Du möchtest dir einen Open-Ear-Kopfhörer kaufen? Das musst du wissen
Bild: TeufelAuf der Suche nach Sport-Kopfhörern bist du bestimmt schon auf die Bezeichnung „Open-Ear“ gestoßen. Dahinter stecken Kopfhörer, die nicht wie In-Ears im Gehörgang sitzen, sondern darüber zu schweben scheinen. In diesem Ratgeber schlüsseln wir die Vor- und Nachteile dieser Bauweise auf und empfehlen dir einige Modelle aus unserem Testlabor.
Was sind Open-Ear-Kopfhörer?
Der Begriff „Open-Ear“ (auf Deutsch etwa „offenes Ohr“) ist ein Stück weit selbsterklärend. Gemeint sind damit Kopfhörer, bei denen dein Ohr offen bzw. frei bleibt. Entsprechende Modelle sitzen also weder im Ohr (In-Ear), noch bedecken sie dein Ohr komplett (Over-Ear / On-Ear). Stattdessen bleibt dein Gehörgang frei und du kannst deine Umgebung jederzeit voll wahrnehmen.
Das erinnert an Knochenschall-Kopfhörer, bei denen Schall entlang der Wangenknoch übertragen wird, statt wie bei herkömmlichen Kopfhörern über die Luft. Wir bezeichnen an dieser Stelle allerdings nur die Modelle als Open-Ear-Kopfhörer, die dieselben Treiber benutzen wie klassische Kopfhörer. Vereinfacht könnte man sagen, dass bei diesen Open-Ear-Kopfhörern ein kleiner Lautsprecher direkt vor deinem Ohr sitzt.

Unter den Open-Ear-Kopfhörern gibt es viele verschiedene Bauweisen, mit denen die Hersteller dich beeindrucken wollen. Das Gros der Modelle nutzt einen Bügel (oft als Earwing oder Earhook bezeichnet) und hakt sich so an deinem Ohr ein. So arbeiten etwa die Shokz OpenFit Air oder die Teufel Airy Open. Als Alternative gibt es Clip-on-Modelle wie die Anker Soundcore AeroFit 2 oder die Huawei FreeClip. Sie erinnern in ihrer Form an Clip-on-Ohrringe. Auf die Vor- und Nachteile dieser beiden Designs kommen wir noch zu sprechen.
Welche Vorteile haben Open-Ear-Kopfhörer?
Open-Ears bleiben ihrem Namen treu: Sie lassen deinen Gehörgang offen. Besonders beliebt sind sie deshalb bei Sportler:innen. Denn mit ihnen kannst du z. B. beim Joggen oder Radfahren den Straßenverkehr voll wahrnehmen und gleichzeitig Musik oder Podcasts lauschen.
Die Shokz OpenRun Pro 2 sind ein Sonderfall: Diese Open-Ears kombinieren Knochen- und Luftschall. | Bild: Shokz
Sicherheit im Straßenverkehr ist allerdings nicht der einzige Vorteil von Open-Ear-Kopfhörern. Dass dein Gehörgang frei bleibt, kann auch Hautreizungen vorbeugen. Diese können bei häufiger Verwendung von In-Ear-Kopfhörern auftreten und im schlimmsten Fall sogar zu chronischen Problemen führen. Sowohl in deinen Ohren als auch an den Kopfhörern sammelt sich bei der Verwendung von Open-Ear-Modellen zusätzlich weniger Schmutz und Schweiß. Das ist natürlich viel hygienischer.
Viele Menschen empfinden Open-Ear-Kopfhörer zudem als komfortabler als In-Ear- oder Over-Ear-Kopfhörer. So nutzen speziell die Designs mit Earwings oft sehr weiche Silikonpolsterungen, damit kein Druckgefühl entsteht. Es ergibt sich ein sicherer, aber luftiger, Sitz, der auf All-Day-Tragekomfort ausgelegt ist. Jedes Ohr ist aber natürlich individuell, sodass du hier selbst Versuche starten solltest.

