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Was sind Knochenschall-Kopfhörer und wie funktionieren sie?

Knochenschall ist eine Technik für Kopfhörer, die besonders Sportler:innen begeistert. Wir verraten dir alles, was du darüber wissen musst.
Kopfhörer mit Knochenschall liegen voll im Trend. Wir erklären, was dahinter steckt. Bild: Shokz

Du besitzt ein Paar Kopfhörer? Dann arbeiten diese höchstwahrscheinlich mit Luftschall. Sie übertragen Schall also über die Luft, um dich so mit Musik zu versorgen. Es gibt aber auch eine alternative Kopfhörer-Technik: Knochenschall oder „Bone Conduction“. In diesem Ratgeber erklären wir, was sich hinter dieser ominösen Technik verbirgt.

Knochenschall: Was ist das?

Knochenschall – das klingt fast schon gefährlich. Bei dieser Methode wird Audio über Vibrationen direkt durch deine Schädelknochen ins Innenohr geschickt. Dein Schädel schwingt also mit. Keine Angst: Das ist gesundheitlich unbedenklich. Tatsächlich umgehen Knochenschall-Kopfhörer sogar typische gesundheitliche Risiken von Luftschall-Kopfhörern. Beispielsweise kann das dauerhafte Tragen von In-Ears die Haut in deinem Gehörgang reizen. Da Bone-Conduction-Kopfhörer jedoch vor den Ohren, meist am Wangenknochen, anliegen, vermeiden sie das.

Knochenschall-Kopfhörer sitzen vor und nicht im oder auf dem Ohr.
Knochenschall-Kopfhörer sitzen vor und nicht im oder auf dem Ohr. | Bild: Shokz

Eine kleine Einschränkung gibt es: Menschen mit Schädelverletzungen oder Knochenkrankheiten sollten die Nutzung mit ihrem Facharzt besprechen. Letzten Endes ist Knochenschall aber nicht riskanter als Luftschall, solange du es mit der Lautstärke nicht übertreibst. Zumal es sich hier mitnichten um eine neue oder unerprobte Technik handelt. Schon der berühmte Komponist Ludwig van Beethoven soll sich Knochenschall zunutze gemacht haben. In späteren Jahren war er beinahe taub. Deswegen nutzte er einen Holzstab, den er mit seinem Klavier verband, um die Vibrationen wahrnehmen zu können. Du hörst auch deine eigene Stimme beim Sprechen zumindest teilweise über Knochenschall. Deswegen klingt sie für dich „komisch“ bzw. „anders“, wenn du eine reine Audioaufnahme anhörst.

So funktioniert Knochenschall

Alle Luftschall-Kopfhörer übertragen Schall über die Luft in deinen Gehörgang – unabhängig davon, ob sie im oder auf dem Ohr sitzen. Eine Schallquelle verändert dabei den Luftdruck und es entstehen abwechselnd Verdichtungen und Verdünnungen der Luftmoleküle. Infolgedessen breiten sich Schallwellen aus. Die Luft dient hier sozusagen als Transportmedium der Schallwellen und überträgt den Klang von deinen Kopfhörern ans Ohr. Letzteres wandelt den Schall in elektrische Signale um, die dein Gehirn als Klang interpretiert und verstehen kann.

Knochenschall funktioniert etwas anders. Hier dient nicht Luft als Transportmedium für den Schall, sondern eben Knochen. Deswegen müssen Bone-Conduction-Kopfhörer auch nicht direkt über oder sogar in deinem Ohr sitzen. Stattdessen müssen sie direkt an deinem Gesicht – bzw. den Schädelknochen – anliegen. Über die Knochen wandert der Schall in Form von Vibrationen direkt an dein Innenohr. Der letzte Schritt bleibt dann gleich: Die Vibrationen bzw. Schallwellen werden in elektrische Signale umgewandelt und vom Gehirn als Klang interpretiert.

Knochenschall-Kopfhörer lassen das Ohr frei, was Hautreizungen im Innenohr vermeiden kann.
Knochenschall-Kopfhörer lassen das Ohr frei, was Hautreizungen im Innenohr vermeiden kann. | Bild: Suunto

Ein Vorteil von Knochenschall ist, dass Menschen mit Krankheiten im Gehörgang oder Problemen mit dem Trommelfell dank Knochenschall sogar besser Musik und Co. hören können, als über Luftschall. So gibt es viele Menschen, die auf Dauer etwa In-Ears vermeiden sollen, da sie die Haut im Gehörgang reizen können. Kopfhörer mit Bone Conduction können hier zu einer Wohltat werden. Doch es gibt noch weitere Vorzüge der Technologie.

