Apple soll sein System in der EU drastisch öffnen: Das sind die Konsequenzen für Kopfhörer und AirPlay

Die EU-Kommission blickt skeptisch auf viele US-Tech-Unternehmen. So sieht man bei großen Playern wie Amazon, Google und Meta die Gefahr, dass sie ihre massive Marktmacht missbrauchen – unter anderem, um keine neue Konkurrenz aufkeimen zu lassen. Das kann auch aufstrebenden Start-ups in Europa schaden. Aktuell hat man da besonders Apple ins Visier genommen. So schlägt man in einem weitreichenden Entwurf vor, dass der Hersteller seine Plattform iOS deutlich öffnen soll.
Das entsprechende Dokument in englischer Sprache umfasst 25 Seiten (hier als PDF). Zusammengefasst soll Apple iOS für Dritthersteller öffnen. Betroffen wären davon auch Kopfhörer. Hintergrund ist, dass die EU-Kommission meint, der US-Tech-Riese hält sich nicht ausreichend an den Digital Markets Act (DSA). Beispielsweise müssten Komfortfunktionen wie das Teilen über AirDrop oder das Casting via AirPlay offen gehalten werden und grundsätzlich allen Partnern offenstehen.
Dabei wird die EU-Kommission ziemlich präzise und erwähnt als einzelne Funktionen etwa vollen Zugriff auf die iOS-Benachrichtigungen, die Ausführung von Diensten im Hintergrund oder auch die automatische Audio-Umschaltung. Letztere funktioniert aktuell nur mit Apple AirPods. Sie erlaubt den automatischen Wechsel zwischen verschiedenen Apple-Geräten als Zuspieler. Obendrein soll Apple seine Casting-Technik AirPlay öffnen, sodass grundsätzlich alle Geräte von Drittanbietern Sender oder Empfänger werden können, wenn sie die technischen Voraussetzungen erfüllen.
Apple soll neben AirPlay externe Casting-Lösungen feilbieten
Auch fordert die EU-Kommission, dass Apple Drittanbieter-Lösungen für das Casting – das könnte etwa Google Cast sein – integriert und in den gleichen Menüs wie AirPlay anbietet. Im Ergebnis soll Apple nicht mehr wahllos diskriminieren und endlich herstellerübergreifende Funktionen fördern. Auch verlangt man, dass keine unnötigen technischen oder finanziellen Hürden für Dritthersteller aufgebaut werden. Die Interoperabilitätslösungen sollen deswegen kostenlos sein. Nach dem Entwurf der EU-Kommission müsste Apple diese Veränderungen bis Ende 2025 in iOS implementieren. Das wäre also eine drastische Kehrtwende für den Hersteller aus Cupertino, der seine Systeme regulär abschirmt und als strenger Gatekeeper fungiert.
Aktuell handelt es sich um einen Entwurf der EU-Kommission. Sie erbittet Rückmeldungen von Kund:innen und Partnerunternehmen Apples bzw. unabhängigen Drittherstellern. Deswegen kann sich die Ausgestaltung der Maßnahmen noch wandeln. Im Frühjahr 2025 könnte die Politik die Regularien dann festschreiben. Apple wiederum dürfte das Ganze als Kontrollverlust verstehen und sich dagegen mit Händen und Füßen wehren.
In ersten Stellungnahmen schiebt Apple die Nutzer:innen vor und argumentiert, es könnte zu Beeinträchtigungen des Datenschutzes und der Sicherheit kommen. Das dürfte allerdings ein Scheinargument sein, denn wesentlich geht es dem Konzern natürlich darum, seine Gewinnmargen zu sichern. Des Pudels Kern ist, dass Apple einerseits iOS als Plattform kontrolliert und andererseits selbst ein Hard- und Software-Ökosystem darum aufgebaut hat, in dem man direkt mit Partnern konkurriert. Daraus ergibt sich ein Ungleichgewicht. Nun heißt es gespannt sein, wie sich die Lage weiterentwickelt.