Netflix: Helfen internationale Originals durch die Streiks?

Aktuell streiken in den Vereinigten Staaten nicht nur die Drehbuchautor:innen, sondern inzwischen auch die Schauspieler:innen. Das hat bereits dazu geführt, dass die Arbeit an zahlreichen Filmen und Serien zum Erliegen gekommen ist. Obendrein stehen Verschiebungen für bereits abgedrehte Produktionen wie Dune: Part Two im Raum. Das liegt daran, dass die Schauspieler:innen normalerweise die Vermarktung solcher Blockbuster unterstützen – etwa in Form von Interviews, Social-Media-Posts oder der Präsenz auf dem roten Teppich. Doch während des Streiks ist das ausgeschlossen.
Einige Anbieter blicken daher aktuell verstärkt auf internationale Produktionen. Schließlich beschränken sich die Streiks auf die USA. Gerade der Streaming-Anbieter Netflix setzt die Hoffnungen auf globale Formate. Doch wie Variety kalkuliert, ist das wohl eine trügerische Annahme. Zwar konnte Netflix mit Squid Game und Haus des Geldes auch außerhalb der Ursprungsländer Südkorea und Spanien internationale Erfolge feiern, doch diese beiden Serien sind eher die Ausnahme als die Regel.

Blickt man nämlich auf die bisher erfolgreichsten Netflix Originals, so tummeln sich dort fast nur US-Produktionen. Es ist somit selten, dass Formaten aus anderen Ländern weltweit der Durchbruch gelingt. Die letzten großen Hits des Streaming-Anbieters sind etwa Wednesday sowie die vierte Staffel von Stranger Things gewesen. Wie wir Netflix und sein Angebot aktuell im Vergleich zur Konkurrenz bewerten, siehst du anhand unserer Bestenliste:
Netflix internationale Eigenproduktionen straucheln oft im Herkunftsland
Besonders spannend wird es, wenn man sich den Erfolg lokaler Eigenproduktionen in ihren Heimatländern ansieht. Hier ist gerade Deutschland ein Negativbeispiel. Deutschsprachige Netflix Originals stehen selbst in ihrem Heimatland für weniger als drei Prozent der abgerufenen Stunden der Netflix-Eigenproduktionen. Damit stehen wir ganz am unteren Ende der Skala. Doch in keinem Land außer Südkorea oder den Vereinigten Staaten erreichen die lokalen Eigenproduktionen Abrufanteile innerhalb der Netflix Originals, die 20 Prozent überschreiten würden. Stets ist also die Lust der Zuschauer:innen auf US-Produktionen größer.

Im Klartext zahlen sich internationale Eigenproduktionen für Netflix selbst in den jeweiligen Herkunftsländern oft weniger aus als US-Content. Rein finanziell dürften sich zumindest deutsche Netflix Originals kaum lohnen. Anders lediglich in Südkorea: Die südkoreanischen Eigenproduktionen stehen dort zwar für weniger als fünf Prozent der Originals insgesamt, beanspruchen innerhalb des Landes aber satte 68 Prozent der abgerufenen Originals-Stunden. Die Investitionen zahlen sich dort also definitiv aus.
Südkorea markiert aber damit eine Ausnahme. Deutschland mag das Extrembeispiel am anderen Ende der Skala sein, doch insgesamt zeigt sich ein anhaltender Trend hin zu US-Formaten. Genau jenen Appetit der Nutzer:innen wird man aber in absehbarer Zeit nicht decken können, es sei denn man einigt sich mit den Streikenden.