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Micro LED oder Mini LED: Was ist der Unterschied – was ist besser?

Mini LED und Micro LED sind in aller Munde. Doch trotz der Namensähnlichkeit haben diese beiden Technologien kaum Gemeinsamkeiten. Wir erklären dir, wo die Unterscheide liegen.
Die Samsung Neo QLED verwenden Mini-LED-Technologie. Bild: Samsung

Micro LED und Mini LED: Die Namensähnlichkeit sorgt häufig für Verwechslungen. Dafür muss sich niemand schämen, denn die großen TV-Hersteller werben lieber mit den gemeinsamen Vorzügen beider Technologien, statt sie einfach zu erklären. Dabei gibt es, sieht man von den Bezeichnungen ab, mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Techniken für Bildschirme.

OLED vs. Mini-LED: Neue TVs bei LG und Samsung

Auf den Punkt gebracht: Micro LED ist tatsächlich eine neuartige Display-Technologie. Mini LED steht dagegen lediglich für eine verbesserte Hintergrundbeleuchtung für konventionelle LCD-TVs. Natürlich steckt hinter beiden Techniken aber noch deutlich mehr. So vergleichen die Hersteller selbst sowohl Micro LED als auch Mini LED allzu gerne mit OLEDs. Was es damit genau auf sich hat (und mehr), erfährst du hier.

LG setzt 2021 erstmals mit den QNED auf Mini-LED-Technik.
LG setzt mit seiner neuen QNED-Serie erstmals auf Mini-LED-Technik bei seinen LCD Topmodellen. | Bild: LG

Den Durchblick zu behalten, fällt nämlich durchaus schwer: LG etwa bietet 2021 in seinem TV-Portfolio weiterhin seine OLED-TVs als Flaggschiffe an. Dazu gesellen sich die QNED MiniLED, die NanoCell-Modelle und die UHD-Serien. Hinter QNED, Nanocell und LGs „UHD-TVs“ verbirgt sich gleichermaßen LCD-Technik. Das gilt auch für Samsungs QLED und die neuen Neo QLED. Letztere nutzen ebenfalls Mini-LED-Technik. Doch warum das Aufsehen, wenn LED-Hintergrundbeleuchtung ohnehin seit Jahren in LCD-Fernsehern genutzt wird?

Mini LED: Weiterentwickelte Hintergrundbeleuchtung für LCD

Mini-LED-Technik ist nichts anderes, als eine LCD-Hintergrundbeleuchtung. Vor vielen Jahren nutzten LCD-Fernseher noch CCFL-Hintergrundbeleuchtungen (Kaltkathoden-Fluoreszenzlampen). Mittlerweile gibt es jedoch nur noch LCD-Fernseher, die mit LED-Hintergrundbeleuchtung arbeiten. LEDs bietet gegenüber CCFL-Beleuchtungen den Vorteil, dass sie höhere Lebensdauern aufweisen, sich besser dimmen lassen und schneller reagieren. Jeder LCD-TV benötigt eine Hintergrundbeleuchtung. Sonst wäre an das Fernsehen bei Umgebungslicht oder gar eine HDR-Wiedergabe gar nicht zu denken. Mini-LEDs sind eine Weiterentwicklung: Aufgrund ihrer geringeren Größe (eben „Mini“) lassen sich mehr Leuchtdioden in einem Fernseher verbauen. Sie erhellen für dich das Bild.

Hier sind konventionelle LEDs und Mini LEDs im Größenvergleich zu sehen.
Hier sind konventionelle LEDs und Mini LEDs im Größenvergleich zu sehen. | Bild: TCL

Aber warum sollte man kleinere bzw. mehr Leuchtdioden wünschen? Nun, je mehr einzelne Dioden verbaut sind, desto mehr Dimming-Zonen lassen sich in einem TV verwenden. Außerdem sind sie natürlich präziser ansteuerbar. Das ist besonders wichtig für die HDR-Wiedergabe, bei der zeitgleich einzelne Bereiche im Bild sehr hell werden sollen, während man andere verdunkeln möchte. Das klassische Beispiel ist eine Kerze, die vor einem dunklen Hintergrund leuchtet. Die Darstellung so einer Szene ist für jeden LCD-TV eine enorme Herausforderung. Denn hier muss das Hintergrundlicht des TVs die Kerze besonders hell erstrahlen lassen, während alles Drumherum dunkel verbleiben soll. Einige LEDs sollen also besonders stark, andere besonders schwach bzw. gar nicht leuchten.

Bessere LED-Backlights

Für solche Szenarien bieten Mini-LED-Hintergrundbeleuchtungen Chancen. LG bescheinigt seinem QNED MiniLED-Topmodell etwa bis zu 30.000 einzelne Mini-LEDs und rund 2.500 Dimming-Zonen bei 86″ Diagonale. Mini LEDs haben somit das Potenzial, die HDR-Darstellung zu verbessern. Weil sie für eine präzisere Ausleuchtung bei LCD-TVs sorgen. Man sollte sich jedoch keine Illusionen machen: An die Kontrast- und Schwarzwerte von OLED-Fernsehern, bei denen jeder einzelne Pixel selbst leuchtet, reichen auch LCD-TVs mit Mini-LED-Hintergrundbeleuchtungen nicht heran.

Auch die 8K-Topmodelle von Samsung setzen seit letztem Jahr auf QLED mit Mini-LED Backlight:

Samsung bewirbt seine Neo QLED mit Mini-LED-Technik als OLED-Konter.
Für seine Topmodelle die Samsung gegen die OLED-Modelle als Konkurrenz positioniert, verwendet der Hersteller 2021 Mini-LED-Technik für die Hintergrundbeleuchtung der QLED Displays. Die neue Top-Serie hört auf den Namen Neo QLED. | Bild: Samsung

Pionier der Mini-LED-Technologie ist der chinesische Hersteller TCL. Letzterer vermarktete die Technik bereits 2020 unter seiner Marke Vidrian. Allerdings ist hiervon noch nicht viel auf dem deutschen Markt angekommen, so dass wir noch keinen Mini-LED von TCL in unserem Testlabor unter die Lupe nehmen konnten. Daher können wir über die Bildqualität der TCL Mini-LEDs noch nicht viel sagen.

LG ist 2021 mit den bereits erwähnten QNED-Modellen und Samsung mit den Neo QLED nachgezogen. Neben der Möglichkeit mehr Dimming-Zonen zu integrieren, bieten Mini-LEDs aber noch einen weiteren Vorteil. Da sie kleiner sind als konventionelle LEDs, erlauben sie dünnere Gehäuse.

TCL spielt darauf in diesem Jahr mit seinen OD Zero an. Bei diesen Mini-LED-TVs hat TCL die Distanz zwischen Beleuchtung und LCD-Panel minimiert, was für deutlich schmalere Fernsehgeräte sorgt. Ähnlich wirbt auch Samsung für seine Neo QLED, auch wenn sich der Hersteller nicht klar zu der Anzahl der Dioden und Dimming-Zonen äußern möchte. Die Südkoreaner geben aber an, dass ihre Mini-LEDs nur ein Vierzigstel der Höhe bisheriger LCD-Beleuchtungen aufweisen.

Der große Nachteil von Mini LED? Es ist zu betonen, dass alle prinzipiellen Nachteile der LCD-Technologie erhalten bleiben. Mini LEDs ermöglichen eine verbesserte Hintergrundbeleuchtung mit mehr und kleineren Dimming-Zonen, dennoch ist nicht die Pixelgenaue Präzision der OLED-Rivalen möglich. Zudem steigen die Anforderungen an die Ansteuerung der Beleuchtung exponentiell. Es wird daher deutlich mehr Rechenleistung und präzisere Software benötigt.

Micro LED: Selbstleuchtende Pixel wie bei OLED

Micro LED trägt einen ähnlichen Namen wie Mini LED, bezeichnet aber tatsächlich eine neue Display-Technologie. Micro-LED-Fernseher sind deswegen mehr mit OLED- als mit LCD-Geräten vergleichbar. Denn auch Micro LED steht für winzige selbstleuchtende Pixel. Im Gegensatz zu OLEDs bestehen die Micro LEDs jedoch aus anorganischen Materialien. Das soll für eine höhere Langlebigkeit sorgen. Außerdem können Micro LEDs deutlich höhere Helligkeiten als OLEDs erreichen. Das Sahnehäubchen: Es gibt im Grunde keine Burn-In-Gefahr wie bei OLED.

Das hört sich so an, als vereine Micro LED das Beste aus beiden Welten? Ja, Micro LED bietet die selbstleuchtenden Pixel und damit die perfekten Kontrast- und Schwarzwerte der OLED-TVs. Gleichzeitig erreicht man die gesteigerten Helligkeiten und die höhere Langlebigkeit von LCD-TVs.

Micro-LED: TV-Technik für alle?

