Subwoofer im HiFi-System: Was bringt das?
Dass ein Subwoofer Action-Filmen erst so richtig auf die Sprünge hilft, weißt du spätestens, wenn du die Explosionen auf deinem Fernseher auch auf deiner Couch spüren kannst. Aber wie sieht es bei Musik aus? Viele HiFi-Lautsprecher sollen ja gerade als reines Stereo-Set gut klingen. Stört so ein Tiefton-Würfel da nicht mehr als er nutzt? Dieser Frage gehen wir heute nach. Denn so viel sei bereits verraten: An dem Vorurteil vom Subwoofer als ungehobeltem Kraftprotz ist nicht viel Wahres dran.
Warum eigentlich ein Subwoofer im HiFi-System?
Subwoofer kennst du aus Kinos, Wohnzimmern, Clubs – und Autos, die grundsätzlich nachts an deinem Fenster vorbeifahren. Sie alle haben den gleichen Zweck: die tiefsten Frequenzen deiner Musik wiedergeben. Denn selbst die größten Standboxen steigen häufig nicht alle Stufen in den Hertzkeller hinab. Das menschliche Gehör kann unter Idealbedingungen Frequenzen zwischen knapp 20 und 20.000 Hertz wahrnehmen. Selbst eine KEF Blade Two Meta mit ihren vier Tieftönern kommt laut Datenblatt jedoch “nur” bis 33 Hertz herab.
Regallautsprecher haben oft gar keinen designierten Basstreiber. Hier muss eine Membran auch gleichzeitig die Aufgaben des Mitteltöners übernehmen. Der Tiefmitteltöner der Q Acoustics 3020i ist ein Beispiel dafür. Auch wenn er bereits viel Bass erzeugt, kommt er nur bis 64 Hertz herab.
Ein Subwoofer soll also da zu Hochtouren auflaufen, wo normale Lautsprecher versagen. Und selbst wenn Lautsprecher wie die Canton Reference 2 angeblich bis auf 19 Hertz spielen können, erfordert das enorme Kraftreserven seitens deines HiFi-Verstärkers. Denn je tiefer der Ton, desto größer die Schallwelle. Bei 20 Hertz misst die Wellenlänge etwa 17 Meter. Um genügend Luft bewegen zu können, braucht es große Membranen – und die wiederum einen starken Antrieb.
Eine Frage der Kraft
Alle von uns getesteten Subwoofer haben einen eigenen Antrieb. Man könnte sie also als Aktivboxen mit sehr beschränktem Frequenzumfang bezeichnen. Dadurch brauchen sie nur zu wissen, welche Töne sie spielen müssen. Die nötige Energie holen sie sich selbst aus der Steckdose, statt von deinem Verstärker oder AV-Receiver. Dieser kann sich dadurch vollkommen auf deine Lautsprecher konzentrieren.
Viele Verstärker und Receiver ermöglichen dir zudem genau anzugeben, ab welcher Frequenz sich dein Subwoofer um die Musik kümmern soll. Geht dein Lautsprecher etwa nur bis 50 Hertz herab, kann dein Subwoofer kurz darüber einsteigen und bis zu seiner Grenzfrequenz unterstützen. So entlastest du den Verstärker enorm, der nun nicht mehr die Energie für die tiefstmöglichen Frequenzen der Lautsprecher aufbringen muss. Die gesparte Energie kann er stattdessen in die wichtigen Bereiche deiner Lautsprecher stecken – und das kann man hören.
Subwoofer im HiFi-System – es kommt auf die Musik an
Die oben erwähnten Phänomene treten natürlich besonders deutlich bei Regallautsprechern auf, die ohnehin im Tiefton schnell schwächeln. Hier hast du entsprechend die Chance auf die deutlichste Klangverbesserung, die optimale Anbindung zwischen Box und Sub ist jedoch auch unter Umständen nicht einfach. Denn je höher ein Subwoofer spielen muss, desto mehr treten auch seine eigenen Grenzen und Schwächen zutage. Außerdem wird der Bass-Unterstützer ab etwa 80 Hz aufwärts als eigenständiger Lautsprecher hörbar und das Lautsprechersystem spielt nicht mehr wie “aus einem Guss”.
Dabei brauchen mitnichten nur HipHop und Popmusik Subwoofer-Unterstützung. Gerade Jazz, Blues, Klassik oder andere gute Aufnahmen von echten Instrumenten gewinnen oft enorm, wenn für die Tiefton-Anteile ein Spezialist bereitsteht. Beispiele gefällig? Der tiefste Ton auf einem Konzertflügel, wie ihn auch Nick Cave auf Idiot Prayer benutzt, liegt bei 27,5 Hz. Ein großer Kontrabass im Orchester oder der Jazzband brummelt mit bis zu 30 Hz vor sich hin. Selbst große Standlautsprecher geraten da an ihre Grenzen, kleinere Boxen haben hier längst aufgegeben. Es geht beim Subwoofer also nicht (nur) um mehr Bumm-Bumm bei entsprechenden Tracks. Ganz unabhängig von der Musik profitiert praktisch jedes Lautsprechersystem von der Unterstützung durch einen gut eingestellten Subwoofer und spielt offener, klarer, dynamischer und mit mehr Räumlichkeit. Das wichtige Stichwort hier ist jedoch “gut eingestellt”. Denn ein zu lauter oder unkontrollierter Bass stört mehr, als dass er hilft. Der Trick besteht also darin, den Subwoofer bestmöglich auf deine Lautsprecher und deine HiFi-Anlage abzustimmen. Das bringt uns zum letzten Punkt:
Subwoofer richtig einstellen – Phase, Pegel, Crossover
Den besten Subwoofer kaufen, mit deinem Verstärker verbinden und perfekten Sound erwarten, funktioniert leider in den wenigsten Fällen. Denn Anlage und Sub müssen aufeinander abgestimmt sein. Drei Stichworte sind hierbei entscheidend und lassen sich bei den meisten Subwoofern einstellen: Phase, Lautstärke (Pegel oder Volume) und Crossover. Während Lautstärke relativ selbsterklärend ist, gehen wir hier kurz auf Phase und Crossover ein.
Phase
Der zeitliche Versatz eines Signals und wird in Grad angegeben. Üblicherweise kommt die Musik zeitgleich bei Subwoofer und Lautsprecher an, dann beträgt die Phase 0 Grad. Ist irgendwo auf dem Weg ein Kabel verpolt angeschlossen, beträgt die Phase 180 Grad, was ungünstig ist: Wenn der eine Lautsprecher gerade nach vorn schwingt, schwingt die Subwoofer-Membran nach hinten und die Schallwellen löschen sich gegenseitig aus. Der Bass wirkt dann trotz hoher Gesamtlautstärke leise und verwaschen. Einfache Subwoofer geben dir die Wahl zwischen 0 und 180 Grad, aufwendigere Subs ermöglichen dir Finetuning mit allen Werten zwischen 0 und 180 Grad.
Crossover
Crossover bezeichnet die Frequenz, ab welcher der Subwoofer das Musiksignal von deinen Lautsprechern übernimmt. Wenn deine Lautsprecher etwa bis 50 Hertz herabreichen, sollte dein Subwoofer spätestens bei 50 Hertz anspringen, damit kein Frequenzbereich ungespielt bleibt. Fängt dein Subwoofer hingegen zu früh an, könntest du auf einmal mehr Bass haben, als dir lieb ist.
Fazit: Ein Subwoofer im HiFi-System ergibt Sinn
Der erste und ausschlaggebende Grund, aus dem du dich für einen Subwoofer im HiFi-System entscheiden solltest, ist dein Gefühl. Wenn du findest, deine Musik könnte mehr Fundament benötigen, ist ein Subwoofer einen Versuch wert. Das gilt auch, wenn deine Lautsprecher immer irgendwie angestrengt und beengt klingen. Ein Subwoofer ist aber nur so gut, wie seine Einstellungen. Potenziell holst du dir mit einem Subwoofer also auch eine weitere Fehlerquelle in dein Wohnzimmer.
Auch wenn Regalboxen häufig wohl eher auf einen Subwoofer angewiesen sind, können auch viele Standlautsprecher gut mit einem aktiven Bassmeister kombiniert werden – wenn dieser gut eingestellten und platziert wurde.
Neugierig geworden? Dann findest du alle von uns getesteten Subwoofer in unserer Bestenliste: