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MPEG-H: Das musst du über die Zukunft von 3D-Audio wissen

Dolby Atmos oder DTS:X haben die meisten schon einmal gehört. Aber wie steht es um das für 3D-Audio ebenso wichtige MPEG-H? Wir klären, was es mit dem Standard auf sich hat.
Sonys 360 Reality Audio basiert z. B. auf MPEG-H. Bild: Sony

3D-Audio oder auch Spatial Audio gibt es in den unterschiedlichsten Varianten. Im Heimkino geben im wahrsten Sinne des Wortes aktuell Dolby Atmos und DTS:X den Ton an. Geht es dir eher um Musik, dann kannst du z. B. Dolby Atmos Music oder auch Sonys 360 Reality Audio verwenden. Dabei vergisst man oft, was hinter all diesen Techniken steckt. Unscheinbar, aber mächtig, hat sich nämlich der Standard MPEG-H ausgebreitet.

MPEG-H: Das steckt dahinter

Genau genommen ist MPEG-H aber nicht ein Einziger, sondern eine ganze Gruppe von Standards. Beispielsweise zählt auch HEVC, ein effizienter Videocodec, zu diesem breiteren Rahmen. In diesem Ratgeber fokussieren wir uns aber auf den 3D-Audio-Teil. Dabei ist das Erstaunliche, dass es MPEG-H eigentlich schon seit Mitte der 2010er-Jahre gibt. Entwickelt wurde der Standard unter anderem vom Fraunhofer IIS und der ISO/IEC Moving Picture Experts Group (MPEG). Verantwortlich sind die Beteiligten auch für den Bluetooth-Codec AAC, MP3 oder das weitverbreitete Audio- und Videoformat MPEG-1.

3D-Audio bzw. Spatial Audio soll dir dreidimensionalen Rundum-Raumklang bieten.
3D-Audio bzw. Spatial Audio soll dir dreidimensionalen Rundum-Raumklang bieten. | Bild: Dolby

Auch wenn dir MPEG-H vermutlich direkt kein Begriff ist, so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du den Standard unbewusst schon verwendet hast. Denn beispielsweise basiert das bereits erwähnte Sony 360 Reality Audio darauf. In anderen Bereichen findet das Format z. B. für Bilder, codiert als HEIF, Verwendung. Selbst, wenn du ein Video via Netflix streamst oder eine Ultra HD Blu-ray abspielst, kommen Teile des Standards zum Einsatz – in Form des bereits erwähnten Videocodecs HEVC.

MPEG-H und 3D-Audio: Das sind die Funktionen

Okay, MPEG-H wird also im Hintergrund viel verwendet und vermutlich profitierst du bereits davon. Aber was bringt die Technologie in Sachen 3D-Audio denn wirklich an Mehrwerten? Nun, wie durch Dolby Atmos bekannt, ermöglicht es der Standard, Klangobjekte frei im Raum zu platzieren. Das kann auch in der Höhe passieren, sodass etwa ein Hubschrauber direkt über dir vorbeirauschen kann, wenn du die passenden Lautsprecher einsetzt.

Werkelt MPEG-H im Hintergrund, ermöglicht es dir obendrein, den Sound recht flexibel anzupassen. Das Format ist also nicht starr. Modi wie eine gezielte Dialogverstärkung oder das Unterdrücken anderer Klangelemente, etwa des Publikumsjubels bei einem Fußballspiel, sind möglich. Diese Vielseitigkeit geht noch weiter. Denn der Standard eignet sich nicht nur fürs Heimkino, sondern auch für Bluetooth-Kopfhörer, Streaming-Dienste, TV-Übertragungen und sogar VR-Headsets. Dazu kommt, dass die Einbindung der Technik für Hersteller dank offener Standards verhältnismäßig günstig ist, wenn man etwa direkt mit Dolby Atmos oder DTS:X vergleicht.

MPEG-H bietet ähnliche Funktionen wie DTS:X und Dolby Atmos.
MPEG-H bietet ähnliche Funktionen wie DTS:X und Dolby Atmos. | Bild: Fraunofer IIS

Wenn du bei unserer Beschreibung an genau diese beiden 3D-Audio-Standards gedacht hast, dann liegst du auch vollkommen richtig. Denn wie eben Dolby Atmos und DTS:X bietet MPEG-H vergleichbare 3D-Audio-Features. Zusammengefasst sind das der objekt- statt kanalbasierte Sound und echte Höheninformationen.

Wie kommst du an 3D-Sound über MPEG-H?

Das klingt nach einer Win-win-Situation: MPEG-H bietet die Vorteile von Dolby Atmos, ist aber günstiger in der Lizenzierung und sogar breiter verwendbar. Folgerichtig müsste sich der Standard doch extrem ausgebreitet haben im Markt für 3D-Audio? Aktuell ist das nicht der Fall – zumindest nicht in Nordamerika oder Europa. Vielmehr verwenden eher regionale Anbieter in z. B. Brasilien oder Südkorea MPEG-H. Dabei ist zu beachten, dass die gesamte Gerätekette dafür bereit sein muss. Z. B. reicht es nicht, wenn dein Streaming-Player mit dem Format klarkommt. Auch dein AV-Receiver bzw. deine Soundbar muss etwa zum Standard kompatibel sein.

MPEG-H lässt sich sowohl im Heimkino, also auch unterwegs über Kopfhörer nutzen.
MPEG-H lässt sich sowohl im Heimkino als auch unterwegs über Kopfhörer nutzen. | Bild: Fraunhofer IIS

Selbst, wenn beides der Fall sein sollte, benötigst du entsprechende Inhalte; Filme, Serien oder Musik, die MPEG-H auch für 3D-Klang bzw. Spatial Audio einsetzen. Auch das ist aktuell in unseren Breitengraden nicht wirklich der Fall. Die Ausnahme bildet das bereits erwähnte 360 Reality Audio von Sony, aber auch das besetzt derzeit eher eine Nische – und wurde von Tidal z. B. zuletzt fallen gelassen. Bei Amazon Music Unlimited kannst du aber noch auf ausgewählte Inhalte in dem Format zugreifen und so vom entsprechenden 3D-Sound profitieren.

Geringe Verbreitung, trotz der Vorteile: Woran liegt das?

Du hast es schon bemerkt: MPEG-H bietet technisch viele Möglichkeiten. Der übergreifende Standard hat für 3D-Audio viel Potenzial. Doch woran liegt es dann, dass er in der Praxis eine eher geringe Rolle in diesem Bereich spielt? Dies kann man in erster Linie auf die Dominanz von Dolby schieben. Aggressives Marketing hat Dolby Atmos in Sachen 3D-Klang an vorderste Front katapultiert. Dazu kommt, dass es schlichtweg viele Insellösungen gibt. Apple etwa geht in Sachen Spatial Audio einen ganz eigenen Weg.

Dennoch könnte MPEG-H noch eine größere Zukunft vor sich haben. Abseits des Heimkinos setzen etwa mehr und mehr Autohersteller bzw. Anbieter von In-Car-Infotainment-Systemen auf den Standard. Panasonic etwa verwendet MPEG-H in den USA für seine Soundsysteme, die z. B. in Fahrzeugen von GMC Verwendung finden.

Sennheiser unterstützt MPEG-H an seinen Ambeo-Soundbars.
Sennheiser unterstützt MPEG-H an seinen Ambeo-Soundbars. | Bild: Sennheiser

Auch im Heimkino gibt es weiterhin Potenzial. Sennheiser hat es vorgemacht und unterstützt MPEG-H etwa an seinen Ambeo-Soundbars. Insofern lohnt es sich, das Thema im Auge zu behalten: Konkurrenz belebt den Markt. Wir hoffen, dass etwas Schwung im Markt die Dominanz von Dolby zumindest ein wenig ins Rütteln bringen kann.

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