Was ist ein Audio-Codec? – Einfach erklärt

Du beschäftigst dich derzeit mit dem Kauf eines Kopfhörers, Lautsprechers oder Verstärkers? Dann stößt du schnell auf manchmal schier endlose Listen der unterstützten Audio-Codecs. Da tauchen dann auf den ersten Blick kryptische Abkürzungen wie PCM, FLAC oder auch MP3 auf. Doch was ist eigentlich ein Audio-Codec und was ist z. B. der Unterschied zu einer Audio-Datei? In diesem Ratgeber liefern wir dir eine klare und verständliche Antwort.
So wird Musik gespeichert: Dateiformate und Audio-Codecs
Sobald du dir „aus der Konserve“ Musik anhörst, ganz egal – ob über CD, Download oder Stream – muss diese in der ein oder anderen Form digital vorliegen. Dabei kann sie in unterschiedlichen Dateiformaten gespeichert sein. WAV-Dateien werden etwa für CDs eingesetzt. Sie belegen viel Speicherplatz, sind dafür aber verlustfrei. MP3 kennst du sicherlich auch. Dieses Dateiformat hat mit seiner effizienten Kompression die Musikindustrie revolutioniert. Weder WAV noch MP3 sind allerdings Codecs.

Ein Codec ist sozusagen in der Datei enthalten und sorgt dafür, dass die Datei geschrieben (encodiert) bzw. gelesen (decodiert) werden kann. Du ahnst es: Codecs kommen nicht nur für Audioinformationen, sondern auch für Videos zum Einsatz. Dabei gibt es Codecs mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften. Der eine Codec ist vielleicht besonders effizient und ermöglicht kleine Dateigrößen. Du kannst dadurch also mehr Musik speichern oder auch bei einer langsamen Internetverbindung noch streamen. Gleichzeitig leidet dadurch aber die Klangqualität. Andere Audio-Codecs benötigen höhere Mengen an Daten, liefern dir aber auch eine überlegene Qualität.
Hier ein Kurzüberblick über die Konzepte, die wir dir in diesem Ratgeber erklären. Tiefer ins Detail geht’s weiter unten!
Zusammengefasst: Dateiformate, Audio-Codecs, Bluetooth-Codecs
- Definition und Zweck: Ein Audio-Codec ist in einer Datei enthalten und sorgt dafür, dass Audioinformationen geschrieben (encodiert) und gelesen (decodiert) werden können. Er beeinflusst die Klangqualität und die Dateigröße.
- Unterschied zu Dateien: Ein Audio-Codec ist nicht dasselbe wie eine Audio-Datei. Dateien wie WAV oder MP3 sind Formate, die Audiodaten speichern, während Codecs die Daten verarbeiten.
- Verlustfrei vs. verlustbehaftet: FLAC ist ein verlustfreies Format mit hoher Klangqualität, während MP3 verlustbehaftet ist und zugunsten kleinerer Dateigrößen die Audioqualität mindert.
- Bluetooth-Codecs: Bluetooth-Codecs wie SBC oder aptX sind für die drahtlose Übertragung von Audio zuständig und beeinflussen ebenfalls die Klangqualität, je nachdem, wie stark die Daten komprimiert werden.
- Kompatibilität und Nutzung: Nur das Abspielgerät muss mit dem Audio-Codec kompatibel sein, während die verwendeten Kopfhörer oder Lautsprecher das Dateiformat nicht direkt beeinflussen.
Audio-Codec vs. -Datei: Technik-Slang trifft auf Realität
Auch wenn wir eben festgehalten haben, dass ein Audio-Codec etwas anderes ist als eine Audio-Datei, wirst du in der Praxis immer wieder feststellen, dass beide Begriffe synonym genutzt werden – selbst in Tech-Communities. Es würde uns etwa nicht überraschen, hättest du schon einmal gehört, dass „FLAC ein besserer Codec als MP3“ ist – obwohl beide Dateiformate sind. Das liegt wohl daran, dass die eigentlichen Codecs ohnehin im Hintergrund bleiben, denn sie sind praktisch nur für die Geräte und die Software wichtig. Dort stellen sie die Kommunikation sicher. Was für uns aber manchmal sichtbar ist, sind eben die Dateiformate – z. B. dein Lieblingslied als heruntergeladene MP3-Datei.
Und dann wären da z. B. auch noch Bluetooth-Codecs, die wir dir in einem separaten Ratgeber vorgestellt haben. Beispiele dafür wären SBC, AAC oder auch Qualcomm aptX. Das sind allerdings ausdrücklich keine Audio-Codecs. Man könnte sie vielmehr als Übertragungs-Codecs verstehen. Beispiel: Auf deinem Smartphone befindet sich dein aktueller Lieblingssong als MP3-Datei, codiert im Format MPEG-1 Audio Layer 3. Nun möchtest du die MP3-Datei abspielen und die Musik über deine Bluetooth-Kopfhörer hören. Was passiert dabei genau?

Vereinfacht gesagt, decodiert deine Abspielsoftware die Datei und gibt die Audioinformationen wieder. Dein Smartphone übermittelt diese per Bluetooth kabellos an dein Wiedergabegerät, in unserem Beispiel deine Kopfhörer. Dabei findet ein Bluetooth-Codec zur Übermittlung Verwendung. Er verpackt die Daten, um sie durch den Bluetooth-Tunnel an die Kopfhörer zu schicken. Die Datei bzw. dessen Audio-Codec werden hier also erst decodiert und dann über den Bluetooth-Codec zwischen den Geräten übertragen.
Verlustfrei vs. verlustbehaftet
Audio-Codecs sind nicht nur etwas anderes als Audio-Dateien, sie unterscheiden sich auch untereinander. FLAC ist ein Dateiformat, das den Codec FLAC verwendet – praktisch, da kommt man nicht durcheinander. MP3 ist ein Dateiformat, das den Codec MPEG-1 Audio Layer 3 einsetzt. Während FLAC verlustfrei ist, also potenziell höhere Qualität bietet, ist MPEG-1 Audio Layer 3 verlustbehaftet. Das bedeutet, zugunsten kleinerer Dateigrößen komprimiert es die Audioinformationen. Das bringt einen Qualitätsverlust mit sich. Im Grunde gibt es also immer einen Trade-off: Größere Dateien mit verlustfreien Codecs belegen mehr Speicherplatz auf deinem Gerät, bieten aber die bessere Klangqualität. Kleinere Dateien mit verlustbehafteten Codecs erlauben es dir, mehr Musik zu speichern, aber eben in verringerter Qualität.
Dazu kommt, dass nicht alle Audio-Codecs frei verwendet werden können. Unterschiedliche Firmen halten bestimmte Rechte und Patente und verlangen von anderen Herstellern Lizenzgebühren. Dafür wäre das hochwertige Format MQA ein Beispiel, das wegen seiner hohen Kosten aktuell wenig verbreitet ist. Es kann also je nach deiner Wiedergabekette auch zu Problemen kommen. Apple iTunes z. B. ist zwar eigentlich vom Hersteller ausgemustert worden, wird von vielen Menschen aber noch zur Organisation ihrer digitalen Musiksammlung verwendet. iTunes ist zwar kompatibel zu MP3 / MPEG-1 Audio Layer 3 – nicht aber zu FLAC.

Das Gute: Nur dein Abspielgerät muss kompatibel zu einem Audio-Codec sein. Das heißt, wenn du auf deinem Smartphone FLAC abspielen kannst, musst du nicht darauf achten, spezielle Kopfhörer zu kaufen, die dazu kompatibel wären. Erst bei den erwähnten Bluetooth-Codecs ist es wichtig, dass sowohl Sender als auch Empfänger sie unterstützen. Was die Audio-Codecs angeht, kannst du im Kopf behalten: Dein Abspielgerät muss mit deinem bevorzugten Audio-Codec klarkommen, deinen Kopfhörern oder Lautsprechern ist das Format aber „egal“.
Audio-Codecs und Bluetooth-Codecs greifen ineinander
Vielleicht hast du es schon herausgelesen: Audio-Codecs wie FLAC und Bluetooth-Codecs wie SBC greifen ineinander. Denn sie sind beide Glieder in der Kette, welche den Klang bei der kabellosen Übertragung beeinflussen. Sagen wir z. B. du spielst eine hochwertige FLAC-Datei mit dem gleichnamigen Codec auf deinem Smartphone ab. Dann überträgst du das Ganze per Bluetooth-Codec SBC an deine Kopfhörer. Hier wird der Bluetooth-Codec zum Flaschenhals, weil das FLAC-Material bei der Übermittlung stark komprimiert wird. Du wirst also kaum Vorteile daraus ziehen.
Umgekehrt bringt es dir auch wenig, wenn du stark komprimierte MP3-Dateien über hochwertige Bluetooth-Codecs wie Qualcomm aptX Adaptive, LDAC oder LHDC überträgst. Denn das Ausgangsmaterial ist dann bereits von so geringer Qualität, dass die hochwertige Bluetooth-Verbindung nichts mehr retten kann. Im Idealfall sollten Audio-Codec und Bluetooth-Codec deshalb zusammenpassen.
Zusammenfassend unser Rat: Speicherst du viel Musik auf einer Festplatte oder SSD, um sie über deine Stereoanlage abzuspielen, dann ist die Archivierung in möglichst verlustfreien Formaten und Codecs wie FLAC sinnvoll. Möchtest du deine Musik eher unterwegs am Smartphone wiedergeben und per Bluetooth an deine Kopfhörer übertragen, dürften MP3s ausreichen.
Und das waren sie auch schon, die wichtigsten Dinge, die du über Audio-Codecs wissen solltest!