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Google TV vs. Android TV: Was ist der Unterschied?

Mit Google TV und Android TV betreibt Google gleich zwei Smart-TV-Plattformen. Doch wie unterscheiden sich die Lösungen? Wir verraten es dir.
Google TV vs. Android TV

Wenn du dich für einen neuen Fernseher entscheidest, spielt neben der Hardware auch das verwendete Betriebssystem eine entscheidende Rolle. Einige große TV-Marken setzen dabei seit einiger Zeit auf Google – allerdings nicht einheitlich. Denn neben dem seit Jahren bewährten Android TV gibt es seit 2020 mit Google TV eine weitere Smart-TV-Oberfläche.

Beide Lösungen basieren auf dem gleichen technischen Unterbau, unterscheiden sich aber in der Praxis teils drastisch voneinander. Das spielt bei deinem nächsten TV-Kauf eine wichtige Rolle: Während etwa Philips oder Panasonic Fernseher mit Android TV ausliefern, vertreiben mit TCL und Sony zwei Branchenschwergewichte fast ausschließlich Geräte mit Google TV.

Wir zeigen, wie sich die unterschiedlichen Ansätze in der Praxis auswirken und ob Google TV oder Android TV für dich die bessere Lösung ist.

Google TV vs. Android TV: Die wichtigsten Infos

Android TV ist das Betriebssystem, dass auf vielen aktuellen Fernsehern zum Einsatz kommt. Google TV ist hingegen eine neue Bedienoberfläche, die gewissermaßen über das Android-Grundsystem gestülpt ist. Der weltweite Marktanteil der beiden Google-Lösungen liegt zusammen bei rund 16 Prozent des Fernseher-Marktes.

Google TV und Android TV basieren auf dem Smartphone-System Android und haben viele technische Gemeinsamkeiten. So kannst du Fernseher-kompatible Apps über den Google Play Store installieren, Streaming-Inhalte über die Google-Cast-Funktion vom Smartphone auf den Fernseher schicken oder über den Google Assistant sprachgesteuert nach Inhalten oder Antworten auf Wissensfragen suchen.

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Das Mobilsystem Android bildet die technische Grundlage für alle Smart-TV-Lösungen von Google. (Bild: Google)

Der wesentliche Unterschied zwischen Google TV und Android TV liegt in der Art und Weise, wie die Oberflächen neue TV- und Streaminginhalte präsentieren. Google TV versucht, dir systemweit maßgeschneiderte Contentempfehlungen zu liefern und dabei viele Aspekte zu berücksichtigen. Android TV legt den Fokus hingegen eher auf die App-basierten Vorschläge.

Ein System, zwei Oberflächen

Mit der Veröffentlichung des Google Chromecast mit Google TV sorgte das Unternehmen 2020 für einen kleinen Paukenschlag: Nicht nur erhielt der Streaming-Stick erstmalig eine eigene Bedienoberfläche samt Fernbedienung, es handelte sich dabei auch nicht um den von anderen Streaming-Boxen oder eben Fernsehern bekannten Android-TV-Look.

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Mit dem Google Chromecast der dritten Generation führte Google auch den neuen Look für sein TV-System ein (Bild: Google)

Viele zeitgenössische Berichte gingen davon aus, dass Google damit den Nachfolger von Android TV zeigt. Ganz so einfach ist es aber nicht. Statt eines eigenen Betriebssystems, kannst du dir Google TV eher wie einen alternativen Launcher für Android TV vorstellen.

Welches System läuft auf deinem Fernseher?

Willst du herausfinden, welche Android-TV-Version bei dir läuft, kannst du das ganz einfach erledigen. Öffne dazu die Einstellungen auf deinen Fernseher. Hier navigierst du zum Unterpunkt “System – Info”. In diesem Menü zeigen Android TV und Google TV die zugrundeliegende Android-TV-Version an.