Open-Ears sind nicht nur bei Verwendung im Straßenverkehr sicherer, da du alles um dich herum voll wahrnehmen kannst. Sie sind auch für Multitasking geeignet. Beispielsweise kannst du mit diesen Kopfhörern selbst beim Musikhören mit einer Trainingspartner:in Gespräche führen. Obendrein musst du die Earbuds nicht abnehmen oder zu einem Transparenzmodus wechseln, wenn du unterwegs einer Bekannten begegnest.
Die Nachteile offener Kopfhörer
Open-Ears haben aber auch Nachteile gegenüber TWS-Kopfhörern wie den Apple AirPods. Da die offenen Kopfhörer vor deinem Gehörgang sichern, wirkt der Klang in der Regel nicht so direkt. Obendrein leidet die Basswiedergabe. Dieses Empfinden kann subjektiv noch gesteigert werden, weil Geräusche aus der Umgebung weiterhin zu dir durchdringen. Was einerseits ein Vorteil für die Sicherheit im Straßenverkehr ist, kann andererseits zu einem Nachteil für die Klangqualität werden. In lauten Umgebungen tritt die Musik-Wiedergabe möglicherweise zu sehr in den Hintergrund. Aktive Geräuschunterdrückung (ANC) gibt es bei dieser Art von Kopfhörern naturbedingt überhaupt nicht.
Das offene Design führt ebenfalls dazu, dass Menschen in deiner Umgebung deine Musik mitunter laut mithören können. Zumal du vielleicht die Tendenz entwickelst, aufgrund der fehlenden Geräuschisolierung die Lautstärke anzuheben. Gerade für Bus und Bahn sind Open-Ears daher eine ungünstige Lösung.
Dazu kommt, dass du bei der Passform je nach Modell meistens keine Anpassungsmöglichkeiten hast. Over-Ears bieten dir mindestens verstellbare Kopfbügel und oft auch austauschbare Ohrpolster. Bei In-Ears kannst du die Eartips wechseln und je nach Modell verschiedene Earwings nutzen. Open-Ears musst du in der Regel in einer einzigen Variante ohne Individualisierungs-Chancen hinnehmen.
Ohrbügel oder Clip-on: Welches Design passt zu dir?
Wo wir es gerade angesprochen haben: Da du bei Open-Ears nach dem Kauf in der Regel auf Anpassungsoptionen verzichten musst, wird die Entscheidung für ein bestimmtes Design um so wichtiger. Eingangs haben wir angesprochen, dass im Bereich der offenen Kopfhörer vor allem zwei Konzepte um deine Gunst buhlen. Einerseits sind das Modelle mit Ohrbügeln. Diese ähneln im Aufbau In-Ears mit Earwings. Andererseits sind das aber auch sogenannte Clip-on-Modelle. Doch welches Design passt besser zu dir?

Die meisten Open-Ears nutzen ein Design mit Earwings, das fast schon an Sport-Kopfhörer wie die Powerbeats Pro 2 erinnert. Hersteller wie Shokz werben im selben Atemzug aber mit den besonders weichen Silikonbeschichtungen der Wings, welche den Tragekomfort steigern sollen. In unseren Tests von Modellen wie den Nothing Ear (open) hat sich mehrfach gezeigt, dass dieses Kopfhörer-Design auch sehr gut für Workouts geeignet ist. Beim Joggen drohen etwa keine Probleme mit Trittschall und dank der Earwings sitzen derartige Modelle in der Regel sehr stabil.

Clip-on-Modelle wie z. B. die Bose Ultra Open Earbuds nutzen eine vollkommen abweichende Bauform. Ein elastischer, C-förmiger Bügel „heftet“ die Kopfhörer quasi an dein Ohr. Was auf den ersten Blick etwas an eine Wäscheklammer erinnern mag, funktioniert zum Glück ohne unnötigen Druck.
Das Design mag sehr ungewöhnlich wirken, konnte unsere Expert:innen aber schon mehrfach im Test überzeugen. Beispielsweise nutzen auch die Huawei FreeClip eine Clip-on-Form. Ein wenig werden bei diesem Look auch Erinnerungen an Ohrringe wach.

