Soundcore Liberty 4 Pro im Test: Die günstigsten In-Ears mit Display

- Bluetooth-Standard
- 5.3
- Akku-Laufzeit
- 10h / Ladecase bis 40h
- Schnellladefunktion
- 5 Minuten Laden für 4 Stunden Wiedergabe
- Noise Cancelling
- Ja
- Wassergeschützt
- IPX5
- Preis (UVP/Straßenpreis)
- 129,99 Euro
Soundcore liefert mit den Liberty 4 Pro das erste Display-Case in dieser Preisklasse. Die Bedienung geht gut von der Hand und auch ANC, Sound und App lassen kaum Wünsche übrig. Leider trübt die Verarbeitung den Gesamteindruck etwas und sorgt für Minus-Punkte.
- Satter und spaßiger Klang
- Starker Akku
- Gute App
- Innovative Bedienung über Display-Case
- Scharfe Kanten, mäßige Verarbeitung
- Keine Lautstärke-Regelung am Case
Wenn sich ein neuer Trend im In-Ear-Sektor ankündigt, kann man fast schon fest damit planen, dass Soundcore früher oder später eine Alternative für den etwas schmaleren Geldbeutel abliefert. Das war bei der Open-Ear-Technologie der Fall und deutet sich jetzt auch für das Display im Ladecase an. Gut: An das Ladecase der JBL Tour Pro 3 kommen die Soundcore Liberty 4 Pro nicht heran, aber ein paar sinnvolle Funktionen verstecken sich doch in dem Plastikkasten. Oder?
Die Anker Soundcore Liberty 4 Pro findest du hier:
Soundcore Liberty 4 Pro: Lohnt sich das Display?
Weil das Display im Ladecase der Liberty 4 Pro für viele das hauptsächliche Kaufargument darstellen dürfte – die Soundcore Liberty 4 NC ohne Display kosten schließlich weniger als die Hälfte – starten wir auch direkt mit dem kleinen Bildschirm. Dieser befindet sich bei den Liberty 4 Pro direkt neben den ladenden Earbuds. Im Gegensatz zu den JBL Tour Pro 3, wo der Bildschirm das Äußere des Cases ziert, ist bei Soundcore also ein Blick ins Innere notwendig.

Der Blick ins Innere ist glücklicherweise auch von außen möglich. Wie das? Die Klappe des Ladecases gewährt mit einem kleinen transparenten Fenster einen Einblick, sodass du das Ladecase nicht extra öffnen musst. Außerdem setzt Soundcore bei den Liberty 4 Pro nicht auf ein Touch-Display, wie wir es bei JBL gesehen haben, sondern auf eine kleine Touch-Leiste, mit der du durch das Menü navigieren kannst.
Das kann das Display-Case
Diese Leiste befindet sich außen am Case. Du kannst den Bildschirm also nicht nur sehen, sondern auch auf ihm durch die Funktionen deiner Earbuds navigieren, während das Case geschlossen ist. Wo wir schon bei den Funktionen wären. Dazu zählen bei Soundcore die Steuerung des ANC, Spatial Audio, die Anzeige des atmosphärischen Außendrucks und ein Fernauslöser für die Handykamera. Alle Funktionen lassen sich in der App einzeln aktivieren und deaktivieren.

Das ist auch gut so, weil sich die Navigation mittels der Touch-Leiste anfänglich doch etwas hakelig gestaltet. Besonders die Eingabe mittels mittigem Druck auf die Leiste gelingt bei den ersten Versuchen nicht direkt. Mit etwas Übung geht die Bedienung dann aber doch gut von der Hand und wir können zum Beispiel frei zwischen ANC und Transparenz-Modus wechseln. Spatial Audio und den atmosphärischen Außendruck dürftest du in der Praxis schon deutlich seltener über das Ladecase anwählen. Letzterer soll nämlich das ANC an den Luftdruck anpassen, zum Beispiel im Flugzeug.
Uns leuchtet allerdings nicht ein, warum man diese Funktion erst aktivieren muss – und das dann auch noch ausgerechnet über das Case. So sinnvoll diese Funktion ist – ein Schalter in der App hätte uns daher vollends genügt. Zumal es deutlich wichtigere Funktionen gäbe, die über das Case gesteuert werden könnten. Trotzdem bleibt der Außendrucksensor ein spannendes und praktisches Feature.
Fernauslöser, aber kein Volumenregler
Als Fernauslöser für die Handykamera eignet sich das handliche Case ebenfalls wirklich gut. Im Test gelingt der Schnappschuss mit mehreren Smartphone-Modellen problemlos. Etwas schade finden wir, dass über die Touch-Leiste nicht die Lautstärke der Wiedergabe justiert werden kann. Gerade In-Ears, bei denen sich das Volumen oft nur umständlich an den Buds selbst verändern lässt, hätten so eine intuitive Leiste bitter nötig. Aber vielleicht kann Soundcore hier ja noch mit einem Software-Update nachhelfen – wir halten dich auf dem Laufenden.

Und wo wir schon bei kleinen Kritikpunkten wären, einen hätten wir doch noch. Es ist zwar wirklich praktisch, dass das Ladecase auch im zusammengeklappten Zustand bedient werden kann, das kann aber auch zum Problem werden. Wenn du zu denjenigen gehörst, die in der Hosentasche gern mit dem Ladecase herumspielen, könntest du damit auch mal ungewollt ANC aktivieren oder den Transparenz-Modus einschalten. Nothing hat die eigenen Cases nicht ohne Grund wie Fidget-Toys designt.
Um also ein kurzes Zwischenfazit zur neuen Soundcore-Innovation zu ziehen, ehe wir uns den klassischen In-Ear-Eigenschaften widmen: Das, was es tun soll, macht das Case samt Display in Ordnung bis gut. Leider ist der Funktionsumfang nur beschränkt und dürfte somit den wenigsten als alleiniger Kaufgrund reichen. Wie es mit den In-Ears hinter dem Case aussieht, finden wir jetzt heraus.
Liberty 4 Pro im Klangtest: Gewohnt kraftvoller Sound
Und hier liefert Soundcore auch mit den Liberty 4 Pro genau das ab, was wir erwartet haben. Ein satter, breiter Klang mit prominentem Bass macht besonders bei poppigen Produktionen und Hip-Hop Spaß. Egal, ob also Dua Lipas Houdini läuft oder du bei Doechiis DENIAL IS A RIVER etwas mehr Wumms erwartest, die Liberty 4 Pro liefern ordentlichen Sound.

Weniger wohl fühlen sich die Soundcore Liberty 4 Pro dann, wenn es dicht und detailliert zugleich wird. Etwa bei Rides I Came to See the Wreck werden die Liberty 4 Pro zusehends ungenau und haben Probleme damit, weiterhin alle Feinheiten abzubilden. Das driftet nie ins Unangenehme ab, klingt dann aber eher eng und gedrungen. Der Sound ist dann nicht ganz so spritzig und dynamisch wie etwa bei Jabras Elite 10 Gen 2, muss sich in dieser Preisklasse aber vor keinem Konkurrenten verstecken.
Der Fokus auf starke Tiefen macht sich übrigens auch bei Podcasts bemerkbar. Gesprochene Inhalte klingen teilweise etwas dumpf. Spätestens hier greifen wir dann zum Equalizer, den wir in der Soundcore-App auffinden. Mit dem klingen die In-Ears noch viel besser.
In unserer Bestenliste erfährst du, wie die Liberty 4 Pro im Vergleich zur Konkurrenz abschneiden:
Soundcore-App: Viel für’s Geld
In der App angekommen kannst du natürlich direkt den gewohnten Weg zu Presets und Acht-Band-Equalizer einschlagen – oder du klickst dich erstmal durch Soundcores reichhaltiges Angebot an Sound-Personalisierung. Die HearID-Funktion etwa lässt dich wie in einem Quiz durch unterschiedliche EQ-Einstellungen klicken. Am Ende steht dann dein ganz persönlicher Equalizer. Dabei läuft zwar ein fixer Demo-Titel – du kannst dir also nicht für jedes Genre den passenden HearID-EQ einrichten lassen – praktisch ist die Funktion trotzdem.
Praktisch ist auch der HearID-Klangtest samt Hörbericht, mit dem du herausfinden kannst, welche Frequenzen du mit welchem Ohr wie deutlich wahrnimmst. Eine Überprüfung der Passform ist hier ebenfalls enthalten. Derartige Features kennen wir sonst nur von In-Ear-Kopfhörern mit deutlich abschreckenderen Preisschildern. Soundcore spart an der Software also wie gewohnt nicht.
Wenn du schlussendlich dann doch beim Equalizer landest, kannst du wirklich viel aus den Liberty 4 Pro herausholen. Nach kurzem Herumprobieren tönen die Liberty 4 Pro noch lebendiger und klarer als die Liberty 4 NC und lassen auch Podcasts angenehm natürlich klingen. Hier bekommst du deutlich mehr Soundqualität geboten, als man es für diesen Preis erwarten könnte.
Die „Spatial Audio“-Funktion samt Head-Tracking, die uns zum Beispiel bei Technics EAH-AZ100 richtig gut gefallen hat, überzeugt bei den Liberty 4 Pro nur bedingt. Eine Klangbühne können wir mit eingeschaltetem Spatial Audio zwar eindeutig erkennen, der Sound verliert aber deutlich an Details und Balance. Mitten und Höhen rücken in den Hintergrund und klingen dumpf und künstlich. Das Head-Tracking funktioniert, reagiert aber leicht verzögert.
Bluetooth: Gewohnt gut – mit kleinen Aussetzern
In puncto Bluetooth können wir bei den Liberty 4 Pro einfach auf ihre geistigen Vorgänger, die Liberty 4 NC, verweisen. Codec-technisch sind AAC, SCB und LDAC an Bord und die Kopfhörer laufen mit dem Bluetooth-Standard 5.3. Auracast wäre damit theoretisch möglich, Soundcore hat hier für die In-Ear-Kopfhörer bisher aber noch keine Kompatibilität versprochen. Sollte sich das ändern, erfährst du bei uns davon. Multipoint lässt sich über die App ansteuern, um eine Verbindung zu bis zu zwei Geräten gleichzeitig aufzubauen.

Im Test mussten wir bei der Einrichtung der Liberty 4 Pro mehrfach unerklärliche Probleme bei der Verbindung hinnehmen. Einmal blieb der linke Earbud ohne Signal, ein anderes Mal ließen sich die Kopfhörer – trotz gewöhnlicher Maximallautstärke – nur sehr leise benutzen. Beide Probleme konnten wir durch einen Reset der In-Ears im Ladecase beheben. Sollten solche Probleme in der breiten Masse auftreten, wäre ein entsprechendes Software-Update also wünschenswert.
Soundcore Liberty 4 Pro in der Praxis: Richtig gutes ANC
Richtig gut ist dafür das ANC, bei dem Soundcore noch mal etwas zugelegt hat. Die Liberty 4 Pro schirmen effektiv gegen dumpfe und entfernte Geräusche ab und lassen im Transparenz-Modus einiges durch. Bei letzterem fällt das Grundrauschen recht laut aus, dafür kannst du die Intensität selbst bestimmen. Hier platziert Soundcore nämlich Transparenz-Modus, ANC und neutralen Modus auf einer einzigen Bedienleiste.
Der neutrale Modus liegt hier ganz in der Mitte. Links davon gibt es fünf Intensitäten für den Transparenz-Modus und rechts fünf weitere für das ANC. Diesen Weg geht Soundcore wohl auch, weil du so noch intuitiver am Case durch die Modi navigieren kannst. Ein Wischen in die entsprechende Richtung beeinflusst dann auch die Geräuschkontrolle entsprechend.
Der Akku überzeugt
Richtig gut ist übrigens auch der Akku. Mit bis zu zehn Stunden Wiedergabezeit ohne ANC und bis zu 40 Stunden mit Ladecase wirst du nur selten ein Ladekabel (oder eine Qi-Ladestation) suchen müssen. Mit eingeschaltetem ANC sinkt die Akkulaufzeit natürlich, fällt aber trotzdem noch wirklich gut aus. Innerhalb von fünf Minuten sind die Buds im Case übrigens für 4 Stunden Wiedergabe ohne ANC gewappnet.
Wenn die In-Ears kurz vor einem Jogging-Ausflug also mal leer sein sollten, kannst du sie einfach fix ins Case stecken, während du dir die Schuhe anziehst. Dank IPX5 kommen die Liberty 4 Pro nämlich auch als Sport-Kopfhörer infrage.
Bedienung an den Earbuds
Dass sich die Liberty 4 Pro teilweise auch über das Ladecase bedienen lassen, haben wir dir weiter oben schon ausführlich veranschaulicht. Zum Glück bedeutet das neue Ladecase aber nicht, dass Soundcore die Bedienelemente von den Earbuds selbst entfernt. Diese funktionieren nach wie vor gut und lassen sich über die App ausführlich personalisieren. Hier geht Soundcore wie gewohnt die Extra-Meile und lässt dir komplette Freiheit bei der Konfiguration.
Beide Buds können separat eingestellt werden und sind dabei nicht an bestimmte Profile geknüpft. Eine Integration des Bedienelements am Ladecase in dieses ausführliche Menü hätte uns sehr gut gefallen, fehlt aber leider. Das Potenzial für eine gründlichere Integration des Cases ist aber definitiv vorhanden.
Design: Schicke Buds und scharfe Kanten
Leider müssen wir bei den Soundcore Liberty 4 Pro die Kritik erneuern, die wir schon an den Liberty 4 NC geübt hatten. An der Verarbeitung und Haptik hapert es – jedenfalls beim Case. Bei den Buds verzichtet Soundcore jetzt jedenfalls auf die matt-silberne Fläche, die an den Liberty 4 NC eher billig wirkte. Jetzt sehen die Buds deutlich dezenter und zurückgenommener aus, die Haptik ist in Ordnung und fällt nicht weiter negativ ins Gewicht.