Vorteile von Knochenschall-Kopfhörern

Der größte Vorteil von Knochenschall-Kopfhörern ist, dass dein Ohr komplett frei bleibt. Somit kannst du deine Umgebung weiterhin voll wahrnehmen. Das erinnert dich vielleicht an den Transparenz-Modus deiner In-Ears. Ein Transparenz-Modus nimmt Umweltgeräusche allerdings über Mikrofone auf. Dabei geht die Information verloren, aus welcher Richtung ein Geräusch stammt. Gerade im Straßenverkehr ist es aber extrem wichtig, ob sich dir ein Auto beim Joggen von links oder rechts nähert. Hier sind Knochenschall-Modelle wie z. B. die Shokz OpenRun absolut im Vorteil.

Logischerweise sind Knochenschall-Kopfhörer deshalb auch bei vielen Sportler:innen beliebt – insbesondere Läufer:innen und Radfahrer:innen. Denn so können sie bei Outdoor-Aktivitäten einerseits Musik oder Podcasts anhören und andererseits ihre Umwelt weiterhin sicher wahrnehmen. Dazu kommt der Tragekomfort. Da das Ohr frei bleibt, wird ein Druckgefühl vermieden. Auch sammelt sich keine Feuchtigkeit durch Schweiß am bzw. im Ohr. Das Tagen von Bone-Condudction-Kopfhörern kann dadurch auch wesentlich hygienischer sein, da sie eben nicht in den Gehörgang eingeführt werden müssen.

Bone-Conduction-Kopfhörer funktionieren sogar unter Wasser.
Bone-Conduction-Kopfhörer funktionieren sogar unter Wasser. | Bild: Shokz

Wie schon angedeutet, profitieren auch Menschen mit spezifischen Hörschwächen, etwa geschädigten Trommelfellen. Sie können teilweise dank Knochenschall wieder Musik in höherer Qualität lauschen. Obendrein funktionieren Modelle mit dieser Technik auch beim Schwimmen bzw. unter Wasser, da sie ja keine Luft benötigen. Von Shokz gibt es deswegen sogar spezielle Modelle wie die OpenSwim Pro. Du liest es raus: Gerade für aktive Menschen haben Bone-Conduction-Kopfhörer richtig viele Anwendungsgebiete.

Nachteile von Bone Conduction

Knochenschall-Kopfhörer haben aber natürlich auch handfeste Nachteile gegenüber Luftschall. In allererster Linie ist das die reduzierte Klangqualität. So fehlt es üblicherweise vor allem am Bassfundament. Überspitzt könnte man Bone-Conducion-Modellen einen gewissen „Küchenradio“-Sound nachsagen. Mittlerweile versuchen viele Hersteller, dieses Manko durch die Integration zusätzlicher Luftschall-Treiber, speziell für den Tiefton-Bereich, zumindest abzuschwächen. So kombinieren etwa die Jabra Elite 7 Pro Knochen- und Luftschall.

Generell ist aber der Frequenzumfang, der über Knochenschall-Vibrationen übertragen werden kann, geringer als bei Luftschall. Es sind zudem nicht so hohe Lautstärken wie bei Luftschall möglich. In belebten Umgebungen kann das auch dazu führen, dass du beim Tragen eines Bone-Conduction-Kopfhörers Schwierigkeiten hast, noch Musik oder Podcasts zu verstehen. Denn die Umgebungsgeräusche können den Klang deiner Earbuds durchaus übertönen. Dass die Ohren frei bleiben, kann also je nach Situation auch ein Nachteil sein. Deswegen legen einige Hersteller ihren Geräten für solche Situationen Earplugs aus Schaumstoff bei.

In-Ears kannst du individuell mit verschiedenen Eartips auf dein Ohr zuschneiden.
In-Ears kannst du individuell mit verschiedenen Eartips auf dein Ohr zuschneiden. | Bild: Sennheiser

Auch iim Hinblick aufTragekomfort gibt es nicht nur Vorteile bei Knochenschall. Du bist es von TWS-Kopfhörern sicherlich gewohnt, verschiedene Eartips oder Earwing-Aufsätze auszuprobieren. Bone-Conduction-Kopfhörer verzichten auf eine solche Flexibilität. Teilweise bieten Hersteller wie Shokz aber immerhin optionale Mini-Versionen an, die dann enger am Kopf anliegen. Hier musst du dich aber immer noch vor dem Kauf für eine Größe entscheiden. Danach gibt es keine Anpassungsoptionen mehr.

Das sind die bekanntesten Knochenschall-Kopfhörer

Luftschall-Kopfhörer gibt es von bekannten Marken wie Apple, Audio-Technica, Bose, Google, JBL Samsung, Sennheiser und vielen mehr. Siehst du dich nach Knochenschall-Kopfhörern um, ist die Auswahl deutlich kleiner. Zumal in diesem Segment gerade nicht die obigen Marken auftreten, sondern alternative Anbieter. Pionier und Marktführer ist im Bereich Bone Conduction der bereits mehrfach erwähnte Hersteller Shokz aus China.

So haben wir für dich zum Beispiel bereits die Shokz OpenRun getestet. Dieses Modell ist vor allem bei Läufer:innen beliebt. Alternativ gibt es noch die OpenSwim-Modelle, die tatsächlich speziell fürs Schwimmen gedacht sind. Sie funktionieren sogar Unterwasser. Ein bekannter Konkurrent von Shokz ist Suunto. Suunto stammt aus Finnland und bietet mit den Modellen Wing und Sonic ebenfalls zwei Kopfhörer mit Knochenschall an. Beide visieren vor allem Läufer:innen und Radfahrer:innen an. Dazu kommen mittlerweile die Suunto Aqua, welche sich wie die OpenSwim von Shokz zum Schwimmen und Tauchen eignen.

Eine relativ neue Marke wäre auch noch Mojawa, die 2021 gegründet wurde. Der Hersteller visiert Fitness-Enthusiast:innen mit Modellen wie dem Flaggschiff Mojawa HaptiFit Terra Smart Sports Headphones an. Diese Knochenschall-Kopfhörer sollen nämlich mit Zusatzfunktionen wie einem integrierten Pulsmesser, eigenem Speicherplatz für MP3-Dateien und zusätzlichen Coaching-Funktionen über ihre Begleit-App punkten.

Ein kurzer Überblick

Im Gesamtbild siehst du, dass Knochenschall-Kopfhörer gegenüber den klassischen Luftschall-Modellen ganz eigene Vor- und Nachteile bieten. Sie eigenen sich insbesondere für Menschen mit spezifischen Hörschwächen und für sportliche Aktivitäten. Abstriche musst du vor allem beim Sound hinnehmen. Diesen Kompromiss musst du eingehen, um deine Umgebung weiterhin voll wahrzunehmen.

Zusammenfassung:

  • Luftschall vs. Knochenschall: Klassische Kopfhörer übertragen Klang über die Luft in den Gehörgang, während Knochenschall-Kopfhörer Schall über Vibrationen durch die Schädelknochen weiterleiten.
  • Gesundheitliche Vorteile: Bone-Conduction-Kopfhörer können Hautreizungen im Gehörgang vermeiden und sind für einige Menschen mit Hörproblemen eine hilfreiche Alternative.
  • Offene Ohren für mehr Sicherheit: Sie lassen das Ohr frei, was besonders im Straßenverkehr oder bei Outdoor-Aktivitäten die Wahrnehmung der Umgebung verbessert.
  • Einsatzgebiete und Besonderheiten: Besonders beliebt bei Sportler:innen, funktionieren sogar unter Wasser und bieten spezielle Modelle mit Extras wie integriertem Pulsmesser.
  • Klangqualität und Einschränkungen: Nachteile sind die reduzierte Basswiedergabe, geringere Lautstärken und fehlende Anpassungsmöglichkeiten beim Tragekomfort.

Abgrenzen wollen wir Knochenschall- noch von Open-Ear-Kopfhörern. Letztere sitzen direkt über dem Ohr, du kannst aber auch hier deine Umgebung weiterhin voll wahrnehmen. Grundsätzlich basieren solche Modelle aber weiterhin auf Luftschall. Sie stellen also am Ende eine offene Alternative für diejenigen dar, die mit Bone Conduction nicht so recht warmwerden.

Du suchst aktuell nach neuen Sport-Kopfhörern? Dann findest du hier die besten Modelle, die wir getestet haben:

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