Tatsächlich gehen einige Hersteller den Weg, Clip-on-Modelle wie die moto buds loop als modische Accessoires zu bewerben. Trotz des ungewöhnlichen Designs sitzen Clip-on-Kopfhörer unserer Erfahrung nach stabil am Ohr. Sie sind daher auch für den Sport geeignet. Allerdings sind die Pendants im Earwing-Design in der Regel doch etwas sicherer.
Ob du dich für ein Bügel- oder Clip-on-Design entscheiden solltest, ist am Ende eine sehr individuelle Sache. Earwing-Kopfhörer sitzen typischerweise beim Sport sicherer, dafür wirken die Clip-on-Modelle auf viele Menschen aufgrund ihres innovativen Looks dezenter bzw. moderner. Klanglich ist keine der Bauweisen pauschal überlegen. Da kommt es vielmehr auf die Ausstattung des spezifischen Kopfhörers an.
Das sind unsere Empfehlungen für dich
Zum Abschluss möchten wir dir anhand unserer zahlreichen Tests noch einige Open-Ear-Modelle empfehlen. Es handelt sich hier um Exemplare, die in unseren Tests entweder mit besonderen Alleinstellungsmerkmalen oder dem Gesamtbild bzw. dem Preis-Leistungs-Verhältnis besonders hervorgestochen sind. Einen Überblick kannst du dir anhand unserer Liste der besten getesteten Modelle verschaffen:
Zuerst wollen wir auf die Bose Ultra Open zurückkommen. Denn das Gros der Open-Ears beherrscht in Sachen Bluetooth-Codecs nur SBC und AAC. Das Modell von Bose prescht hier mit dem hochwertigen Codec Qualcomm aptX Adaptive nach vorne.
Nicht nur das, es handelt sich hier in Sachen Basswiedergabe vielleicht sogar um den Open-Ear-König. Das hat allerdings im wahrsten Sinne des Wortes auch seinen Preis. So kosten die Bose Ultra Open Ear selbst in Angeboten satte 299,99 Euro. 349,99 Euro sind es regulär.
Ganz oben in unserer Bestenliste rangiert das preislich deutlich günstigere Modell Nothing Ear (open). 149,99 Euro fallen für dieses Modell mit Earwings an. In diesem Fall hat uns einfach das Gesamtbild überzeugt. Diese Earbuds sind leicht, bieten für Sport einen festen Sitz und offerieren einen warmen Klang, der sich über einen vielseitigen Equalizer in der Begleit-App wunderbar anpassen lässt. Nothing liefert dir hier ein stimmiges Paket, das einen perfekten Einstieg in den Open-Ear-Sektor bietet.
Als drittes Modell im Bunde können wir dir zum Schluss noch einen „Klassiker“ ans Herz legen. Die Shokz OpenFit 2 sind in Deutschland erst kürzlich auf den Markt gekommen und stammen sozusagen vom Open-Ear-Pionier. Denn die erste Generation war eines der ersten, offenen Luftschall-Modelle. Shokz, ehemals Aftershokz, hatte dabei zuvor bereits über viele Jahre als Marktführer im Knochenschall-Bereich Erfahrungen gesammelt.
Die OpenFit 2 verbessern die Basswiedergabe gegenüber dem Vorgängermodell, indem sie jetzt auf zwei separate Treiber setzen. Obendrein sind bei der neuen Generation neben den kapazitiven Touch-Bedienflächen auch haptische Zusatztasten integriert. Bedienung, Klang und die Akkulaufzeit von bis zu elf Stunden mit einer Ladung machen dieses Modell mit Earwings zu einem empfehlenswerten Allrounder.
Fazit: So findest du den passenden Open-Ear-Kopfhörer für dich
Hoffentlich kannst du dir jetzt ein bessere Bild machen, ob Open-Ear-Kopfhörer zu dir passen. Glücklicherweise ist der Markt in den vergangenen Jahren stetig angewachsen. Besonders 2024 kamen viele Modelle auf den Markt, die den Bereich Open-Ear vorantrieben – sei es mit deutlich verbessertem Klang oder einem stylischen Design.
Um dir bei der Kaufentscheidung zu helfen, fassen wir an dieser Stelle noch einmal die wichtigsten Punkte zusammen:
- Definition: Open-Ear-Kopfhörer sitzen vor dem Ohr und lassen den Gehörgang frei, nutzen aber weiterhin Luftschall.
- Vorteile: Sie ermöglichen eine bessere Wahrnehmung der Umgebung, sind hygienischer und oft komfortabler als In-Ear- oder Over-Ear-Modelle.
- Nachteile: Sie haben eine schwächere Basswiedergabe, bieten kaum Anpassungsmöglichkeiten und lassen auch unerwünschten Lärm vollständig durch.
- Designvarianten: Es gibt zwei Hauptformen – Ohrbügel-Modelle für sportlichen Halt und Clip-on-Designs, die optisch dezent sind und oft modische Akzente setzen.
- Einsatzgebiete: Besonders beliebt bei Sportler:innen und für Outdoor-Aktivitäten, aber weniger geeignet für laute Umgebungen oder öffentliche Verkehrsmittel.