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Matter Casting: Alles, was du wissen musst

Matter soll nicht nur die Smart-Home-Einrichtung vereinfachen: Mit Matter Casting steht auch eine quelloffene Alternative zu Google Cast und Apple AirPlay parat.
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Video, Bild und Ton vom Smartphone an den Fernseher zu übertragen, ist auch heute manchmal noch eine Herausforderung – zumindest dann, wenn nicht alle verwendeten Geräte auf den gleichen Standard setzen. So unterstützen zwar immer mehr Fernseher das Apple-Protokoll AirPlay 2, ohne iPhone oder iPad nutzt dir das aber wenig. Auch die alternative Google-Lösung ist längst nicht in jedem TV-Gerät vorhanden.

Mit Matter Casting soll demnächst ein dritter Standard die gleiche Funktion bieten. Ob Matter Casting mit dem Übertragungs-Wirrwarr aufräumen wird, wie es die Macher glauben, oder für noch mehr Verwirrung sorgen wird, sei einmal dahin gestellt. Die neue Lösung soll jedenfalls technisch genauso gut und einfach funktionieren, wie AirPlay und Google Cast, und zudem durch ihren komplett quelloffenen Ansatz und den Verzicht auf Lizenzgebühren die Integration auf Hardware- und App-Seite erleichtern. Theoretisch können sämtliche Hersteller bzw. Entwickler von Fernsehern, Streaming-Clients und Smartphone-Apps Matter Casting in ihre Produkte integrieren. Per Update soll das sogar nachträglich möglich sein.

Diese Hersteller setzen auf Matter Casting

Hinter Matter Casting steckt grundsätzlich das Matter-Konsortium, das auch für den universellen Smart-Home-Standard namens Matter zuständig ist. Dennoch hat sich bislang vorrangig Amazon als Unterstützer des neuen Cast-Protokolls gezeigt.

Das ist beileibe keine neue Entwicklung. Bereits 2021 bekräftigte Amazon-Entwickler Chris DeCenzo gegenüber The Verge die Pläne des Unternehmens, mit dem Smart-Home-Standard auch eine universelle und plattformunabhängige Streaminglösung einzuführen.

Amazon hat mit dem Echo Show 15 auch ein größeres Smart Display im Angebot.
Amazon möchte Matter Casting in seine eigenen Geräte integrieren. Das Echo Show 15 wird als erstes unterstützt. | Bild: Amazon

Auf der CES 2024 wurde das Vorhaben konkreter. Neben den hauseigenen Fire-TVs und dem Echo Show 15 kündigte Amazon unter anderem die Matter-Casting-Unterstützung auf den neuen OLED-Fernsehern von Panasonic mit Fire OS, etwa dem Z95A, an. Stand Juni 2024 kannst du Matter Casting bereits ausprobieren, indem du aus der iOS- oder Android-App von Amazon Prime Video ein Echo Show 15 ansteuerst.

Auf der App-Seite hat sich seit der initialen Ankündigung des Standards hingegen nicht allzu viel getan – Prime Video steht allein auf weiter Flur. Vor allem einige kleinere und je nach Sichtweise nischige Streaming-Apps planen, den quelloffenen Casting-Standard zu unterstützen. Dazu gehören unter anderem das Mediacenter Plex oder die Mediatheken-App des ZDF.

Matter Casting: Die Unterschiede zu Apple AirPlay und Google Cast

Wie genau unterscheidet sich nun Matter Casting von Apple AirPlay oder Google Cast? Aus Nutzer:innen-Sicht lässt sich das recht einfach beantworten: praktisch gar nicht. Wenn deine Geräte und die von dir verwendeten Apps den neuen Standard unterstützen, ist die Nutzung so einfach, wie bei den etablierten Methoden.

In kompatiblen Apps auf deinem Smartphone oder Tablet erscheint das Cast-Symbol. Tippst du dieses an, erscheinen die potenziellen Empfangsgeräte im gleichen Netzwerk. Tippst du dieses an, wird der entsprechende Inhalt in der zugehörigen App auf dem Fernseher geöffnet.

Amazon Prime Video Matter Casting.
In kompatiblen Apps wie Amazon Prime Video kannst du Matter Casting mit wenigen Fingertipps initiieren. | Screenshot: Amazon

Als Teil des Matter-Standards soll dann nicht nur die Steuerung über das Smartphone, sondern auch über andere Matter-kompatible Geräte in deinem Haushalt funktionieren. Aktuell lässt sich das aber mangels offizieller Unterstützung noch nicht ausprobieren.

Casting nur auf Geräte mit Bildschirm

Einen möglicherweise entscheidenden Unterschied zwischen den großen Casting-Platzhirschen und dem offenen Neuzugang gibt es aber dennoch: Zumindest zum Start von Matter Casting funktioniert die Übertragung von Inhalten nur auf Geräte mit Bildschirm, also unter anderem Fernseher, Tablets oder Smart Displays.

Zwar kannst du auf diese Weise auch Musik senden, auf Smart Speaker ohne Display funktioniert das aber bislang nicht. Es ist recht wahrscheinlich, dass das Matter-Konsortium hier in zukünftigen Updates nachlegt, da der Markt für WLAN-Lautsprecher für Übertragungsstandards eine große Rolle spielt. Einen Zeitplan oder auch eine offizielle Bestätigung dafür gibt es aber Stand April 2024 nicht.

In der Zwischenzeit bleibt dir weiterhin nichts anderes übrig, als auf Smart Speaker mit AirPlay oder Chromecast zu setzen. Alle Lautsprecher mit AirPlay, die wir getestet haben, findest du hier:

Matter Casting: Chancen durch Offenheit

Der vergleichsweise späte Marktstart von Matter Casting könnte sich für das Protokoll als Hemmschuh herausstellen. Dem gegenüber steht die komplette Offenheit der Lösung. Da das System auf dem Open-Source-Gedanken basiert, könnten die Entwickler:innen kleinerer Apps ebenso darauf zugreifen, wie die großen Gerätehersteller – Lizenzgebühren müssen beide Gruppen nicht bezahlen.

Außerdem erfordert die Integration von Matter Casting keine Investition in neue Geräte. Da die Lösung komplett Software-basiert arbeitet, könnten Hersteller sie per nachträglichem Update in ihre Geräte und die entsprechenden Apps integrieren. Das gilt auch, wenn bereits Apple AirPlay 2 oder Google Cast unterstützt werden.

Matter Casting technische Implementierung.
Die Implementierung von Matter Casting ist sowohl für App-Entwickler:innen als auch für Hardware-Hersteller frei verfügbar. Die technischen Details liefert das Matter-Konsortium bei GitHub. | Bild: GitHub / Matter

Vor allem für kleinere App-Projekte könnte sich Matter Casting damit als Chance herausstellen. Beispielsweise könnten Nicht-kommerzielle-Open-Source-Projekte wie Kodi oder VLC das Protokoll einbinden, ohne dafür Gebühren an die “Großen” abführen zu müssen. In seiner Dokumentation erläutert das Matter-Konsortium, wie die  Umsetzung auf technischer Ebene aussehen könnte.

Neben der potenziell einfachen Umsetzung könnten auch größere Plattformen zum Erfolg beitragen, die sich bislang noch nicht zur Unterstützung von AirPlay und Google Cast durchgerungen haben. Ein Kandidat dafür könnte beispielsweise Roku sein.

Stand jetzt ist das aber komplett spekulativ – seit der größeren Vorstellung von Matter Casting im Rahmen der CES 2024 ist es relativ ruhig um den Neuzugang geworden.

Matter Casting als Universalstandard?

Auf dem Papier könnte Matter Casting das lange fehlende Puzzleteil werden, auf das Fans von Smartphone-Videoübertragung gewartet haben. Sollten genug Hersteller sowie die Entwickler:innen von Apps das junge Protokoll in ihre Produkte integrieren, könnten die Zeiten vorbei sein, in denen die Übertragung an einer inkompatiblen Kombination aus Smartphone und Wiedergabegerät gescheitert sind.

Aktuell ist eben jenes Szenario aber noch ein großer Konjunktiv. Apple und Google sind zwar ebenso Teil der Matter-Gruppe wie Amazon, haben sich aber bislang nicht zu einer möglichen Integration des Cast-Standards geäußert – wenig verwunderlich, tritt das Open-Source-Modell doch in direkte Konkurrenz mit den eigenen etablierten und proprietären Lösungen. Grundsätzlich würde es freilich genügen, wenn Apps den Standard adaptieren, doch auch hier hat sich noch nicht so viel getan.

Fire TV Matter Casting.
Die große Verbreitung von Amazon-Hardware wie dem Fire TV Stick könnte eine Trumpfkarte für den Erfolg von Matter Casting sein.

Genau wie beim Matter-Dachtstandard wird also auch bei Matter Casting die Zeit zeigen, ob und in welchem Ausmaß sich die neue Lösung durchsetzen kann. Die Marktmacht von Amazon könnte ihren Teil dazu beitragen – ob sich nach Panasonic aber auch noch andere Dritthersteller auf das offene Protokoll einlassen, ist derzeit noch offen.

Trotz der insgesamt ungewissen Aussichten für Matter Casting kannst du der Entwicklung des Standards recht entspannt entgegensehen. Durch den offenen Ansatz musst du weder mehr für die Geräte oder Apps bezahlen noch bist du beim Kauf darauf angewiesen, dich auf ein System festzulegen. Panasonic wird beispielsweise in seiner 2024er-TV-Generation neben Matter Casting auch AirPlay 2 unterstützen.

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