Das Konzept kennst du vielleicht schon von deinem Smartphone: Hersteller wie Samsung, Xiaomi oder auch Google selbst verwenden allesamt Android als Betriebssystem. Dennoch sehen die Oberflächen teils völlig unterschiedlich aus. Diesen Ansatz hat Google mit Google TV und Android TV auf den Fernseher übertragen.

Wechselst du also von einem Gerät mit Android TV zu einem mit Google TV oder bekommt dein Fernseher ein entsprechendes Update, muss du dich ein wenig umgewöhnen. So dramatisch wie bei den unterschiedlichen Smartphone-Herstellern sind die Unterschiede allerdings nicht.

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Google TV liefert überall im System umfangreiche Infos zu Filmen und Serien.

Google erlaubt für beide Oberflächen keine großen Einschnitte in Aspekte wie die Bedienoberfläche. Ergo sieht ein Android TV bei Philips im Großen und Ganzen genauso aus wie bei Panasonic während Sony und TCL ebenfalls die gleiche Google-TV-Oberfläche präsentieren. Lediglich TV-interne Funktionen wie Bildeinstellungen oder die Sendersuche unterscheiden sich von Hersteller zu Hersteller.

Google TV und Android TV: Die größten Unterschiede

Der größte und auch augenscheinlichste Unterschied zwischen Google TV und Android TV ist die Art und Weise, wie die Oberflächen neue und begonnene Streaming-Inhalte präsentieren.

Android TV setzt auf der Startseite und den Untermenüs auf so genannte Kanäle. Diese präsentieren neue Filme und Serien, werden dabei allerdings von den jeweiligen Diensten gespeist – also beispielsweise Disney+ oder Netflix.

Die Empfehlungen kommen bei Android TV primär aus den verwendeten Streaming-Apps.

Google TV empfiehlt dir hingegen neue Inhalte auf Basis komplexer Algorithmen, die gleich mehrere Quellen anzapfen. So analysiert das Empfehlungssystem nicht nur die von dir auf Netflix und Co. gesehenen Inhalte, sondern auch deine Bewertungen und sogar Mediensuchen, die du über dein Google-Konto durchgeführt hast. Du hast dabei die Möglichkeit, die Empfehlungen zu verfeinern, indem du zum Beispiel bereits Gesehenes bewertest oder Empfehlungen ablehnst.

Das Konzept von Google TV ist, dich als Benutzer*in möglichst genau kennen zu lernen – etwa durch Bewertungen von Filmen und Serien.

Doch neben den deutlich persönlicheren Empfehlungen gibt es noch weitere Unterschiede. Beispielsweise erlaubt es nur Google TV, ein eigenes Profil für deine Kinder einzurichten. Darüber werden dann nur Inhalte angezeigt, die für die Altersklasse angemessen sind.

Die Google-TV-Startseite ist gefüllt mit Vorschlägen. Neben deinem persönlichen Geschmack fließen dabei auch Dinge wie Google-Trends ein.

Generell ist die Profilerstellung bei Google TV komfortabler, da hier auch die Einrichtung zusätzlicher Profile ohne separates Google-Konto möglich ist. Wenn sich mehrere Menschen den Fernseher teilen, kann das ein echter Vorteil sein.

Auch die Google-TV-App für Android und iOS schöpft ihr ganzes Potenzial nur auf der neuen Oberfläche aus – vor allem, weil du darüber durch Bewertungen die vorgeschlagenen Inhalte verfeinern kannst.

Nur mit Google TV kannst du den vollen Nutzen der Smartphone-Apps schöpfen.

Auf der Kehrseite neigt Google TV aber auch stärker zu Werbeeinblendungen, die im klassischen Android TV kaum vorkommen. So zeigen die Empfehlungen auch Inhalte von Streaming-Diensten, die du gar nicht abonniert hast. Auch ist die ausführlichere Analyse deiner Sehgewohnheiten etwas, was dir bei Google TV zusagen sollte – verhindern kannst du sie nämlich de facto nicht.

Was haben Google TV und Android TV gemeinsam?

Wie schon erwähnt ist der technische Unterbau der beiden Oberflächen identisch. Das merkst du am stärksten bei der App-Auswahl. Auf beiden Oberflächen installierst du Apps über den Google Play Store. Die App-Auswahl ist dabei identisch und recht komplex, wenn man vom Fehlen dedizierter Sky-Apps ausgeht.

Auch kannst du beide Systeme nur in Verbindung mit einem Google-Konto voll ausreizen, dass unter anderem für die Play-Store-Nutzung nötig ist. Das gilt auch für den ebenfalls auf beiden TV-Systemen prominent verfügbaren Sprachassistenten Google Assistant.

Bedeutet Google TV auch ein aktuelles System?

In älteren Meldungen zum Thema finden sich auch Aussagen wie “Google TV ist Android TV 10”. Das stimmt so allerdings nicht. Es gibt durchaus einige Fernseher auf dem Markt, auf dem Android TV in Version 11 oder neuer läuft, die Google-TV-Oberfläche aber fehlt. Selbst Googles Streaming-Stick Chromecast basiert Stand dieses Artikels noch auf dem gut zwei Jahre alten Android TV 10. In der Praxis musst du dir über die Android-Version aber keine größeren Gedanken machen, da alle Apps auch so verfügbar sind.

Dieser ermöglicht dir unter anderem die gezielte Suche nach Inhalten, hilft aber auch bei Wissensfragen oder der Steuerung von Smart-Home-Geräten über den Fernseher – vorausgesetzt, du hast die entsprechenden Verknüpfungen mit deinem Google-Konto vorgenommen.

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Der Google Assistant hilft bei beiden Google-Oberflächen bei der Suche nach Inhalte oder der Steuerung des Smart Homes.

Ebenfalls Standard auf beiden Oberflächen ist die Google-Cast-Funktion. Sie erlaubt es den Benutzer*innen, Inhalte aus Google-Cast-kompatiblen Smartphone-Apps auf den Fernseher zu streamen. Dazu bedarf es übrigens auf beiden Plattformen keiner Google-Anmeldung, der Fernseher muss lediglich mit dem gleichen Netzwerk verbunden sein.

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Bei Android TV sind die Empfehlungen zwar nicht ganz so prominent, aber im Bereich “Discover” dennoch einsehbar.

Auch auf die personalisierten Empfehlungen musst du bei Android TV nicht gänzlich verzichten. Google hat neueren Versionen des Systems, die so genannte Discover-Seite mitgegeben. Hier bekommst du auch auf Android TV Zugriff auf die Empfehlungen sowie die Detailansichten von Filmen und Serien. Ganz so tief in die Nutzungserfahrung integriert ist die Discover-Seite allerdings nicht.

Google TV und Android TV: Welcher Hersteller nutzt was?

Auch gut zwei Jahre nach der Premiere von Google TV erscheinen immer noch viele Fernseher mit der klassischen Android-TV-Benutzeroberfläche. Das gilt übrigens nicht nur für günstige Einsteigermodelle, wie unsere TV-Tests zeigen.

Bis Sommer 2022 sind mit Sony und TCL nur zwei Hersteller dazu übergegangen, ihre Geräte ab Werk mit Google TV auszuliefern. Andere Android-TV-Produzenten, etwa Philips oder der Xiaomi Mi TV P1 setzen noch auf die klassische Android-TV-Umgebung. Das könnte sich aber in den kommenden Jahren ändern. Die Philips-Konzernmutter TP Vision gab beispielsweise bekannt, ab 2023 auf Google TV umsteigen zu wollen.

Philips Mini LED TV
Philips setzt bei seinen aktuellen Top-TVs fast ausschließlich auf Android TV.

