HDR10+: Alles, was du über das dynamische HDR-Format wissen musst
Bild: HDR10+ Technologie, LLCWenn ein neuer Fernseher ins Haus steht, darf HDR-Support mittlerweile nicht mehr fehlen. HDR10+ ist dabei einer der Standards, der immer wieder genannt wird. Als dynamisches HDR-Format steht es in Konkurrenz zu Dolby Vision. Was HDR10+ ausmacht, was es anders macht als die Konkurrenz und wie du Filme und Serien mit HDR10+ schauen kannst, verraten wir dir in unserem Ratgeber.
Was ist HDR?
Ganz allgemein: HDR ist die Abkürzung für High Dynamic Range. Das bezeichnet eine Technologie, die ein Bild mit mehr Farb- und Kontrastumfang ermöglicht. Sprich: Es lassen sich mehr Farbnuancen darstellen, und dunkle sowie helle Bildinhalte können noch dunkler oder heller dargestellt werden. Das heißt, der Dynamikumfang – also die Bandbreite von dunkelster zu hellster Stelle – wird größer, gleichzeitig können die Abstufungen zwischen dunklen und hellen Bildbereichen noch feiner dargestellt werden. Das Ergebnis soll ein wesentlich natürlicheres Bild sein, das weniger flach wirkt als Inhalte mit Standard Dynamic Range (SDR).

Doch für HDR-Inhalte gibt es nicht nur ein Format. Diese vier technischen Verfahren sind verbreitet:
- HLG
- HDR10
- HDR10+
- Dolby Vision
Übrigens: Je heller ein Fernseher, desto überzeugender der HDR-Effekt. Fernseher mit Mini-LED-Technik oder Spitzenmodelle unter den OLEDs haben hier also die Nase vorn. Den passenden OLED für dich findest du übrigens in unser Bestenliste mit allen getesteten OLED-TVs:
HDR10+ als direkte Konkurrenz zu Dolby Vision
Damit der HDR-Fernseher weiß, was zu tun ist, informieren alle HDR-Verfahren die Fernseher über den Helligkeits- und Farbumfang, der übertragen wird. Das geschieht mithilfe von HDR-Metadaten im Bildsignal. Wie das genau passiert, ist unterschiedlich. Wo die Unterschiede liegen und mehr zum Thema haben wir in unserem ausführlichen HDR-Ratgeber zusammengefasst.
Grundsätzlich kann man die vier gängigen HDR-Formate in zwei Gruppen aufteilen. HDR10 und HLG verwenden feste Metadaten, die das HDR-Format für einen ganzen Film festlegen. Sie heißen daher auch „statisch“.
Und dann gibt es die dynamischen HDR-Formate, also Dolby Vision und HDR10+. Ihre Metadaten können sich innerhalb eines Films ändern, sodass etwa für eine sehr helle, sonnige Szene ein anderer Helligkeitsumfang als für eine Nebelszene im Wald hinterlegt ist. Auf dem Markt stehen Dolby Vision und HDR10+ in Konkurrenz zueinander. Einige TV-Hersteller wie Panasonic und Philips unterstützen alle üblichen HDR-Verfahren, während sich die Erzrivalen LG und Samsung unterschiedlich positionieren. LG setzt auf Dolby, Samsung dagegen auf HDR10+, das der TV-Hersteller selber ins Leben gerufen hat.
Was zeichnet HDR10+ aus?
HDR10+ zählt also zu den dynamischen HDR-Formaten. Bei einem dynamischen Format wie HDR10+ ist es möglich, die eh schon gesteigerte Bandbreite an Farb- und Helligkeitsinformationen eben dynamisch anzupassen. Und das geht, dank der Metadaten, hierbei für einzelne Szenen.

Passendes Beispiel? Du schaust einen Thriller mit einer Verfolgungsszene am Tag. Die gleißende Sonne am Himmel, eine bunte, realistische Landschaft zieht an dir vorbei. Plötzlich wird die Hauptperson überwältigt, Schnitt, wir finden uns in einem dunklen Verhörraum wieder. Kaum Licht, dennoch sind viele Details in der Szene zu erkennen. Dank HDR10+ kann der Fernseher schnell auf die veränderten Lichtverhältnisse reagieren kann, indem er sich anhand der HDR10+-Metadaten auf einen anderen Kontrast- und Helligkeitsbereich einstellt.
Unterschiede zwischen HDR10+ und HDR10
HDR10 hingegen ist ein statisches HDR-Format. Und als solches kann der HDR-Helligkeitsumfang eines Filmes nur für den gesamten Inhalt festgelegt werden.
Um beim Beispiel zu bleiben: Für die zwei genannten Szenen könnte das Einbußen bedeuten. Die Sonne wäre vielleicht nicht so hell, oder die hellsten Schattierungen bleichen aus. Damit die dunkle Szene andererseits noch ein paar mehr Details in den Schatten darstellen kann, müssten diese bei der Filmproduktion manuell in HDR10 herausgeholt werden. Am Ende wäre es schätzungsweise kein großer Unterschied, aber gerade in Filmen, die stark mit Helligkeitsunterschieden arbeiten, wirst du bei dynamischen Formaten wie HDR10+ wohl mehr Details erkennen können. Wenn die TV-Technik und die Metadaten gut zusammenspielen, können Spitzenhelligkeiten und Schwarzwerte besser ausgereizt werden.
Möchtest du noch mehr über die Unterschiede und die Zukunft von HDR erfahren? Dann schau doch mal in unser Interview mit Florian Friedrich rein:
So unterscheidet sich HDR10+ von Dolby Vision
Dolby Vision auf der anderen Seite ist ebenfalls ein dynamisches Format. Und das vorab: Große visuelle Unterschiede scheint es nicht zu geben – zumal sowohl HDR10+ und Dolby Vision beide zu den dynamischen HDR-Formaten zählen.
Im Kern gibt es aber doch kleine Unterschiede. So ist Dolby Vision vor allem lizenzpflichtig. Wer Dolby Vision nutzen möchte, muss also zahlen. Und obwohl HDR10+ aus einer Initiative von Samsung und Amazon hervorging, ist HDR10+ auch von der Konkurrenz kostenlos nutzbar.
Es steckt aber schon im Namen: HDR10+ ist bei der Farbtiefe auf 10-Bit limitiert. Dolby Vision hingegen kann theoretisch bis zu 12-Bit verarbeiten – was Milliarden von zusätzlichen Farben bedeutet. Allerdings: 12-Bit-Bildschirme für Fernseher gibt es schlicht bisher nicht. Auch wenn gute TV-Geräte 12-Bit-Signale verarbeiten könnten, bringt der vermeintliche Vorteil praktisch nichts.
HDR10+ Adaptive und HDR 10+ Advanced – die HDR-Features gehen weiter
Noch einen Schritt weiter geht HDR10+ Adaptive. Die Idee dahinter: Die Lichtverhältnisse deines Raumes mit in das Bild einzubeziehen. Denn: Nur Heimkino-Fans werden daheim im abgedunkelten Raum einen Film schauen, wie es etwa im Kino der Fall ist. Und je mehr Licht in deinen Raum fällt, desto heller sollte nicht nur das Gesamtbild sein. Auch Schattenbereiche müssen heller werden. So wirken Highlights besser, und in dunklen Szenen siehst du mehr als nur einen schwarzen Bildschirm.
Dafür verantwortlich ist dann der Helligkeitssensor in deinem Fernseher. Er misst, wie hell es im Raum ist und passt das Bild dann darauf an.
Dolby Vision hat auf der IFA 2025 mit Dolby Vision 2 die nächste Stufe seiner HDR-Technik angekündigt. In den dynamischen Metadaten sollen in Zukunft Angaben zum richtigen Schwarzwert und für eine dosierte Bewegungsglättung enthalten sein. Auch die Sensor-Steuerung soll wieder mit dabei sein. Samsung hat nicht lange gefackelt und gleich ein Konkurrenz-Verfahren namens HDR10+ Advanced auf die Schiene gebracht.
Welche Geräte unterstützen HDR10+?
Um in den Genuss von Inhalten mit HDR10+ zu kommen, brauchst du auch die passenden Geräte. Doch was ist, wenn dein Fernseher HDR10+ nicht unterstützt? Auch kein großes Problem: Dann bekommst du immerhin den Film im „normalen“ HDR10-Format zu sehen.

Das fängt schon mit dem Fernseher an. Da HDR10+ maßgeblich von Samsung angestoßen wurde, ist das dynamische HDR-Format da auch stark vertreten. Heutzutage findest du eigentlich kaum einen Samsung-Fernseher mehr, der nicht HDR10+ unterstützt:
Das fängt schon bei günstigen Einstiegs-LED-TVs an, geht über die QLED-Fernseher bis hin zu den Mini-LED-TVs und natürlich OLED-Modellen. Aber nicht nur Samsung-TVs unterstützen HDR10+, Panasonic-Fernseher und Philips-TVs setzen ebenfalls bei vielen Modellen auf den offenen Standard. Im Gegensatz zu den Samsung-Geräten ist hier in der Regel zudem noch Dolby Vision dabei.

Möchtest du nicht nur Filme und Serien streamen und auf maximale Qualität per 4K-Blu-ray zurückgreifen, musst du zusätzlich darauf achten, dass dein Blu-ray-Player HDR10+ unterstützt. Ein gutes und vergleichsweise günstiges Beispiel wäre der Panasonic DP-UB424.
Und wenn du im dynamischen HDR-Format zocken möchtest, dann kommst du um einen PC nicht herum. Zumindest Stand jetzt unterstützten weder PlayStation 5 noch Xbox Series X HDR10+ Gaming.
Wo findest du passende Inhalte?
Hast du die passenden Geräte dann daheim, fehlen am Ende nur noch die Inhalte mit HDR10+. Ehrlicherweise müssen wir an dieser Stelle sagen, dass trotz der Lizenzgebühren Dolby Vision deutlich verbreiteter ist. Allerdings: HDR10+ ist längst nicht tot und in einigen Bereichen wird der Support immer größer.
Bei den Video-Streaming-Diensten ist Amazon Prime Video ganz vorn mit dabei. Wenig überraschend, ist HDR10+ ja aus einer Zusammenarbeit mit Samsung entstanden. Serien oder Filme findest du hier mit dem dynamischen HDR-Format. Paramount+ liefert ebenfalls passende Inhalte – allerdings gibt es HDR-Support in Deutschland bislang nicht. Dafür dann aber bei Apple TV+, die neben eigenen Serien passende Filme zum Kaufen und Leihen anbieten. Zudem kannst du über Dienste wie Rakuten TV, Magenta TV und über Googles Videoangebot einige Videos finden.

Setzt du hingegen auf Discs, solltest du vor dem Kauf genau schauen, ob ein Film mit HDR10+ kommt. Dolby Vision überwiegt hier ebenfalls, aber Filme wie Parasite, die 40th Anniversary Edition von Alien in 4K oder Klassiker wie Der weiße Hai können mit dem HDR-Format aufwarten.
Ist zocken deine Leidenschaft, dann solltest du in Zukunft vermehrt nach Titeln Ausschau halten, die per Unreal Engine entwickelt wurden und werden. Ein neues Plug-in der Spieleengine soll eine Implementierung deutlich erleichtern. Es gibt zudem bereits Titel, die du mittels HDR10+ Gaming genießen kannst. Dazu zählen unter anderem Cyberpunk 2077 oder Call of Duty: Modern Warfare 3.
Unser Fazit zu HDR10+
Qualitätstechnisch muss sich HDR10+ nicht vor Dolby Vision verstecken. Und der Adaptive-Variante ist zudem ein passendes Bild zugeschnitten auf deinen Raum möglich. Obwohl das Format HDR10+ ohne Lizenzkosten daherkommt und frei genutzt werden kann, hat sich Dolby Vision eher als Standard für Dynamisches HDR etabliert.
Dennoch: Mit der Implementierung in die Unreal Engine von Epic Games, könnte gerade im Bereich Gaming ein Push für HDR10+ bevorstehen. Und auch bei Prime Video tauchen immer mehr Inhalte auf, die von HDR10+ Gebrauch machen. Wenn du ganz flexibel sein möchtest, kannst du zu Fernsehern greifen, die alle HDR-Formate unterstützten. Wenn du auf Samsung-Geräte setzt, die HDR10+, aber kein Dolby Vision unterstützen, verpasst du eigentlich nichts. Denn selbst Dolby-Vision-Inhalte werden von den Samsung-TVs dann nicht etwa in SDR, sondern immerhin mit HDR10 wiedergegeben.


