Dolby Vision 2 – alles, was du wissen musst

Aufsehen erregte die Ankündigung von den Dolby Laboratories auf der IFA 2025 in Berlin, dass eine neue Version der HDR-Technologie Dolby Vision auf uns zukommt. Mit dem neuen Dolby Division 2 soll „noch mehr Potenzial von deinem Fernseher durch neue mächtige und intelligente Technologie freigesetzt werden“, so die vollmundige Ankündigung.
Was Dolby Vision 2 Neues kann und was du davon für deinen Fernseher erwarten kannst, erfährst du hier.
Dolby Vision – die Basics
Seit es Hochkontrast-Videos in HDR, also High Dynamic Range, gibt, spielt Dolby Vision mit. Das HDR-Format von Dolby unterscheidet sich vom einfachen HDR10 durch seine besonderen Metadaten, die für einzelne Szenen oder sogar einzelne Bilder in der Filmproduktion angepasst werden. In den Metadaten stecken Informationen über die beabsichtigten Helligkeiten im Bild. Und weil sie sich von Szene zu Szene verändern können, spricht man im Fall von Dolby Vision von „dynamischen Metadaten“ – oder grob vereinfacht von einem „dynamischen HDR-Format“.
Dolby Vision hilft dem Fernseher, das HDR-Bildmaterial bestmöglich in seiner jeweiligen Technik sichtbar zu machen. Wenn Dolby Vision zusätzlich mit einem Lichtsensor im TV-Gerät kombiniert wird, lässt sich die Bildqualität automatisch an das Umgebungslicht anpassen. Ein Dolby-Vision-Fernseher arbeitet in diesem Fall mit Dolby Vision IQ.

Die neuen Funktionen bei Dolby Vision 2 im Überblick
Das neue Dolby Vision 2 umfasst eine ganze Reihe von Neuerungen, die Dolby unter dem Oberbegriff „Content Intelligence“ zusammenfasst. Cool ist, dass die neuen Technik-Tricks noch besser und unkomplizierter für ein erstklassiges Bild beim Fernsehen sorgen sollen.
Im Einzelnen sind das:
Precision Black
Precision Black soll helfen, dass du in manchen dunklen HDR-Film-Szenen nicht mehr das Gefühl hast, das Bild sei zu dunkel und daher schwierig anzuschauen. Doch auch der künstlerische Anspruch soll gleichzeitig erhalten bleiben. Die Idee dahinter: Die Studios hinterlegen in den Metadaten, wie hell es im Studio am Coloristen-Arbeitsplatz ist, wenn der Film gemastert wird. Daraus lässt sich eine Referenz ableiten, mit deren Hilfe der Fernseher die Dunkelheit einer Szene nachjustieren kann. Noch besser geht das, wenn hierfür zusätzlich das tatsächliche Umgebungslicht bei dir zu Hause berücksichtigt wird.
Light Sense
Mit Light Sense justiert Dolby Vision 2 die Bildqualität passend zum Umgebungslicht, indem bestimmte Beleuchtungsdaten als Referenzwerte aus dem HDR-Datenstrom in die Bildwiedergabe einbezogen werden. Aus unserer Sicht kann man dies als eine Art Upgrade für das lichtgesteuerte Dolby Vision IQ mithilfe zusätzlicher Daten auffassen.
Game and Sports Optimization
Speziell für Live-Sport und Gaming zugeschnitten, bietet Dolby Vision neue Möglichkeiten wie einen angepassten Weißpunkt und eine Bewegungssteuerung. Nach dem, was unsere Redaktion auf der IFA als Vorführung gesehen hat, ist die Optimierung harmonischer und unauffälliger als herkömmliches Umschalten von Bildmodi. Und weil es automatisch geht, ist es auch komfortabel.
Authentic Motion
Eine Neuheit von Dolby Vision 2, die theoretisch auch in SDR funktionieren könnte, ist die Funktion „Authentic Motion“. Mit dieser sollen Filmschaffende erstmals Einfluss auf die Bewegungswiedergabe der Fernseher bekommen. Dolby Vision 2 sieht nämlich vor, dass die Bewegungsglättung der Fernseher über die Metadaten aktiviert und dosiert werden kann. Störendes Ruckeln im Hintergrund, das von den Personen ablenkt, lässt sich so in einzelnen Szenen vermindern, ohne den Kino-Look aufzugeben.
Da Filme traditionell mit 24 Bildern pro Sekunde laufen, führt das zwangsläufig zu ruckelnden Bewegungen. Besonders im Hintergrund von Kameraschwenks. Das Ruckeln finden auch Regisseure nicht immer toll, so unser Gesprächspartner von Dolby auf der IFA. Andererseits möchte man keinesfalls den aalglatten Soap-Opera-Effekt mit Halo-Artefakten, der bei automatischer Bewegungsglättung entsteht. Die Idee von Dolby Vision 2 ist faszinierend, denn mit der Authentic Motion von Dolby können Filmschaffende künftig dem TV-Gerät per Metadaten vorgeben, wie weit der Bewegungsablauf einer Szene geglättet werden soll – oder eben nicht.