Beim Ladecase sind wir uns in der Redaktion aber einig: Das kann Soundcore besser. Anstelle einer gewöhnlichen Klappe, die nach oben aufschwingt, hat Soundcore hier quasi einen Visier verbaut, das du nach oben schieben musst. Hier hat sich Soundcore am Design der originalen Liberty 4 orientiert. Vielleicht soll damit die einhändige Bedienung des Cases erleichtert werde. Weil man das Case zur Bedienung aber gar nicht öffnen muss, ergibt das auch recht wenig Sinn.
Abzüge in der B-Note: Das Ladecase
Sinn hin oder her – die Abdeckung wirkt nicht nur extrem wackelig und dünn und könnte bei einem ungewollten Sturz vielleicht abbrechen. Sie ist auch ziemlich scharfkantig. Klar, rasiermesserscharf ist hier nichts, mit etwas bösem Willen könnte man sich hier aber wirklich eine kleine Schramme zufügen. Das macht das gewählte Design noch irritierender. Eine ganz gewöhnliche Klappe mit transparentem Fenster für das Display hätte den Job genauso gut erledigt – und Sollbruchstellen und scharfe Kanten vermieden.

Im Großen und Ganzen führt das leider zu einer Design-Note, die weit unter dem Durchschnitt liegt. Für das smarte Display und seine solide Umsetzung hätten wir hier gern einen Extrapunkt vergeben, dann darf es aber nicht an anderer Stelle an ganz grundlegenden Eigenschaften hapern.
Fazit: Spannender Neuentwurf – mit Potenzial
Die Soundcore Liberty 4 Pro sind wirklich gute In-Ears mit Noise Cancelling, wie es auch die Liberty 3 Pro und Liberty 4 NC schon waren. Weil Soundcore so vieles richtig macht, fällt die Gesamtnote also auch beim neuen Pro-Modell wieder sehr gut aus. Spaßiger Sound, gutes ANC und eine sehr gute App bekommst du hier nämlich ohne Frage geboten. Ob du dir die Liberty 4 Pro zur UVP von knapp 130 Euro anschaffen solltest, steht allerdings auf einem ganz anderen Blatt.
Die Liberty 4 Pro sind damit aktuell knapp 80 Euro teurer als das NC-Modell. Das Display-Ladecase, welches diesen Aufpreis unter anderem rechtfertigen soll, ist nicht wirklich ein unbedingtes Kaufargument. Selbst wenn Soundcore hier die Lautstärken-Regelung noch ergänzen sollte, bleibt die Kritik am Design bestehen. Wenn du dich mit dem Design aber anfreunden kannst und die Case-Features wie maßgeschneidert für dich erscheinen, wirst du mit den Liberty 4 Pro auf jeden Fall glücklich. Alternativ kannst du dich bei JBLs Live 3-Serie umsehen, die nicht viel teurer ist und sogar ein Touch-Display bietet.
Hier findest du die Anker Soundcore Liberty 4 Pro:
Technische Daten | |
Bluetooth-Standard | 5.3 |
Akku-Laufzeit | 10h / Ladecase bis 40h |
Schnellladefunktion | 5 Minuten Laden für 4 Stunden Wiedergabe |
Noise Cancelling | Ja |
Codecs | AAC, SBC, LDAC |
Wassergeschützt | IPX5 |
Anschlüsse des Ladecase | USB-C |
Gewicht | 5,5g pro Hörer / 51g Ladecase |
Preis (UVP/Straßenpreis) | 129,99 Euro |
Doch nicht die richtigen Kopfhörer für dich? Alle In-Ears, die wir getestet haben, findest du hier: