Records.

Symmetrisch ist der LCD-2 noch besser

Während viele Kopfhörer das Kabel einseitig führen, besitzt der LCD-2 Closed Back an jeder Ohrmuschel eine eigene vierpolige Mini-XLR-Buchse, was eine symmetrische Verkabelung ermöglicht, wie sie in Highend-Kreisen häufig propagiert wird.

Kabeleingänge des Audeze
Über die vierpoligen Mini-XLR-Buchsen an jeder Ohrmuschel kann der Audeze LCD-2 Closed Back symmetrisch verkabelt werden.

Was bedeutet das?

Der übliche Kopfhörer-Klinkenstecker besitzt drei Pole. Das positive Signal des linken und rechten Kanals sowie eine gemeinsame Masse. Eine symmetrische Verkabelung dagegen führt die positiven und negativen Halbwellen beider Kanäle über jeweils separate Leiter, was eine verbesserte Kanaltrennung mit sich bringt. Zudem können entsprechende Kopfhörer-Verstärker als dynamikstarke Push-Pull-Varianten ausgelegt werden.

Audeze LCD-2 Größenverstellbar
An den Seiten des Kopfbügels lässt sich die Größe des Audeze LCD-2 verstellen.

Spezieller Verstärker für symmetrische Verkabelung der LCD-2 benötigt

Symmetrisch verkabelte Kopfhörer sind bis heute eher selten, denn schließlich benötigt man spezielle Kabel und auch Verstärker müssen diese Betriebsart unterstützen. Dennoch hatten wir die Gelegenheit, den LCD-2 Closed Back an einem Violectric HPA-V550 Kopfhörer-Verstärker symmetrisch zu betreiben und das Hörergebnis war überraschend eindeutig. Haben wir bei I Feel like I‘m Drowning oder auch Misty Mountain in unserem ersten Test noch eine etwas unscharfe Lokalisation und Phantommitten-Darstellung kritisiert, so löst die symmetrische Verkabelung all diese Probleme mit einem Schlag. Sie verhilft dem LCD-2 zu einer weiten und tiefen Stereobühne, auf dem jedes Instrument wie festgenagelt an seinem Platz steht.

Leider kostet ein Kopfhörer-Verstärker wie der angesprochene HPA-V550 rund 2.600 Euro. Preisgünstig ist das symmetrische Klangvergnügen also nicht. Dennoch können wir HiFi-Gourmets und Mastering-Engineers, die alle klanglichen Möglichkeiten des LCD-2 ausschöpfen möchten, nur wärmstens ans Herz legen, den symmetrischen Betrieb einmal auszuprobieren.

Den HPA-V550 bekommst du beispielsweise bei HIFI-REGLER:

Verarbeitung, Tragekomfort und Einsatzbereiche

Bezüglich des Komforts wird der hervorragend verarbeitete LCD-2 Closed Back seinem High-End Anspruch absolut gerecht. Die riesigen Ohrpolster sorgen für ein angenehm luftiges Tragegefühl, bei dem man fast nicht merkt, dass man einen Kopfhörer aufhat. Wäre da nicht das hohe Gewicht. Obwohl der Audeze stabil am Kopf sitzt, kann auch der US-amerikanische Planartreiber-Spezialist die Physik nicht austricksen. Bei schnellen Bewegungen macht sich die Trägheit bemerkbar, uns der LCD-2 rutscht am Kopf hin und her. Dadurch ist er trotz seiner sehr guten Außengeräuschdämpfung nur eingeschränkt als Monitor für Musiker*innen im Studio geeignet. In der Regie macht er dagegen eine ebenso brillante Figur wie im heimischen Wohnzimmer, wo er echten Referenzklang liefert, ohne die Umgebung zu stören.

Audeze LCD-2 Ohrpolster
Der Audeze LCD-2 Closed Back ist groß und schwer, sitzt aber trotzdem sehr bequem.

Für den mobilen Betrieb ist der LCD-2 Closed Back dagegen eher nicht zu empfehlen. Er ist weder falt- noch klappbar und definitiv zu sperrig für die Reise. Offensichtlich war das aber auch niemals die Intention bei der Entwicklung dieses Kopfhörers: Aufgrund des fehlenden Miniklinken-Kabels konnten wir die Performance an Mobilgeräten nicht einmal testen.

Testfazit des Audeze LCD-2

Der LCD-2 Closed Back zeigt vom ersten Ton an, warum Planartreiber-Kopfhörer von Audeze bei HiFi-Fans mit gehobenen Ansprüchen ebenso beliebt sind wie bei professionellen Mastering-Engineers. Sein fein durchgezeichnetes Klangbild strengt niemals an, lässt nichts weg und fügt nichts hinzu. Gleichzeitig besticht es mit einer faszinierenden Räumlichkeit, die angesichts der geschlossenen Bauform umso mehr überrascht. Einziger Nachteil ist das hohe Gewicht, das bei schnellen Kopfbewegungen störend sein kann. Für den Mobilbetrieb gibt es daher geeignetere Modelle. Sieht man davon ab ist auch der Tragekomfort des LCD-2 Closed Back vorbildlich.

HIFI.DE Testsiegel-Studio-Kopfhörer-Audeze-LCD-2-Closed-Back-8.9

Aktuelle Angebote des Audeze LCD-2

Technische Daten
Kopfhörertyp Over-Ear / Geschlossen
Gewicht 612 g
Wandler Dynamisch
Frequenzbereich 10–50 kHz
Mitgeliefertes Zubehör 1,9 m Kabel mit 1/4" Klinke und doppelt 4-pol. Mini XLR Stecker
Impedanz 70 OHm
Paarpreis (UVP/Straßenpreis) 899 € / um 899 €

Du suchst nach einem HiFI-Kopfhörer? Auch da haben wir viele Modelle getestet:

Würdest du dir den Audeze LCD-2 anschaffen? Oder bevorzugst du einen anderen Studio-Kopfhörer? Schreib es uns in die Kommentare! 

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