Internet Archive: Klage von Plattenfirmen bedroht das Gedächtnis des Internets

Das Internet Archive ist dir vielleicht ein Begriff? Die Website könnte man auch als „das Gedächtnis des Internets“ bezeichnen. So hat man sich zum Ziel gesetzt, dort nicht nur Websites, sondern zum Beispiel auch alte Bücher, Spiele und Tonträger dauerhaft zu archivieren. Das geschieht nicht aus Profitstreben, denn die Inhalte kannst du vielmehr kostenlos einsehen bzw. herunterladen.
Klage gegen das Internetarchiv: Alte Platten, jetzt digital
Wie der Name andeutet, möchte man ein Archiv bereitstellen, damit die Medien nicht verloren gehen. Das ist allerdings manchen Firmen ein Dorn im Auge, die ihre Urheberrechte bedroht sehen. Eine Klage mehrerer Plattenfirmen bedroht die Plattform deswegen ernsthaft.
So haben millionenschwere Labels wie die Universal Music Group (UMG), Sony Music und Capitol Records eine Klage eingereicht. Sie fordern mittlerweile rund 700 Mio. US-Dollar vom Internet Archive. Stein des Anstoßes ist die Digitalisierung alter 78-RPM-Schallplatten. Letztere wurden bis in die 1950er-Jahre produziert und stehen im Rahmen des „Great 78 Project“ jetzt online bereit. Die Plattenfirmen werfen der Plattform vor, einen Massendiebstahl zu begehen, indem sie die Werke online stellen und frei verfügbar machen. Mit dabei sind Aufnahmen von heute noch bekannten Künstler:innen wie Frank Sinatra, Louis Armstrong oder Billie Holiday.
Laut den Labels stünden die Aufnahmen bereits bei kommerziellen Streaming-Diensten zur Verfügung. Es bestehe also keine Gefahr, dass sie in Vergessenheit geraten könnten. Das Internet Archive kontert, dass man die Aufnahmen jedoch nicht nachbearbeitet habe und sie daher originalgetreu erhalte. Allerdings sind die Werke tatsächlich noch nicht in die Public Domain übergegangen, sodass auch die Plattenfirmen eine Grundlage für ihre Argumentation haben.
Petition fordert den Erhalt des Internet Archives
In einer offenen Petition fordert die Community den Erhalt des Internet Archives. Man appelliert an die Labels, von ihrer Klage abzulassen und nach einer anderen Einigung zu suchen. Denn sollten die Plattenfirmen vor Gericht Erfolg haben, dürfte das gemeinnützige Internet Archive nicht weiter bestehen können. Es würden also nicht nur die archivierte Schallplatten verloren gehen, sondern wohl auch das komplette, andere Material der Plattform – auch die bekannte Wayback Machine. Letztere erlaubt es dir, Archivversionen von Websites aufzurufen.
Die Wayback Machine ist z. B. ein wichtiges Werkzeug in Wissenschaft und Forschung, um Veränderungen in Quellen zu prüfen. Das Internet Archive beruft sich vor Gericht im Übrigen darauf, dass die 78-RPM-Schallplatten, auch Schellacks genannt, für moderne Musikhörer:innen weitgehend uninteressant seien – auch aufgrund der klanglichen Kompromisse. Man stelle das Audiomaterial in erster Linie für die Wissenschaft bereit.
Ob die Plattenfirmen doch noch einlenken, muss sich zeigen. Ansonsten könnte das Internet Archive möglicherweise tatsächlich verschwinden – und das Internet damit einen Teil seines Gedächtnisses verlieren. Alternativ kannst du natürlich immer auf einen Musikstreaming-Dienst setzen. Hier findest du unsere Favoriten: