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Audio Physic Classic 35 im Test: Kräftiger Lautsprecher für große Räume

Die sauerländer Klangschmiede Audio Physic baut Lautsprecher, die so gut wie keine Eigenresonanzen haben sollen. Wie gut das klingt klärt unser Test der Audio Physic Classic 35.
Audio Physic Classic 35 Titelbild
Treiber
4 (1 x Hochtöner, 1 x Tiefmitteltöner, 2 x Tieftöner)
Frequenzbereich
32 Hz – 30 kHz
Abmessungen (BxHxT)
240 x 1145 x 400 mm
Verfügbare Farben
Holz: Walnuss, Kirsche; Glas: Schwarz, Weiß, Rot, Anthrazit, Silbergrau, Perlweiß
Paarpreis
5.490 Euro (Sonderfarben 5.790 Euro)
In Kürze
Abgesehen vom für manche Räume zu kräftigen Tiefbass beeindruckt die Audio Physic Classic 35 auf ganzer Linie. Selten haben wir so eine fein aufgelöste und natürliche Wiedergabe von Instrumenten und Stimmen gehört. Perfekt für große Räume und kräftige Verstärker.
Vorteile
  • Phänomenale Bühnenabbildung
  • Unverfälschte Hoch- und Mitteltonwiedergabe
  • Makellose Verarbeitung, Glasoberflächen sehr beständig gegen Kratzer
  • Viele Farbvarianten möglich
Nachteile
  • Bass könnte etwas mehr Kontrolle vertragen
  • Profitiert von kräftigen Verstärkern.
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Mitten im Sauerland baut Audio Physic Lautsprecher, die so ganz anders sein sollen, als die anderer Marken. Viele kleine Innovationen des Chefentwicklers Manfred Diestertich sollen dafür sorgen, dass die Lautsprecher aus Brilon klanglich unabhängig vom Gehäuse sind. Nachdem wir uns schon die kleinere Schwester Classic 15 im Test vorgenommen haben, wollen wir wissen, was passiert, wenn du etwas mehr Geld in die Hand nimmst. In diesem Test erfährst du, was die Audio Physic Classic 35 alles drauf hat.

Audio Physic Classic 35 Treiber
Die Classic 35 von Audio Physic verspricht dir unverfälschte Musikwiedergabe durch ausgeklügelte Resonanzreduktion.

Ein besonderes Augenmerk der von uns getesteten Variante stellt die komplette Beplankung mit Glas dar. Diese Glasoberfläche soll bei der Audio Physic Classic 35 einen deutlichen Klangvorteil bieten. Damit dieser Hingucker aber zu deinem Style passt, bietet Audio Physic verschiedene Farben – und Oberflächen an. Denn Glas passt halt nicht immer und überall. Alternativ kannst du die Classic 35 auch mit Oberflächen aus sorgfältig ausgewählten Holzfurnieren bekommen.

Audio Physic Classic 35 Holzvarianten
Walnuss- oder Kirschholz stehen dir als Finish zur Verfügung, sollte Glas nicht zu deinem Geschmack passen. | Bild: Audio Physic

Audio Physic Classic 35 im Klang-Test

Gleich zu Beginn unseres Tests offenbart und die Audio Physic Classic 35 ihre Stärke: Die Auflösung im Hoch- und Mittelton ist einfach nur genial. Das Klanggeschehen breitet sich wie von selbst vor dir aus, egal ob Orchester oder Solo-Künstler*in. Hinzu kommt ein unglaubliches Gespür für Timbre. Den Classic 35 genügt es nicht bloß mit dem Finger auf einen Ton zu deuten und zu sagen „das ist eine Gitarre.“ Sie lassen auch das dreckigste Scheppern der Stahlsaiten nicht ungehört und sprechen Bände über die Eigenarten jedes Musikers. Lost for Words ist so eines jener Stücke, die besonders viele solcher Details bieten neben dem exzellent wiedergegebenen Gitarrensolo David Gilmours bietet der Song aber noch eine andere Besonderheit.

Das Stück von Pink Floyds Album Divison Bell beginnt damit, dass eine Person auf hohen Absätzen das Zimmer vor dir verlässt. „Vor dir“ ist hier durchaus wörtlich zu verstehen. Du hast tatsächlich das Gefühl, du wärst im selben Raum, so realistisch hallen die Schuhe auf dem vermeintlichen Parkett. Als die Tür hinter der Person ins Schloss fällt, zuckst du unwillkürlich zusammen. Die Aussage dieser ersten paar Sekunden ist klar: „Du“ wurdest gerade verlassen. So viele Emotionen in so wenigen Sekunden zu übermitteln ist das Spezialgebiet von Pink Floyd. Die britische Rocklegende findet in der Audio Physic Classic 35 jedoch ihr perfektes Gegenstück. Was aus diesem Lautsprecher tönt ist reine Emotion.

Audio Physic Classic 35 Hochtöner
Die Gewebekalotte des Hochtöners sitzt in einem kleinen Wave Guide und strahlt so besonders gleichmäßig ab.

Aber obwohl du praktisch schon mit der Nasenspitze auf jeden Teil der Musik gedrückt wirst, verlieren die Lautsprecher nie das große Ganze aus dem Blick. Stets klingt die Aufnahme harmonisch und aus einem Guss. Dabei erstreckt sich die Bühne weit über die Lautsprecher hinaus und lässt dich sprichwörtlich in der Musik versinken. Denn ein weiterer Vorteil der Lautsprecher ist die enorm ausgeprägte Tiefenstaffelung. Das Geschehen vor dir erscheint nicht nur wie auf einer Leinwand in 2D, sondern erstreckt sich von deinem Sitzplatz bis zur Wand an der die Lautsprecher stehen – und gefühlt sogar darüber hinaus.

Die Audio Physic Classic 35 gibt es in verschiedenen Farben:

Bühne frei für den Stereo-Effekt

Ganz besondere Aufnahmen um diese Weite zu erleben, bietet dir die EP „Om Os“ des Danish String Quartets. Zusammen mit dem Danish National Girl’s Choir arrangieren die vier Virtuosen auf dieser Platte vier skandinavische Lieder. Besonders das letzte Stück mit dem schönen Namen Tit er jeg glad og et brudestykke zeigt eindrucksvoll, wie weit sich ein Chor selbst in unserem Hörraum ausdehnen kann. Jede einzelne Stimme scheint vor dir aufzuleuchten, während sich weit davor die zwei Violinen, die Bratsche und das Cello des Quartets materialisieren. 6 Minuten 32 Sekunden nach denen du dich mit offenem Mund fragst, was da eben passiert ist.

Audio Physic Classic 35 Basstreiber
Die Audio Physic Classic 35 kann tief in den Frequenzkeller absteigen. Hier die beiden unteren der vier Basstreiber.

Auch der unterste Teil der hörbaren Frequenzen ist stark vertreten, hier kommt die große Box aber gelegentlich aus dem Tritt. Natürlich geht er, wie du es bei einem so imposanten Standlautsprecher schon vermutet hast, tief nach unten, verliert aber je weiter er tonal absinkt, einen Teil der Kontrolle. Das zeigt sich besonders bei  Movement & Motion von Motorcitysoul. Der staubtrockene Bass rutscht mit jedem Beat etwas tiefer nach unten, bis er fast aus dem Boden zu kommen scheint. Einmal unten angekommen, kann die Classic 35 ihn aber nicht mehr an der kurzen Leine halten. Der Bass umgibt dich immer noch, verliert aber jäh an Impulsgenauigkeit.

Wenn du nach dem perfekten Standlautsprecher für dich suchst, findest du in unserer Bestenliste sicher das richtige:

Viel Glas für weniger Resonanzen

Audio Physic hat einen Feind, den das Unternehmen mit aller Macht versucht von seinen Lautsprechern fern zu halten. Dieser Feind heißt Eigenresonanz. Ein Lautsprecher kann nur dann Musik unverfälscht wiedergeben, wenn er ihr nichts hinzufügt oder wegnimmt. Versetzt aber die Bewegung der Treiber oder der Schall selbst die Lautsprecher in Schwingungen, kann das zu unerwünschten Veränderungen im Klangbild führen. Um das zu verhindern setzt Audio Physic bei der Classic 35 auf gleich mehrere Techniken.

Audio Physic Classic 35 Mitteltöner
Der Mitteltöner ist besonders dämpfend aufgehängt und besitzt einen Phase-Plug zur Belüftung der Treiber.

Der 3-Wege-Lautsprecher wurde von Audio Physic äußerlich und innerlich nach allen Regeln der Kunst gedämpft. So sitzen Membran und Antrieb der Mitteltöner in einem Doppelkorb. Dieser soll dafür sorgen, dass sich störende Vibrationen erst garnicht vom Treiber entfernen können. Auch die anderen Treiber (ein Hochtöner und zwei Tieftöner) sind aufwändig vom Gehäuse entkoppelt.

Zusätzlich wird das Gehäuse der Audio Physic Classic 35 nicht bloß mit Holzstreben versteift, sondern auch mit Keramikschaum. Im Unterschied zu MDF-Platten ist es um einiges stabiler, hat aber durch seine schwammartige Struktur eine vielfach größere Oberfläche. So kann das Gehäusevolumen des Lautsprechers enorm vergrößert werden, ohne dass der Lautsprecher nach außen noch größer ausfallen müsste. Ein Bassreflexrohr im Boden verstärkt diese Wirkung noch weiter und verstärkt zudem spezielle tiefe Frequenzen.

Audio Physic Classic 35 Keramik-Schaum
Der von Audio Physic verbaute Keramikschaum versteift den Korpus der Classic 35 und vergrößert gleichzeitig sein Volumen. | Bild: Audio Physic

Glasgehäuse: Mehr als bloß edle Oberfläche

Um die Eigenresonanzen des Gehäuses den Garaus zu machen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Nicht weit entfernt von der Heimat der Classic 35 baut man bei Fischer & Fischer Lautsprecher aus Schiefer. Auch hier soll das Gehäuse nicht mal ans Schwingen denken können. Mit der Oberfläche aus farbigen Glas ist die Audio Physic vielleicht auf den ersten Blick eleganter als die Fischer & Fischer SN 70, weißt aber ähnliche Klangeigenschaften auf.

Audio Physic Classic 35 Glaspaneele
Die schweren Glasplatten werden mit einem dauerelastischen Kleber auf dem MDF-Gehäuse befestigt.

Der Coup bei der Sache ist, dass die Glaspaneele und der darunter liegende Korpus aus MDF mit einem speziellen dauerelastischen Kleber verbunden sind. Auf diese Art fungiert das Sandwich-Gehäuse als Stoßdämpfer und federt Schwingungen ab, bevor sie nach außen dringen können.

Nach einem ganz ähnlichen Prinzip fungieren die Spezialfüße auf denen die Audio Physic Classic 35 für unseren Test ruhte. In der Lieferung sind zwar nur Spikes enthalten, die uns zur Verfügung stehende Set der VCF II Magnetic Plus können aber weit mehr. Sie dämpfen jede Erschütterung, egal ob durch Schritt oder durch Musik ausgelöst, bevor sie zum Problem werden kann. Im Inneren verbergen sich ein gespanntes Gewebe, das den Druck der Lautsprecher abfängt und zwei starke, sich gegenseitig abstoßende Magnete. Auf die Art „schwebt“ der Lautsprecher über dem Boden und lässt Resonanzen keine Chance.

Audio Physic Classic 35 Füße
Ausgeliefert werden die Audio Physic Classic mit Spikes. Bodenschonender geht es mit den besonders dämpfenden Füßen von Audio Physic.

Mehr zum Unterschied zwischen Spikes und Dämpfern ist und wann du sie gebrauchen solltest, erfährst du in unserem Ratgeber:

Classic 35: Ein Lautsprecher für große Räume

Wie du unserer Klangbeschreibung entnehmen kannst, ist die Audio Physic Classic 35 kein Lautsprecher, den man gemeinhin als „schwach auf der Brust“ bezeichnen würde. Das besonders tiefe Bassfundament sollte gut kontrolliert werden können, damit es dir nicht vollends von der Leine springt. Um das zu erreichen solltest du der Audio Physic einerseits eine Menge Platz bieten und andererseits einen starken Verstärker als Zuspieler gönnen.

Für einen Raum mit weniger als 25 bis 30 Quadratmetern würden wir dir die Audio Physic Classic 35 nicht empfehlen und eher zu einer kleineren Vertreterin der Classic-Familie raten.

Wenn du der Classic 35 aber genügend Platz bieten kannst, freut sie sich über viel Abstand von allen Wänden. Ein Meter Entfernung von der Rückwand und den Seitenwänden sollte mindestens drin sein, damit der Bass nicht anfängt zu wummern. Unter diesen Bedingungen spielt sie hervorragend. Für den weiter oben beschriebenen Stereo-Effekt solltest du die Lautsprecher leicht zu dir eindrehen. So erhältst du die nötige Dreidimensionalität. Auch zu diesem Thema können wir dir unseren Ratgeber zum Thema Lautsprecher aufstellen empfehlen.

Aufbau und Anschlüsse

Natürlich hat eine zusätzliche Schicht Glas auch Auswirkungen auf die Handlichkeit der HiFi-Box. 35 Kilo wiegt jede von ihnen. Durch die gute Verpackung und eine hilfreiche Anleitung wird das auspacken allerdings leichter als du vermutest. Eine zweites Paar Hände solltest du dir aber trotzdem dazu holen, um die knappen 1,15 m hohen Glaskästen auf die Füße zu stellen. (Um diese anzubringen entfielt es übrigens den Lautsprecher auf dem Kopf stehend auszupacken.

Audio Physic Classic 35 Terminal
Das Terminal an der Rückseite ist mit hochwertigen Polklemmen von WBT ausgestattet.

Der weitaus überwiegende Teil der HiFi-Kund:innen nutzt Lautsprecher im mit einem einzigen Lautsprecher-Kabel. Angeblich klangverbessernde Experimente wie Bi-Wiring oder gar Bi-Amping sind die absolute Ausnahme. Deshalb verbaut Audio Physic an seinen Lautsprechern standardmäßig nur Single-Wiring-Anschlüsse, diese sind dafür aber umso hochwertiger. Es handelt sich sich um nextgen-Polklemmen der deutschen Kabelprofis WBT. Diese versprechen nicht nur eine optimale Verbindung zwischen Lautsprecher und Kabel, sondern sind auch mit einem Drehmoment-Indikator ausgestattet. Bevor du dein Kabel zu feste anschraubst und dadurch Kabel oder Polklemme schaden nehmen, ertönt ein Knacken. So weißt du, wann deine Kabel idealen Halt haben.

Design der Audio Physic Classic 35

Klar, die Glasschicht hat auch erhebliche akustische Vorteile, aber seien wir mal ehrlich. Die Lautsprecher machen mit ihrer harten, matt glänzenden Oberfläche schon einiges her. Die Respekt heischende Wirkung der Audio Physic Classic 35 bleibt im übrigen auch bestehen, wenn du sie in einer der Holzvarianten bestellst. In diesem Fall geht die Wirkung aber nicht von der gleichmäßigen Oberfläche mit ihren perfekt sitzenden Fugen aus, sondern vom Holzfurnier.

Audio Physic Classic 35 - Spiegelung Front

Egal für welche Version – oder Farbe, die Classic 15 gibt es nämlich in verschiedensten – du dich letztendlich entscheidest, die obere Hälfte der Schallwand wird immer in diskretem Schwarz geliefert. Auch hier muss ein Lob an die Handwerker ausgestellt werden. Die Löcher für die Treiber so passgenau in einen so spröden Stoff wie Glas zu schneiden, ist eine Herausforderung.

So passt das Äußere des Lautsprechers auch sehr gut zu ihrem Klang. Natürlich verlangt sie dir, ähnlich wie ihr Tieftonbereich, Respekt ab, wirkt hochaufragend und massiv. Gleichzeitig strahlt sie eine aufgeräumte und entspannte Eleganz aus, die sehr gut zu der puren Musik passt, die sie verströmt. Und zu guter Letzt kannst du dir sicher sein, dass die Glasoberfläche auch noch nach 20 Jahren so aussieht wie am ersten Tag. Etwas was man von lackierten Lautsprechern nicht immer behaupten kann. Audio Physic Classic 35 verfärbt halt weder tonal noch optisch.

Audio Physic Classic 35 Paar
Egal in welcher Ausführung, die Audio Physic Classic 35 sind immer ein Hingucker.

Fazit – Nichts als Musik mit der Audio Physic Classic 35

„Nothing but music“ prangt unter dem Logo von Audio Physic und diesem Spruch bleibt das kleine Team aus dem Sauerland auch bei der Classic 35 treu. Der Tieftonbereich könnte zwar etwas mehr Kontrolle vertragen, aber die unglaublich lebhafte Darbietung jeder Art von Musik macht diesen Kritikpunkt mehr als wett. Der immense Aufwand, der zur Resonanzunterdrückung betrieben wird zahlt sich definitiv aus. Wenn du diesem Lautsprecher einen starken Verstärker und genügend Raum gibst, wird er dich nicht mehr aus dem Staunen herauslassen. Dazu kommt eine tadellose Verarbeitung und – gegen Aufpreis – eine große Farbauswahl.

Die Audio Physic Classic 35 gibt es in verschiedenen Farben:

Technische Daten
Wege 3
Treiber 4 (1 x Hochtöner, 1 x Tiefmitteltöner, 2 x Tieftöner)
Anschlüsse Single-Wiring
Frequenzbereich 32 Hz – 30 kHz
Wirkungsgrad 89 dB
Abmessungen (BxHxT) 240 x 1145 x 400 mm
Gewicht 35 kg
Verfügbare Farben Holz: Walnuss, Kirsche; Glas: Schwarz, Weiß, Rot, Anthrazit, Silbergrau, Perlweiß
Paarpreis 5.490 Euro (Sonderfarben 5.790 Euro)

Was fasziniert dich an der Audio Physic Classic 35? Was macht für dich einen guten HiFi-Lautsprecher aus? Teil es uns in den Kommentaren mit!

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