Noch offen ist, ob und wenn ja welche aktuellen Android-TV-Fernseher über kurz oder lang das Update auf die Google-TV-Oberfläche erhalten. Technisch ist das problemlos möglich. Ein Beispiel dafür liefert Nvidia mit seiner Streaming-Box Shield TV.

Sehr viel konsequenter zeigt sich Sony: Die Japaner haben sich seit 2021 praktisch vollständig der neuen Oberfläche verschrieben. Sowohl bei den vergleichsweise günstigen Allroundern wie dem Sony A80K als auch bei High-End-TVs wie dem Sony A95K ist Google TV mit all seinen Eigenschaften der Standard.

Sony A95K im Test
Sony installiert bei seiner kompletten TV-Serie ausschließlich Google TV, etwa beim A95K.

Während andere Hersteller – etwa Panasonic – auch noch andere Systeme im Portfolio haben, gilt: Willst du einen Sony-Fernseher kaufen, solltest du auch Google TV mögen.

Google TV oder Android TV: Was ist besser?

Die alles entscheidende Frage, ob Google TV oder Android TV die bessere Lösung für dich sind, ist nicht leicht zu beantworten. Grundsätzlich solltest du für beide Systeme eine gewisse Google-Affinität mitbringen. Ohne verzichtest du auf viele Funktionen, allen voran die App-Installation über den Play Store.

Die App-Installation über den Play Store funktioniert auf beiden Systemen auf identische Weise.

Google TV wirkt subjektiv moderner als sein indirekter Vorgänger. Android TV präsentiert sich im Gegenzug mit seinem Fokus auf App-Inhalte anstelle eines Mix aus allen Kanälen aufgeräumter. Ob du den stark personalisierten Strom an Inhaltsempfehlungen von Google TV bevorzugst, ist letztlich Ermessenssache.

Letztlich spielen natürlich die Hersteller eine entscheidende Rolle – und hier hast du leider wenig Wahlmöglichkeiten. Möchtest du einen Sony A95K mit seinen herausragenden Bildeigenschaften verwenden, kommst du um Google TV nicht herum. Gleiches gilt für Fans des Philips-Ambilight-Systems, die derzeit bei den meisten Modellen auf Android TV angewiesen sind.

Google-Fans können viele Funktionen auf beiden Systemen nutzen, etwa den Google Assistant (hier bei TCL)

Auf lange Sicht wird Google TV der Standard für Android-basierte Fernseher werden. Schon jetzt hast du bei Sony und TCL praktisch keine andere Wahl mehr, über kurz oder lang werden die anderen Android-fokussierten Hersteller nachziehen.

Fazit: Android TV vs Google TV

Google hat mit der Entscheidung, Google TV als Aufsatz für Android TV zu konzipieren, nicht nur bei den Käufer*innen für einige Verwirrung gesorgt. Dass sich bislang nur zwei Hersteller – wenn auch recht wichtige – gänzlich auf die neue Oberfläche konzentrieren, ist dabei sicherlich nicht förderlich.

In der Praxis sind die Unterschiede zwischen Android TV und Google TV aber für viele TV-Nutzter*innen weniger dramatisch, als es die Oberfläche vermuten lässt. Startest du beispielsweise ohnehin direkt den Streamingdienst deiner Wahl, dürfte es egal sein, wie die Startseite deines Smart-TVs aussieht.

Auch Funktionen wie die Sprachsteuerung, Google Cast und natürlich der Google Play Store mit seinen Apps sind bei beiden Varianten deckungsgleich. Letztlich sollte also eher die technischen Eigenschaften deine TV-Kaufentscheidung beeinflussen – und natürlich, wie du ganz allgemein zu Google und seinen Diensten stehst.

Was sagt dir mehr zu: Android TV oder Google TV? Oder kannst du mit beiden Varianten gar nichts anfangen? Verrate es uns gerne in den Kommentaren unter dem Artikel.

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