Tone Mapping nach unten und oben
Die wohl wichtigste Aufgabe von Fernsehern bei HDR-Bildern ist es, die digital codierten Helligkeitswerte so umzusetzen, dass sie zu dem eingebauten Bildschirm passen. Diese Anpassung geschieht mit dem Tonemapping. Wenn dein Fernseher viel mehr oder viel weniger Spitzenhelligkeit hat als die Helligkeitswerte im Bildmaterial, geht es nicht ohne Tonemapping.
Die meisten HDR-Filme mit Dolby Vision entstehen auf Studio-Monitoren mit höchstens 1000 Nits – auch Candela pro Quadratmeter bezeichnet. Die Top-Modelle der TV-Hersteller wie der LG OLED G5, Samsung S95F und Sony Bravia 8 II schaffen dagegen locker 2000 Nits und mehr. Damit können die Fernseher HDR-Glanzlichter noch heller als der Studiomonitor strahlen lassen, es gibt aber auch die Gefahr, dass Szenen damit auf dem TV einfach heller sind, als sie sein sollten.
„Die superhellen Fernseher müssen normalerweise raten, was oberhalb von 1000 Nits die angemessene Helligkeit ist. Mit Dolby Vision 2 hört das Raten auf, denn wir können mit Dolby Vision 2 das Tonemapping über die Metadaten dirigieren“, erklärt uns ein Dolby-Sprecher auf der IFA. Die Metadaten hierfür fallen freilich nicht vom Himmel oder aus einem KI-Algorithmus, sondern sollen von den Filmschaffenden festgelegt werden.
Was für die höchsten Helligkeiten zutrifft, gilt umgekehrt auch für die Dunkelheiten. Das Tonemapping von Dolby Vision 2 geht also in zwei Richtungen. Man spricht also auch von „bidirektionalem Tonemapping“.
Nicht allein die Kategorien hell und dunkel sind wichtig für HDR. Dazu kommt die Farbe. Wie bunt soll das Bild sein, was ist hierbei richtig? Ob Dolby Vision 2 den Fernsehern etwa auch Daten für einen maximalen Farbumfang liefert, werden wir noch sehen. Gerade für zukünftige RGB-Mini-LED-TVs ist das eine wichtige Frage, weil deren HDR-Farben weit über den aktuell üblichen HDR-Farbraum hinausgehen.
Dolby Vision 2 – was muss der Fernseher können?
Ein Fernseher muss für Dolby Vision 2 lizenziert sein, womit dann klar ist, dass er die neue HDR-Technik auch unterstützt. Allerdings gibt es auch hier noch eine Abstufung, Dolby Vision 2 und Dolby Vision 2 Max.
Nach unserem Dolby-Interview auf der IFA in Berlin gehen wir davon aus, dass die Top-Variante Dolby Vision 2 Max in Fernsehern mit Umgebungslichtsensor kommen wird. Farbtemperatur, Kontraste und Schwarzwert lassen sich am besten optimieren, wenn die HDR-Metadaten aus der Bildquelle mit Daten vom Raumlichtsensor und der Bildtechnik des TV intelligent zusammengebracht werden.
Dolby und Hisense verkünden, dass die ersten Fernseher mit Dolby Vision 2 mit dem Quadcore-Chipset Pentonic 800 von Mediatek arbeiten. Auch ist immer wieder von KI-Technik bei Dolby Vision 2 die Rede, KI-gestützte Bildverarbeitung ist eine Stärke der Pentonic-Chips.

Es bleibt trotzdem die Frage, ob solch ein starker Chipsatz unabdingbar ist. Oder wird er nur für Dolby Vision 2 Max benötigt? Lassen sich andere Mediatek-Chipsets vielleicht anpassen? Denn auch 4K-Fernseher der Mittelklasse mit schlichtem 60‑Hertz-Bild sollen laut Dolby ein besseres HDR-Bild mit Dolby Vision 2 bekommen. Und die haben oft nur Dual-Core-Prozessoren. Wie das bessere Bild auf Mittelklasse-TVs aussehen könnte, haben wir auch in Berlin sehen dürfen.
Von Studio bis in dein Wohnzimmer
Diese Neuheiten betreffen tatsächlich die gesamte Kette von den Filmstudios über die Streaming-Dienste bis zu den Fernsehern.
Und da liegt halt der Hase im Pfeffer. Es kommt in Zukunft darauf an, dass nicht allein die Fernsehgeräte, sondern auch die Streaming-Dienste und die Hollywood-Studios sich Dolby Vision mit der neuen Technik anschließen und es entsprechend umsetzen. Wenn Dolby-Vision-Inhalte vom Studio über die Verbreitung bis zum TV-Gerät mit allen verfügbaren Metadaten korrekt unterstützt werden, kann Dolby Vision 2 tatsächlich die Bildqualität auf ein besseres Level heben. Im Idealfall passiert das immer optimal, angepasst an das jeweilige TV-Gerät.
Damit die neue HDR-Technik von Dolby auf breiter Front auch die entsprechenden Metadaten liefern kann, sind die Filmschaffenden gefragt. Aktuell sind die Inhalte allerdings noch nicht konkret in Sicht.
Wann kommen die ersten Fernseher mit Dolby Vision 2 auf den Markt?
Hisense geht mit flotten Schritten voran, was Dolby Vision 2 angeht. Und auch der Wettbewerber TCL steht ganz offenbar in den Startlöchern.

Schon auf der IFA wurden aktuelle Hisense-Fernseher von Dolby eingesetzt, um Features wie Precision Black und Authentic Motion vorzuführen. So ist es gut denkbar, dass auch ein Hisense U8 Pro ein Update für Dolby Vision nachträglich erhält. Bei Sony und Philips ist die Informationslage derzeit zu dünn, um eine verlässliche Aussage zu treffen. Samsung lehnt Dolby ohnehin ab, während LG einen eigenen Chip verwendet, der vielleicht künftig für Dolby Vision angepasst wird.
Fazit: Viele Chancen für Dolby und die Fernseher – wir bleiben gespannt
Neue Fernseher, die mit Dolby Vision 2 angepriesen werden, erwarten wir im kommenden Jahr. Wir halten Updates für bestehende Modelle aber eher für unwahrscheinlich. Mit den neuen Metadaten können Filme ebenso wie Sport und Gaming künftig profitieren. Spannend ist, wie Mittelklasse-Fernseher durch Dolby Vision ihre Bildqualität optimieren können. Bei allem Optimismus für Dolby darf man allerdings nicht vergessen, dass manche Fernseher ohne Dolby Vision mithilfe von KI-Bildverarbeitung auch immer bessere Bilder liefern.
Wie groß oder fein am Ende die Unterschiede sind, das werden wir testen. Wichtig wird vor allem sein, dass bald TV- und Filmgesellschaften sowie Video-Streaming-Dienste wie Netflix mit auf den Zug aufspringen. Erst wenn es viele Inhalte gibt, die das Potenzial von Dolby Vision 2 unterstützen, können die Fernseher ihre Performance entfalten.
Suchst du bis dahin einen passenden Fernseher mit Dolby Vision, wirst du in unserer Bestenliste sicher fündig: