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Samba TV: Das steckt hinter dem Werbe-Werkzeug in deinem Smart-TV

Samba TV analysiert deine Smart-TV-Nutzung auf Pixelebene und ist auf immer mehr Fernsehern vorinstalliert. Wir zeigen dir, was es mit dem Dienst auf sich hat.
Samba TV Logo Bild: Samba TV

„Making your smart TV smarter“: Mit diesem Werbeversprechen begrüßt Samba TV die Besucher*innen seiner Webseite. Doch was genau es damit auf sich hat, darüber verliert der Dienst zumindest im an Konsumenten gerichteten Teil der Seite eher wenige Worte.

Sony, einer der Hersteller, die Samba TV in seine Fernseher einbauen, verspricht auf einer zuletzt 2019 aktualisierten Supportseite, dass Samba TV „maßgeschneiderte Inhalte über Ihre Lieblingsprogramme“ liefert. Tatsächlich bietet Samba TV eine Mobil-App für Android und iOS, die auf Basis der eigenen TV-Sehgewohnheiten neue Inhalte empfehlen kann.

In den Samba TV-Einstellungen im Menü von Panasonic TVs wird deutlicher, dass es bei Samba TV um personalisierte Werbung geht.

Doch das eigentliche Geschäftsmodell des 2008 gegründeten Unternehmens ist ein anderes. Samba TV ist einer der Pioniere unter den sogenannten ACR-Diensten. ACR steht für „Automatic Content Recognition“, also automatische Inhaltserkennung.

Die nicht besonders schöne Idee dahinter: Stimmst du den Bedingungen von Samba TV zu, kann der Dienst in Echtzeit jeden Bildpunkt auf dem TV analysieren und auswerten – auch zu Werbezwecken.

Pixel-Analyse in Echtzeit

Dass beispielsweise Streaming-Anbieter ein Profil anhand deiner Sehgewohnheiten erstellen, ist zwar nicht schön, aber kaum anders zu erwarten. Die Samba-Technologie geht aber mehr als nur einen Schritt weiter: Die Analyse deiner TV-Sehgewohnheiten erfolgt hier nicht nur in Echtzeit, sondern direkt auf Hardware-Ebene. Das bedeutet: Ein Fernseher mit Samba-TV-Funktion kann theoretisch jederzeit und jedes einzelne Pixel auf dem Bildschirm auswerten.

So erfasst der Dienst nicht nur, was du bei Netflix und Co. streamst, sondern kann auch jedes Foto überprüfen, das du von deinem Smartphone aus auf den Fernseher schickst, oder deine Gaming-Aktivitäten auf Xbox, Switch und PlayStation analysieren.

Ist Samba TV auf einem Fernseher aktiviert, landen die ermittelten Daten bei einer ganzen Reihe von Firmen.

Das Ziel ist dabei stets, dir möglichst zielgerichtet Empfehlungen zu liefern – in der Regel Werbung. In der Praxis geht es Samba nämlich primär darum, Profile der TV-Nutzer*innnen zu erstellen und diese für Werbezwecke zu verwenden.

Die so gewonnenen Daten teilt Samba nach vorheriger Genehmigung mit vielen Partnern, darunter auch Werbedienstleister wie Google, Amazon und mehr. Für Werbetreibende sind die durch ACR-Dienste erhobenen Daten freilich eine Goldgrube, lernen sie so doch umfangreich die Interessen ihrer potenziellen Kund*innen kennen.

Samba TV verspricht seinen Werbepartnern, dass auch eine geräteübergreifende Verknüpfung von Benutzer*innendaten möglich ist. | Bild: Samba TV

So wirbt Samba unter anderem mit der Möglichkeit, ausgestrahlte Werbespots zu verfolgen und den Unternehmen direkt zu zeigen, welche Zielgruppen die Werbung erreicht hat und welche nicht. Auch eine Verknüpfung der Smart-TV-Nutzung über mehrere Geräte hinweg, also etwa auf dein Smartphone, gehört nach eigenen Angaben zum Portfolio des Anbieters.

Welche Hersteller nutzen Samba TV?

Samba TV ist ein klassischer Dienstleister. Interessanterweise bezahlen aber nicht die Fernsehhersteller die Funktionen, sondern erhalten ihrerseits von Samba eine Prämie für die Integration in ihre Systeme. Die durch die Partnerschaft gewonnenen Daten sind für Samba offensichtlich wertvoll genug, um die Hersteller zu beteiligen.

Laut seiner Webseite arbeitet Samba derzeit mit 24 Herstellern von Fernsehern und Streaming-Clients zusammen. Zu den wichtigsten TV-Produzenten gehören hierzulande Sony, Panasonic und Philips. Neben den TV-Herstellern gehören auch Medienkonzerne wie Disney, Time Warner oder Twitter zu den Investoren von Samba TV.

Samba TV Partner
Die Partnerliste von Samba TV ist lang | Bild: Samba TV

Samba TV ist nach eigenen Angaben der größte Anbieter für die Bildanalyse via ACR. Derzeit beziffert das Unternehmen die Zahl der TV-Geräte mit aktivierten Samba-Diensten auf über 46 Millionen.

Zustimmung erforderlich – und jederzeit widerrufbar

Je nachdem, wie du zu den Themen Verhaltensanalyse und zielgerichtete Werbung stehst, klingen die Funktionen von Samba TV für dich vielleicht überaus gruselig. Doch es gibt eine ebenso gute wie wichtige Nachricht: Nicht nur musst du der Analyse zunächst aktiv zustimmen, du kannst der Analyse deines Sehverhaltens durch Samba TV auch jederzeit widersprechen.

Sowohl bei der ersten Einrichtung eines Fernsehers mit Samba-TV-Funktionen als auch nachträglich ist das jederzeit möglich. Bei Panasonic-Fernsehern findest du die entsprechende Option beispielsweise in den Einstellungen unter „Netzwerk – Samba Interactive TV Einstellungen“.

Samba TV abschalten
Die gute Nachricht: Du kannst der Datensammlung durch Samba TV jederzeit widersprechen.

Auf aktuellen Sony-Fernsehern sind die Samba-TV-Einstellungen ebenfalls in den TV-Einstellungen zu finden. Navigiere hier zum Unterpunkt „System – Samba Interactive TV“, um die Überwachung abzuschalten.

Allgemein verspricht Samba TV, sich bei allen Aktivitäten der Datensammlung stets an geltende Datenschutzrichtlinien zu halten. Das gelte auch für die im internationalen Vergleich recht strenge Europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).

Was Samba alles im Detail über dich in Erfahrung bringen will, kannst du übrigens der Datenschutzerklärung des Unternehmens entnehmen.

Samba Picture Perfect: Bildoptimierung nur bei Werbenutzung?

Die Bildanalyse nutzt Samba nicht ausschließlich dazu, dich „besser“ kennenzulernen. 2021 hat das Unternehmen auch eine Kooperation mit dem Herstellerkonglomerat Vestel bekannt gegeben, um die hauseigene „Picture Perfect“-Technologie zu vermarkten.

Samba Picture Perfect
Mit Picture Perfect will Samba seine Echtzeitanalyse für die Bildverbesserung nutzen. | Bild: Samba TV

Dahinter steckt das Versprechen, das laufende Bild anhand von KI-Routinen in Echtzeit zu analysieren und anzupassen. Dabei soll unter anderem der Seifenoper-Effekt bekämpft werden, den viele Bildverbesserer moderner TV-Geräte mit sich bringen. Zu den Herstellern, die Samba TVs Picture-Perfect-Technologie in ihre Geräte integrieren wollen, gehören unter anderem Toshiba, Hitachi, JVC und Panasonic.

Immerhin: Samba betont, dass Picture Perfect auch ohne bestehende Internetverbindung nutzbar ist und damit nicht zwangsläufig Daten übertragen muss, um zu funktionieren. Zumindest bislang scheint die Funktion also nicht daran gekoppelt zu sein, auch den Werbefunktionen zuzustimmen. Einen gewissen Beigeschmack hat eine solche Technologie aus der Feder eines Werbeunternehmens unserer Meinung nach aber dennoch.

ACR: Auch bei LG, Samsung und Co. ein Thema

Samba TV ist bei weitem nicht der einzige Service, der sich der Analyse deines TV-Verhaltens auf die Fahnen schreibt. Wenn du einen Fernseher ohne Samba-Funktionen nutzt, bedeutet das daher nicht, dass du gänzlich gefeit von der Datensammelei durch ACR-Dienste bist.

Hersteller wie Samsung und LG haben lediglich eigene Lösungen für die Echtzeitanalyse deiner Sehgewohnheiten entwickelt, statt sich auf externe Dienstleister zu verlassen.

Kaum ein Hersteller von Smart-TVs verzichtet darauf, seine Kund*innen besser zu analysieren. Du kannst dich aber fast immer weigern, dabei mitzumachen.

Bei LG heißt die ACR-Funktion beispielsweise „Live Plus“, bei Samsung fällt sie unter die „Samsung TV Plus“-Dienste. Für alle TV-Hersteller sind die Daten enorm wertvoll, wie beispielsweise Samsung auf einer eigens für Werbetreibende eingerichteten Webseite darlegt.

Dennoch gilt auch hier, dass du die Funktionen nicht nur aktiv einschalten musst, sondern sie auch jederzeit wieder abschalten kannst.

Samba TV: Unser Fazit

Samba TV und die dahinterstehenden Funktionen demonstrieren, wie wichtig es für Unternehmen sein kann, dein TV-Nutzungverhalten kennenzulernen. Moderne Smart-TVs sind für Werbetreibende ein El Dorado der Datengewinnung – und diese Entwicklung wird sich in den kommenden Jahren sicher nicht verlangsamen.

Umso wichtiger ist vor vom Hintergrund dieser Entwicklungen, dass du dich mit den Einstellungen und den Datenschutzoptionen deines Fernsehers beschäftigst. So tiefgreifend die Analysemöglichkeiten von Samba und Konsorten auch sein mögen: Ohne deine Einwilligung sind den Analysten die Hände gebunden. Lies dir bei der Einrichtung deines Smart-TVs also möglichst genau durch, was du abnickst.

Wie stehst du zu Datensammeldiensten wie Samba TV? Siehst du sie als notwendiges Übel, gehen sie deiner Meinung nach gar nicht oder findest du sie gar hilfreich, um für dich interessantere Inhalte zu sehen? Wir freuen uns auf deine Meinung in den Kommentaren!

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