Fantastisch, warum solltest du also überhaupt noch etwas anderes kaufen? Nun, Micro LED ist eine noch junge Technologie. Deswegen bieten die meisten Hersteller Micro-LED-Bildschirme aktuell nur für Geschäftskunden an – zu entsprechenden Preisen. Als Beispiel wären Sonys professionelle Micro-LED-Videowände der Reihe Crystal LED zu nennen. Jene kosten Millionenbeträge und sind mit bis zu 16K in immensen Diagonalen zu haben. Ein beeindruckender Einsatzbereich dieser riesigen Displays ist die virtuelle Filmproduktion. Die Kollegen von Insider haben hierzu ein spannendes Video veröffentlicht in dem erklärt wird warum Disney sich bei der Produktion von The Mandalorien für ein virtuelles Filmset anstatt von Greenscreens entschieden hat. Sehr sehenswert:

An dieser Stelle wird dann auch ein Gegensatz deutlich: Auch wenn wir hier über „Micro LED“ sprechen, haben die Größen der Bildschirme nichts mit „Mikro“ zu tun. Tatsächlich tummeln sich aktuell Micro-LED-TVs in der Regel minimal bei ca. 100 Zoll. Das hat einen Grund: In der Herstellung ist es komplex, die anorganischen Dioden in Pixelgröße herzustellen. Und je kleiner der Screen, desto kleiner (bei identischer Auflösung) die Pixel.

So bietet Samsung zwar 2021 bereits Micro-LED-Fernseher für Privatkunden an – aber nur in Diagonalen von 99 bzw. 110 Zoll. Konkrete Preisen verschweigen die Südkoreaner noch, deuteten aber selbst für den 99-Zoller mit 4K-Auflösung einen Kaufbetrag um die 100.000 Euro an.

Samsung Micro-LED-TV
Samsung bietet Micro-LED-TVs nun auch für Privatkunden an. Lebendige Farben und gestochen scharfe Auflösung dank selbstleuchtender Micro-LED-Pixel: Das verspricht Samsung für den 99-Zoll-Boliden. | Bild: Samsung

LG will Kunden mit seinen Micro-LED-Displays der Reihe Magnit überzeugen. Ähnlich wie Sony visiert man aktuell aber nur Geschäftskunden an. Hierbei handelt es sich um LED-Module und nicht um fertige Fernseher wie sie Samsung mit seinen neuen Micro-LED-Modellen nun in 99 und 110 Zoll anbietet.

Mit The Wall hat auch Samsung LED Module für große LED-Leinwände ins Rennen geschickt. Das sind dann ebenso wie bei Sony und LG keine fertigen Fernseher-Modelle, sondern eben Kacheln für eine individuelle Installationen. Die hohen Herstellungskosten mit ihren daraus resultierenden Verkaufspreisen im sechs- bis siebenstelligen Rahmen sind aktuell das Hindernis, welches die Adoption auf dem Massenmarkt derzeit unmöglich macht.

Micro LED oder Mini LED: Was wird die Zukunft bringen?

Im Vergleich zu Mini-LED wird Micro-LED unserer Einschätzung nach langfristig die besseren Chancen haben Nachfolger der derzeit besten Display-Technologie OLED zu werden. Lohnt sich für dich nun das Warten? Das gilt nur, wenn du sehr, sehr lange Warten kannst. Und auch dann ist nicht gesagt, dass sich die Entwicklung nicht doch eine andere Richtung einschlagen wird. Aktuell ist es schwer zu sagen, ab wann Micro-LED-Fernseher in erschwingliche Gefilde rutschen werden. Wir rechnen damit, dass dies sicherlich noch 5 bis 10 Jahre dauern wird. Es hängt davon ab, wie schnell die Hersteller Fortschritte bei der Fertigung machen.

Für uns ist klar: Mini-LED-Hintergrundbeleuchtungen stellen für Hersteller wie Samsung mehr eine Art Lebensverlängerung der LCD-Technologie dar. Die technologiebedingten Nachteile gegenüber OLED kann Mini-LED allerdings nicht ausmerzen, sondern nur zum Teil verringern. Aktuell ist OLED daher auch bei Herstellern wie LG, Panasonic, Philips oder Sony immer noch die erste Wahl im Premium-Segment.

LG Magnit - Modulares Design
LG nennt sein System aus Micro-LED Modulen „Magnit“. | Bild: LG

Micro LED vereint die Vorteile von LCD- und OLED-Technologie ohne die Nachteile einer der beiden Seiten zu übernehmen. Momentan ist die Fertigung jedoch noch so teuer, dass die Fernsehgeräte für das Gros der Kunden unerschwinglich sind. Langfristig hat Micro LED mit seinen anorganischen selbstleuchtenden Pixeln aber eine exzellente Chance, um irgendwann OLED abzulösen.

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