Canton Vento 100 im Test – Ein Biest mit Manieren

- Treiber
- 4 (1 x Hochtöner, 1 x Mitteltöner, 2 x Tieftöner)
- Frequenzbereich
- 20 Hz – 40 kHz
- Abmessungen (BxHxT)
- 315 x 1150 x 420 mm
- Verfügbare Farben
- Schwarz, Weiß, Nussbaum (hell), Nussbaum (dunkel) – alle in Hochglanz
- Paarpreis
- 4.898 Euro (Schwarz & Weiß) | 5.198 Euro (Nussbaum)
Kraftvoller Sound und präzise Abbildung müssen sich nicht gegenseitig ausschließen. Das beweist die Canton Vento 100 mit jedem Track. Canton ist einmal mehr ein mächtiger Lautsprecher für alle Lebenslagen gelungen.
- Klare Abbildung mit schönen Details
- Zupackender Sound mit kräftigem Bass-Kick
- Tolle Verarbeitung
- Räumliche Abbildung könnte tiefer sein
- Keine Gewinde für Spikes
Wenn du bei Canton nach hochwertigem HiFi suchst, landest du früher oder später bei der Vento-Serie. Sie folgt in Cantons Hierarchie direkt auf die luxuriösen Reference-Modelle, kostet aber deutlich weniger. Die Canton Vento 100 ist ihr größter Lautsprecher und verspricht für ca. 5.000 Euro ordentliche Klang-Performance. Wir haben uns das Paar Standlautsprecher in die Redaktion geholt und verraten dir, was sich hinter dem Nussbaum-Finish verbirgt.
Bei der Canton Vento 100 kannst du aus vier Oberflächen wählen:
Die Canton Vento 100 im Detail
Mit 115 Zentimetern Höhe und einer Standfläche von knapp 32 mal 42 Zentimetern ist die Canton Vento 100 ein ordentlicher Brummer. So passen aber auch problemlos die beiden 220 Millimeter durchmessenden Tieftöner in ihre Front. Über den beiden Basstreibern folgt der Hochtöner mit seinen 25 Millimetern und über diesem der Mitteltöner. Die beiden letztgenannten haben bereits als Bestückung des Regallautsprechers Canton Vento 30 für Aufsehen in unserem Hörraum gesorgt. Wir sind gespannt, ob die große Schwester Vento 100 in deren Fußstapfen tritt – vielleicht nur ein paar Schuhgrößen größer und Bassnoten tiefer.

Als Membranmaterial vertraut Canton generell gerne auf Leichtmetalle mit Keramikschicht. Während bei den Flaggschiffen, wie der Canton Reference 2, Wolfram für eine schwarze Färbung sorgt, präsentieren sich die Membranen der Canton Vento 100 silbrig: Titan-Graphit beim Tief- und Mitteltöner, Aluminiumoxid beim Hochtöner. Hart, verwindungsarm und leicht sind die Stoffmixe und sollen so jeder Nuance deiner Musik folgen.
Das Gehäuse selbst besteht aus dicken MDF-Platten, die durch ihre Form das Innenvolumen im Vergleich zur Vorgängerserie vergrößern. Der Lautsprecher ruht auf einem Sockel und wird von vier Kegeln getragen. Der Zwischenraum dient gleichzeitig als Auslass für das Bassreflexrohr im Boden der Vento 100. Mit seiner Hilfe soll die Standbox bis auf 20 Hertz hinab spielen können. Canton gibt leider keine genauen Messparameter an.

Im Zweifel wichtiger ist aber ohnehin das Anschlussterminal. Hier findest du gleich zwei Paar Anschlussklemmen, die dir theoretisch Bi-Wiring oder -Amping erlauben. Fürs Erste lassen wir die Metallbrückchen in ihrem Platz und schließen unsere Vor-Endstufen-Kombi aus SPL Director MK2 und SPL Performer s800 an. Als Zuspieler dient uns ein Mac Mini als Roon-Accesspoint.
So klingt die Canton Vento 100
Zuerst versetzt uns die Canton Vento 100 ins berühmte RCA Studio A, Nashville, Tennessee. Hier nimmt Nickel Creek ihr 2023 erschienenes Album Celebrants auf. Wir springen direkt zum zweiten Track: Aus Strangers sind inzwischen gute Bekannte geworden. Einer von ihnen heißt Chris Thile und nutzt seine Mandoline auch gerne mal als Schlagzeug-Ersatz. Die Schläge auf den Korpus kommen ähnlich klar an unser Ohr wie Sean Watkins Gitarrengezupfe.

Der Kontrabass schiebt sich dazwischen und in unseren Hörraum, während Sara Watkins Stimme mit denen ihrer Kollegen verschmilzt. Die Canton Vento 100 sorgt direkt mit dem ersten Song für große Augen. Denn zwar kennen wir das Geschehen auf dem Track schon in- und auswendig, über die Canton machen alle Instrumente aber gefühlt einen Schritt auf uns zu. Bassimpulse und helle Mandolinensaiten wirken so noch eine Spur direkter als etwa bei unserer Hörraum-Referenz Audio Physic Midex. Der High-End-Lautsprecher kann dafür mit deutlich mehr Feinzeichnung und Tiefenstaffelung aufwarten.
Mit Canton Nazis kloppen
Wir kehren zurück nach Deutschland und lauschen Danger Dan dabei, wie er in aller Ausführlichkeit beschreibt, was er gerne mit Nazis machen würde. Vermutlich fällt dir Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt nicht direkt ein, wenn es um audiophile Testsongs geht. Wir waren selbst überrascht, doch plötzlich stand Dan bei uns im Hörraum – und die Haare auf unseren Armen. Die sich weit auffächernden Streicher am Songende taten ihr Übriges.

Im nächsten Song geht es uns weniger um die Bühnenbreite. Dafür um ihre Tiefe: In Rootless der Petrol Girls steht das Schlagzeug weit entfernt von den anderen Instrumenten – und das kannst du normalerweise hören. Aber wie schon bei der Canton Reference 9 scheint Canton die Bühne als gesamtes näher an dich heranzuholen. Dadurch klingt das Papierrascheln am Anfang zwar noch plastischer und das Schlagzeug noch beeindruckender, der räumliche Bezug verläuft aber eine Spur weit. Gleichzeitig scheint Ren Aldridges Stimme etwas zurückhaltender abgemischt, als wir sie kennen.
Weiche Mitten, harter Punch
Wir switchen zu Aurora und Through the Eyes of a Child. Hier klingt es ganz ähnlich: Der Hochtöner trackt jeden ihrer Zungenschläge klar nach. Jedes Einatmen wird spürbar. Darunter aber, also im Bereich Auroras eigentlicher Stimme, wirkt die Canton etwas zurückhaltender. Der Effekt ist bei Weitem nicht so ausgeprägt wie noch bei der Bowers & Wilkins 702 S2, und keinesfalls störend. Vielmehr kann diese Abstimmung genau das Richtige sein, wenn du auf ermüdungsfreies Langzeithören aus bist.

Wir enden auf Hurt. Nein, nicht den Hit von Johnny Cash, sondern das Original von Nine Inch Nails. Vielleicht ist Cashs Version etwas verdaulicher für audiophile Feingeister, dafür kann die inzwischen über 30 Jahre alte Aufnahme mit so mancher Überraschung aufwarten. Als im Pre-Chorus das Schlagzeug einsetzt, erwischt es uns absolut kalt. Der hier aufgebaute Punch wird von den Canton anstandslos auf unsere Zwerchfelle gelenkt. Trent Reznors Stimme kann in diesem Mix schnell untergehen – besonders kurz vor Ende, als die verzerrte Gitarre losschrammelt. Nicht so auf der Vento 100. Sie hält alles so weit unter Kontrolle, dass die Emotionen dieses Songs problemlos über die Wall of Sound zu dir klettern können.
Auf welchen Platz es die Canton Vento 100 mit diesem Auftritt schafft, zeigt dir unsere Bestenliste:
Praxis: Dankbare Aufstellung, karges Zubehör
In unserem akustisch behandelten Hörraum haben wir die Canton Vento 100 erst frontal nach vorn schauen lassen, um sie dann Stück für Stück einzuwinkeln. Dabei fiel auf, dass die Standboxen ziemlich dankbar sind. Auch bei komplett frontaler Ausrichtung konnten wir Auroras Stimme gut in der Mitte des Raumes verorten. Auch wenn sie, als wir die Boxen mehr auf unseren Hörplatz ausrichteten, mehr Plastizität bekam.

Das kann in herkömmlichen Wohnzimmern zwar noch mal anders aussehen, ist aber dennoch gut zu wissen, wenn du deine Lautsprecher bei dir zu Hause nicht einwinkeln kannst. Viel wichtiger ist hingegen genügend Abstand zu den Wänden. In unserem Hörraum war schon nach wenigen Sekunden klar, dass sich der Bass bei einer wandnahen Aufstellung verselbstständigt. Das ist bei Lautsprechern mit einer nach hinten oder unten abstrahlenden Bassreflexöffnung nicht weiter verwunderlich.
Der Kartoninhalt fällt recht karg aus. Nur magnetische Stoffbespannungen liegen der Vento 100 bei. Unser Testpaar kam bereits mit selbstklebenden Gumminoppen unter den Sockeln. Spikes sind aber scheinbar nicht vorgesehen. Weder werden welche mitgeschickt, noch gibt es für sie Gewinde auf der Unterseite.

Design: Kleine Upgrades, große Wirkung
Canton hat das Design der alten Vento-Serie nicht so gründlich umgekrempelt, wie man es zwischen der alten und aktuellen Reference-Serie getan hat. Dennoch geht die Entwicklung in eine ähnliche Richtung. Die Schrauben, die die Treiber fixieren, verschwinden nun hinter einem Metallring. Der Sockel wirkt jetzt eleganter und schlichter, weil er sich nach oben hin verjüngt und die auf ihm ruhenden Kegel dieselbe Farbe haben.

Wie schon erwähnt, hat Canton insbesondere die Rückwand verbreitert. Da die Seitenwände aber eh nach außen gewölbt sind, fällt das nicht weiter auf, erhöht das Volumen der Standlautsprecher aber. Die Gehäuse unseres Testpaares sind in dunkles Nussbaum-Furnier gehüllt und hochglänzend lackiert. Das sieht edel aus und sorgt dafür, dass die silbrigen Membranen noch mehr zur Geltung kommen. Natürlich kannst du dich auch für die mitgelieferte Abdeckung entscheiden.

Uns war die Kombi aus dunklem Holz und schwarzem Stoff aber ein wenig zu düster. Alternativ kannst du dich auch noch für eine der anderen Hochglanz-Varianten entscheiden: Schwarz, Weiß oder heller Nussbaum. Die Furnier-Varianten kosten 300 Euro mehr.
Unser Fazit zur Canton Vento 100
In den Wochen, in denen die Canton Vento 100 Gast in unserem Hörraum war, ertappten wir uns immer wieder dabei, wie wir 100-mal gehörte Songs weiter und weiter aufdrehten. Canton hat hier für 5.000 Euro einen Lautsprecher abgeliefert, der Highfideles ohne Murren wiedergibt, sich aber auch keine Sekunde zu schade ist, mit schlecht abgemischtem 80er-Rock Gas zu geben. Die Canton Vento 100 ist ein erstklassiger Allrounder, der dich mit ihrer knackigen, doch nie überzogenen Abstimmung bei Musik und Blockbuster gleichermaßen begeistern wird.
Hier findest du die Canton Vento 100 direkt im Angebot:
Technische Daten | |
Wege | 3 |
Treiber | 4 (1 x Hochtöner, 1 x Mitteltöner, 2 x Tieftöner) |
Anschlüsse | Bi-Wiring |
Frequenzbereich | 20 Hz – 40 kHz |
Wirkungsgrad | – |
Abmessungen (BxHxT) | 315 x 1150 x 420 mm |
Gewicht | 39,2 kg |
Verfügbare Farben | Schwarz, Weiß, Nussbaum (hell), Nussbaum (dunkel) – alle in Hochglanz |
Paarpreis | 4.898 Euro (Schwarz & Weiß) | 5.198 Euro (Nussbaum) |
Du hast keine Lust auf Kabelsalat und Verstärker? Dann findest du hier alle von uns getesteten Lautsprecher, die ohne beides auskommen: